Christian Meier (Künstler)

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Christian Meier a.k.a. Christiano di Piccenini (geboren am 25. Juni 1968 in Hamburg, Deutschland; gestorben am 9. September 2020 ebendort) war ein deutscher Maler, Illustrator und Skulpteur. Sein reichhaltiges Werk enthält vorrangig Gemälde, Aquarelle und Treibholz-Skulpturen und zeichnet sich durch eine Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen und Techniken aus.

Ausbildung und künstlerische Tätigkeit

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Von 1987 bis 1990 studierte Christian Meier an der Kunstschule Blankenese bei Martin Conrad, 1991 an der Free International University Hamburg nach Joseph Beuys. Von 1991 bis 1995 folgte ein Studium der Psychologie an der Universität Hamburg und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. 1995 begann Meier ein Studium der Kunsttherapie, Kunstpädagogik und Kunstgeschichtspädagogik an der Hochschule für angewandte Kunst in Ottersberg und schloss dieses 1999 ab.

Bereits während des Studiums leitete Meier ab 1995 im Rahmen der Daimler Chrysler Bildungsprogramms Zeichen- und Malkurse in Hamburg und in Italien in Colle San Bartolomeo bei Imperia. Von 1997 bis 1998 übernahm er die künstlerische Leitung der Galerie Augen Art[1][2] in Hamburg-Blankenese, von 1999 bis 2004 leitete er eine Foto-Redaktion der Verlagsgruppe Milchstraße in Hamburg.[3]

Ab 2010 war Christian Meier mehrmals Jury-Mitglied für den renommierten Kunstpreis Finkenwerder[4]. Zu den Nominierten zählten unter anderem Daniel Richter (2009), Thorsten Brinkmann (2011) oder Ulla von Brandenburg (2013).

Auch ein 2004 diagnostizierter irreversibler Gehirntumor konnte den Schaffensdran von Christian Meier über viele Jahre hinweg bis unmittelbar zu seinem Tod nicht bremsen. Meiers bildnerische Arbeiten, gefertigt auf Leinwand oder Holz, umfassen neben Portraits vor allem Landschaftsgemälde, wobei der Künstler Motive aus seiner Heimatstadt Hamburg sowie norddeutsche Landstriche, Szenarien und Panoramen bevorzugte. Eine besondere Rolle spielten dabei Landschaften am Wasser. Inspiration lieferten ihm sowohl innerstädtische Gewässer und Flüsse als auch das offene Meer. Neben Ölgemälden hinterlässt er zahlreiche Aquarelle in verschiedenen Größen. Hier verwendete er gern Motive aus dem Hamburger Hafen, von der Insel Sylt, aus Norddeutschland und auch aus Italien.

Menschen finden sich in diesen Darstellungen allenfalls als undeutliche Gestalten am Horizont, und die Szenerien sind weniger naturalistische Abbildungen als vielmehr Allegorien auf das Leben mit seinen unterschiedlichen Stimmungen. Beglückende wie auch bedrückende Erfahrungen schlagen sich nieder in hellen, lichtdurchfluteten Wegen neben schattigem Gebüsch, klares Licht wechselt sich ab mit feurigen Sonnenuntergängen oder drohendem Gewitterhimmel.

Für die Ölgemälde favorisierte der Künstler die Arbeit mit wasserlöslicher Ölfarben, die er mit Pinsel, Spachtel oder den Fingern auftrug. Im letzten Jahr seines Schaffens war von seiner schweren Krankheit bereits so gezeichnet, dass er den Pinsel bereits nicht mehr ruhig halten konnte und nur noch mit den Händen malte.

Über die genannten Themen hinaus schuf Christian Meier sogenannte Jenseitskontakte: menschliche Darstellungen zu Themen wie Erotik[5] oder Melancholie, zumeist in Federtechnik gefertigt.

Arbeiten aus Holztreibgut, Holzkästen oder alten Obstkisten zeigen oftmals skurrile Szenen, die einen zutiefst sarkastisch-ironischen Blick auf die Welt eröffnen – ebenso wie die drastisch anmutenden Ölportraits von vermenschlichten Tierkarikaturen, die mit spöttischen Texten versehen Spiegelbilder zweifelhafter Charaktere wiedergeben.

Seinen Sinn für beißenden Humor[6] offenbarte Meier auch in Daily Paintings, in denen er, zumeist im Format DIN-A4, Geschehnisse aus seinem Alltag mit Kugelschreiber, Kohle, Filzstiften, Tusche oder Wachsmalstiften verarbeitete.Inspirieren ließ er sich dazu von Menschen in seiner Umgebung, Szenetypen oder Bekanntschaften, aber auch von Radio, Theater, Oper und Politik.

