Chromo-Alumino-Povondrait

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Chromo-Alumino-Povondrait
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer
IMA-Symbol

Capov[3]

Andere Namen
  • Chromoaluminopovondrait
  • Chromo-Aluminopovondrait
Chemische Formel NaCr3+3(Al3+4Mg2)(Si6O18)(BO3)3(OH)3O[4][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

VIII/E.19-078[5]
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal[4]
Kristallklasse; Symbol 3/mVorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse[4]
Raumgruppe R3m (Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160[4]
Gitterparameter a = natürlich: 16,0277(2) Å; c = natürlich: 7,3085(1) Å[4]
Formeleinheiten Z = 3[4]
Häufige Kristallflächen Prismen {101̅0}, {112̅0}, Pedion {0001} und untergeordnet Pyramide {101̅1}[4]
Zwillingsbildung nicht beobachtet[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 7,5[4]
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,227[4]
Spaltbarkeit nicht beobachtet[4]
Bruch; Tenazität muschelig[4]
Farbe grün[4]
Strichfarbe blass grün[4]
Transparenz Bitte ergänzen!
Glanz Glasglanz[4]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,745(5)[4]
nε = 1,685(5)[4]
Doppelbrechung δ = 0,060
Optischer Charakter einachsig negativ[4]
Pleochroismus deutlich von smaragtgrün nach blass gelbgrün[4]

Das Mineral Chromo-Alumino-Povondrait ist ein sehr seltenes Ringsilikat aus der Turmalingruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung NaCr3+3(Al3+4Mg2)(Si6O18)(BO3)3(OH)3O.[4]

Anhand äußerer Kennzeichen ist Chromo-Alumino-Povondrait nicht von anderen Chrom- oder Vanadium-haltigen Turmalinen zu unterscheiden. Er kristallisiert mit trigonaler Symmetrie und bildet grüne, prismatische Kristalle von unter einem Millimeter Größe. Im Dünnschliff erscheinen sie smaragdgrün bis gelbgrün.[4] Wie alle Minerale der Turmalingruppe ist Chromo-Alumino-Povondrait pyroelektrisch und piezoelektrisch.

Die Typlokalität sind metamorphe Quarzite im Pereval Marmor-Steinbruch in der Umgebung von Slyudyanka am Südende des Baikalsees in der Oblast Irkutsk, Russland.[4][6]

Etymologie und Geschichte

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Den ersten Chromturmalin beschrieben Alfonso Cossa und Andreas Arzruni bereits 1883. Die Proben aus dem Ural wurden 1977 erneut untersucht, wobei die hohen Chromgehalte nicht bestätigt werden konnten und der Turmalin als chromhaltiger Dravit charakterisiert wurde.[7]

Frank C. Hawthorne reichte im Jahr 2009 eine erste Beschreibung eines Chromo-Alumino-Povondrait aus der Chromit-Lagerstätte bei Nausahi im Distrikt Kendujhar, Odisha, Indien, unter der Nummer IMA 2009-088 bei der IMA ein.[2] Nachfolgende Analysen der Turmaline dieses Vorkommens ergaben jedoch, dass es sich um Chrom-Dravit handelt. Daraufhin wurde die Anerkennung des Chromo-Alumino-Povondrait im Januar 2013 zurückgezogen und noch im selben Jahr erneut mit, besseren Material aus der neuen Typlokalität, dem Pereval Marmor-Steinbruch in der Umgebung von Slyudyanka, eingereicht (IMA 2013-089).[8][4]

In der strukturellen Klassifikation der IMA gehört Chromo-Alumino-Povondrait zusammen mit Bosiit, Maruyamait, Oxy-Chrom-Dravit, Oxy-Dravit, Oxy-Schörl, Oxy-Vanadium-Dravit, Povondrait, Princivalleit, Vanadio-Oxy-Dravit und Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit zur Alkali-Untergruppe 3 in der Turmalinobergruppe.[9]

