Deutscher Frauenrat

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Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen in Deutschland
(DF)
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Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1951
Sitz Berlin, Deutschland Deutschland (Koordinaten: 52° 30′ 35,6″ N, 13° 24′ 3″ O)
Zweck Eintritt für tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männer
Vorsitz Beate von Miquel
Geschäftsführung Juliane Rosin
Umsatz 836.300 Euro (2017)
Beschäftigte 25 (2023)
Mitglieder 62 Verbände (2023)[1]
Website www.frauenrat.de

Der Deutsche Frauenrat (DF) – Lobby der Frauen in Deutschland e. V. ist ein deutscher Dachverband mit Sitz in Berlin. Zweck ist die Vertretung der frauenpolitischen Interessen seiner bundesweit 62 Mitgliedsverbände und -vereine.[2] Hierzu gehören konfessionelle Verbände, Berufsverbände sowie die Frauengruppen der demokratischen, politischen Parteien, der Gewerkschaften und des Deutschen Olympischen Sportbundes, außerdem überkonfessionell und überparteilich arbeitende Organisationen mit vielfältigen sozialen und politischen Aufgaben.

Der DF bezeichnet sich als die größte frauen- und gleichstellungspolitische Interessenvertretung in Deutschland.[3] Vorsitzende des Verbandes ist seit Juni 2021 Beate von Miquel.[4][5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Dachverband frauenpolitischer Interessen sieht sich der DF in der Tradition des 1894 gegründeten Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF). 1933 löste dieser sich auf, um weder eine „bedingungslose Unterstellung unter den Führer der NSDAP“ noch die „Entfernung nichtarischer Mitglieder aus den Vorständen“ realisieren zu müssen.[6]

1951 schlossen sich vierzehn Frauenverbände auf Bundesebene zum „Informationsdienst für Frauenfragen e. V.“ zusammen. Unterstützt wurde dieser Verein von den Frauenreferaten der britischen und amerikanischen Hochkommissariate. Zunächst waren Einzelvertreterinnen und nicht Verbände Mitglieder des Bundesverbandes. Mit der Beteiligung von Vertreterinnen der Frauenabteilungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) bahnte sich eine Versöhnung zwischen liberal-bürgerlicher und sozialistischer Frauenbewegung den Weg.

Deutsche Sonderbriefmarke von 1994

Sieben Jahre später änderte sich das Bündnis grundlegend. Jetzt wurden die Organisationen als Ganzes in den „Informationsdienst und Aktionskreis deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände e. V.“ aufgenommen. Die Aktivitäten durften aber nur einstimmig beschlossen werden. Dies schwächte die Durchsetzungskraft, da so nur auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners gehandelt werden konnte. 1969 änderte der Verband seinen Namen in Deutscher Frauenrat – Bundesvereinigung deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände e. V.[7]

Seit 1984 beschließt die Mitgliederversammlung des DF mit einfachen Mehrheiten, welche Forderungen der Dachverband bei der Regierung, dem Parlament, den Parteien oder anderen Institutionen als „Lobby der Frauen“ voranbringen soll.[7]

Der Deutsche Frauenrat ist in der Liste der Interessenvertretungen des Deutschen Bundestages eingetragen. Er ist Mitgründer der Europäischen Frauenlobby[8] in Brüssel und genießt als Nichtregierungsorganisation (NRO) besonderen Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen. Außerdem vertritt er – zusammen mit dem Verband deutscher Unternehmerinnen – Deutschland in der Women20, dem Dialogprozess der weiblichen Zivilgesellschaft, der die Verhandlungen der G20-Staaten begleitet.[9] Außerdem ist der Deutsche Frauenrat Gastgeber des Women7-Dialogs 2022 während der deutschen G7-Präsidentschaft.[10]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach eigener Darstellung setzt sich der DF in Politik und Öffentlichkeit für die gemeinsamen Interessen seiner Mitgliedsverbände bei gleichzeitiger Wahrung ihrer Selbstständigkeit ein, um den Belangen der Frauen in der Bundesrepublik Deutschland Gewicht zu geben und sie durchzusetzen.

Er tritt für die Verbesserung der Stellung von Frauen in Familie, Berufs- und Arbeitswelt, Politik und Gesellschaft ein sowie für die Förderung der staatsbürgerlichen Bildung zur Sicherung der Demokratie, der Toleranz, der internationalen Zusammenarbeit. Ziel seines Engagements ist die rechtliche und faktische Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen, wie sie von Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland (GG) garantiert wird.[11]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dachverband hat Ende 2021 bundesweit 59 Mitgliedsverbände.[1] Zu den Gründungsverbänden des Jahres 1951[12] gehören:

Vorsitzende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Neugründung im Jahre 1951 erschien eine verbandseigene Informationszeitschrift zuzüglich diverser Beilagen namens Informationen für die Frau, die von 1999 bis 2015 unter dem Titel erschien:

  • Frauenrat: Informationen für die Frau; Informationsdienst des Deutschen Frauenrates – Lobby der Frauen – Bundesvereinigung von Frauenverbänden und Frauengruppen Gemischter Verbände in Deutschland e. V. (ISSN 1438-3667).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angela Icken: Der Deutsche Frauenrat: Etablierte Frauenverbandsarbeit im gesellschaftlichen Wandel. Leske und Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3600-5 (Doktorarbeit Universität Dortmund 2002).
  • Robert Schreiber, Marianne Grunwald, Carol Hagemann-White: Frauenverbände und Frauenvereinigungen in der Bundesrepublik Deutschland (= Schriftenreihe des Bundesministeriums für Frauen und Jugend. Band 16). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1994, ISBN 3-17-013726-3 (Mitarbeit: Elke Struß, Marion Göhler, Kai Westerburg).
  • Gudrun Beckmann-Kircher: Der deutsche Frauenrat: Kommunikationsstruktur und -verhalten eines Verbandes (= Arbeiten aus dem Institut für Publizistik der Universität Münster. Band 28). Regensberg, Münster 1981, ISBN 3-7923-0477-5 (Doktorarbeit Universität Münster 1981).
  • Irene Stoehr, Rita Pawlowski: Die unfertige Demokratie: 50 Jahre „Informationen für die Frau“. Herausgegeben vom Deutschen Frauenrat. Berlin, April 2002 (PDF: 1,8 MB, 96 Seiten auf frauenrat.de).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Mitglieder – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  2. Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Grundsätze – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  3. Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Stellungnahme zum Gesetzentwurf zur Errichtung einer Engagementstiftung – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  4. Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Dr. Beate von Miquel ist neue Vorsitzende des DF – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  5. Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Dr. Beate von Miquel – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  6. Irene Stoehr: Über „Bund Deutscher Frauenvereine“ (BDF). In: digitales-deutsches-frauenarchiv.de. Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF), abgerufen am 3. März 2022.
  7. a b Helke Dreier, Tanja Roth: Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen in Deutschland e.V. (DF). In: digitales-deutsches-frauenarchiv.de. Digitales Deutsches Frauenarchiv, abgerufen am 3. März 2022.
  8. Council of German Women. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  9. Vorbereitung der Zivilgesellschaft. 23. November 2021, archiviert vom Original am 23. November 2021; abgerufen am 10. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unwomen.de
  10. W7 Germany | women7.org. In: Women7. Abgerufen am 3. März 2022 (deutsch).
  11. Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Satzung – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  12. Deutscher Frauenrat e V. Berlin: Geschichte – Deutscher Frauenrat. Abgerufen am 10. Juli 2023.