Benutzer:MuEuKu Berlin/Baustelle

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Historische Wegmarken eines Museums Europäischer Kulturen in Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang 19. Jh. Zwei Schamanentrommeln der Sámi (einer ethnischen Gruppe in Norwegen) kommen in die Königlich Preußische Kunstkammer

"Europa"-Schrank, Rekonstruktion 1999

1859 Eröffnung des Neuen Museums, u.a. mit Ethnologischer Sammlung und Schrank „Europa“ (bis 1886)


1873 Institutionelle Gründung des Museums für Völkerkunde der Königlich Preußischen Museen

1886 Eröffnung des Museums für Völkerkunde im neuen Gebäude, das auch europäische Ethnographica, jedoch keine explizit aus Deutschland stammenden Sammlungen besitzt. Pläne einer gemeinsamen Ausstellung von außereuropäischen und europäischen Objekten (ca. 250 Objekte) unter besonderer Berücksichtigung der „deutschen“ Kultur müssen wegen Platzmangels ebenso scheitern wie die Gründung eines „Nationalmuseums“, das die Geschichte der europäischen „Völker“ mit Schwerpunkt auf der „deutschen“ Kultur von der Urgeschichte bis zur Gegenwart darstellt.[1]

1889

Die private Initiative des Berliner Mediziners, Anthropologen und Politikers Rudolf Virchow (1821-1902) sowie anderen Mitgliedern der Berliner Anthropologischen Gesellschaft

Rudolf Virchow, Portrait, Kaltnadelradierung um 1900

führt zur Gründung und Förderung des deutschlandweit ersten zentralen „Museums für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes“. Ab 1891 wird das Museum durch einen eigens zu diesem Zweck gegründeten Museumsverein getragen. Direktoren sind u.a. Ulrich Jahn (bis 1891) und Hermann Sökeland (1891-1904 ehrenamtlich).

Ziel des bis 1934 im Palais Creutz (Klosterstraße 36) untergebrachten Museums ist es, den in der Völkerkunde ausgeklammerten Kulturzeugnissen des „eigenen Volkes“ sowie der angrenzenden Länder deutscher Sprache Raum zu geben. Zudem sollen die im Zuge der Industrialisierung im Verschwinden begriffenen bäuerlich-ländlichen Sachgüter aus Deutschland bewahrt werden.

1904 Das Privatmuseum wird mit Unterstützung des Mäzens James Simon (1851-1932, ab 1904 Vorsitzender des Museumsvereins) und unter der Leitung von Karl Brunner (1904-1928) als „Königliche Sammlung für Deutsche Volkskunde“ Teil der Königlich Preußischen Museen zu Berlin. Die Einrichtung wird der Prähistorischen Abteilung des Museums für Völkerkunde administrativ unterstellt und von ihr betreut. Aufgrund der unzweckmäßigen Angliederung an diese Abteilung spielt die volkskundliche Sammlung jedoch eine marginale Rolle.[2]

1929 Etablierung eines selbstständigen „Staatlichen Museums für deutsche Volkskunde“, das den Staatlichen Museen zu Berlin rechtlich unterstellt ist. Insbesondere der Direktor Konrad Hahm (1928-1943) setzt sich mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit, wechselnden Ausstellungen und zielgerichteten Vortragstätigkeit für eine breite Publizität von Reichtum und Vielfalt der Museumsbestände, eine lebendige Museumsarbeit und die Belange des Museums ein. Darüber hinaus erarbeitet er in zahlreichen Denkschriften und Konzeptionen einige Varianten möglicher Formen volkskundlicher Darbietung in einem zentralen Volkskundemuseum, mit denen er den Übergang vom Schaumuseum mit landschaftlichem Präsentationsprinzip zum neuen nach Sachgruppen geordneten Typus des „beweglichen Arbeitsmuseums“ initiiert.[3]