Da Chromo-Alumino-Povondrait erst 2013 als eigenständige Mineralart anerkannt wurde, ist er weder in der veralteten 8. Auflage noch in der von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierten[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik verzeichnet. Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana kennt den Chromo-Alumino-Povondrait noch nicht.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen allerdings noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/E.19-31. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Chromo-Alumino-Povondrait zusammen mit Adachiit, Bosiit, Chrom-Dravit, Darrellhenryit, Dravit, Elbait, Feruvit, Fluor-Buergerit, Fluor-Dravit, Fluor-Elbait, Fluor-Liddicoatit, Fluor-Schörl, Fluor-Tsilaisit, Fluor-Uvit, Foitit, Lucchesiit, Luinait-(OH) (diskreditiert), Magnesio-Foitit, Maruyamait, Olenit, Oxy-Chrom-Dravit, Oxy-Dravit, Oxy-Foitit, Oxy-Schörl, Oxy-Vanadium-Dravit, Povondrait, Rossmanit, Schörl, Tsilaisit, Uvit, Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit und Vanadio-Oxy-Dravit die „Turmalin-Gruppe“ bildet.[5]

Chromo-Alumino-Povondrait ist das Chrom-Analog von Vanadio-Oxy-Dravit und hat die idealisierte Zusammensetzung [X]Na[Y]Cr3+3[Z](Al3+4Mg2)([T]Si6O18)(BO3)3[V](OH)3[W]O,[4] wobei [X], [Y], [Z], [T], [V] und [W] die Positionen in der Turmalinstruktur sind.

Für den Chromo-Alumino-Povondrait aus der Typlokalität wurde folgende Zusammensetzung bestimmt:

  • [X](Na0,87Ca0,070,04K0,02)[Y](Cr3+2,29Mg0,71)[Z](Al3,04Mg1,54Cr3+1,18V3+0,22Fe3+0,01)[[T](Si5,96Al0,04)O18](BO3)3[V](OH)3[W][O0,73F0,25(OH)0,02][4]

Zwischen den Vanadium-, Chrom-, Aluminium-Oxy-Turmalinen besteht vollkommene Mischbarkeit entsprechend der Austauschreaktionen:[11]

Die Eisengehalte aller Vanadium-Chrom-Oxy-Turmaline sind vernachlässigbar gering.[11]

Kristallstruktur

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Chromo-Alumino-Povondrait kristallisiert mit trigonaler Symmetrie in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160 mit 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Die Gitterparameter des natürlichen Mischkristalls aus der Typlokalität sind: a = 16,0273(3) Å, c = 7,2833(1) Å.[4]

Die Kristallstruktur ist die von Turmalin. Natrium (Na+) besetzt die von 9 Sauerstoffen umgebene X-Position, die oktaedrisch koordinierte [Y]-Position ist überwiegend mit Chrom (Cr3+) besetzt und die kleinere, ebenfalls oktaedrisch koordinierte [Z]-Position ist gemischt besetzt mit vier Aluminium (Al3+) und zwei Magnesium (Mg2+). Die tetraedrisch koordinierte [T]-Position enthält Silizium (Si4+). Die [V]-Anionenposition ist vorwiegend mit (OH)- besetzt und die [W]-Anionenposition mit einem Sauerstoffionen (O2-).[4]

Bildung und Fundorte

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Ansicht von Slyudyanka

Die granulitfaziellen Metasedimente in der Umgebung von Slyudyanka am Südende des Baikalsees in der Oblast Irkutsk, Russland, besonders die graphithaltigen Quarzite des Pereval Marmor-Steinbruchs, sind die Typlokalität von zahlreichen Vanadium- und Chrom-Mineralen, darunter die Turmaline Chromo-Alumino-Povondrait, Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit, Vanadio-Oxy-Dravit und Oxy-Vanadium-Dravit. Begleitminerale von Chromo-Alumino-Povondrait sind Dravit, Oxy-Chrom-Dravit, Oxy-Dravit, Quarz, Calcit, Chromphyllit, Eskolait, Chromit, Uwarowit, chromhaltiger Phlogopit, DiopsidKosmochlor-Mischkristalle, Cr-haltiger Tremolit, Cr-haltiger Titanit und Rutil und Pyrit.[4][6]

