Benutzer:Prianteltix/Scolopendra dehaani

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Scolopendra dehaani

Scolopendra dehaani

Systematik
Überklasse: Tausendfüßer (Myriapoda)
Klasse: Hundertfüßer (Chilopoda)
Ordnung: Riesenläufer (Scolopendromorpha)
Familie: Scolopendridae
Gattung: Scolopendra
Art: Scolopendra dehaani
Wissenschaftlicher Name
Scolopendra dehaani
Brandt, 1840

Scolopendra dehaani ist ein Riesenläufer und der größte in Asien vorkommende Vertreter der Hundertfüßer, wobei das Verbreitungsgebiet der hygrophilen (feuchtliebenden) Art sich im Überwiegenden auf Ost- und Südostasien beschränkt. Im englischen Sprachraum trägt Scolopendra dehaani wie die nah verwandte und auf dem gleichen Kontinent vorkommende Art Scolopendra subspinipes den Trivialnamen Vietnam Giant Centipede (übersetzt „Vietnamesischer Riesenundertfüßer“).

Der Biss von Scolopendra dehaani gilt wie der aller größerer Riesenläufer als schmerzhaft und das Gift der Art hat wie das vieler der Ordnung eine große Bedeutung im Rahmen der Toxikologie (Giftkunde) erhalten und wurde mehrfach untersucht. Darüber erfreut sich die Art einer gewissen Beliebtheit als Heimtier im Rahmen der Terraristik.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scolopendra dehaani erreicht eine maximale Körperlänge von über 260 Millimetern und ist somit nicht nur der größte Riesenläufer Asiens, sondern auch einer der größten überhaupt.[1] Wie andere der Gattung Scolopendra verfügt auch diese Art über 21 Beinpaare.[2] Scolopendra dehaani ist ein kräftig gebauter Riesenläufer und verfügt über eine insgesamt variable Farbgebung.[1]

Körperbau und Habitus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scolopendra dehaani verfügt über eine kontrastreiche Färbung. Dabei erscheinen die Kopfplatte und Segmente monochromatisch. Die Tergite (aus Chitin bestehende und sklerotisierte, bzw. verfestigte Platten auf dorsaler Seite) normalerweise bräunlich-orange gefärbt und gelegentlich mit einem dunklem Band am posterioren (hinteren) Rand versehen. Die Kopfplatte besitzt kleine Punktierung am anterioren (vorderen) Bereich. Auf dieser Platte ist median (mittig) auch ein Sulcus (Furche) befindlich. Bei S. dehaani befindet sich anders als bei anderen Arten der Gattung Scolopendra am posterioren Teil der Kopfplatte keine paramedianen (neben der Mitte gelegenen) Sulci. Die Fühler bestehen im Regelgall aus 18, seltener auch aus 17, 19 oder 21 Segmenten. Dabei ist die Basis des sechsten Glieds subzylindrisch und dorsal (oben) kahl, während die der Glieder 5 bis 5,5 ventral (unterhalb) kahl sind. Die Antennen erreichen nach hinten gerichtet bis zum dritten oder vierten Körpersegment. Der sog. forcipulare trochanteropfemorale Fortsatz trägt zwei Zahngruppen, davon besitzt die apikale (von der Körpermitte entfernt gelegene) Gruppe je einen und die innere zwei bis drei Zähne.

Differenzierung von Scolopendra subspinipes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scolopendra dehaani ähnelt sehr der etwas kleiner bleibenden und gattungsverwandten Art Scolopendra subspinipes, lässt sich aber von dieser durch die ventralen (unterhalb befindlichen) Dornen an den Präfemora (vorgelagerte Schenkel), die bei S. dehaani fehlen, unterscheiden.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scolopendra dehaani kann mitunter auch auf Plantagen wie dieser Kautschukbaum-Plantage in Vietnam angetroffen werden.

Das Verbreitungsgebiet von Scolopendra dehaani erstreckt sich von China über Japan, Korea, Vietnam und Thailand bis zu den Philippinen. Als Habitate (Lebensräume) nimmt die Art Feucht- und Regenwälder genauso wie Plantagen an und ist somit durch letzteren Lebensraum teilweise synanthrop (an menschliche Siedlungsbereiche anpassungsfähig).[1]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nacht aktives Exemplar von Scolopendra dehaani

Scolopendra dehaani ist wie alle Hundertfüßer vorwiegend nachtaktiv und lebt insbesondere am Tag versteckt. Dabei verbirgt sich S. dehaani wie die anderen Vertreter der Ordnung unter Steinen, Wurzeln, verlassenen Tierbauten, in feuchter, dunkler Streuschicht oder in selbst gegrabenen Höhlensystemen, die mehrere Ein- und Ausgänge sowie Kammern aufweisen. Vereinzelt wurden jedoch auch Exemplare der Art gesichtet, die am Tag Bäume erklommen, ein Verhalten, das für Vertreter der Gattung Scolopendra als unüblich gilt. In Vietnam wurde S. dehaani darüber hinaus auf Lianen und auf Baumstümpfen nachegwiesen.[3]

Das 2013 gesichtete, sich an ein Stativ mit den Hinterbeinen haltende Exemplar von S. dehaani

2013 hat man ein zu Versuchszwecken gehaltenes und entkommenes Exemplar von S. dehaani dabei gesichtet, sich lediglich mithilfe seiner Endbeine an einem Stativ festzuhalten. Diese Verhaltensweise wurde dabei erstmalig bei Hundertfüßern nachgewiesen.[4]

Jagdverhalten und Beutespektrum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Beutespetrum von Scolopendra dehaani zählen auch kleine Wirbeltiere, wie der Weißbart-Ruderfrosch (Polypedates leucomystax).

