Benutzer:Tomasosson/Farfisaneu

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Tomasosson/Farfisaneu

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Rechtsform S. p. A.
Gründung 1946 in Camerano
Auflösung 1987 nach Übernahme durch Bontempi
Sitz Osimo, Italien
Branche Musikinstrumente

Die Farfisa S. p. A. (Akronym aus FAbbriche Riunite FISArmoniche, sinngemäß Vereinigte Akkordeonwerke) war ein in Osimo ansässiger italienischer Hersteller meist elektronischer Musikinstrumente und zwischenzeitlich auch Unterhaltungselektronik wie Radios und Fernseher. Die Firma erlebte in den 1960er- und 1970er-Jahren ihre Blütezeit und war mit ihren elektronischen Musikinstrumenten wie Elektronische Orgeln und Streicherkeyboards maßgeblicher Teil im Arrangement vieler prominenter Bands und Künstler.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung und 1950er-Jahre - Von der Akkordeonmanufaktur zum Mehrproduktunternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Microrgan von 1958

Im Jahr 1946 schlossen sich die drei größten Akkordeonhersteller der Marken-Region um Ancona in Mittelitalien (Soprani, Scandalli und Frontalini) zur Farfisa S. p. A. zusammen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erholte sich die Nachfrage nach den Musikinstrumenten schnell und die Produktion wurde zunächst auf einen zentralen Standort in Castelfidardo zusammengelegt. Farfisa wuchs in den 1950er-Jahren schnell und wurde zu einem der größten Unternehmen der Gegend, wodurch viele neue Arbeitsplätze in der bisher eher landwirtschaftlich geprägten Gegend entstanden. Zu dieser Zeit wurde das das Scandalli Super VI gebaut, dass als eines der qualitativ wie klanglich besten Akkordeons gilt, die je produziert wurden.

Nach erfolgreichen ersten Jahren orientierte sich Farfisa ab Mitte der 1950er-Jahre aufgrund gesunkener Nachfrage nach Akkordeons neu. Zur Produktpalette gehörten nun auch Radios und Fernseher. Um 1958 produzierte Farfisa mit dem Harmonium Microrgan ihr erstes elektronisches Musikinstrument. 1960 wurde zusammen mit Lowrey das Cordovox-Akkordeon entwickelt, dass elektronisch erzeugte Stimmen mit den klassischen, mechanischen Akkordeonklängen kombinierte. Durch diese Kooperation sammelte Farfisa erste Erfahrungen mit Technik für einfache Instrumente mit polyphoner Klangerzeugung. Außerdem wurden zu dieser Zeit E-Gitarren und klassische Klaviere in die Produktpalette aufgenommen.

1960er-Jahre - Mit der Compact zur internationalen Größe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Wrights Farfisa Compact Duo mit Effektgeräten

Nur kurze Zeit nach der Vorstellung der Vox Continental 1962 entschloss die Firmenleitung, ein Konkurrenzprodukt zu entwickeln und in den neuen Markt für tragbare elektronische Orgeln einzusteigen. 1964 erschien schließlich die Farfisa Combo Compact, die aufgrund der deutlich geringeren Herstellungskosten in Italien und Verwendung billigerer Materialien im Gegensatz zur in Großbritannien produzierten Continental für die Hälfte des Preises angeboten werden konnte und zudem einen größeren Funktionsumfang besaß. Die mit der Combo Compact begründete Compact-Serie transportabler elektronischer Orgeln wurde bis 1969 produziert und fand insbesondere durch die Erschwinglichkeit und den größeren Funktionsumfang im Vergleich zur Konkurrenz von Vox großen Anklang bei verschiedensten Musikern und Bands der 1960er-Jahre. Zweifellos der bekannteste Spieler einer Farfisa war Richard Wright, der insbesondere ab 1967 mit der Kombination Farfisa Compact Duo und Binson Echorec bis etwa 1975 den Sound von Pink Floyd entscheidend mittrug. Daneben setzten auch Sam The Sham & The Pharaohs sowie später Blondie und die The B-52s das Instrument in ihren Kompositionen ein.

