Benutzerin Diskussion:Motmel/Unterseite

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[1] 89KB, Inhaltsverzeichnis: 8, Fn.: 73, keine Texte zum Wiederverwenden, Literatur: 1x, keine Tabelle! Unterseite[2] Regina Mingotti Operissimo Petrillio - Petrushka. Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 25. Selbstverlag der Gesellschaft für Theatergeschichte e.V. Berlin 1972. Enthält u.a. Mingotti 1741 und Wagner. neu

Wanderoper im 18. Jahrhundert[Quelltext bearbeiten]

Als sogenannte „Wanderoper“ reisten Anna Bons Eltern mit ihrer Operntruppe quer durch Europa und verbreiteten in den großen Städten bzw. an den Höfen der Aristokratie die italienische Oper.[1] Anders als beispielsweise die Deutschen Wänderbühnen, die von Ort zu Ort zogen und ihre Kunst auf immer wieder neu aufzuschlagenden hölzernen Bühnen in Gasthöfen und auf Märkten usw. darboten, gehörten sie zu den „elitären“ Bühnenkünstlern, die den Wünschen der Nobilità nach modernem Musiktheater entsprachen, in deren exklusiven Opernhäusern sie mit deren Musikkapellen und Komponisten arbeiten konnten. Sie gehörten durchaus auch zum Kanon politisch motivierter Festkultur.

Politisch-diplomatische Hintergründe, aber auch Beschwernisse so einer Reise klingen an in einem Brief Markgräfin Wilhelmines von Bayreuth an ihren Bruder, Kronprinz Friedrich (1737/38): Auf der Reise nach Bayreuth war eine venezianische Sängerin erkrankt, habe aber Empfehlungen des Compte Schulenbourg de Venise (Venedig) und der dortigen Bürgermeister („principaux“) mitgebracht, welche „versicherten, dass sie (die Sängerin) gut sei“.[2]

Von Venedig und Bologna nach St. Petersburg

Nach Aufführungen in Venedig und Bologna (1732-35) und nach ihrer Hochzeit 1735 schloss sich das Ehepaar Girolamo und Rosa Ruvinetti-Bon, geworben durch den nahe Neapel geborenen Geiger, Sänger und Abenteurer Pietro Mira (später genannt „Petrillo“)[3] zunächst der Truppe des neapolitanischen Komponisten und Kapellmeisters Francesco Araja an, mit dem sie bis 1746 (mit Unterbrechungen)[4] nach Russland an den Zarenhof (Moskau/St.Petersburg) zogen und im „Russisch=Kayserlichem“ Milieu die italienische Opera seria und das italienische Intermezzo einführten. In Girolamo Bon verfügten sie über ihren eigenen hochqualifizierten Bühnenarchitekten und -Ausstatter, der sich um das „veraltete kaiserliche Theater in Petersburg“ mittels neuer italienischer Bühnendekoration und Bühnenmaschinerie verdient machte.[5] Ihre kaiserlichen Auftraggeberinnen in Russland waren bis 1740 Zarin Anna Ivanowna, nach deren Tod Zarin Elisabeth Petrowna.

Dreden, Berlin, Potsdam

Zurück von dieser lange währenden russischen Episode gelangten sie in die deutschen Opernzentren Dresden 1746/1747 und Berlin/Potsdam 1748-52. Hier wurden sie besonders geschätzt wegen ihrer Auftritte mit dem italienischen, volkstümlichen Intermezzo per musica, einer frühen Art der Opera buffa. Damit hatten sich die Sopranistin Rosa Ruvinetti-Bon und ihr berühmter Partner, der Bassist Domenico Cricci (der mit in Russland war), schon in der Heimat einen Namen gemacht. Von Girolamo Bons Bühnenausstattung für die große Oper in Berlin zeugt - um ein Beispiel zu nennen - die Angabe im Libretto zu Karl Heinrich Grauns Angelica e Medoro, einer 1749 in Berlin zum Geburtstag der Königinmutter aufgeführten Opera seria, wonach er die „Maschine mit der Burg der Venus“ für das Ballett konstruierte.[6]

Antwerpen, Regensburg

In Antwerpen, der Stadt der berühmten Cembalobauer-Familie Ruckers, weihten sie 1752 mit „La Zitatella Ingannata“ das Opernhaus ein, die Aufführung war „A Monsieur de Beughem, Marc-Grave du Pais de Rhyen“ gewidmet. In Regensburg, der Stadt „des immerwährenden Reichstages“ traten sie in die Dienste Sr. Hochfürstl.[ichen] Durchlauchl.[aucht] von Thurn und Taxis Fürst Alexander Ferdinand, dem Generalpostmeister des familiären Postunternehmen. Sie spielten dort ab Winterspielzeit 1753 im „Hoch Fürstl.[ichen] Theatro im goldenen Creutz“ u.a. die Opera comica La Riccamatrice, die sie vermutlich schon 1751 in Berlin uraufgeführt hatten. [7]

Frankfurt am Main

Im Herbst 1754 zogen sie unter des Fürsten Protektorat, auf Wunsch der „gesammten gesandschaftlichen Noblesse“ nach Frankfurt am Main und gaben am 19. September 1754 mit der großen serieusen Oper Leucippo von Johann Adolph Hasse - welche extra begehrt - ihr Debut in der Reichsstadt. Diese Premiere wird durch einen originalen „Theaterzettel“ illustriert, wie er zur Information des Publikums damals am Theatergebäude angebracht wurde. Weitere Theaterzettel[8] haben sich erhalten, die als rares Beispiel für den Ablauf eines Monats-Spielplans (April 1755) anzusehen sind. Danach sieht es so aus, als habe Prinzipal Bon in Frankfurt das unternehmerische Risiko allein in seine Verantwortung genommen: Mit gnädigster Bewilligung eines Hoch=Edlen und Hoch=Weisen Magistrats und ausdrücklich unter der Direction des Monsieur Bon. Den Theaterzetteln kann man die dichte Folge der Aufführungen am 4./ 5./ 7. April, dann 12. und 14. April und zum Schluss 21. und 23. April, mit einer Erholungswoche dazwischen entnehmen. Auch ohne eventuell fehlende Termine (?) dazuzurechnen, handelt es sich um einen vollbesetzten Terminkalender für ein- und dieselbe Truppe. Dem Theaterzettel ist weiter zu entnehmen, wo die Libretti zu erwerben waren, die "Büchlein" (liber,lat.=das Buch) der Opernhandlung in deutscher und italienischer Sprache zum Mitlesen für das Publikum, ebenso die gestaffelten Eintrittspreise. Dreimal ist der „berühmte Herr Haße, erster Compositeur Ihro Königl.[ichen] Majestät in Pohlen“ angegeben.[9] Eine Gluck-Oper ist dabei, ohne dass dessen Name verraten wird: Eine extra schöne und serieuse Haupt = Opera, betitelt Demetrius, von der zumindest anzunehmen ist, dass sie dieselbe wie diejenige später in Pressburg aufgeführte ist, bei der Gluck im „Büchlein“ genannt ist.