1934 bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung des Museums für deutsche Volkskunde im eigenen Gebäude, dem Schloss Bellevue. 1938 folgt der Umzug der Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude ins Prinzessinnenpalais neben der Staatsoper in der Straße Unter den Linden sowie der Sammlungen und Werkstätten in die ehemalige National-Mutterloge der Freimaurer in der Splittgerbergasse 3. Auf zeitweilig offene Zugeständnisse an die Herrschaftsideologie des Nationalsozialismus − was sich in der Hoffnung auf verbesserte Wirkungsmöglichkeiten in höchst eingefärbten Ausstellungsthematiken zu „national-landsmannschaftlicher Heimat- und Volkstumsarbeit“ äußerte − folgt eine (indirekte) Abkehr: Umfangreiche nationalsozialistisch geprägte Ausstellungen und groß angelegte Propagandaschauen kommen nicht zustande. Hahm richtet seine Initiativen dagegen auf die Gründung eines „Instituts für Volkskunstforschung“, das 1940 unter seiner Leitung der Berliner Universität angeschlossen wird. Eine dem Museum angegliederte Abteilung „Schule und Museum“ wirkt seit 1939 bereits in museumspädagogischer Perspektive. Die Leitung übernimmt bis zu seiner Verhaftung und späteren Hinrichtung im Oktober 1944 der progressive und humanistisch gesinnte Pädagoge und aktive Widerstandkämpfer im Kreisauer Kreis, Adolf Reichwein. Mit der Etablierung einer Abteilung „Eurasien“ im Museum für Völkerkunde, deren Einrichtung im Einklang mit der NS-Ideologie steht, muss die volkskundliche Sammlung alle „nicht deutschen“ Objekte an das Museum für Völkerkunde abgeben, während dieses seine „deutschen“ Objekte an das Museum für Deutsche Volkskunde überstellt. Damit vollzieht sich eine neue institutionelle Trennung der Sammlungsbereiche von Ethnographica. Der Zweite Weltkrieg bringt für die Museen Zerstörung, Verluste, Diebstahl und die Verlagerung von Objekten mit sich.[4]

1945 bis zur deutschen-deutschen Wiedervereinigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl die wertvollsten Museumsbestände in den letzten Kriegsjahren in Kellern, Bunkern und Gutshäusern an neun verschiedenen Orten in Berlin, Brandenburg und Vorpommern ausgelagert wurden, sind rund 80% der volkskundlichen Museumsbestände nach Kriegsende vernichtet. Die noch kurz vor Kriegsende vom Berliner Flakturm am Zoo in die Kalischächte nach Thüringen verbrachten Objekte werden nach Kriegsende von US-amerikanischer Besatzung nach Wiesbaden befördert, während die restlichen im Flakturm verbliebenen Teilbestände von der sowjetischen Besatzungsmacht im Sommer 1945 mit anderen hochkarätigen Museumsgütern in die Sowjetunion transportiert werden.[5] Im Nachkriegsdeutschland hat die politische Teilung in BRD und DDR, die Entstehung von volkskundlichen Parallelmuseen in Berlin zur Folge:

Ein Teil der Sammlung wird im Ostteil der Stadt im „Museum für Volkskunde“ im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel untergebracht, wo es sich nach inhaltlich-konzeptuellen Auseinandersetzungen endgültig 1957 mit einer neuen Schausammlung etabliert. Der andere Teil wird in Westberlin kurzzeitig wieder dem Museum für Völkerkunde angegliedert, gewinnt 1963 im Rahmen der neu gegründeten Stiftung Preußischer Kulturbesitz seine Eigenständigkeit als „Museum für Deutsche Volkskunde“ zurück und wird erst 1976 im wiedereröffneten Magazinflügel des Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Blick in die Dauerausstellung der 1980er Jahre im Museum für Deutsche Volkskunde, Berlin/West

Eine ministerielle Weisung, die den Mitarbeiter_innen der Staatlichen Museen zu Berlin jeglichen Kontakt zu Einrichtungen des Preußischen Kulturbesitzes in Berlin/West untersagt, trägt wesentlich zur Entfremdung beider Einrichtungen bei.[6] In den 1980er Jahren widmen sich beide Museen zunehmend dem Kulturwandel im Industriezeitalter bis hin zum Leben der städtischen Bewohner. Mit Sonderausstellungen wie „Großstadtproletariat“ (1980-87) oder „Dienstbare Geister“ (1981) überwinden sie die Beschränkung auf vorindustrielle bäuerlich-handwerkliche Kultur, wenn auch der auf gegenwärtige Dynamiken gerichtete Anspruch der Sammelpolitik nur bedingt erfüllt wird. Auf die in Europa beobachtbaren sozialen und kulturellen Wandlungsprozesse im Zuge des fortschreitenden politisch-ökonomischen Integrationsprozesses wird 1988 erstmals die Idee zur Gründung eines „Europa-Museums“ bei den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz artikuliert. Diesem Impuls gehen Kooperationen zwischen der Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde und dem Museum für Deutsche Volkskunde im Westteil der Stadt voraus.

