Benutzer:Perrak/Tadzio Müller

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Tadzio Müller bei einer Fridays for Future-Demonstration in Berlin

Tadzio Müller (geb. 1976 in Frankfurt am Main)[1] ist ein deutscher Klima-[2] und LGBT-Aktivist sowie Politikwissenschaftler. Er arbeitet als Referent Klimagerechtigkeit und Internationale Politik am Zentrum für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tadzio Müller bei einer Rede (2019)

Müller studierte zunächst ab 1996 Geschichte und Politikwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 1998 bis 2000 folgte ein Studium der Politikwissenschaft an der University of Massachusetts Boston und anschließend von 2001 bis 2002 Globale Politische Ökonomie an der University of Sussex. 2007 wurde er an der University of Sussex in Internationalen Beziehungen und Politik promoviert.[3] Er war Dozent an der Universität Kassel.[4]

Aktivistisch war Müller zunächst vor allem an globalisierungskritischen Protesten beteiligt.[4] Seit den 2000er Jahren ist er in der Umwelt- und Klimabewegung aktiv. Während seines Promotionsstudiums nahm er an Klimacamps in England teil und half im Anschluss mit, das Konzept in Deutschland zu etablieren. Ab Herbst 2007 war er einer der Organisatoren des ersten deutschen Klimacamps in Hamburg und dessen Sprecher.[4]

Müller initiierte zahlreiche Aktionen zivilen Ungehorsams, die große mediale Aufmerksamkeit erhielten. Er war um 2010 maßgeblich an den Protesten gegen Atommülltransporte in Deutschland beteiligt und einer der Organisatoren der Aktion „Castor? Schottern!“.[5][6] Er war Sprecher des Klimabündnisses Climate Justice Action bei Protesten gegen die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 und wurde in diesem Rahmen festgenommen.[7][8] Über zivilen Ungehorsam sagte er einmal:

„Ziviler Ungehorsam ist der massenhafte Verstoß gegen Regeln, die wir für falsch halten. Wenn es also eine Regel gibt, die besagt, dass es in Ordnung ist, Braunkohle aus Minen zu fördern, um billige Energie zu gewinnen und das Klima zu zerstören, dann sagen wir: ‚Nein, fickt drauf!‘“

Tadzio Müller, 2021[9]

Im Jahr 2015 war er an der Begründung der ersten Protestaktionen von Ende Gelände beteiligt.[10] Er sieht Ende Gelände und die Proteste rund um den Hambacher Forst als Vorreiter der Fridays for Future-Bewegung in Deutschland.[11]

Für Aufmerksamkeit sorgte im Jahr 2021 ein Spiegel-Interview, in dem Müller die These vertrat, dass eine Verhinderung von Klimaschutz durch die Gesellschaft zur Schaffung einer „grünen RAF“ führen werde.[12] Die These wurde daraufhin in zahlreichen Medien kontrovers diskutiert.[13] Kommentatoren der Welt polemisierten mit zahlreichen Beiträgen gegen Müller.[14][15][16][17]

Tadzio Müller ist HIV-positiv und setzt sich öffentlich gegen die Diskriminierung mit HIV lebender Menschen ein.[18] Seit 2019 setzt er sich für eine Solidarisierung der LGBT-Bewegung mit der Klimabewegung ein.[19] Er ist verheiratet.

Ausgewählte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Corinna Genschel, Tadzio Müller u.a. (2009): Umkämpfte Demokratie: Gesellschaftsanalyse und linke Praxis. VSA. ISBN 3899658515
  • Stephan Kaufmann und Tadzio Müller (2009): Grüner Kapitalismus: Krise, Klimawandel und kein Ende des Wachstums. Einundzwanzig. ISBN 3320022113
  • Nicolas Haeringer, Tadzio Müller u.a. (2010): Revue Mouvements numéro 63 Altermondialisme saison 2 - De Seattle à Cochabamba. La Decouverte. ISBN 2707165131 (französisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nicholas Potter: The magical realist of climate politics: Tadzio Müller. Exberliner, 26. April 2019, abgerufen am 25. April 2020 (amerikanisches Englisch).
  2. Katharina Schipkowski: Fridays for Future vs. Ende Gelände: „Ihr müsst ein Wagnis eingehen“. In: Die Tageszeitung: taz. 11. Juni 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 12. Juni 2020]).
  3. Gramsci Tage 2012, Personen. In: Braunschweiger Initiative für eine andere Politik. Abgerufen am 25. April 2020 (deutsch).
  4. a b c Juliane Schumacher: Klimaktivist und Politologe Tadzio Müller: Der Importeur des Klimacamps. In: Die Tageszeitung: taz. 22. August 2008, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. April 2020]).
  5. Grün investieren als Lösung? Klimaaktivist ordnet ein. In: Nachhaltig investieren. Abgerufen am 25. April 2020.
  6. „Es ist hip, Aktivist zu sein“. In: DER SPIEGEL. 2010, abgerufen am 25. April 2020.
  7. Kein linkes Projekt. 29. April 2010, abgerufen am 25. April 2020 (deutsch).
  8. Energiedemokratie statt Klimagerechtigkeit. Abgerufen am 25. April 2020 (deutsch).
  9. Nadja Vancauwenberghe: Tadzio Müller: “I’m afraid of a Corona society.” In: exberliner.com. 2. Januar 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
  10. Deutsche Welle (www.dw.com): Kohleausstieg: Vom Klimacamp zur großen Bewegung | DW | 25.08.2019. Abgerufen am 25. April 2020 (deutsch).
  11. Von #hambibleibt zu #FridaysForFuture. Abgerufen am 25. April 2020 (deutsch).
  12. Jonas Schaible: (S+) Radikalisierung der Klimabewegung: »Wer Klimaschutz verhindert, schafft die grüne RAF« (S+). In: Der Spiegel. 21. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  13. Armin Lehmann: Radikalisierter Klimakampf: Kommt wirklich eine grüne RAF? In: tagesspiegel.de. Abgerufen am 5. Dezember 2021.
  14. Kristian Frigelj: Klimaschutz: „Wer ,grüne RAF‘ herbeisehnt, ist Fall für Sicherheitsbehörden“. In: welt.de. 23. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  15. Dirk Schümer: Szenario einer „Grünen RAF“: Die Klima-Radikalisierung war zu erwarten. In: welt.de. 22. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  16. WELT-Herausgeber Stefan Aust über Tadzio Müllers Interview zur "grünen RAF" - Video. In: welt.de. 23. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  17. Ulf Poschardt: „Die Klimaschützer reden mit einer unfassbaren moralischen Hybris“ - Video. In: welt.de. 23. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  18. Martin Kaul: HIV-Positiver über die Homo-Community: „Nichts, wofür ich mich schäme“. In: Die Tageszeitung: taz. 26. November 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. April 2020]).
  19. Faggots for Future: Queerer Klimaaktivismus. In: Siegessäule. Abgerufen am 25. April 2020.


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