Die Reichsstadt Frankfurt hatte noch kein feststehendes Opernhaus; auf dem Roßmarkt musste Bon die Bühne selbst aufschlagen und deren Sicherheit vom Herrn Baumeister der hiesigen Stadt approbieren lassen, nachdem offenbar bereits ein Einsturz derselben passiert war, wie berichtet wird!. Die Theaterzettel spiegeln ein umfangreiches, abwechslungsreiches Programm klein und groß besetzter Stücke: Opere Comiques, Intermezzi und Opere serie. Dass die Tochter Anna Bon bereits zur Truppe gehörte, ist nicht ausgeschlossen, wie der letzte Theaterzettel nahelegt.[10]

Bayreuth, Wien, Eisenstadt, Preßburg, Eisenstadt

Kurz vor Beginn des 7-jährigen Krieges (1756-1763) begann ein längerer Aufenthalt (1755-61) in Bayreuth, wohin verwandtschaftliche Bande des führten.[11] Von da aus gastierten sie, zwischendurch auch getrennt, in Wien 1758/59 (Rosa) und 1761/62 (Rosa und Anna), Eisenstadt 1759 (Girolamo) sowie Preßburg 1759/60 (Anna, Rosa und Girolamo), 1762 (Rosa und Anna), bis sie im Juli 1762 alle drei von Nikolaus, Fürst von Esterházy, genannt der „Prachtliebende“, nach Eisenstadt im Burgenland engagiert wurden. Am Honorar für die Bons, das nicht geringer als das des Kapellmeisters Haydn war (600 Gulden jährlich, dazu freie Wohnung und Naturalien), kann man ihre Wertschätzung sehen.[12]

Netzwerk italienischer Bühnenzauber[Quelltext bearbeiten]

Die Oper hatte sich in Italien um 1600 aus musiktheoretischen Diskussionen Florentiner Gelehrter und Künstler (Florentiner Camerata), neuen musikalisch-gesanglichen Praktiken (Seconda pratica, monodie) und höfischen theatralischen Elementen (Florentiner Intermedien , Commedia dell'arte) gebildet, war zur Zeit der Anna Bon in ganz Europa etabliert und bildete verschiedene Zentren. Der große, kostspielige Apparat Musiktheater mobilisierte Musiker, Dichter, Librettisten, Theaterbaumeister, Maler, Bühnenbildner und Tänzer; insbesondere waren es die bestens ausgebildeten und teuren italienischen Kastraten und Primadonnen - die Protagonisten auf der Bühne - die als Zugpferde des Erfolges international herumgereicht wurden, nicht zuletzt durch die renommierten Wanderopern wie die Bon-Truppe oder - als weiteres Beispiel - die Mingotti'sche Gesellschaft, mit der sie 1747 anlässlich der sächsisch-bayerischen Doppelhochzeit in Dresden zusammentrafen.

Deutsche Komponisten wie Johann Adolf Hasse und Christoph Willibald Gluck studierten die Oper in Italien an „Ort und Stelle“ in Mailand, Venedig oder Neapel. Bevor Hasse, „il caro Sassone“ (der geliebte Sachse), 1734 Kapellmeister der sächsischen Hofkapelle wurde, hatte er sich in Italien den speziellen "gusto" des modernen Opernstils angeeignet und wurde der in Europa am häufigsten aufgeführte Opernkomponist. 1727 war er Leiter eines der vier in Venedig tonangebenden Mädchenkonservatorien geworden, in dem auch seine Frau, die berühmte Sängerin Faustina Bordoni - ein Schützling der Familie Benedetto Marcello - ausgebildet worden war.[13] Ab 1732 arbeitete er mit der Bologneser Sopranistin Rosa Ruvinetti zusammen, und blieb nach deren Heirat mit Girolamo Bon (1735) der bevorzugte Komponist der Bon-Truppe.

In Dresden führte die Mingotti'sche Operngesellschaft bei ihrem Zusammentreffen eine Oper des jungen Gluck auf, die Bontruppe ihrerseits nahm seine Werke ins Programm, als sie später in Frankfurt und Preßburg gastierte.

In Berlin unterhielt der Preußenkönig Friedrich der Große eine vorzügliche italienisch ausgerichtete Hofkapelle. Durch die gemeinsame Schaffung der Operà jouieux „La Zitadella Ingannata“[14] für Antwerpen (1752, Text: Girolamo Bon) mit Johann Friedrich Agricola - der gerade Kammermusiker und Komponist bei Friedrich dem Großen geworden war - wurde die Verbindung mit Berlin aufrechterhalten, aber auch für Agricola war die Zusammenarbeit mit Bon für sein späteres musiktheoretisches Hauptwerk „Anleitung zur Singekunst“ (1757) von Wichtigkeit. Die Attraktion der Bon-Truppe war das moderne italienische Musiktheater, sowohl des spritzigen Intermezzo per musica als auch der Opera seria. Auf welche Art sie in Frankfurt, wo es kein feststehendes Opernhaus gab, bei jedermann dafür warben, ist an ihren Frankfurter Theaterzetteln zu sehen, die kurz vor den Aufführungen am Theater angebracht wurden (ähnlich heutiger Plakate). Sie boten hauptsächlich Opern Hasses sowie Pergolesis berühmte „La Serva Padrona“; diese stand besonders im Fokus des Interesses, hatte sie doch zuvor in Paris den Anstoss zum sogenannten Pariser Buffonistenstreit (1752-1754) gegeben. Dabei ging es im Kern um die größere Beliebtheit der italienischen Opernmusik, die sogar das Pariser Publikum erobert hatte.