1989 Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des seit fast 30 Jahren geteilten Museums für (Deutsche) Volkskunde beginnt eine Wiederaufnahme der beiderseits ruhenden Kontakte.

1992 Im Anschluss an die politische Wiedervereinigung Deutschlands werden die Sammlungen der Staatlichen Museen unter der Ägide der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bei personeller Kontinuität zusammengeführt. Im Zuge der Neuorientierung werden die geteilten Museumsbestände zunächst in Dahlem zu einem „Museum für Volkskunde bei den Staatlichen Museen zu Berlin/Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ vereint. Diese komplexe organisatorische Herausforderung löst viele kontroverse inhaltlich-konzeptionelle Diskussionen aus, die Abstimmungen und Kompromisse hinsichtlich der künftigen Gestaltung des Museums bedarf. Die ursprünglich Ende der 1980er Jahre vom Museum für Völkerkunde ausgehende Idee für eine Neukonzeption und Neugestaltung eines Museums mit europäischer Ausrichtung, indem die Abteilung Europa mit dem Museum für Volkskunde fusioniert werden soll, wird intensiv diskutiert und ausgearbeitet.

Von der Gründung des Museums 1999 bis heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ergebnis wird das „Museum Europäischer Kulturen“ im Jahr 1999 mit neuer programmatischer Ausrichtung gegründet. Die museale Neuformierung trägt der gegenwärtigen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklung in Europa Rechnung. Sie markiert einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einem vergleichend arbeitenden Museum mit ethnologischer, volkskundlicher und kulturgeschichtlicher Sammlungs- und Forschungsperspektive auf Lebenswelten und die Geschichte von Alltagskulturen in Europa. Mit seiner Neufindung überschreitet und hinterfragt das Museum Europäischer Kulturen historische, kulturelle und nationalstaatliche Grenzen zwischen dem „Eigenen“ und dem vermeintlich fremden „Anderen“; es dokumentiert und sammelt im Rahmen europäischer wie internationaler Austauschprozesse das Alltagsleben europäischer Gesellschaften und begleitet deren Wandel. Gleichzeitig beschäftigt es sich auch mit der eigenen pluralen Gesellschaft in Deutschland − allerdings unter erweiterten aktuellen Fragestellungen, die migrantische Bewegungen, kulturelle Diversität, deren Ausdrucksformen und gesellschaftliche Auswirkungen, insbesondere in urbanen Lebensräumen einbeziehen.

Mit der großen Pilotausstellung: „Kulturkontakte in Europa: Faszination Bild“ beginnt in den Räumlichkeiten des ehemaligen Museums für Volkskunde in Dahlem eine Reihe thematisch ausgerichteter Sonderausstellungen, begleitet von verschiedenen Veranstaltungsformaten.

Blick in die neue Sammlungspräsentation: "Kulturkontakte - Leben in Europa", Themenbereich: Mobilitäten/Migration

2011 Nach Umzug zum neuen Standort „Museen Dahlem“ präsentiert das Museum Europäischer Kulturen drei neu gestaltete Ausstellungen im Bruno-Paul-Bau: die Sammlungspräsentation zum Thema „Kulturkontakte – Leben in Europa“ und die Sonderausstellung „Erkundungen in Europa. Visuelle Studien im 19. Jahrhundert“ sowie eine Studiensammlung, in der regelmäßig wechselnd Objektgruppen aus dem Museumsbestand gezeigt werden. Die modular angelegte Ausstellung „Kulturkontakte – Leben in Europa“ zeigt einen Querschnitt der reichhaltigen Sammlung des Museums. Dabei werden aktuelle kontroverse Debatten über gesellschaftliche Bewegungen und nationale Abgrenzungen aufgegriffen und problematisiert: Das vielerart mobile Verhalten von Menschen in und nach Europa bewirkt transnationale kulturelle Begegnungen, die hybride Kulturen ausprägen können − eine komplexe Dynamik, die unweigerlich Fragen nach (multiplen) lokalen Zugehörigkeiten und Identitäten von Individuen und Gruppen in einer globalisierten Welt aufwirft.