Am 29. März 1965 wurde in Osimo ein neues Stammwerk eröffnet, welches von nun an auch als Hauptsitz für das Unternehmen dienen sollte, dieses Fabrikgebäude wurde jedoch zwischenzeitlich abgerissen. Bedingt durch den steilen Aufstieg von Farfisa nun auch international stieg der amerikanische Konzern Lear Siegler Inc. 1968 als Hauptinvestor ein. Auf der NAMM Show stellte Farfisa im gleichen Jahr mit der FAST-Serie (Akronym für Farfisa All-Silicon Transistorized, sinngemäß Farfisa komplett mit Siliciumtransistoren) schließlich die technisch modernisierte Nachfolgebaureihe der noch mit Germaniumtransistoren bestückten Compact-Serie vor. Es wurde sich beim Design nun im Gegensatz zur Compact-Reihe mit hohen Aufbauten nun näher am flachen Aufbau der Vox Continental orientiert.

1970er-Jahre - Professional, VIP und Streicherklaviere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sun Ra an einer Farfisa Professional, 1973

Noch 1968 wurde die Professional-Serie begründet, die deutlich erweiterte Funktionalität im Vergleich zu den FAST-Modellen besaß und bei Musikern des Krautrocks, der Avant-Garde und der frühen elektronischen Musik Popularität gewinnen konnte. Irmin Schmidt von der Band Can setzte die Farfisa Professional Duo und das Farfisa Professional Piano bis zur Auflösung der Band 1979 sowohl im Studio als auch live umfassend ein. Auch Klaus Schulze arrangierte seine Frühwerke Irrlicht, Cyborg und Blackdance umfangreich mit der Professional Duo. Ralf Hütter spielte bis etwa 1975 das Professional Piano, es ist prägender Part im Klangensemble der von Kraftwerk-Alben Ralf und Florian von 1973 sowie Autobahn von 1974. Mike Oldfield lieh sich für das Arrangement seines Albums Tubular Bells eine Farfisa Professional Organ.

Als Reaktion auf die ab den späten 1960er-Jahren veränderte Nachfrage der Künstler in der Musikindustrie, die nun anstelle von Transistororgeln zur Nutzung von Hammondorgeln mit übersteuerten Leslie-Lautsprechern übergingen, produzierte Farfisa ab 1970 zudem die VIP-Serie. Diese basierte auf den Modellen der Professional-Serie mit dem Ziel, ein Konkurrenzprodukt zur Hammondorgel anbieten zu können. Dazu veränderte Farfisa die Klangeigenschaften, führte Hammond-ähnliche Funktionalität wie Zugriegel ein und legte deutlich mehr Wert auf hochwertige Materialien sowie gute Fertigungsqualität. VIP-Modelle wurden bis 1979 produziert und unter anderem von Led Zeppelin und Tangerine Dream verwendet. Die letzten klassischen Transistororgeln, die Bravo und der Commander, erschienen 1980. Parallel dazu bot Farfisa diverse andere elektronische Musikinstrumente sowie verschiedenste Heimorgelmodelle mit klassischen Aufbau und traditionellen, schweren Holzgehäusen an, die teilweise oder gänzlich auf der Technik der Transistororgeln basierten und in den 1970er-Jahren weite Verbreitung finden konnten.

Ein Farfisa Syntorchestra von 1975

Außerdem experimentierte das Unternehmen wie viele weitere italienische Hersteller ab Mitte der 1970er-Jahre mit Streicherkeyboards, die kostengünstige Alternativen zum ARP Solina String Ensemble sein sollten und auf bewährter Technik elektronischer Orgeln basierte. Insbesondere das ab 1975 produzierte Farfisa Syntorchestra fand bei Musikern der Berliner Schule Anklang. Klaus Schulze setzte es auf seinem Album Moondawn von 1976 für den ersten Teil der B-Seite Mindphaser ein, während Manuel Göttsching im gleichen Jahr weite Teile des Ashra-Albums New Age of Earth mit dem Instrument arrangierte. Auch der griechische Komponist Vangelis vertonte u. A. mit dem Syntorchestra seine ersten Alben Heaven and Hell sowie Albedo 0.39.