Der Bayreuther Hof war inzwischen ein anerkannter Ort für Opernaufführungen in italienischer Sprache geworden, den Johann Adolf Scheibe als „beispielhaft“ in einem Atemzug mit Dresden und Berlin nannte.[15] 1755 von einer Reise nach Südfrankreich und Italien zurückgekehrt, hatte das Markgrafenpaar einen neuen „Etat de L'Opera“ eingerichtet für die große ernste Oper, die Opera seria der Markgräfin Wilhelmine. In Bayreuth hatten die Bons 1756 Gelegenheit, wieder einmal mit Johann Adolf und Faustina Bordoni-Hasse zusammenzutreffen, die auf der Durchreise nach Wien waren. Die Bayreuther Hofkomponisten pflegten eine Verbindung zum nahen Nürnberger Musikverlagshandel, so auch die Bons, deren Werke auf den Titelseiten ihre italienische Heimatstadt Venedig präsentieren. Und hier gab es einen italienischen Sprachmeister Marco Soralli, der in mehreren ihrer Libretti als Übersetzer fungierte. Über diesen ist bisher wenig bekannt geworden.

Ihre Gastspiele in Wien, Preßburg und Eisenstadt organisierten sie von Bayreuth aus, bevor sie als professionelle Helfer in allen Belangen des neu einzurichtenden italienischen Musiktheaters beim Fürsten von Esterházy engagiert wurden.[16] Für den 1761 dort als Kapellmeister engagierten Joseph Haydn begann die Ära seiner italienischen Opern.

Haydnforschung mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Ergebnissen in Bezug auf die Mitwirkung der Bon-Familie

Die Forschung zum „jungen Joseph Haydn“ setzte verstärkt im 20. Jahrhundert ein. Zum „jungen Haydn“ zählt noch seine Zeit in Esterhaza, die mit dem Engagement der italienischen Familie Bon zusammentrifft. Deren Einfluss betreffs seiner ersten italienischen musiktheatralischen Produktionen „Acide“ und „La Marchesa Nespola“ und auch der folgenden italienischen Opern dürfte ein willkommener gewesen sein, handelte es sich doch um eine langjährige erfahrene Theatertruppe auf allen Gebieten des musikalischen italienischen Gusto, der Bühne und des Libretto. In der deutschen Haydn-Forschung blieb dieser „Bon-Komplex“ bisher relativ im Hintergrund, im Gegensatz zu den Arbeiten des amerikanischen Musikforschers H. C. Robbins Landon und des ungarischen Historikers Mátyás Horanyi.[17]

Zu beobachten ist daneben ein musikalischer Transfer zwischen dem Markgrafenhof Bayreuth seit die Bons dort wirkten und Joseph Haydns Wirkungsort in Esterhaza. Musiker und Musik wanderten hin und her: Der Oboist Vittorino Colombazzo und der Hackbrettist Georg Noellei z. B. sind hier wie dort anzutreffen. Sonaten von Jakob Friedrich Kleinknecht kamen in die Esterhazysche Bibliothek und Musik von Haydn wurde in Bayreuth gespielt, ja sogar für Laute umgeschrieben, dem Instrument, das in Bayreuth eine „Nachblüte“ erlebte.[18]

International entstand ein Netzwerk künstlerischer Beziehungen: Francesco Araja (Neapel, Bologna, Moskau, St. Petersburg), Vincenzo Legrenzio Ciampi (Neapel, Venedig), Johann Adolf Hasse (Venedig, Dresden, Bayreuth Wien), Christoph Willibald Gluck Mailand, Dresden, Wien, Hildburghausen, Pressburg), Johann Friedrich Agricola (Antwerpen, Berlin, Potsdam), Johann Heinrich Graun (Berlin, Potsdam) und Joseph Haydn (Wien, Eisenstadt, Ungarn).

Die Mutter Rosa Ruvinetti-Bon[Quelltext bearbeiten]

Die Lebensdaten der Mutter Rosa Ruvinetti-Bon „di Bologna“[19] sind unbekannt. Ihr Vater, Stefano Ruvinetti, war Instrumentalist und begleitete sie als solcher bei der Russlandreise. Sie war Sopranistin und feierte vor ihrer Hochzeit 1735 besondere Erfolge im komischen Intermezzo-Fach, einer in Italien kreierten, volkstümlichen und îm Vergleich zur Opera seria kleineren Form des Musiktheaters (Vorläuferin der Opera Buffa), das oft nur mit zwei Darstellern auskam. Ursprünglich wurde das Intermezzo zwischen den Akten der Opera seria gespielt. Besonders bekannt in diesem Genre wurde „La serva padrona“ (Die Magd als Herrin). Darin spielt die junge Vespina (Soprano) den „schnurrigen Alten“ Uberto (Bass) nach allen Regeln der Kunst an die Wand, dazu gibt es noch eine stumme Verkleidungs-Rolle, Vespone, den Diener, das sind schon alle Mitwirkenden.[20] Rosa Ruvinetti kreierte solche Intermezzi bereits in Oberitalien an der Seite des späteren Dresdener Hofkapellmeisters Johann Adolf Hasse,[21] später besonders auch am Intermezzo-Theater Friedrichs des Großen, das neu in Potsdam errichtet wurde. Wie komisch es da zuging, berichten 1749 der damals 20-jährige BerichterstatterGotthold Ephraim Lessing zusammen mit Christlob Mylius in seiner Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande des Theaters in Berlin:

„Ehe wir diese Nachricht schliessen, müssen wir noch anmerken, daß Se. Majestät auch in Potsdam auf Dero Schlosse ein kleines Theater haben anlegen lassen. Es werden auf selbigem im Sommer lauter italiänische lustige Zwischenspiele aufgeführet. Die beyden dazu allein bestimmten Acteurs sind Herr Domenico Cricci, und Frau Rosa Ruvinetti Bon. Beyde sind Meister in ihrer Kunst, und fähig, den ganzen Schauplatz vor Lachen ausser sich zu setzen.[22]

Laut Textbuch La scolara fatta maestra, Potsdam 1749, wird sie zusammen mit Cricci als Cammermusici S[eine]r. Königl.[ichen] Maj.[estät] von Preussen bezeichnet. Sie sang auch Opera seria-Rollen, nicht zuletzt in der Bayreuther Oper „Amalthea“ von Markgräfin Wilhelmine (1756, Libretto).