Sammlungsbestände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit rund 280.000 Ethnographica und Objekten zur Kulturgeschichte verfügt das Museum Europäischer Kulturen über eine der größten Sammlungen zur Alltagskultur und populären Kunst in Europa. Hierbei handelt es sich um materielles und immaterielles Kulturerbe vornehmlich aus Deutschland und anderen Ländern mit einem Schwerpunkt auf Ost- und Südosteuropa. Einzigartig sind die vor allem historischen Bestände von einigen ethnischen Minderheiten in Europa. Die Sammlungen selbst sind vorrangig nach ihrer Materialbeschaffenheit (Textilien, Keramik, Glas, Papier, Holz etc.) deponiert und bislang nach 74 Objekt- bzw. Sachgruppen klassifiziert. Sie umfassen nahezu alles, was die eigenen und fremden, vergangenen und gegenwärtigen Lebenswelten betrifft. Hervorzuheben sind dabei besonders die textilen, populargrafischen und fotografischen Bestände. Außergewöhnlich sind die thematisch angelegten Sammlungsbereiche zur naiven Kunst, zur Kindheits- und Jugendkultur, zu Ritualen und zu Formen von Religiosität. Dieser letzte umfangreiche Sammlungsbestand umfasst die drei monotheistischen Weltreligionen und wurde von der Berliner Sammlerin Gertrud Weinhold (1899-1992) über Europas Grenzen hinaus kulturvergleichend angelegt. Dem Credo „Die Gegenwart ist die Vergangenheit der Zukunft“ folgend, widmet sich das Museum seit einigen Jahren in Forschungs- und Ausstellungsprojekten verstärkt dem Sammeln gegenwärtiger Kultur. Dabei lässt es sich von gesellschaftlich relevanten und wissenschaftlichen Fragestellungen u. a. zu den Themen „plurale Gesellschaft“, „kulturelle Hybridität“, „Migration und Integration“, „Religiosität“, „Rituale“, „Kinder- und Jugendkultur“, „Erinnerungskultur“ leiten. Großen Wert beim Sammeln der Gegenwart legt das Museum auf die Partizipation jener Menschen, deren Lebensbereiche thematisiert werden.

Sammlungsausrichtung und Programmatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorläuferinstitutionen des Museums widmeten sich der Alltagskultur der unteren und mittleren gesellschaftlichen Schichten und betrachteten die Objekte insbesondere als Belege vergangener ländlicher Lebenswelten. Seit den 1970er Jahren stehen Alltag und Lebenswelt des Industriezeitalters bis hin zur Gegenwart in der Forschungs- und Sammlungsperspektive des Museums im Vordergrund. In diesem Sinne gehört auch das Thema der (transnationalen, postkolonialen bzw. postsozialistischen) Migration und Mobilität – seit jeher konstitutiver Bestandteil von Gesellschaften – für das Museum Europäischer Kulturen zu den Grundbegriffen eines Verständnisses von Kulturzusammenhängen in Europa. Kulturhistorische und ethnografische Kenntnisse werden genutzt, um anhand von originalen Sachzeugnissen und deren Deutung gesellschaftliche Zusammenhänge von vergangenen und gegenwärtigen Lebenswelten in Europa verständlich zu machen.

Restauratorin im Textilmagazin

In diesem Sinne ist das Museum Europäischer Kulturen ein Ort der Forschung, der Bildung und des aktiven Aneignens von Wissen: Die sammlungsorientierte Forschung des Museum Europäischer Kulturen begleitet und hinterfragt historische und gegenwärtige kulturelle Prozesse der pluraler Gesellschaften; parallel dazu erfolgt die kulturhistorische objektorientierte Arbeit innerhalb verschiedener Sammlungsbereiche mit dem Schwerpunkt auf den Disziplinen der Textil-, Bild-, Foto-, Religions- und Sozialwissenschaft. In engem Zusammenhang damit steht das forschende Sammeln der Gegenwart, aber nach wie vor auch der vergangenen Kultur im Sinne der Ergänzung vorhandener Sammlungslinien. Das Museum Europäischer Kulturen sieht eine seiner Hauptaufgaben in einer kontinuierlichen Sammlungsentwicklung als Reflexion vergangener und gegenwärtiger Lebenswelten in Europa, wobei es sich an einem forschungsbasierten Sammlungskonzept orientiert. In diesem Sinne leistet es einen grundlegenden Beitrag zum Erhalt und zur kritischen Reflexion des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit.