Scolopendra dehaani lebt wie alle Riesenläufer räuberisch und weist das für Riesenläufer typische Jagdverhalten auf, das aus zwei Varianten besteht. Eine entspricht der der Lauerjagd und der Riesenläufer verbleibt verborgen, lediglich seine Fühler ragen noch aus dem Versteck hervor und dienen der Witterung von Beutetieren. Gerät ein Beutetier in die Nähe und wird es durch die Fühler registriert, schnellt der Riesenläufer aus seinem Versteck hervor und überfällt das Beutetier. Bei der zweiten Variante sucht der Riesenläufer nach Beuteobjekten und tastet mithilfe seiner Fühler die Umgebung ab. Wie andere größere Riesenläufer richtet sich auch S. dehaani während der aktiven Jagd mit dem vorderen Körperdrittel auf, was dazu dient, einen größeren Witterungsradius zu erlangen.[5] Beim Zugriff eines Beutetieres umschließt der Riesenläufer dieses mit seinen Beinen und versetzt ihm mittels der Maxillipeden (zu Giftklauen umgewandeltes erstes Beinpaar) einen Giftbiss, ehe das gelähmte Beutetier verzehrt wird.[6]

Der Verzehr von Beutetieren findet bei S. dehaani wie vermutlich auch bei anderen Arten der Gattung Scolopendra nach bisherigen Kenntnissen sowohl auf Bäumen, steilen Felswänden und an Höhlendecken statt. Darüber hinaus wird vermutet, dass S. dehaani und ebenfalls auch wahrscheinlich die anderen Arten der Gattung auch am Tag nach Beutetieren suchen, sofern die Bedingungen dafür gegeben sind, also die Luftfeuchtigkeit ausreichend hoch und das Areal etwa durch die Bedeckung der Vegetation nicht zu hell ist. Wird S. dehaani bei der Nahrungsaufnahme auf Bäumen gestört, verteidigt sich der Riesenläufer mittels Zuschlagen der bedornten Hinterbeine oder zieht sich in höhere Stellen des Baumes zurück.[7] Dabei nimmt S. dehaanidas Beutetier mit und verzehrt es anschließend anderorts.[8]

Das Beutespektrum von S. dehaani umfasst sowohl andere Gliederfüßer als auch kleinere Wirbeltiere. Belegte Beutetiere der Art sind der Weißbart-Ruderfrosch (Polypedates leucomystax) und Bowrings Laubskink (Lygosoma bowringii).[8] Kleine Wirbeltiere, etwa Amphibien und Reptilien in passender Größe scheinen überdies auch einen Großteil der Beutetiere von S. dehaani auszumachen.

Toxikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Toxikologie befasst sich mit der Lehre von Giftstoffen und somit auch dem Gift von Scolopendra dehaani. Die Bestandteile des Gifts wurden noch nicht vollständig aufgeklärt, jedoch wurden bereits einige toxikologisch relevante Bestandteile identifiziert.[9] Darunter befinden sich Inhibitoren der spannungsaktivierten Kaliumkanäle, der Calciumkanäle und der spannungsaktivierten Natriumkanäle.[10][11] Als potentester Kaliumkanalinhibitor wurde dabei κ-SLPTX15-Ssd1a mit einem IC50 von 10 nM identifiziert.[10] Zu den identifizierten Enzymen gehören Trypsin-ähnliche Serinproteasen, Phospholipase A2 und eine γ-Glutamyltranspeptidase, die zur Aggregation von menschlichen Blutplättchen führt.[11] Weiterhin kann aus dem Transkriptom auf eine antikoagulante und hämolytische Wirkung geschlossen werden. Auf Grund ihrer Aktivität kommen die hier beschriebenen Komponenten als Potentielle Wirkstoffe in Frage.[11]

  1. a b c Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kronmüller-s67.
  2. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kronmüller-s62.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen hodges-s4-5.
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kronmüller1.
  5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kronmüller-s18.
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen lucidcentral.
  7. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen hodges-s4.
  8. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen hodges-s3.
  9. Eivind A. B. Undheim, Bryan G. Fry, Glenn F. King: Centipede Venom: Recent Discoveries and Current State of Knowledge. In: Toxins. Band 7, Nr. 3, 2015, ISSN 2072-6651, S. 679–704, doi:10.3390/toxins7030679, PMID 25723324.
  10. a b Zi-Chao Liu, Rong Zhang, Feng Zhao, Zhong-Ming Chen, Hao-Wen Liu, Yan-Jie Wang, Ping Jiang, Yong Zhang, Ying Wu, Jiu-Ping Ding, Wen-Hui Lee, Yun Zhang: Venomic and Transcriptomic Analysis of Centipede Scolopendra subspinipes dehaani. In: Journal of Proteome Research. Band 11, Nr. 12, 2012, ISSN 1535-3893, S. 6197–6212, doi:10.1021/pr300881d.
  11. a b c Md Abdul Hakim, Shilong Yang, Ren Lai: Centipede Venoms and Their Components: Resources for Potential Therapeutic Applications. In: Toxins. Band 7, Nr. 11, 2015, ISSN 2072-6651, S. 4832–4851, doi:10.3390/toxins7114832, PMID 26593947.