Es existiert eine Miniatur von Juda Löw Pinhas (zugeschrieben) mit der Darstellung der Wilhelmine und zwei unbekannten Frauen, einer etwas im Hintergrund stehenden Minerva mit ihrem Schild, vor beiden ein kniehendes junges Mädchen mit Blütenkranz im Haar. In der Hand hält sie eine Lyra, die sie Wilhelmine überreicht, quasi dem weiblichen Apoll. Dieses sehr private Bild hat eine Bedeutung, die sich erschließt, wenn man die weiteren Einzelheiten des Bildes deutet: Eine Landkarte, worauf Italien und die Gebiete bis Griechenland zu sehen sind, das durch rötliche Farbe auffällt. Es ist dieselbe Farbe, wie die des Vorhangs, den Minerva auf dem Bild lüftet, damit dahinter Bücherregale zum Vorschein kommen. Auf dem Boden steht ein gewichtiges Buch mit der Aufschrift „Ars 1756“, der Hinweis auf das Gründungsjahr der Bayreuther Kunstakademie, und die das Anstellungsjahr für Girolamo Bon als Professor für Architektur und Perspektive. In diesem Jahr wurde auch Anna Bons opus I gedruckt, ebenso im selben Jahr Wilhelmines Amalthea aufgeführt, in der Rosa Bon die Prinzessin Zamis sang. Eine Oper nach dem Text Wilhelmines, in dessen Libretto statt eines Komponisten für die Musik „di vari autori“ angegeben ist. Wenn man weiß, dass Wilhelmine überall persönliche Hinweise zu ihrem Leben hinterlassen hat, dann möchte man auch dieses Bild als Darstellung der für Wilhelmine in diesem Jahr wichtigen Persönlichkeiten erkennen: Wilhelmine-Rosa Bon-Anna Bon.

Der Vater Girolamo Bon[Quelltext bearbeiten]

Der Allround-Künstler Girolamo Bon war Maler, Bühnenarchitekt, Bühnendekorateur, Maschinist, Textbuch-Autor, Komponist, Prinzipal und nicht selten wohl auch Abend-Spielleiter seines Familienunternehmens, der Bon-Truppe, zu der seine Frau, sein Schwiegervater und etwa ab 1755 (?) seine Tochter gehörten. Wilhelm Pfannkuch bezeichnet die Truppe in Musik in Geschichte und Gegenwart als eine der erfolgreichsten im 18. Jahrhundert. Bons Geburtsdatum ist nicht überliefert; bezüglich seines Geburtsortes wird in der Literatur sowohl Bologna, als auch Venedig angegeben. Aufgrund der Anmeldeurkunde seiner Tochter Anna im Ospedale della Pietà ist es Bologna, aber im Buch von R.-Aloys Mooser (S. 155) heißt es, er stamme aus einer alten venezianischen Familie mit zwei Prokuratoren an S. Marco im 16./17. Jh. Er starb, nach H.C. Robbins Landon, 1773 in Diensten des Fürsten von Esterhazy.[23]

Girolamo Bon (zugeschrieben) perspektivischer Bühnenbildentwurf 1762

Besonders geschätzt war Bon wegen seiner Malerei,[24] die ihm 1756 die Anstellung als Professors für Architektur und Perspektive an der neu gegründeten Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth verschaffte. Seine Aktivitäten als Theaterorganisator begannen in Venedig und Bologna, wo ihn Pietro Mira, zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Rosa Ruvinetti für die Operntruppe seines Landsmannes, des Komponisten Francesco Araja nach Russland warb. Dort war es ihm

„vorbehalten, die gesamte Kultur der italienischen Theaterdekoration, ihre Darstellungsmethode und ihren Formenschatz, sowie die von ihm mit Vorliebe wiedergegebenen Örtlichkeiten und immer wieder aufs neue variierten Themen auf die russische Bühne zu bringen und so den Kreis der internationalen Festkultur zu schließen.[25]

Mooser (S. 155) zählt fünf Opern mit seinen Dekorationen auf. Von der Vielfalt seiner Arbeit ist zur Zeit leider wenig greifbar. Zu den von ihm "mit Vorliebe wiedergegebenen Örtlichkeiten" scheint die Ruinenlandschaft zu gehören, so Horanyi.

Girolamo Bon (zugeschrieben) Ruinenlandschaft 1762, Budapest

Ein Hinweis auf eine Anstellung in Moskau ist zu finden in der von Rostirolla (s. Literatur) mitgeteilten Aufnahmeurkunde seiner Tochter ins Ospedale della Pietà 1743.[26] Sich selbst nannte Bon „Cittadino“ (Bürger) der Stadt Venedig und „Dillettante di Musica“.[27] In venezianischen Kreisen wurde er vertraulich „Momolo“ genannt (Verkleinerung von Girolamo), aber auch seine venezianischen Aktivitäten sollten noch beleuchtet werden.

Wo von ihm in der Literatur die Rede ist, fällt unter den verschiedenen Schreibweisen seines Namens das französische „Buon“ bzw. „Le Bon“ besonders auf, jedoch keinerlei Hinweis auf eine Tätigkeit etwa in französischen Diensten.[28]

Friedrich der Große beschäftigte ihn als „Königlichen Theaterarchitekten, Maler und Maschinenmeister des Theaters“ am Preußischen Hof, wo er - um ein Beispiel zu nennen - zur Oper „Angelica e Medoro“, komponiert von Carl Heinrich Graun nach einem Text von Leopoldo Villati, die „Maschine, mit der Königl.[ichen] Burg der Venus“ konstruierte (Berlin 1749).