Mit der Bereitstellung von Objekten und den fachwissenschaftlichen Informationen, einschließlich des Zugangs zu den Studiensammlungen, den Datenbanken und der Fachbibliothek unterstützt das Museum Europäischer Kulturen andere Einrichtungen der Bildung, der Wissenschaften, der Medien und eine interessierte Öffentlichkeit. Diese Aktivitäten geschehen in Arbeitsteilung von professionellen Mitarbeiter_innen des Hauses. Der Förderverein des Museums und ehrenamtlich tätige Personen helfen dabei. Darüber hinaus unterstützt das Museum mit fachbezogenen Praktika und Seminaren den beruflichen Nachwuchs an Hochschulen und engagiert sich in Beiräten sowie Fachorganisationen europaweit. Mithilfe eines museumspädagogisch aufbereiteten Ausstellungs- und Veranstaltungsangebot wendet sich das Museum Europäischer Kulturen an unterschiedliche Zielgruppen, denen es auch einen Ort zum Innehalten und Wohlfühlen bieten will. Neben dem Stammpublikum adressiert das Museum verstärkt jene gesellschaftlichen Gruppen, die bis dahin noch keine aktive Verortung in der Museumslandschaft gefunden haben.

Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da kulturelle Kontakte häufig über geografische und nationale Grenzen hinausreichen und bis heute die kulturellen Äußerungen in europäischen Regionen bestimmen, prägen Kooperationen grundsätzlich die Museumsarbeit. Das Museum Europäischer Kulturen engagiert sich im Rahmen des „Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ und partizipiert an europäischen Ausstellungsprogrammen und Netzwerken. Über die interdisziplinäre Kooperation mit Museen und Institutionen in Ost-, Mittel- und Südosteuropa beteiligt es sich aktiv am aktuellen gesellschafts- und entwicklungspolitischen Diskurs.

Venezianische Gondel in der neuen Dauerausstellung

Auf fachwissenschaftlicher Ebene kooperiert das Museum mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin, mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (Studiengänge Museumskunde und Restaurierung) sowie mit der Reinwardt Academy in Amsterdam. Dazu gehört auch das Engagement in den Fachverbänden der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde, der Gesellschaft für Ethnographie sowie den Berufsverbänden des Deutschen Museumsbundes und des Internationalen Museumsrates (ICOM), speziell in den Internationalen Komitees für Ethnografische Museen (ICME) und für das Sammeln (COMCOL).

Auf europäischer Ebene wurde bereits 1981 unter der Initiative des Museums für Deutsche Volkskunde mit anderen europäischen Partnerinstitutionen der „Arbeitskreis Bild Druck Papier“ gegründet. Seitdem gehört dieser mit jährlich ausgerichteten Tagungen in verschiedenen Städten Europas zu einem der erfolgreichen Netzwerke des heutigen Museums Europäischer Kulturen, indem Fachkompetenz und Austausch von Objekten für Ausstellungen und Forschungskooperationen zusammengeführt werden.

Darüber hinaus ist das Museum seit 2000 immer wieder Partner internationaler Projekte - z. T. von der EU gefördert -, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie Migration und kulturelle Vielfalt auseinandersetzen.

Die nachhaltige Verankerung von Forschungsergebnissen über eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Museumsmitarbeiter_innen und Zielgruppen beabsichtigt das partizipatorisch ausgerichtete Veranstaltungsformat Kulturtage im Museum Europäischer Kulturen. Es bezieht Partnermuseen in Europa, europäische Botschaften, Kulturorganisationen und -institutionen, Vereine und Vertretungen verschiedener Communities nicht-deutscher Herkunftssprache in Berlin ein. Zudem organisiert das Museum Künstler-Workshops und saisonale Kunsthandwerksmärkte für Kinder und Erwachsene zur Entwicklung bzw. Darstellung der eigenen Kreativität.

Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa, seit 2004 dem Museum Europäischer Kulturen angegliedert, widmet sich vielfältigen kulturwissenschaftlichen Fragestellungen im östlichen Europa, das nach 1989 von besonders rasanten Transformationsprozessen geprägt ist. Einerseits gilt es, diesem Teil Europas in der Wahrnehmung der westlichen Öffentlichkeit mehr Gewicht zu verleihen. Mindestens ebenso wichtig aber sind die grenzüberschreitenden Kulturprojekte, die in den Ländern selbst zusammen mit diversen Institutionen realisiert werden. Auf unterschiedlichen Ebenen entsteht dadurch eine internationale Plattform für aktuelle gesellschafts- und entwicklungspolitische Diskurse. Themen wie „Kulturkontakte/Kulturkonflikte“, „Minderheiten/Mehrheiten“, „Traditionen/Innovationen“ durchziehen die Projekte wie ein roter Faden. Als Impulsgeber und Vermittler zwischen östlichen und westlichen Institutionen begleitet die Koordinierung auch längerfristige Recherchen. Nachhaltigkeit ist ohnehin vorrangig im Rahmen des interdisziplinären Netzwerks. Die Koordinierung entwickelt neue Formen der Präsentation und bindet vor allem mehr als üblich den öffentlichen Raum mit ein. Realisiert wurden bisher: ▪ MOLDOVAmobil (unterwegs seit 2010) ▪ Doppelausstellung „Begegnungen“ ▪ multinationale Fotoausstellung „Casa mare“ ▪ diverse Ausstellungen und Publikationen zu transnationalen Themen.

Förderkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1978 fördert der „Verein der Freunde des Museums Europäischer Kulturen“, der aus Mitgliedern aller Alters- und Berufsgruppen besteht, das Museum mit Ankäufen von wichtigen Objekten. Er unterstützt – vor allem finanziell – Restaurierungen, Ausstellungen, Tagungen und Veranstaltungen. So richtet er zum Beispiel seit rund 20 Jahren den erfolgreichsten Oster- und Kunsthandwerksmarkt in Berlin aus und beteiligt sich an der vom Museum organisierten Veranstaltungsreihe der Kulturtage im Museum Europäischer Kulturen. Neben der Mitfinanzierung von Veröffentlichungen gibt er eine eigene Publikationsreihe (Schriften der Freunde des Museums Europäischer Kulturen) heraus.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Comicleben_Comiclife“, 05.05. - 28.10.2012
  • Sammlungspräsentation: Kulturkontakte - Leben in Europa, seit 09.12.2011
  • „Döner ,Dienste und Design. Berliner UnternehmerInnen, 21.11.2009 - 28.02.2010 [im Rahmen des EU-Projekts „Entrepreneurial Cultures in European Cities“ (2008 - 2010)]
  • „Tuchintarsien in Europa von 1500 bis heute“, 19.03. - 05.07.2009
  • „Europa entdecken!“, 18.04.2008 - 05.07.2009
  • „KinderMobil. Kleine Helfer für kleine Helden“, 01.04.2007 - 01.01.2008
  • „Die Stunde Null: ÜberLeben - Umbruchzeiten 1945“, 08.05.2005 - 06.01.2008
  • „Solidarność - Polenbegeisterung. Deutsche und Polen nach dem Novemberaufstand 1830“, Königliches Schloss in Warschau, 29.11.2005 - 31.1.2006
  • „Naive Kunst aus Polen: Die Sammlung Orth“, 03.12.2004 - 03.04.2005
  • „Europa an der Grenze. West Oder Ost Odra“, 13.03.-16.05.2004

Veranstaltungsreihe: Kulturtage im Museum Europäischer Kulturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kroatischen Kulturtage, 2006
  • Apulische Kulturtage: La Puglia a Berlino (mit Kooperationsausstellung „Erkundungen“), 05.08. - 26.08.2012
  • Sardische Kulturtage: La Sardegna a Berlino (mit Kooperationsausstellung „La Sardegna. Der Blick von drinnen und draußen“), 01. - 30.08.2008
  • Rumänische Kulturtage: Rumänien - Blickwechsel (mit gleichnamiger Ausstellung), 01.11. - 05.12.2007
  • Kroatische Kulturtage: Musik und Identitäten (mit gleichnamiger Gastausstellung), 26.08. -24.09.2006
  • Estnische Kulturtage: Bilder – Dinge – Klänge (Gastausstellung „Johannes Pääsuke (1892-1917): Mann mit zwei Kameras“), 06.03. - 18.04.2004
  • Tatarische Kulturtage: Erinnerung als Inspiration (mit gleichnamiger Ausstellung), 30.08. - 14.09.2003
  • Polnische Kulturtage: Das Museum: eine Brücke zwischen den Kulturen (Gastausstellung „Polnische Bildungszentren der Künstler-Konservatoren“), 05. - 20.5.2001
  • Sámische Kulturtage: Vergangenheit für die Gegenwart. Handwerkstraditionen der Sami in Nordeuropa (mit gleichnamiger Ausstellung), 21. - 29.10.2000

