Benutzerin:Leserättin/Artikelentwurf12

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Minna Cauer (Übernommene Version 20:56, 25. Mai 2021‎)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minna Cauer, 1912
Minna Cauer, 1870, Fotograf Theodor Prümm
Cauer und ihre Gefährtinnen des Verbandes für Frauenstimmrecht, von links nach rechts: Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki, Minna Cauer und Sophia Goudstikker, Atelier Elvira um 1896
Gedenktafel am Haus Mansteinstraße 8 in Berlin-Schöneberg

Wilhelmine „Minna“ Theodore Marie Cauer, geb. Schelle (* 1. November 1841 in Freyenstein; † 3. August 1922 in Berlin) war eine deutsche Pädagogin, Aktivistin im so genannten „radikalen“ Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung und Journalistin. Minna Cauer war neben Anita Augspurg die exponierteste Figur der radikalen Frauenbewegung.[1] In den 1890er Jahren war sie die unangefochtene Repräsentantin der Frauenbewegung.[2] Minna Cauer hatte ein besonderes Talent, neue und jüngere Frauen für die Frauenbewegung zu gewinnen.[3]

Lebenswerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minna Schelle wurde 1841 als drittältestes von vier Kindern des Pfarrers Alexander Schelle (1804–1874) und dessen Frau Juliane (geb. Wolfschmidt, ?–1887) geboren.[4] Sie verbrachte im Freyensteiner Pfarrhaus eine unbeschwerte Kindheit. Nach der Dorfschule besuchte sie höhere Töchterschulen, zunächst in Frankfurt an der Oder, wo sie bei einer verwandten Familie untergebracht war, dann in Perleberg, wo sie in einer Schülerinnenpension lebte.[5] Mit 16 Jahren machte sie einen glänzenden Abschluss, doch ihren Plan, die Schule dort noch bis zum Lehrerinnenexamen zu besuchen, gab sie wegen ihrer nicht ausreichenden Vorbildung und ihres Gesundheitszustandes oder wegen Tod des Bruders (was trifftt jetzt zu? klären) auf. Stattdessen führte sie die nächsten Jahre das typische Leben einer Tochter des Hauses. Eine erste Liebesbeziehung zu einem jungen adeligen Gutsbesitzer brach sie nach eigenen Angaben wegen des Standes- und Vermögensunterschieds ab.[6]

Erste Ehe 1862-1866[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1862 heiratete sie den Arzt August Latzel. Das Paar hatte einen Sohn, der 1865 im Alter von zwei Jahren an Diphtherie starb;[7] ein Jahr später starb auch August Latzel.

?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minna Latzel unternahm daraufhin eine einjährige Ausbildung zur Lehrerin und arbeitete 1868 in Paris.

Zweite Ehe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1869 heiratete sie in zweiter Ehe den Stadtschulrat Eduard Cauer, mit dem sie in Berlin wohnte. Mit ihrem Mann wurde sie in der progressiven Politik der 1870er und 1880er Jahre aktiv. Sie widmete sich frauengeschichtlichen Studien, die in mehrere Aufsätze zu berühmten Frauengestalten wie etwa Rahel Varnhagen mündeten. Nach dem Tod ihres Mannes 1881 widmete sie sich ganz der Frauenbewegung. 1887 wirkte sie – noch unter der Federführung der Pädagogin Helene Lange (mit der sie sich später überwerfen sollte) – an einer Petition an das Preußische Abgeordnetenhaus für eine bessere Mädchenbildung (Gelbe Broschüre) mit; 1888 war sie Mitbegründerin des Berliner Vereins Frauenwohl, den sie bis 1919 leitete.

Cauer war eine vehemente Streiterin für das Frauenstimmrecht, die Unterstützung lediger Mütter und die freie Berufswahl der Frauen. Ab 1892 gehörte sie außerdem zur Deutschen Friedensgesellschaft, die von Bertha von Suttner gegründet worden war. Um 1899 kam es zu einem Zerwürfnis mit anderen führenden Frauenrechtlerinnen, das sich vorrangig an unterschiedlichen Einstellungen zur so genannten „Sittlichkeitsfrage“ (Prostitution und Bekämpfung der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten) festmachte. In der Folge spaltete sich der Verein Frauenwohl unter Cauers Leitung als sogenannter „radikaler“ Flügel von der fortan als „gemäßigt“ bezeichneten Mehrheit in der Frauenbewegung ab. Die „Radikalen“ organisierten sich in der Folge im neu gegründeten Verband Fortschrittlicher Frauenvereine, während der Bund Deutscher Frauenvereine die Mehrheitsfrauenbewegung repräsentierte.[8]