Während seiner Zusammenarbeit mit dem Komponisten Johann Friedrich Agricola könnte er von diesem ehemaligen Kompositions-Schüler Johann Sebastian Bachs Anregungen bei der Komposition seiner 6 Violinsonaten erhalten haben, das legt die zeitgenössische handschriftliche Eintragung „1752“ nahe, in der Agricola das Libretto Girolamo Bons „La Citadella Ingannata“ für Antwerpen vertone. Die Sonaten wurden circa 1762-1764 gedrückt - im selben Nürnberger Verlag, wie die Werke seiner Tochter;

Die Tatsache, dass er tatsächlich auch komponierte (s.o.) qualifiziert Bon auch musikalisch als so versiert, dass der Zusatz „unter der Direction des Monsieur Bon“ auf den Frankfurter Theaterzetteln auch seine musikalische Leitung bedeuten könnte. Neben seinen fürstlichen Engagements in Europa gab es mehrmals Perioden, in denen die Bontruppe unternehmerisch auf sich gestellt war, etwa in Frankfurt, Eisenstadt und Pressburg. In diesem Falle gehörte unter Bons Aufsicht von den Eintrittsbillets bis zu den Librettodrucken, vom Theaterbau bis zur Dekorationa usw. alles, mit Ausnahme des Singens auf der Bühne. Betreffs der Textbücher, die sowohl in der italienischen Gesangssprache als auch der Sprache des jeweiligen Publikums verkauft wurden, ist ein Name in Nürnberg, "Marco Soralli" von Bedeutung, mit dem Bon offensichtlich zusammenarbeitete. Er ist als Übersetzer der Opern „La serva padrona“ (Libretto aus der Bibliothek der Markgräfin Wilhelmine), „Il Negligente“ und „Il capitano Galoppo“ in den betreffenden Libretti angegeben. Damit wäre eine intensive Verbindung zum fränkischen Raum erklärbar.

Bereits 1759, also noch vor seinem letzten Engagement in Esterhaza, stellte er einmal mehr unter Beweis, dass er insbesondere für die Konstruktion und Schaffung von Bühnen prädestiniert war: Für den Fürsten Paul Anton (dem Vorgänger von Fürst Nikolaus) schuf er schon 1759im Saal des Eisenstädter Schlosses das erste Theater, wofür er ein Honorar von 400 Gulden erhielt.

Erhaltene Malereien Girolamo Bons?

In Budapest haben sich zwei mit „1762“ datierte Dekorationsentwürfe erhalten, die Girolamo Bon zugeschrieben werden (s.o.) (Mátyas Horanyi).[29]

Die Tochter Anna Bon[Quelltext bearbeiten]

Titelblatt von Anna Bons Flöten-Sonaten op.I, 1756, gewidmet dem Markgrafen Friedrich von Bayreuth

Die italienische Komponistin, Sängerin und Cembalistin Anna Bon di Venezia (*1739/1740?; † unbekannt), mit vollem Namen nachgewiesen als „Anna Lucia Boni“,[30] gab 1756 als 16-Jährige ihr Debut als Komponistin mit dem Druck ihrer Flöten Sonaten opus I, gewidmet Markgraf Friedrich von Bayreuth. Auf der Titelseite präsentiert sie ihren Titel „Virtuosa di Musica di Camera“, einen seltener Ehrentitel (besonders für eine so junge Künstlerin), der so noch heute in Deutschland und Österreich amtlich vergeben wird. Er war verbunden mit einem Stipendium am Markgräflichen Hof zu Bayreuth, wo im selben Jahr 1756 eine musikalische Akademie gegründet worden war. Von Bayreuth aus wurden ihre Sonaten und Trios für Flöte und Basso continuo und für Cembalo Solo zwischen 1756 und 1759 im Nürnberger Verlag des Baltasar Schmidt veröffentlicht.[31]

Anna Bons musikalische Karriere war doppelt angelegt: Auch als Sängerin trat sie in der Operntruppe ihrer Eltern auf. Laut erhaltener Libretti 1759/60 sang sie z.B. in Opern von Johann Adolf Hasse (Leucippo) und Christoph Willibald Gluck (Ipermestra, Il Demetrio).[32] Von Bayreuth aus gastierte sie danach - neben ihrer europaweit berühmten Mutter, der Sopranistin Rosa Ruvinetti-Bon - u.a. am Burgtheater in Wien unter Graf Durazzo und wurde zuletzt mit ihren Eltern von Fürst Nikolaus I. Joseph Esterházy de Galantha „dem Prachtliebenden“ am Esterházy-Hof in Eisenstadt, der Residenz des „ungarischen Feenreiches“ (so benannt vom jungen Johann Wolfgang von Goethe in Dichtung und Wahrheit) als Sängerin verpflichtet.

Von ihrem fortgeschrittenen sängerischen Niveau kündet die Besetzungsangabe im Textbuch des „drama per musica“ Il Negligente (Carlo Goldoni, vertont von Vincenzo Legrenzio Ciampi, ohne Datum), in dem „Mad. Anna Bon“ (als „Primadonna“) - vor ihrer Mutter - die weibliche Hauptrolle sang.

Anna Bon hatte das Glück, zu denjenigen Absolventinnen des berühmten Ospedale della Pietà, einem Musik-Konservatorium für Mädchen in Venedig zu gehören, die nicht wie die meisten dort Ausgebildeten anonym blieben, sondern als fertige Musikerinnen sich in der damals für das weibliche Geschlecht fast gänzlich verschlossenen musikalischen Welt beruflich verwirklichen konnten. Dennoch verliert sich, nach ihrem glänzenden Karrierestart in Bayreuth und nach dem Engagement ins Ensemble Joseph Haydns, ihre Spur im Nichts. Die letzte Aktennotiz über sie - stets nur als „Tochter des Girolamo Bon“ - stammt von 1765.

Heute aber erfreut sich ihre Musik, die sie gedruckt hinterließ, internationaler Anerkennung.