Mit dem Polychrome und Soundmaker sowie dem Syntorchestra 4 als Nachfolger des erfolgreichen Syntorchestra erschienen um 1979 noch weitere Instrumente dieser Kategorie um grundsätzliche Synthesizer-Funktionen erweitert, jedoch was das Konzept des Streicherkeyboards zum Ende der 1970er-Jahre bereits an seine Grenzen gestoßen und die Verkaufszahlen blieben sehr gering. Farfisa produzierte nie einen vollwertigen Synthesizer und setzte auch weiterhin auf die Produktion elektronischer Orgeln, obwohl sich das Ende dieses bisher krisensicheren Großmarktes bereits zum Ende der 1970er-Jahre abzeichnete.

1980er-Jahre - Letzte Innovationen und Zerfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Farfisa Pergamon (1981 - 1984)

Bedingt durch die eingebrochene Nachfrage nach analogen, elektronischen (Heim)orgeln und Streicherkeyboards zugunsten polyphoner, teilweise digitaler Synthesizer und Sample-Keyboards, auf die Farfisa durch schlechtes Management und dadurch fehlende Zukunftsinvestitionen sowie mangelnde Erfahrung keine Antwort hatte stürzte das Unternehmen Anfang der 1980er-Jahre in eine schwere Krise, aus der es sich trotz des Vorstoßes in neue Geschäftszweige nicht mehr befreien sollte. Immer stärkere Konkurrenz japanischer Unternehmen wie Roland, Yamaha, Kawai oder Korg, die schon früh in die Entwicklung dieser zukunftsweisenden Technologien investiert hatten und zusätzlich auch noch mit eigenen, qualitativ hochwertigeren (digitalen) elektronischen Orgeln, die noch billiger angeboten werden konnten als die inzwischen technisch veralteten Farfisa-Modelle das italienische Unternehmen von ihrem Kernmarkt verdrängten trugen zu dieser Situation deutlich bei. Als letzte Innovation von Farfisa gilt die Flaggschiff-Orgel Farfisa Pergamon von 1981, die für eine Heimorgel über einen ungewöhnlich großen Funktionsumfang sowie die Farfisa-Eigenentwicklung Vocal Chorus verfügte. eine vollkommen elektronische Nachbildung eines menschlichen Chores. Durch den Austritt des Hauptinvestors Lear Siegler Inc. 1984 sowie der Gründerfamilie Scandalli, die in kleinerem Rahmen die bis heute aufrechterhaltene Produktion von qualitativ hochwertigen Akkordeons unter eigenem Namen wieder aufnahm, beschleunigte sich der Zerfall des Unternehmens weiterhin.

1987 wurde Farfisa schließlich vom italienischen Konkurrenten Bontempi übernommen und hörte als eigenständiges Unternehmen auf zu existieren, der Markenname wurde jedoch von Bontempi u. A. für digitale Keyboards und einige digitale Sakralorgeln noch weiterverwendet. Der erfolgreiche Geschäftszweig zur Produktion von Sprechanlagen wurde 1993 als eigenständige Firma ACI Farfisa ausgegliedert und existiert noch heute. Firmensitz ist ein Neubau auf dem Grundstück des ehemaligen Farfisa-Werks in Osimo.

Seit 2011 richtet die Associazione Culturale Farfisa in der Gegend um Ancona jährlich eine Informationsveranstaltung aus, zu der auch Besuche der ehemaligen Fabrikationsorte sowie Demonstrationen verschiedener Farfisa-Instrumente gehören. Zudem wurde ein Farfisa-Museum in Camerano eröffnet, wo diverse elektronische Musikinstrumente und Akkordeons des Unternehmens ausgestellt werden. Q:

https://www.youtube.com/watch?v=6nCJaxm4qDY https://www.google.com/maps/place/Aci+Srl+Farfisa+Intercoms/@43.5159857,13.5325496,3215m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x132d874b31bfa02d:0x824e3784010eb806!8m2!3d43.5177412!4d13.5249054 https://www.capponiclaudio.it/ http://www.accordions.com/news.aspx?d=01-Jun-2012&lang=es&s=5726