Signiert hat Christian Meier seine Werke jeweils auf der Vorder- oder Rückseite, zunächst mit den Initialen „CM“, später mit „Meier“, seltener mit „Christiano“. Auch unsignierte Arbeiten finden sich in seinem Nachlass.

Bis zu seinem Tod 2020 lebte und arbeitete Meier auf dem ererbten Hof in Hamburg-Finkenwerder, auf dem er 2006 sein Atelierhaus und Kulturzentrum einrichtete. Hier befindet sich auch die von ihm gegründete Galerie Deichgraf[7], die bis heute seinen Nachlass beherbergt und ausstellt.

Christian Meier wuchs als einziger Sohn der Eheleute Dirk und Sylvia Meier im Hamburger Stadtteil Finkenwerder auf, wo seine Großeltern einen Obsthof bewirtschafteten. Die erste Ausstellung seiner Werk hatte er auf dem Obststand seiner Großmutter auf dem dortigen Wochenmarkt. Nach dem Abitur begann er seine künstlerische Ausbildung und Tätigkeit. Nachdem 2004 bei ihm ein irreversibler Gehirntumor diagnostiziert wurde, erfüllte er sich einen Lebenstraum und schuf sich in Italien mit der „Casa Rosa“ in Colle San Bartolomeo nördlich von Imperia ein Kunst-Refugium.

2006 zog er gemeinsam mit seinem Lebenspartner, dem Tanzlehrer und Galeristen Thilo Piccenini, auf den Obsthof seiner Vorfahren in Finkenwerder. 2007 heiratete das Paar. Zusammen gestalteten sie die verschiedenen Gebäude zu einem Wohnhaus, einem Atelier und einer Tanzschule. Der große Garten wurde nach künstlerischen Gesichtspunkten hergerichtet. Mit einem Café, der „Haifischbar“, Kunstveranstaltungen, Lesungen, musikalischen Darbietungen und Ausstellungen machten sie den ehemaligen Obsthof zu einem kulturellen Treffpunkt.

Über sein künstlerisches Talent hinaus zeigte Christian Meier auch einen Hand zu spiritueller Betätigung. Er erstellte Horoskope, unter anderem für die Zeitschrift TV Spielfilm, und las die Zukunft aus dem Legen von Karten. Das Datum seiner Hochzeit mit Thilo Pinccenini verlegte er nach dem Deuten von Sternbildern von Freitag, den 13. Juli um einen Tag auf Samstag, den 14. Juli 2007.

Christian Meier am Eingang zum Jenischpark in Hamburg
Christian Meier am Eingang zum Jenischpark in Hamburg

Auch sich selbst inszenierte Meier gern als wandelndes Kunstwerk. Er kleidete sich äußerst extravagant, veröffentlichte auf YouTube Playback-Videos und flanierte ohne Scheu in einem Morgenmantel des Designers Herr von Eden mit einer goldenen Gans auf dem Arm durch Ascona in der Schweiz.

Am 9. September 2020 verstarb Christian Meier an den Folgen seiner Krankheit in Hamburg.

Nach der ersten offiziellen Einzelausstellung in der Bücherhalle Finkenwerder 1994 gab es weitere Werkschauen in Hamburg in der Endo Klinik, auf dem Werksgelände von Airbus und in der Speicherstadt. Es folten Ausstellungen in Peccia (Schweiz) und gemeinsam mit Jens Heller „Zauberhafte Heimat“[8] in Worpswede. Anschließend gab es weitere Einzelausstellungen, darunter „Kunst im Garten“ in Fischerhude und im Hotel Atlantic anlässlich der Buchveröffentlichung „Malerisches Hamburg“.[9][10][11][12][13]

Von 2006 bis zu seinem Tod veranstaltete Meier in Zusammenarbeit mit Piccenini diverse Ausstellungen in ihren Gebäuden und Räumlichkeiten auf dem ehemaligen Obsthof in Hamburg-Finkenwerder, darunter „Kunst und Schollen“[14][15][16], „Deichpartie“ oder „Plein Air“.

Am 20. und 21. September 2014 zeigte das Parkhotel Eichenhof in Worpswede Werke von Meier in der Ausstellung „Kunst folgen“.

Die letzte Ausstellung zu Lebzeiten hatte Christian Meier im August und September 2019 im Rahmen der „Deichpartie Finkenwerder“.

Die Jolie Botique in Timmendorfer Strand hat dauerhaft Bilder von Meier ausgestellt. 2021 eröffnete Thilo Piccenini wieder die Galerie Deichgarf mit der Ausstellung „Molto elegante per Christiano Piccenini“. Auf dem ehemaligen Obsthof in Hamburg-Finkenwerder sind im reetgedeckten Wohnhaus, im Galeriehaus, in der „Haifischbar“ sowie in der Tanzschule Gemälde, Aquarelle, Holzskulpturen und Daily Paintings zu sehen, auch der Arbeitsplatz von Christian Meier ist original erhalten.