Am Hof zu Esterhaza unter Joseph Haydn[Quelltext bearbeiten]

Schloss Esterházy in Eisenstadt

Nach ihren Gastspielen in Wien, Pressburg und Eisenstadt, bei denen bereits zwei Sänger der Esterhazykapelle mitmachten, erhielt die Familie Bon ein Engagement beim Fürsten Nikolaus von Esterhazy in Eisenstadt, genannt „der Prachtliebende“. Der Vertrag datiert vom 1. Juli 1762, darin wird Anna Bon nicht mit ihrem Namen, sondern als „Tochter“ benannt, auch der Name der Mutter, immerhin der einer europaweit berühmten Sopranistin, erscheint nicht, sondern nur als „Weib des Hieronymus Bon“.[33]

„Im heute unten eingesetzten Tag und Jahr ist der Mahler Le Bon samt seinem Weib und Tochter auf ein Jahr Lang in unserem Dienste an- und aufgenommen worden folgendermassen: 1mo Wird seine Schuldigkeit seyn zu allen Mahlerarbeith welche ihme von uns, oder durch andere, jedoch aus unseren Befehl angegeben wird, Besonders was das Theatre anbelangt, all seinen möglichen Fleiß anzuwenden, und weilen sein Weib eine Singerin ist, als wird sie gehalten seyn 2do So wohl zu den Cammer- als Chor Musique zu erscheinen, und unsern Capel-Meister alle parition zu Leisten, mit-hin was von Musicalien ihnen vorgelegt werden, solche abzusingen, und da all-ihre Schuldigkeiten zu Papiere zu setzen für überflüssig erachtet wird, so überlasset mann sothanen ihrer geschicklichkeit, und Diensteifer das Dieselben nach gestalt deren umbständen von selbsten dahin Bedacht sein werden, alle Satisfaction von sich zu geben, überhaupt eben sollen Sie sich ehrlich, Christlich, ruhig und friedig aufführen Dagegen 3tio für solche dienst-Leistung obigen verbunden ist, Resolviret 4to An baaren geld für alle jährlich 600 Fl. oder Monatlich 50 Fl. Reinl. und werden hiermit an unser Ober Einnehmer- Amt angewiesen. Nebst und ohnedem 5to Werden ihnen 10 Eimer Wein Eisenstadter Hain accordiert. Gegeben Eisenstadt den 1ten Julii 762. Hieronymus Bon [mpria] [Umschlag] 762 Conventio pictoris le Bon et ejus uxoris ut Cantatricis.“

Joseph Haydn (Gemälde von Ludwig Guttenbrunn, um 1770)

Unter ihrem neuen Dienstherrn Joseph Haydn wurden die beiden Bon-Damen jedoch auf besondere Art „aktenkundig“: er schrieb eine Willkommens-Kantate für Fürst Esterhazy „Al Tuo arriva felice“, in die er eigenhändig die Besetzung der beiden als Solistinnen eintrug: „Sigra Bon“, (Rosa) 1. Sopran und „Sira Bon“ (Anna), 2. Sopran. Die Kantate wurde im Frühjahr 1764 aufgeführt zur Rückkunft des Fürsten von den Krönungsfeierlichkeiten in Frankfurt am Main. Der solistische Einsatz der beiden Sängerinnen Rosa und Anna Bon bezeugt ihre Wertschätzung seitens des Meisters in Anwesenheit seines fürstlichen Dienstherrn.

Von den ersten italienischen musikdramatischen Werken Haydns haben sich nur zwei, wenn auch unvollständig, erhalten. Das Wienerische Diarium berichtete anlässlich einer im Januar 1763 gefeierten Esterhazyschen Hochzeit über verschiedene Bühnenstücke, ohne die ausführenden Künstler zu nennen: Aber es liegt nahe, dass die Bons bei der bei diesem Fest stattgefundenden Opera buffa, die mit „sonderbarem Erfolg“ aufgeführt wurde, zum Einsatz kamen, denn es handelte sich dabei um das Spezialgebiet der Bon-Familie, die ja im Hinblick auf das Hochzeitsfest engagiert wurde.[34] Außer dem Besetztungseintrag Haydns fallen keine weiteren Besonderheiten auf. Die „Virtuosa di Musica di Camera“ vom Bayreuther Hof wird stets nur als „Tochter“ (des Girolamo Bon) bezeichnet. Bis 1765 ist „die Tochter“ noch im Dienst als Sängerin zu verfolgen, danach versiegen ihre Spuren.

Der bisher einzige Beweis, dass sie noch komponierte, ist ihre Arie Astra coeli.[35] Diese soll in der Schlossbibliothek von Český Krumlov im ehemaligen Süd-Böhmen verwahrt werden; erste Nachforschungen im Katalog der Tschechischen Nationalbibliothek brachten dazu noch kein Ergebnis.

Altersmäßig war Anna eine nicht viele Jahre jüngere Zeitgenossin Joseph Haydns. Aber auf den „Haydn-Stil“, womit hier die frühe Klassik gemeint ist, weist von ihren Kompositionen erst ihre zuletzt aufgetauchte Aria Astra Coeli für Sopran und Streicher hin. Dass Anna Bon noch komponierte, beweist

Das Verschwinden einer Musikerin[Quelltext bearbeiten]

Nachdem Anna Bons Name schon in den Bayreuther Akten bisher nicht gefunden wurde (vielleicht, weil sie als Tochter ihrer Eltern in deren Aufsichtsbereich gehörte und bei Hofe nur Gast-Status hatte?), ist es bedauerlich, dass sie auch am Esterhazy-Hof nicht eben häufig und nur als „Tochter“ ohne Namen genannt ist. Einzig ihre Sonatendrucke im Nürnberger Friedes- und Kriegskurier sowie vereinzelte auswärtige Librettodrucke zeigen diesen. Bemerkenswert ist das Libretto der Ciampi-Oper, da sie dort als „Madame Anna Bon“ tituliert ist, was eigentlich Selbständigkeit anzeigt: sie hatte darin Primadonna-Status vor ihrer Mutter.

Gerbers Lexikon

Anna Bon verschwand in dem Moment, als sie, laut Ernst Ludwig Gerber[36] im Jahr 1767 angeblich bei der Herzogin von Hildburghausen in Thüringen auftauchte. Den Gewährsmann für diese Nachricht gibt Gerber als „Herrn von Imhoff“ an: „Bon (Anna) - lebte im J. 1767 zu Hildburghausen als Gattin des dasigen Kammer- und Opernsängers und sehr braven Tenoristen Mongeri.“ Die Herzogin, das war ihre ehemalige Bayreuther Gefährtin und Weimarer Prinzessin Ernestine Auguste Sophie (s.o.), die in Bayreuth im Sommer 1758 den Herzog Ernst Friedrich Carl von Hildburghausen geheiratet hatte, beide iniziierten eine beachtliche musikalische Hofkultur in Hildburghausen.