Das einzige weitere dokumentierte Vorkommen (Stand 2022) ist die American #1 Talk-Miene bei Balmat (New York) im St. Lawrence County, New York, USA. Dunkelgrüner Chromo-Alumino-Povondrait tritt hier zusammen mit hellgrünem Tremolit, Quarz, Phlogopit und Fluorapatit in Talk-Tremolit-Cummingtonit-Schiefern auf. Die Zusammensetzung des Turmalins wird auf der Basis von angenommenen 4 (OH) berechnet, wonach es sich um einen Mischkristall von Dravit und Chrom-Dravit handeln müsste. Eine Einkristall-Strukturverfeinerung weist für die [W]-Position aber nur eine Besetzung mit 0,3 (OH) auf und rund 0,7 O2- aus, was auf einen Oxy-Turmalin hinweist, Chromo-Alumino-Povondrait.[12][13][6]

Einzelnachweise

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  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Peter A. Williams, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart Mills: IMA No. 2009-088. In: IMA CNMNC Newsletter. Band 16, 2010 (englisch, rruff.info [PDF; 131 kB; abgerufen am 10. Mai 2023]).
  3. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 10. Mai 2023]).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Leonid Reznitskii, Christine M. Clark, Frank C. Hawthorne, Joel D. Grice, Henrik Skogby, Ulf Hålenius, Ferdinando Bosi: Chromo-alumino-povondraite, NaCr3(Al4Mg2)(Si6O18)(BO3)3(OH)3O, a new mineral species of the tourmaline supergroup. In: American Mineralogist. Band 99, 2014, S. 1767–1773 (englisch, researchgate.net [PDF; 806 kB; abgerufen am 10. Mai 2023]).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b c Fundortliste für Chromo-Alumino-Povondrait beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. Mai 2023.
  7. Pete J. Dunn: Chromium in dravite. In: Mineralogical Magazine. Band 41, 1977, S. 408–410, doi:10.1180/minmag.1977.041.319.21 (englisch).
  8. Peter A. Williams, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart Mills: IMA No. 2013-089. In: IMA CNMNC Newsletter. Band 18, 2013, S. 10 (englisch, cnmnc.units.it [PDF; 170 kB; abgerufen am 10. Mai 2023]).
  9. Darrell J. Henry, Barbara L. Dutrow: Tourmaline studies through time: contributions to scientific advancements. In: Journal of Geosciences. Band 63, 2018, S. 77–98 (englisch, jgeosci.org [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 10. Mai 2023]).
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. a b Ferdinando Bosi, Alessandra Altieri, Fernando Cámara, Marco E. Ciriotti: Chromium-rich vanadio-oxy-dravite from the Tzarevskoye uranium–vanadium deposit, Karelia, Russia: a second world-occurrence of Al–Cr–V–oxy-tourmaline. In: Mineralogical Magazine. Band 84, 2020, S. 797–804 (englisch, cambridge.org [PDF; 481 kB; abgerufen am 10. Mai 2023]).
  12. Marian Lupulescu, Ralph Rowe: Al-rich chromium-dravite from the #1 mine, Balmat, St. Lawrence County, New York. In: The Canadian Mineralogist. Band 49, 2011, S. 1189–1198 (englisch, researchgate.net [abgerufen am 26. Juni 2022]).
  13. Steven G. Dannenberg, Devany Di Paolo, Alix M. Ehlers, Kyle P. McCarthy, Mark T. Mancini, Matthew B. Reuter, Dennis M. Seth Jr., Zihui Song, Maria I. Valladares, Xuanfu Zhu, John M. Hughes, Marian V. Lupulescu: The Atomic Arrangement of Cr-rich Tourmaline from the #1 Mine, Balmat, St. Lawrence County, New York, USA. In: Minerals. Band 9(7), 2019, S. 1–7, doi:10.3390/min9070398 (englisch).