Benutzer:Meister und Margarita/Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Griechenland

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Ermordung griechischer Zivilisten (Männer) durch deutsche Fall­schirm­jäger, Kreta, 2. Juni 1941

Die Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Griechenland in den Jahren 1941 bis 1945 beschreiben (a) die Massenmorde an Zivilisten, (b) die Große Hungersnot in Griechenland, (c) den Holocaust in Griechenland. Alle diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden von der deutschen Wehrmacht in Tateinheit mit SS und der deutschen Zivilverwaltung Griechenlands begangen und blieben weitgehend ungesühnt und nicht entschädigt.

Massenmorde an der Zivilbevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eroberung Griechenlands durch das Dritte Reich, der Kampf gegen den Widerstand der Griechen und die sogenannten Repressalmaßnahmen gegen unschuldige Zivilisten waren äußerst blutig und erfolgten mit höchster Brutalität. Hier die wichtigsten Kriegsverbrechen von deutschen Wehrmacht und SS:

Kreta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach ersten Vergeltungsaktionen beim Sonderunternehmen Völkerbund durch deutsche Gebirgsjäger nach der Luftlandeschlacht um Kreta auf Kreta, versuchten die folgenden Kommandanten auf Kreta, General Alexander Andrae, General Bruno Bräuer, General Friedrich-Wilhelm Müller und General Heinrich Kreipe anfangs, zu einer weniger harten Repressionspolitik überzugehen.[1]

Die Fallschirmjägertruppen wurden in Folge unmittelbar von der Insel abgezogen und durch Infanterie- und Sicherungsdivisonen ersetzt. Als es zu Sabotageaktionen an Flughafen- und Treibstoffanlagen und zu Zusammenstößen mit kretischen Partisanen, den Andarten, während der sich anschließenden Besatzungszeit kam, gingen auch sie zu Massenexekutionen an Zivilisten über. So ließen sie in einer „Sühneaktion“ im September 1943 im Unterbezirk Viannos ein Dutzend Dörfer niederbrennen, wobei mindestens 440 Personen (Männer, Frauen und Kinder) starben.[2] Auch der Rückzug in die Region um Chania, die 'Kernfestung Kreta', im Herbst 1944 wurde von Zerstörungen kretischer Dörfer entlang der Rückzugslinie und von Hinrichtungen von Zivilisten begleitet.[3] Laut griechischen Schätzungen starben während der deutschen Besatzung Kretas zwischen 3.000 und 9.000 Zivilisten.[4] siehe auch

  • Kondomari (2. Juni 1941, 23 erschossene Landarbeiter)[5]
  • Kandanos (3. Juni 1941, 23 Tote),
  • Parivolia bei Chzania (Juni 1941, 42 Männer wurden vor den Augen ihrer Frauen erschossen),
  • am 14. September 1943 überfielen Deutsche mehrere Dörfer (darunter Viannos, Amira, Vechos, Kephalovrissi, Krevvates, Agios Vassilios, Pefkkos, Simi, Gdochia, Myrtos, Mournies, Malles). Sie töteten 440 Menschen, nahmen 200 fest und zerstörten drei Orte.[6]
  • Anogia (im August 1944 mit Beschuss und Dynamit zerstört)[7]

Insgesamt starben nach der Niederlage der Alliierten in der Luftlandeschlacht um Kreta bis 1945 infolge der Besatzung der Achsenmächte 8.575 Kreter.[8]

Der Schriftsteller Nikos Kazantzakis und zwei Wissenschaftler unternahmen 1945 eine Rundreise in Kreta und sammelten Informationen zu den Massakern.[9]

Ägäische Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peloponnes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordwestgriechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darüber hinaus unterstützten Gebirgsjäger die Geheime Feldpolizei bei der Deportation der jüdischen Bevölkerung in Griechenland. Als die Division im Frühjahr 1943 nach Montenegro verlegt wurde, hatte sie im bisherigen Kriegsverlauf bereits über 19.000 Mann verloren. Anfang Juli 1943 wurde die 1. Gebirgs-Division nach Westgriechenland in den Epirus verlegt. Die militärischen Erfolge der ELAS hatten eine Verstärkung der deutschen Besatzungstruppen notwendig gemacht, und als Antwort darauf sollte der Terror intensiviert werden. Auch für sie galt Hitlers Befehl vom 16. Dezember 1942:

„[…] Wenn dieser Kampf gegen die Banden sowohl im Osten wie auf dem Balkan nicht mit den allerbrutalsten Mitteln geführt wird, so reichen in absehbarer Zeit die verfügbaren Kräfte nicht mehr aus, um dieser Pest Herr zu werden. Die Truppe ist daher berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampf ohne Einschränkungen auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt…[10]

Allein in den drei Monaten zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1943 wurden rund 207 Ortschaften mit 4.500 Häusern zerstört und über 2.000 Griechen und Albaner, darunter Frauen, Alte und Kinder getötet. Ein Indiz dafür, dass es höchst selten zu Gefechten mit Partisanen kam, ist die Tatsache, dass „nur“ 23 Gebirgsjäger in diesem Zeitraum gefallen sind.[11][12][13]

siehe auch:

  • Komeno (16. August 1943, 317 Einwohner ermordet),
  • Lyngiades (3. Oktober 1943, 83 Tote),
  • Kalavrita (13. Dezember 1943, über 650 Tote),
  • Klissoura (Epirus),
  • Massaker von Distomo (10. Juni 1944, 218 Tote)

Ionische Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch Gebirgsjäger waren an Kriegsverbrechen beteiligt, so die 1. Gebirgs-Division an der Erschießung von italienischen Kriegsgefangenen der Division „Acqui“ auf Kefalonia und Korfu.[14] 155 Offiziere und 4.750 einfache italienische Soldaten,[15] die sich den deutschen Truppen ergeben hatten, wurden nach ihrer Gefangennahme, den Befehlen des Oberkommandos der Wehrmacht folgend und allen Bestimmungen des Kriegsvölkerrechts widersprechend, getötet. Dies war eines der schwersten Kriegsverbrechen mit direkter Beteiligung von Wehrmachteinheiten.


Noch nicht zugeordnet
  • Das Massaker von Kalavryta (en, griechisch Σφαγή των Καλαβρύτων) erfolgte auf Anordnung des Generalmajors Karl von Le Suire und begann am 9. Dezember 1943 mit der Zerstörung von Kalavryta und 25 Dörfern. Auch das Nationalheiligtum der Griechen, das Kloster Agía Lávra, wurde im Rahmen der Operation zerstört. Die Männer von Kalavryta wurden allesamt mit Maschinengewehren erschossen, nur 13 überlebten, weil die Deutschen sie für tot hielten. Die Frauen und Kinder wurden in eine Schule gesperrt und diese sodann angezündet. Dass es überhaupt Überlebende gab, ist einem deutschen oder österreichischen Soldaten zu verdanken, der mit dem Gewehrkolben die verschlossene Hintertür der bereits lichterloh brennenden Schule aufbrach. Er wurde tags darauf standrechtlich erschossen. Kampfgruppenführer Ebersberger meldete 674 Erschossene, in der Abschlussmeldung ist von 695 erschossenen Griechen die Rede. Die „Griechen gehen ihrerseits bis heute von einer wesentlich höheren Zahl von Toten aus“.[16]

Große Hungersnot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung 1936–1943 in der Stadt Athen

Die Große Hungersnot (griechisch Megálos Limós, Μεγάλος Λιμός) im Herbst und Winter 1941/1942 war die mit Abstand schlimmste Hungersnot in der Geschichte Griechenlands. Sie war die Folge einer auf maximale wirtschaftliche Ausbeutung ausgelegten Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reichs während der Besatzung Griechenlands. Die Schätzungen über die Zahl der Menschen, die in Griechenland während des Zweiten Weltkrieges an den direkten oder indirekten Folgen des Hungers starben, schwanken zwischen 100.000 und 450.000 Opfern.