Kirchenbuch Hildburghausen

Hildburghausen als Wohnort der Anna Bon als „Gattin des dasigen braven Kammer Sängers Mongeri“ lässt sich nicht belegen und ist eigentlich unwahrscheinlich, denn laut Kirchenbuch ist der „hochfürstl.[iche] Hof- u. Cammer Sänger“ „Francesco Mongeri“ in der fraglichen Zeit in Hildburghausen nachweislich mit einer anderen Frau verheiratet, mit der er in diesen Jahren drei Kinder hat.[37] Scheidung des „braven“ Mongeri und erneute Hochzeit bis 1767 sind schwer vorstellbar, eine Hochzeit Mongeri/Anna Bon fand laut Kirchenbuch auch nicht statt. Nachrichten etwa über einen anderen Sänger unter demselbem Familiennamen waren nicht zu finden.

Spur nach Böhmen

Was könnte gewesen sein? Eine Spur weist nach Böhmen: die Arie Astra coeli liegt handschriftlich überliefert angeblich auf Schloss Český Krumlow im ehemaligen Böhmen. Und es gibt eine weitere Spur: Auf einer alten Notenhandschrift eines Offertoriums aus dem Besitz des böhmischen Komponisten Zdenek Fibich ist zu lesen: „La Bona“, das klingt nach einem damals als bekannt gehandelten Künstlerinnen-Namen, ihr Name?? Auch könnte sie durch Heirat ihren Familiennamen gewechselt haben, aber als damals schon anerkannte Sängerin muss man eher einen Doppelnamen vermuten.