Weitere Werke befinden sich in privatem und öffentlichem Besitz, darunter bei Airbus, dem Luftfahrt Bundesamt und der Deutschen Bahn.

  • Christian Meier: Malerisches Hamburg. Heintze Verlag, 2005 (ISBN 3-00-015286-5)
  • Christina Meier (Bilder) und Friederike von Bülow (Texte): Ich habe Sylt nie ganz vergessen. Medienkontor Mundt, 20212 (ISBN 978-3-9523929-0-0)
  • Christian Meier und Harry Misho Teske: Zen Buddhismus Schritt für Schritt. Reclam Verlag, 2018 (ISBN 978-3-15-011153-6)
  • Aufklebergestaltung für den Naturschutzverein Schlickfall, 1988
  • Gestaltung der Postkarte für Weihnachts- und Jubiläumspost von EDAS Airbus, 1999, 2003, 2004
  • Plakatgestaltung zur Finkenwerder Karkmess, 2003, 2007
  • Postkartengestaltung mit Hamburg-Motiven für Schöning Verlag, Lübeck
  • Titelblatt-Illustrationen für „De Kössenbitter“, offizielles Mitteilungsblatt des Kulturkreises Finkenwerder, April 2005, August 2012, August 2015
  • Jubiläums-Briefmarken-Motiv der Behrens Werft, 2010
  • Motiv-Entwurf für Wimpel und Plaketten zum Oldtimertreffen Finkenwerder, 2019
  • Motiv-Entwurf für Plakat und Aufkleber „Finkenwarder seggt Moin“, 2019[17][18]

Einzelnachweise

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  1. Bin ich ein Maori?, TAZ Hamburg, 16. Oktober 1997 (zur Fotoausstellung von und mit Albrecht Becker in der Galerie Augen Art)
  2. Hamburger Morgenpost, 30. März 2005 (zur Galerie Augen Art)
  3. Artikel Heimat in Milky Way, interne Publikation der Verlagsgruppe Milchstraße
  4. Kunstpreis Finkenwerder. Abgerufen am 30. Juni 2024.
  5. Einmal kommt die Liebe, Hamburger Rundschau, 16. November 1989 (Text von Christian Meier)
  6. Alte Frau kotzt ihr ganzes Leid über den Frühstückstisch, Hamburger Rundschau, 25. Januar 1989 (Text von Christian Meier)
  7. Galerie Deichgraf. Abgerufen am 30. Juni 2024.
  8. Zauberhafte Heimat, Weser Kurier, 18. März 1999 (zur Gemeinschaftsausstellung von Christian Meier und Jens Heller)
  9. Kurt Wagner: Der Bildband "Malerisches Hamburg". In: De Kössenbitter. Kulturkreis Finkenwerder e.V., April 2005, abgerufen am 30. Juni 2024.
  10. BILD vom 15. März 2005 zur Buchveröffentlichung "Malerisches Hamburg"
  11. Die Welt vom 31. März 2005 zur Buchveröffentlichung "Malerisches Hamburg"
  12. Hamburger Wirtschaft vom Mai 2005 zur Buchveröffentlichung "Malerisches Hamburg"
  13. Hamburger Abendblatt vom 06. August 2005 zur Buchveröffentlichung "Malerisches Hamburg"
  14. Peter Müntz: Life-Style, Kunst & Schollen. In: Der neue RUF. Bobeck Medienmanagement GmbH, 10. Mai 2008, abgerufen am 30. Juni 2024.
  15. Kurt Wagner: 4. Kunst und Schollenfest der Finkenwerder Maler in der "Galerie Deichgraf". In: De Kössenbitter. Kulturkreis Finkenwerder e.V., April 2010, abgerufen am 30. Juni 2024.
  16. Kurt Wagner: 4. Kunst- und Schollenfest der Finkenwerder Kunstmaler am 1. Mai 2010. In: De Kössenbitter. Kulturkreis Finkenwerder e.V., August 2010, abgerufen am 30. Juni 2024.
  17. Thorben Gust: Finkenwarder seggt Moin! In: De Kössenbitter. Kulturkreis Finkenwerder e.V., August 2019, abgerufen am 30. Juni 2024.
  18. Peter Müntz: Moin! Aktion aus Finkenwerder für Finkenwerder. In: Der neue RUF. Bobeck Medienmanagement GmbH, 6. Juli 2019, abgerufen am 30. Juni 2024.