D’Ansit

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D’Ansit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2007 s.p.[1]

IMA-Symbol

D’an[2]

Andere Namen

D'Ansit oder Dansit

Chemische Formel
  • Na21Mg(SO4)10Cl3[1]
  • Na21Mg[Cl3|(SO4)10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/B.02
VI/B.04-010[4]

7.BC.05
30.01.10.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakistetraedrisch; 43m
Raumgruppe I43d (Nr. 220)Vorlage:Raumgruppe/220[3]
Gitterparameter a = 15,91 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {211}, {211}[5]
Zwillingsbildung polysynthetische Zwillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,63 bis 2,655; berechnet: 2,60[5]
Spaltbarkeit fehlt[4]
Farbe farblos, gelb, blassbraun, violett[4]
Strichfarbe weiß[4]
Transparenz durchscheinend[5]
Glanz Fettglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,488 bis 1,489[5]
Doppelbrechung keine, da optisch isotrop
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Wasser[5]

D’Ansit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“ (siehe Klassifikation) mit der chemischen Zusammensetzung Na21Mg[Cl3|(SO4)10][3] und damit chemisch gesehen ein Natrium-Magnesium-Sulfat mit zusätzlichen Chloridionen.

D’Ansit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form von Einschlüssen in Blödit gefunden werden.[7] In reiner Form ist D’Ansit farblos und durchsichtig mit einem fettähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbe, blassbraune oder violette Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Synthetische D’Ansit-Kristalle haben einen tetraedrischen Habitus mit einer Kantenlänge von maximal 0,3 Millimetern und fettähnlichem Glanz auf den Oberflächen.[8]

D’Ansit ist das Mg-Analogon der 2011 entdeckten und anerkannten Minerale D’Ansit-(Fe) mit der Zusammensetzung Na21Fe(SO4)10Cl3 und D’Ansit-(Mn) mit der Zusammensetzung Na21Mn(SO4)10Cl3.[1]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde das Mineral in den Salzgruben bei Hall in Tirol in Österreich und kurz beschrieben 1909 durch Rudolf von Görgey (auch Rudolf Görgey von Görgö und Toporcz, 1886–1915; siehe auch Görgeyit), der dem Mineral allerdings keinen Namen gab. 1958 gelang es H. Autenrieth und G. Braune, das Mineral synthetisch herzustellen und bezeichneten es in ihrer Publikation als D’Ansit nach dem deutschen Mineralogen Jean D’Ans (1881–1969). Bestätigt wurde die natürliche Existenz von D’Ansit schließlich 1972 durch Shi Nicheng and Ma Zhesheng, die das Mineral in Bohrkernen aus tertiären Schichten der Salzlagerstätten von Jianghan in China fanden.[9]

D’Ansit war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte D’Ansit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 2007 erfolgten Publikation der IMA: Commission on new minerals and mineral names wurden allerdings einige der bereits 1998 von der IMA/CNMNC herausgegebenen Regeln zur Nomenklatur von Mineralnamen[10] noch einmal bekräftigt und unter anderem in Bezug auf diakritische Zeichen präzisiert. Zudem wurde beschlossen, Minerale umzubenennen, deren Namen nicht den Regeln der IMA/CNMNC entsprechen (IMA No. 07-C).[11] In der angekündigten und 2008 veröffentlichten Liste „Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks“ wurde auch endgültig festgelegt, dass der Mineralname D’Ansit mit echtem Apostroph zu schreiben ist.[12] Als Ersatzzeichen aufgrund von technischer Beschränkung wird aber auch ein gerader, senkrechter Strich (') genutzt.[1] Nicht korrekt ist entsprechend die Schreibung ohne Apostroph (Beispiele falscher Schreibung: Dansit[4][6] oder DAnsit[7]). Aufgrund der 2007 beschlossenen regelgemäßen Neu- bzw. Umbenennungen von Mineralnamen, die auch den D’Ansit einschloss und automatisch dessen nachträgliche Anerkennung bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 2007 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert.[13]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der D’Ansit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate, mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Chlorothionit, Linarit und Schmiederit sowie dem als fraglich geltenden Anhydrokainit die „Chlorothionit-Linarit-Gruppe“ mit der System-Nummer VI/B.02 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/B.04-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Sulfate, mit fremden Anionen“, wo D’Ansit (hier: Dansit) zusammen mit Adranosit-(Al), Adranosit-(Fe), D’Ansit-(Fe), D’Ansit-(Mn), Therasiait und Ye’elimit die unbenannte Gruppe VI/B.04 bildet.[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[14] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den D’Ansit in die erweiterte Klasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.BC.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den D’Ansit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied/zusammen mit in der unbenannten Gruppe 30.01.10 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen und (AB)m(XO4)pZq, mit m : p > 2 : 1“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der (theoretisch) idealen, stoffreinen Zusammensetzung von D’Ansit (Na21Mg(SO4)10Cl3) besteht das Mineral im Verhältnis aus 21 Teilen Natrium (Na), einem Teil Magnesium (Mg), 10 Teilen Schwefel (S), 40 Teilen Sauerstoff (O) und drei Teilen Chlor (Cl). Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 30,67 Gew.-% Na, 1,54 Gew.-% Mg, 20,37 Gew.-% S, 40,66 Gew.-% O und 6,76 Gew.-% Cl[15] oder in der Oxidform 41,34 Gew.-% Natriumoxid (Na2O), 2,56 Gew.-% Magnesiumoxid (MgO), 50,86 Gew.-% Schwefeltrioxid (SO3) und 5,24 Gew.-% Cl2.[7] Andere Quellen geben den Schwefelanteil auch in Form des Sulfations SO4 mit 61,03 Gew.-% an.[5]