Bereits 1895 hatte Minna Cauer die Zeitung Die Frauenbewegung gegründet, die sie bis 1919 herausgab. Für Cauer wurde die Zeitschrift, die sie nach eigener Aussage prinzipiell allen Richtungen und Aspekten der Frauenbewegung offen halten wollte, zum Lebenswerk. Nach dem Zerwürfnis von 1899 wurde Die Frauenbewegung zum Sprachrohr der „Radikalen“, nicht nur, weil sie Organ einiger im Verband Fortschrittlicher Frauenvereine organisierter Vereine war, sondern vor allem wegen ihrer Mitarbeiterinnen, die sich dem „radikalen“ Flügel der Frauenbewegung zurechneten (Cauer selbst, Hedwig Dohm, bis ca. 1900 Anna Pappritz, Anita Augspurg, Lida Gustava Heymann). Anita Augspurg redigierte ab 1899 eine regelmäßige Beilage. Cauers journalistisches Verfahren in zahllosen Leitartikeln war, ein im zeitgenössischen Diskurs als frauenrelevant betrachtetes Thema in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext zu stellen oder umgekehrt, politische oder kulturelle Themen als für Frauen besonders relevant zu aktualisieren; vorzugsweise war es die politische Bedeutung, die die linksliberale Cauer besonders herausarbeitete.[9]

Im Jahr 1908 schloss sie sich der neu gegründeten Demokratischen Vereinigung an, die als erste bürgerliche Partei in Deutschland das uneingeschränkte Wahlrecht für Frauen forderte. In den letzten Jahren ihres Lebens jedoch glaubte sie nicht mehr, dass die bürgerlichen Parteien den Mut hätten, Fortschritte in Gang zu bringen, und richtete ihre Hoffnungen auf die Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

Cauer interessierte sich auch für arbeitende Frauen und war Begründerin des Verbandes der weiblichen Angestellten.

Grab von Minna Cauer auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin
Grab Minna Cauer, Fotomontage: ehemalige Grabsteinfigur von Kurt Kroner

Cauer wurde auf dem alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg Großgörschenstr. 12 bestattet (Grabanlage Q-o-47). Ihr Grab ist seit 1952 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wir enden tragisch und leiden ein Martyrium, wenn wir die Zukunft zu früh in die Gegenwart hineintragen wollen.“[11]

„Es gibt Höheres und Weltbewegenderes als den Sieg des Schwertes − den Sieg des Geistes, des Rechtes und der Freiheit. Und an diesen endlichen Sieg glaube ich auch heute noch felsenfest.“[11]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Frau in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 1893
  • Die Frau im neunzehnten Jahrhundert, 1898
  • Der Fortschrittlichen Frauenbewegung: zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins Frauenwohl Groß-Berlin, 1913. Digitalisiert von: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2013. URN urn:nbn:de:kobv:109-1-13925372

Nachlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minna Cauer führte über 40 Jahre Tagebuch. (?) Ihr Nachlass mit ihren ab Juni 1911 verfassten Tagebüchern befindet sich in Amsterdam im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiednis. Frühere Tagebücher befinden sich im FrauenMediaTurm in Köln. In Auszügen hat Else Lüders die Tagebücher 1925 veröffentlicht,[12] dabei aber viele Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung ausgeblendet.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitgenössisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Posthum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elisabeth HeimpelCauer, Minna Theodore Marie, geborene Schelle, verwitwete Latzel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 178 (Digitalisat).
  • Gabriele Braun-Schwarzenstein: Minna Cauer. Dilemma einer bürgerlichen Radikalen. In: Feministische Studien. 3. Jahrgang, Heft 1, 1984, ISSN 0723-5186 S. 99–116.
  • Gerlinde Naumann: Minna Cauer. Eine Kämpferin für Frieden, Demokratie und Emanzipation. Buchverlag Der Morgen, Berlin (Ost) 1988, ISBN 3-371-00154-7.
  • Dagmar Jank: "Vollendet, was wir begonnen!" Anmerkungen zu Leben und Werk der Frauenrechtlerin Minna Cauer (1841 - 1922) (= Ausstellungsführer der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Band 23). Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Berlin 1991.
  • Monika Golling: Radikal, furchtlos und polemisch. „Die Frauenbewegung“ (1895–1919). In: Ariadne. Heft 28, 1995, ISSN 0178-1073, S. 23–31.
  • Dietlinde Peters: Minna Cauer. In: Henrike Hülsbergen (Hrsg.): Stadtbild und Frauenleben. Berlin im Spiegel von 16 Frauenporträts (= Berlinische Lebensbilder. Band 9). Stapp, Berlin 1997, ISBN 978-3-7678-0697-9, S. 153–173.
  • Peter Reinicke: Cauer, Minna, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit. Lambertus, Freiburg 1998, ISBN 3-7841-1036-3, S. 123ff.
  • Anne-Laure Briatte: Bevormundete Staatsbürgerinnen. Die »radikale« Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich (= Geschichte und Geschlechter. Band 72). Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-593-44459-8, S. 53–57 (Originaltitel: Citoyennes sous tutelle: le mouvement féministe «radical» dans l’Allemagne wilhelmienne. 2013.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leserättin/Artikelentwurf12 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Susanne Kinnebrock: Anita Augspurg (1857–1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie (= Frauen in Geschichte und Gesellschaft. Band 39). Centaurus, Herbolzheim 2005, ISBN 3-8255-0393-3, S. 141.
  2. Anne-Laure Briatte: Bevormundete Staatsbürgerinnen. Die »radikale« Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich (= Geschichte und Geschlechter. Band 72). Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-593-44459-8, S. 53.
  3. Ulla Wischermann: Frauenbewegungen und Öffentlichkeiten um 1900. Netzwerke – Gegenöffentlichkeiten – Protestinszenierungen (= Frankfurter Feministische Texte / Sozialwissenschaften. Band 4). Helmer, Königstein 2003, ISBN 3-89741-121-0, S. 144.
  4. Dagmar Jank: "Vollendet, was wir begonnen!" Anmerkungen zu Leben und Werk der Frauenrechtlerin Minna Cauer (1841 - 1922) (= Ausstellungsführer der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Band 23). Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Berlin 1991, S. 23.
  5. Gabriele Braun-Schwarzenstein: Minna Cauer. Dilemma einer bürgerlichen Radikalen. In: Feministische Studien. Band 3, Nr. 1, 1984, ISSN 0723-5186, S. 99–116, hier 106.
  6. Else Lüders: Minna Cauer. Leben und Werk. Perthes, Gotha 1925, DNB 573910529, S. 1–7.
  7. Else Lüders: Minna Cauer: Leben und Werk. Perthes, Gotha/Stuttgart 1925, S. 12
  8. Die lange Zeit als gegeben angenommene scharfe Trennung in einen „radikalen“ und einen „gemäßigten“ Flügel wird in der neueren Forschung zunehmend hinterfragt, da sich in der Praxis Positionen zu einzelnen Themen häufig überschnitten. Richtig ist jedoch, dass es sich um zwei Flügel handelte, die unterschiedliche Vorgehensweisen bevorzugten: Während die „Radikalen“ stärker programmatisch und propagandistisch arbeiteten, tendierten die „Gemäßigten“ zu mehr Pragmatismus und waren eher bereit, für praktische Verbesserungen Kompromisse einzugehen. Vgl. hierzu Bock, Gisela: Frauenwahlrecht – Deutschland um 1900 in vergleichender Perspektive, in: Geschichte und Emanzipation. Festschrift für Reinhard Rürup, hg. v. Michael Grüttner u. a., Frankfurt a. M. und New York 1999, S. 95–136.
  9. Nikola Müller: Hedwig Dohm (1831–1919), eine kommentierte Bibliografie. trafo Verlag, Berlin 2000. S. 30.
  10. Kaufrausch am Deich. 4. November 2020, abgerufen am 14. November 2020.
  11. a b Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 100.
  12. Else Lüders: Minna Cauer. Leben und Werk. Perthes, Gotha 1925, DNB 573910529.
  13. Susanne Kinnebrock: Anita Augspurg (1857–1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie (= Frauen in Geschichte und Gesellschaft. Band 39). Centaurus, Herbolzheim 2005, ISBN 3-8255-0393-3, S. 76.