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftenreihe Museum Europäischer Kulturen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Band 11: Comicleben_Comiclife. Hrsg. von Jane Redlin und Judith Schühle. Bielefeld u. a. 2012
  • Band 10: Kulturkontakte - Leben in Europa / Cultural Contacts - Living in Europe (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, deutsche und englische Ausgabe). Hrsg. von Elisabeth Tietmeyer und Irene Ziehe. Leipzig 2011
  • Band 9: Die Sprache der Dinge. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die materielle Kultur. Hrsg. von Elisabeth Tietmeyer, Claudia Hirschberger, Karoline Noack, Jane Redlin. Münster u. a. 2010
  • Band 7: Adventskalender. Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren. Hrsg. von Tina Peschel. (Mit Beiträgen von Gretel Bouchette u.a., Zusammenfassungen in Englisch). Dresden 2009
  • Band 6: Tuchintarsien in Europa von 1500 bis heute. Inlaid Patchwork in Europe from 1500 to the Present. Hrsg. von Dagmar Neuland-Kitzerow, Salwa Joram, Erika Karasek). Regensburg 2009
  • Band 3: Ort. Arbeit. Körper. Ethnografie Europäischer Modernen. 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde. Hrsg. von Beate Binder, Silke Göttsch, Wolfgang Kaschuba, Konrad Vanja. Münster u. a. 2005
  • Band 1: Faszination Bild. Kultur Kontakte Europa. Ausstellungskatalog zum Pilotprojekt. Autor_innen: Erika Karasek, Katharina Bieler, Uwe Claassen, Gisela Dombrowski, Annemarie Gronover, Robert Mettke, Dagmar Neuland-Kitzerow, Tina Peschel, Jane Redlin, Christine Riegelmann, Gesine Schulz-Berlekamp, Elisabeth Tietmeyer, Konrad Vanja, Irene Ziehe. Berlin 1999

Schriften der Freunde des Museums Europäischer Kulturen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heft 11: Rita Klages, Dagmar Neuland-Kitzerow, Elisabeth Tietmeyer: Döner, Dienste und Design - Berliner UnternehmerInnen. Dokumentation einer Werkstattausstellung 2009-2010/Doner, Delivery and Design - Entrepreneurs in Berlin. Documentation of a 2009-2010 workshop exhibition, Berlin 2010.
  • Heft 9: Gianenrico Bernasconi, Julia Dilger, Carsten Lohmann: ‘Pictures in our head’. Fremd- und Eigenbilder in Europa. Hrsg. von . Zusammenfassungen in Englisch, Berlin 2010.
  • Heft 8: Gino Puddu, Irene Ziehe, Sonia Borsato: La Sardegna. Der Blick von Drinnen und von Draussen.Vista da dentro vista da fuori. Fotografien von Mario Arca, Luca Gabino, Salvatore Ligios und Massimo Mastrorillo. Zusammenfassungen in Englisch, Berlin 2008.
  • Heft 7: Elisabeth Tietmeyer, Irene Ziehe: Europa entdecken! Discover Europe!, Berlin 2008.
  • Heft 6: Julia Dilger und Jane Redlin: KinderMobil - Kleine Helfer für Kleine Helden, Berlin 2007.
  • Heft 5: Julia Franke: Ein europäischer Freiheitskämpfer - Ludwik Mierosławski 1814-1878, Berlin 2006.