Von 300 im Oktober 1944 in Athen untersuchten Kindern waren 290 an Tuberkulose erkrankt.[22]

Holocaust in Griechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Prozess Generäle in Südosteuropa in den Jahren 1947 und 1948 wurden die Generäle Hubert Lanz, Hellmuth Felmy und Wilhelm Speidel aufgrund ihrer Verantwortung für einige der Massaker schuldig gesprochen und zu zwölf, fünfzehn bzw. zwanzig Jahren Haft verurteilt. Sie wurden alle drei begnadigt, 1951 aus der Haft entlassen und bezogen danach eine Pension. Felmy lebte noch bis 1965, Speidel bis 1970 und Lanz bis 1982.

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hagen Fleischer: Besatzungsalltag auf Kreta 1943–1944 – Eine Dokumentation. In: Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. Band 3, 1943–1945, München 1999, S. 361.
  2. Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941–1945. a. a. O., S. 39.
  3. Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941–1945. a. a. O., S. 127.
  4. Hagen Fleischer: Besatzungsalltag. In: Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. 3. Band, Saur Verlag, Neuauflage 2002, ISBN 3-598-11428-1.
  5. laut Gedenkstein; Goeb (2010, S. 226) nennt 25 Landarbeiter
  6. Goeb (2010), a. a. O. S. 224 f.
  7. Goeb (2010), a. a. O. S. 220 f.
  8. Georgios I. Panagiotakis: Die epische Schlacht um Kreta. Iraklio 2012, ISBN 978-960-87416-7-6, Allgemeines zur Schlacht um Kreta, S. 39 (Originaltitel: Η επικη μαχη τησ Κρητησ. el).
  9. Alexander Goeb (2010), a. a. O. S. 224.
  10. Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz – Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945). Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6, ISBN 3-8226-1892-6, S. 71 ff., 219.
  11. Bericht über die „Brendtenfeier“ und die Proteste (Video) ARD Magazin Kontraste, Sendung vom 26. Mai 2005.
  12. Bericht über die „Brendtenfeier“ und die Proteste (Video) ARD Magazin Panorama, Sendung vom 12. Juni 2003.
  13. Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg. 2008.
  14. Manachem Shelah: Die Ermordung italienischer Kriegsgefangener, September- November 1943. In: Hannes Heer, Klaus Naumann (Hrsg.): Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944, Hamburger Edition, 2. Auflage 1995, S. 195–204.
  15. Gerhard Schreiber: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943–1945. Oldenbourg, 1990, S. 158, (Zahlen nach italienischen Angaben)
  16. Eberhard Rondholz: „Schärfste Maßnahmen gegen die Banden sind notwendig ...“ – Partisanenbekämpfung und Kriegsverbrechen in Griechenland. Aspekte der deutschen Okkupationspolitik 1941–1944. In: Ahlrich Meyer (Hrsg.): Repression und Kriegsverbrechen. Die Bekämpfung von Widerstands- und Partisanenbewegungen gegen die deutsche Besatzung in West- und Südeuropa. Verlag der Buchläden Schwarze Risse, Rote Strasse, Berlin 1997, ISBN 3-924737-41-X, S. 130–170.
  17. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 5/2: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereiches, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-06499-7, S. 162.
  18. Ehrengard Schramm: Ein Hilfswerk für Griechenland: Begegnungen und Erfahrungen mit Hinterbliebenen deutscher Gewalttaten der Jahre 1941–1944. Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, ISBN 3-525-36275-7, S. 122ff.
  19. Hermann Frank Meyer: : "Sühnemaßnahmen" auf der Peloponnes, abgerufen am 4. März 2016.
  20. Stratos N. Dordanas: Reprisals of the German Authorities of Occupation in Macedonia 1941–1944. Dissertation. Fakultät für Geschichte und Archäologie der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Thessaloniki 2002, S. 703 ff.
  21. Edmund Keeley: Some Wine for Remembrance. White Pine Press, Buffalo NY 2001, ISBN 1-893996-15-8.
  22. Zur Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzer in Griechenland 1941–1944 Ausbeutung, die in die Katastrophe mündete. (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)