Einzelnachweise[Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm Pfannkuch: Organisationen der Musik in: Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG 1) Band 10, 1962, Spalte 206.
  2. Schiedermair 1908, S. 104
  3. Mooser, S. 105-110
  4. so scheint ihre Tochter Anna 1739/40 in der Heimat geboren zu sein, s. Mooser S. 147. Von einem Gastspiel 1741 in Preßburg berichtet Horanyi S. 28.
  5. O. Bacher: Geschichte der Frankfurter Oper im 18. Jahrhundert Frankfurt 1926, S. 12/13.
  6. US WC: Washington Library of Congress, Music Division ML 48 S4088
  7. Meixner 2008, S. 451.
  8. Theaterzettel Frankfurt a.M. 1754 und 1755, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (Abtlg. Musik, Theater, Film) der Goethe Universität Frankfurt a.M.
  9. Leucippo, Il Gioccatore, Il Calandrano.
  10. Il Negligente, Frankfurter Theaterzettel und Textbuch Library of Congress, beide scheinen sich auf dasselbe Stück zu beziehen.
  11. Die älteste Schwester Markgraf Friedrichs, Sophie Christine Luise von Brandenburg-Bayreuth, war seit 1731 verheiratet mit Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis. In Frankfurt erinnert heute ein Palais Thurn und Taxis an die ehemalige Reichspost.
  12. Acta Musicalia 253, Esterházy Archives, Budapest (zitiert nach Landon, Band II 1978, Seite 65, wo weitere Dokumente verzeichnet sind).
  13. Siehe Riemann Musik Lexikon 1959, Personenteil: Johann Adolf Hasse; es handelt sich um das „Ospedaletto degli Incurabili“.
  14. Textbuch mit Darstellernamen (darunter Joseph Feriniund der Rosa Ruvinetti, beide Partner 1755 in Bayreuth) in: Histoire du Théatre Français en Belgique, Tome deuxième, S. 21.
  15. Johann Adolph Scheibe: Abhandlung vom Ursprung und Alter der Musik, insonderheit der Vokalmusik Altona-Flensburg 1754, Reprint Leipzig-München usw. 1987, S. LX.
  16. Siehe auch Christoph Meixner: Musiktheater in Regensburg im Zeitalter des Immerwährenden Reichstages, Studio-Verlag Sinzig 2008, darin weitere Angaben zu: Bon, Familie; Bon, Anna; und Bon-Ruvinetti, Rosa(Siehe dortiges Register).
  17. Vergleiche dazu die Texte und jüngeren Ergebnisse in den Notenausgaben des Joseph-Haydn-Instituts (Henle-Verlag München) „Acide und andere Fragmente italienischer Kantaten“ sowie „Kantaten mit Orchester für das Fürstenhaus Esterhazy“ mit den Forschungen der Pioniere Horanyi und Landon (s.Lit.).
  18. Siehe u.a. Bayreuther Kopist in der Flotow-Sammlung des Bayreuther Stadtarchivs.
  19. Dieser Zusatz, der auf ihre Geburtsstadt Bologna weist, fand sich hinter ihrem Namen im Textbuch des in Bayreuth gedruckten Intermezzo per Musica „Il Gioccatore“ (darin handschriftlicher Eintrag: „1750“ [?], Universitätsbibliothek Erlangen, Handschriftenabteilung.
  20. Es ist zu fragen, ob „Petrillo“ diese stumme Rolle in Dresden ausführte.
  21. Gordana Lazarevich in: Haydn and the italian comic intermezzo tradition in: Joseph Haydn, Bericht über den Internationalen Joseph Haydn Kongress (Wien 1982), München 1986, Seite 383.
  22. Gotthold Ephraim Lessing: Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters. Berlin und Leipzig 1915 in: G.E.Lessings sämtliche Schriften, herausgegeben von K. Lachmann. Berichtigungen und Nachträge zu Band IV. Seite 152.
  23. Landon II 1978, S. 65 und 201 (Brief vom 1. Dezember 1773: „The late Bunon“).
  24. Haydn-Jahr-Buch VII: Der Mahler Hieronomos Bon.
  25. Paul Zucker: Die Theaterdekoration des Barock. Eine Kulturgeschichte des Bühnenbildes. Berlin 1925, S. 44.
  26. Rostirolla, S. 191.
  27. Titelseite Sei Facili Sonate Di Violino con il Basso. Composte Da Girolamo Bon, Cittadino di Venezia e Dillettante di Musica[...] Vedova di Balthasar Schmidt, Nro. LX.
  28. Zu Literaturangaben siehe Irene Hegen: Anna Bon di Venezia, Versuch einer Eingliederung in ihre Zeit. In: Annäherung VIII - an sieben Komponistinnen, herausgegeben von Clara Mayer, Furore-Edition 889, Kassel 2006. Seite 23-40, Seite 27, besonders Anmerkung 24 und 25.
  29. Abbildung in: Mátyás Horányi: Das Esterhazysche Feenreich, Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest 1959, S. 33.u.35.
  30. G. Rostirolla 1978 (s. Literatur), S.191, Anmerk. 77 : „L'8.III.1743 figura come maestra. Le viene congresso di tenere in educatione Anna Lucia di 4 anni, figlia del pittore Girolamo Boni, bolognese, attivo presso la orte di Moskovia (ASV, Ospedali, B664)“, darauf scheint sich The New Grove Dictionary of Women Composers edited by Julie Anne Sadie and Rhian Samuel, New York 1994, ISBN 0-333-515986 zu beziehen, allerdings ohne Nachweis für den Namen von A.B.s Lehrerin Candida.
  31. In diesem renommierten Verlag veröffentlichte Johann Sebastian Bach zwei besonders bekannte Cembalowerke (Italienisches Konzert und Goldbergvariationen), ebenso sein Sohn Philipp Emanuel sein erstes gedrucktes Heft Cembalo-Sonaten, während (ab 1732) Wilhelmine von Preussen im nahen Bayreuth lebte.
  32. Horanyi, S. 28; Novácek, S. 172,173. Diese und weitere Operntitel ab etwa 1755 müssen auf Anna Bons Mitwirkung hin noch überprüft werden.
  33. R.C. Landon II, Seite 371.
  34. wien
  35. Erstveröffentlichung im Furore Verlag
  36. Neues Historisch-Biographisches Lexikon der Tonkünstler, Leipzig 1813, Teil 1, Spalte 462.
  37. Kirchenbuch Hildburghausen, Hofkirche 1751-1776, Maria [geb.] Gemarckin, ebenfalls Hofsängerin.
  • R.-Aloys Mooser: Annales de la Musique et des Musiciens en Russie au XVIIIme siècle. Mont-Blanc 1948 (umfassend, von den ersten Anfängen an, mit Namens- und Operntitelregioster, sowie umfassendem Literaturverzeichnis).
  • Mátyás Horányi: Das Esterhazysche Feenreich, Beitrag zur Ungarischen Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts. Verlag der Ungarisachen Akademie der Wissenschaften, Budapest 1959, Pionierarbeit.
  • H.C. Robbins Landon: Haydn. Chronicle and Works, Volume I: the early years 1732-1765 und Volume II: at Esterháza 1766-1790. Indiana University Press, Bloomington, London, 1980 (I) ISBN 0-253-37001-9; 1978 (II) ISBN 0-253-37002-7, Pionierarbeit.
  • Giancarlo Rostirolla: L'Organizzazione Musicale Nell'Ospedale Veneziano Della Pietà Al Tempo Di Vivaldi. In: NRMI, XIII (1979), S. 168-195.
  • Aaron I. Cohen: International Encyclopedia of Women Composaers, R.R. Bowker Company, New York & London 1981, ISBN 0-8352-1288-2, S. 62. Erste Komponistinnen-Enzyklopädie.
  • Irene Hegen Nordbayerischer Kurier, Artikel über Wilhelmine von Bayreut mit Erwähnung A.B., 1983.
  • Jane L. Baldauf-Berdes: Women Musicians of Venice. (Oxford Monographs on Music), Clarendon Press, Oxford 1993, ISBN 0-19-816236-7.
  • Bayerischer Rundfunk, Sendung Anton Kenntemich über Wilhelmine und Bayreuth 1984 (Anna Bon darin erwähnt).
  • Irene Hegen: Anna Bon di Venezia. Eine verschollene Komponistin entdecken. In: Annäherung VII -an sieben Komponistinnen, hg. von Clara Mayer, Furore Kassel 1996, ISBN 3-927327-36-0, S. 23-40. (Nach dem in Viva Voce, Frau und Musik Nr. 36|Kassel 1995 erschienenen Aufsatz der Verfasserin).
  • Helen Geyer, Musik an den Venezianischen Opspedali/Konservatorien vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert. (Centro tedesco di Studi Veneziani) Roma 2004.
  • Joseph Haydn, Werkausgaben mit erläuterndem Text im Henle-Verlag:
    • Acide und andere Fragmente italienischer Opern. Hg. vom Joseph Haydn-Institut, Köln. Notenausgabe:Karl Geiringer und Günther Thomas, Henle-Verlag, München 1985.
    • Kantaten für Orchester für das Fürstenhaus Esterházy. Hg. vom Joseph Haydn-Institut, Köln. Andreas Friesenhagen und Sonja Gerlach: Notenausgabe, Henle Verlag München, 2000,??.
  • Christoph Meixner: Musiktheater in Regensburg im Zeitalter des Immerwährenden Reichstages. (Musik und Theater, hg. von Detlef Altenburg, Bd. 3) Sinzig 2008, ISBN 978-3-89564-114-5.


Links:

Anna Bon, op.I

Abbildung: Porzellanfigur von Johann Kändler: Tanzende Harlekin-Familie mit Kind, aus der Zeit der Anna Bon

Florentiner Intermedien (zur frühen Operngeschichte)

CD-Produktionen siehe Anna Bon in EnWikipedia

Kategorien: Komponistin, geboren 18. Jh., gestorben ?; Sängerin; Virtuosin; musikalisches Rokoko; Operngeschichte; Bayreuther; musikalisches Rokoko; Joseph Haydn;



Internationale Bekanntheit: CD New York, Groove, Frstival Bremen 1993, Bayreuth Rundfunk. CD duch "alle Sender" in Dtl., auch Übersee, Drucke in Dtl. Schweiz, Ungarn, USA, Italien


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