Visuelle Kultur – Studien und Materialien (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziehe, Irene/ Hägele, Ulrich (Hg.) (2011): Visuelle Medien und Forschung. Über den wissenschaftlich-methodischen Umgang mit Fotografie und Film, Münster u.a.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jacobeit, Wolfgang (2005): „The genesis of Volkskunde in the German Democratic Republic“, in:Studying peoples in the people's democracies, Münster, S. 183-190.
  • Jacobeit, Sigrid/ Jacobeit, Wolfgang (1995): Illustrierte Alltags- und Sozialgeschichte Deutschlands: 1900 - 1945, Münster.
  • Karasek, Erika/ Tietmeyer, Elisabeth (1999): „Das Museum Europäischer Kulturen: Entstehung – Realität – Zukunft, in: Karasek, u.a. (Hg.): Faszination Bild. Kulturkontakte in Europa, Potsdam, S.7-19.
  • Karasek, E. (1989): „Einhundert Jahre Engagement für die Volkskunde 1889-1989“, in: Staatliche Museen zu Berlin (Hg.): Kleidung zwischen Tracht und Mode. Aus der Geschichte des Museums 1889-1989. Berlin, S.5-26
  • Kaschuba, Wolfgang / Scholze, Thomas / Scholze-Irrlitz, Leonore (1996): Alltagskultur im Umbruch. [Festschrift für Wolfgang Jacobeit zu seinem 75. Geburtstag], Böhlau u.a.
  • Kohlmann, Theodor (1977): Wegweiser durch das Museum für Deutsche Volkskunde, Berlin.
  • Kühnel-Kunze, Irene (1984): Bergung – Evakuierung – Rückführung. Die Berliner Museen in den Jahren 1939-1959, Sonderband Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 1983, Berlin.
  • Nixdorff, Heide/ Thomas Hauschild (Hg.) (1983): Europäische Ethnologie - Theorie- und Methodendiskussion aus ethnologischer und volkskundlicher Sicht. Tagungsband zum Workshop „Europäische Ethnologie“ vom 28.3. bis 2.4.1982 in Berlin.
  • Steinmann, Ulrich (1964): „Die Entwicklung des Museums für Volkskunde von 1889-1964“, in: Staatliche Museen zu Berlin (Hg.): 75 Jahre Museum für Volkskunde 1889-1964, Festschrift, Berlin, S. 7-47.
  • Tietmeyer, E./ Vanja, Konrad (2009): „The Staatliche Museen zu Berlin’s Museum of European Cultures as a Platform of intercultural Dialogue”, The Centenary of the Estonian National Museum, Tartu, 13 April 2009. in: Journal of Ethnology and Folkloristics 3, S. 129-133.
  • Tietmeyer, E. (2003): „Wie gegenwartsorientiert können ethnologische Museen Kulturen der Welt darstellen?“, in: Martina Krause, Dagmar Neuland-Kitzerow, Karoline Noack (Hg.): Ethnografisches Arbeiten in Berlin. Wissenschaftsgeschichtliche Annäherungen (Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, Heft 31), S. 75-83.
  • Vanja, Konrad (2012): „Europa vice versa und auf Augenhöhe. Netzwerke europäischer Museen“, in: Heidrun Alzheimer (Hg.): Europa. Kulturelle Netzwerke - lokal, regional, global. Festschrift zum 70. Geburtstag von Bärbel Kerkhoff-Hader, Würzburg, S. 204-217.
  • Vanja, Konrad (2011): „Das Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin als Ort eines interkulturellen europäischen Dialogs“, in: Mentz, Olivier/ Surdeko, Aleksandra (Hrsg.): Europa – Einsichten und Ausblicke, Münster, S. 218-234.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karasek, Erika/Tietmeyer, Elisabeth (1999): „Das Museum Europäischer Kulturen: Entstehung – Realität – Zukunft, in: Karasek, u.a. (Hg.): Faszination Bild. Kulturkontakte in Europa, Potsdam S. 7-19, S. 8f.
  2. Tietmeyer, E. (2003): „Wie gegenwartsorientiert können ethnologische Museen Kulturen der Welt darstellen?“ In: Martina Krause, Dagmar Neuland-Kitzerow, Karoline Noack (Hg.), Ethnografisches Arbeiten in Berlin. Wissenschaftsgeschichtliche Annäherungen, Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, Heft 31, S. 75-83, S. 77.
  3. Karasek, E. (1989): „Einhundert Jahre Engagement für die Volkskunde 1889-1989“, in: Staatliche Museen zu Berlin (Hg.): Kleidung zwischen Tracht und Mode. Aus der Geschichte des Museums 1889-1989. Berlin, S.5-26, S. 10.
  4. Tietmeyer, E. (2001): „Tarnung oder Opportunismus? Der Berliner Museumsethnologe Kunz Dittmer im Nationalsozialismus“, in: Berliner Blätter, Ethnographische und ethnologische Beiträge, 22, S. 31-41.
  5. Karasek, Erika (2010): „Vom Museum für Deutsche Volkskunde zum Museum Europäischer Kulturen“, in: Akteure, Praxen, Theorien. Der Ethnografin Ute Mohrmann zum siebzigsten Geburtstag, Berliner Blätter, Heft 52, S. 38-46, S. 38f.
  6. Karasek 1989, S. 45.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]