Die Analyse von natürlichem D’Ansit aus den Salzlagerstätten von Jianghan in China ergab dagegen leicht abweichende Werte, wobei diejenigen von Natrium und Magnesium praktisch identisch mit der idealen Zusammensetzung waren. Der Massenanteil von SO4 war mit 60,24 Gew.-% etwas geringer und der Cl-Anteil mit 7,47 Gew.-% etwas erhöht. Zudem wurden Fremdbeimengungen von 0,12 Gew.-% Hydrogencarbonat (HCO3) und 0,06 Gew.-% Calcium (Ca) gemessen.[5]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D’Ansit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe I43d (Raumgruppen-Nr. 220)Vorlage:Raumgruppe/220 mit dem Gitterparameter a = 15,91 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D’Ansit ist leicht wasserlöslich und muss daher vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D’Ansit bildet sich als seltene Komponente in marinen Evaporit-Lagerstätten, wo er unter anderem in Paragenese mit Blödit, Thénardit und Vanthoffit auftritt.[5]

Außer an seiner Typlokalität, den Salzgruben bei Hall im Österreichischen Bundesland Tirol, sind weltweit bisher nur vier weitere Vorkommen dokumentiert (Stand 2023): Der Waldsea Lake in der kanadischen Provinz Saskatchewan, die Salzlagerstätte Jianghan in der chinesischen Provinz Hubei, die Abraumhalde „Bahai de Ite“ in der peruanischen Provinz Jorge Basadre und die Blue Lizard Mine im Bergbaubezirk Red Canyon des US-Bundesstaates Utah.[16]

Auch an verschiedenen Orten im Zechsteinbecken wie unter anderem bei Unstrut und im nördlichen Harzkreis soll D’Ansit vorkommen.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Görgey: Salzvorkommen aus Hall in Tirol. In: Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen. Band 28, 1909, S. 334–346.
  • H. Autenrieth, G. Braune: Ein neues Salzmineral, seine Eigenschaften, sein Auftreten und seine Existenzbedingungen im System der Salze ozeanischer Salzablagerungen. In: Naturwissenschaften. Band 45, 1958, S. 362–383, doi:10.1007/BF00600684.
  • F. Demartin, I. Campostrini, C. Castellano, C. M. Gramaccioli, M. Russo: D'ansite-(Mn), Na21Mn2+(SO4)10Cl3 and d'ansite-(Fe), Na21Fe2+(SO4)10Cl3, two new minerals from volcanic fumaroles. In: Mineralogical Magazine. Band 76, Nr. 7, 2012, S. 2773–2783 (englisch, rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 28. Mai 2023]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 602 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2023, abgerufen am 28. Mai 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 28. Mai 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 372 (englisch).
  4. a b c d e f Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e f g h i j D’Ansite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 50 kB; abgerufen am 28. Mai 2023]).
  6. a b Torsten Purle: Dansit – Eigenschaften, Entstehung und Verwendung. steine & minerale, 22. Februar 2022, abgerufen am 29. Mai 2023.
  7. a b c David Barthelmy: DAnsite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 30. Mai 2023 (englisch).
  8. Carl Hintze: Neue Mineralien und neue Mineralnamen (mit Nachträgen, Richtigstellungen und Ergänzungen). de Gruyter, Berlin 1968, S. 84 (online verfügbar in der Google-Buchsuche).
  9. Shi Nicheng and Ma Zhesheng: Crystal structure of d’ansite. In: Kexue Tongbao. Band 32, Nr. 7, 1987, S. 478–481 (englisch, Kurzbeschreibung online verfügbar auf csb.scichina.com (Memento vom 7. Januar 2014 im Internet Archive)).
  10. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA Commission on New Minerals and Mineral Names: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, Nr. 3, 1998, S. 913–926, General Guidelines for Mineral Nomenclature (englisch, cnmnc.main.jp, frei verfügbar auf der Website der IMA/CNMNC [PDF; 336 kB; abgerufen am 29. Mai 2023]).
  11. Ernst A. J. Burke, Frédéric Hatert: New Minerals approved in 2007. Nomenclature modifications approved in 2007 by the Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification International Mineralogical Association. In: cnmnc.units.it. International Mineralogical Association/CNMNC, abgerufen am 29. Mai 2023.
  12. Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, 2008, S. 133 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 29. Mai 2023]).
  13. Catalogue of Type Mineral Specimens – D. (PDF 151 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 28. Mai 2023.
  14. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. Mai 2023 (englisch).
  15. D'Ansit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 30. Mai 2023.
  16. Fundortliste für D’Ansit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 28. Mai 2023.