Produktpalette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Compact-Serie (1964 – 1969)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa Compact Deluxe von Kate Pierson (The B-52s)

Die Compact-Serie von Farfisa war die erste Baureihe elektronischer Transistororgeln des Unternehmens und wurde als Reaktion auf die Popularität der Vox Continental entwickelt. Es erschienen insgesamt vier Modelle in verschiedenen Ausführungen und in verschiedenen Gehäusefarben. Charakteristisch war die farblich invertierte Bassoktave der Klaviatur, die bei späteren Modellen zudem durch eine grau-weiß kolorierte, in der Funktion umschaltbare zusätzliche Oktave erweitert wurde. Auch debütierte Farfisa in der Compact-Reihe Technologien wie Perkussionsregister sowie den Knee Lever, einen mit dem rechten Knie horizontal bewegbaren Schalter, der zusätzliche Artikulationsmöglichkeiten erlaubte.

  • Farfisa Combo Compact
  • Farfisa Mini Compact
  • Farfisa Compact Deluxe
  • Farfisa Compact Duo

FAST-Serie (1968 - 1971)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa FAST 2 mit Vox-Verstärker

Die FAST-Serie war die Nachfolgebaureihe der Compact-Serie und orientierte sich nun mehr an der Vox Continental durch ihren flacheren Aufbau und kantigem Design. Es erschienen insgesamt vier Modelle, die mit der FAST 2 von Einsteigermodell mit nur wenigen Registern und keinerlei Extrafunktionen zur FAST 5 reichten, die in etwa den Funktionsumfang der späteren Compact Deluxe erreichten.

  • Farfisa FAST 2
  • Farfisa FAST 3
  • Farfisa FAST 4
  • Farfisa FAST 5

Professional-Serie (1968 - 1975)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa Professional 222 (auch Professional Organ)

Die Professional-Serie bildete das umfangreichere Gegenstück zur eher für Amateurmusiker bzw. für die Hausmusik ausgelegten FAST-Baureihe. Durch ihr Design mit kleineren, aufrechten Plastikschaltern sowie ihre noch flachere Form unterschied sie sich deutlich von ihren Schwestermodellen. Der deutlich erweiterte Funktionsumfang sowie ein breites Klangspektrum machten die Orgeln für viele Künstler in den frühen 1970er-Jahren interessant. Außerdem entwickelte Farfisa zwei E-Pianos in der Optik der Professional-Orgeln, die insbesondere im Krautrock der 1970er-Jahre populär waren.

VIP-Serie (1970 – 1979)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa VIP 345
  • Farfisa VIP 200
  • Farfisa VIP 202
  • Farfisa VIP 205
  • Farfisa VIP 233
  • Farfisa VIP 345
  • Farfisa VIP 255
  • Farfisa VIP 370
  • Farfisa VIP 400
  • Farfisa VIP 500
  • Farfisa VIP 600

Matador-Serie (1970 – 1979)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa Matador-M
  • Farfisa Matador 80 (1975)
  • Farfisa Matador 611 (1972)
  • Farfisa Matador-A (um 1980)
  • Farfisa Matador-M (1973)
  • Farfisa Matador-R (1972, identisch zur 611 aber mit Rhythmusmaschine)

Weitere elektronische Orgelmodelle (1960er- bis 1980er-Jahre)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa Foyer
  • Farfisa Foyer (ab 1963, technisch identisch zur ersten Combo Compact)
  • Farfisa Commander (um 1980)
  • Farfisa Bravo (um 1980)
  • Farfisa Super Bravo (um 1980)
  • Farfisa Bravo 61 (um 1981)
  • Farfisa Pergamon (um 1981)
  • diverse Heimorgeln (Pahlavi, Jaqueline, Melanie...)

Streicherklaviere und Multikeyboards (1970er-Jahre)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farfisa Soundmaker

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Farfisa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Kategorie:Hersteller von elektronischen Musikinstrumenten Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Italien) Kategorie:Markenname (Musikinstrumente)