Diskussion:In China ist ein Sack Reis umgefallen

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Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von 2A01:598:B890:5B34:1806:D056:338:59A6 in Abschnitt Woher stammt die Redewendung?
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Woher stammt die Redewendung?[Quelltext bearbeiten]

Ungewöhnlich kurzer Artikel... --Gabbahead. 12:15, 17. Okt. 2010 (CEST)Beantworten

Wenn man in Google Books nachforscht, findet man "Als in China das erste Mal ein Sack Reis umfiel" von Ralph-Thomas Niemeyer aus dem Jahr 1995. Die ältesten von GBS erfassten gedruckten Erwähnungen stammen wohl aus dem Jahr 1980, in "Das bisschen Freiheit" von Ulrich Pramann ("Ob man mit dem HSV zusammenarbeiten will, oder in China fällt ein Sack Reis um . . .") sowie bei einem SPD-Parteitag ("Ich habe das Gefühl, die Frage, ob in Hohenlöschstedt ein Opa vom Stuhl fällt oder in China ein Sack Reis umfällt, spielt auf diesem Parteitag genauso wenig eine Rolle wie das, was ich hier sagen will.") -- Matthead 12:00, 11. Mär. 2011 (CET)Beantworten

Aha, interessant. Danke. ;-) --Gabbahead. 19:39, 11. Mär. 2011 (CET)Beantworten

Die Redewendung ist im deutschen Nachrichtenjournalismus seit Jahrzehnten eine gängige Metapher für ein Ereignis, das keinen Nachrichtenwert besitzt, weil es weit entfernt ist („in China“) und von einem alltäglichen Gegenstand (Reis als Grundnahrungsmittel in China) und einem banalen Vorgang handelt. Ich habe diese Redewendung zu Beginn meines Berufslebens in mehreren Redaktionen in den 90er-Jahren erstmals gehört. Die Redewendung wurde und wird in Redaktionen verwendet, um plastisch auszudrücken, dass eine angebliche Neuigkeit nicht berichtenswert ist. (Ob die Redewendung ihren Ursprung im Journalismus hat oder durch diesen nur weiterverbreitet wurde, ist mir nicht bekannt.) Ich weiß, persönliche Lebenserfahrung reicht hier nicht als Beleg, deshalb dies nur als Hinweis. --2A01:598:B890:5B34:1806:D056:338:59A6 12:28, 13. Apr. 2020 (CEST)Beantworten

Trivialitäten in China[Quelltext bearbeiten]

"Die Wendung geht davon aus, dass in einem so ausgedehten Land wie China unzählige Trivialitäten passieren – wie das Umfallen von Fahrrädern oder Reissäcken – und dass dies bereits aus chinesischer – und erst recht aus weit entfernter – Sicht völlig belanglos ist."

Gefühlt – aber ohne Beleg – würde ich eher denken, dass gerade in China tausendfach Reissäcke und Fahrräder umfallen, eben deswegen, weil dort gerade diese beiden Objekte dort dem Klischee/Fakten zufolge überproportionnal vorhanden sind (Nine Million Bicycles...). Man sagt ja eben nicht "eine Fliege tot abstürzt", obwohl es dort sicher auch mehr gibt als in D... -- Ian Dury Hit me  10:40, 19. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

Ja, kann man so umformulieren. Bleibt - wie meine Formulierung - Interpretation, fügt sich aber in die Logik ein. Die Elemente "weit weg" und "nix Besonderes" stechen heraus. Bin noch auf der Suche, ob die chaostheorie da auch mitmischt, aber das scheint eher der Chinesische Schmetterling zu sein... Die Zitate sind jetzt hübsch, gell? GEEZERnil nisi bene 10:49, 19. Apr. 2012 (CEST)Beantworten
Sehr hübsch. Ich bin übrigens ganz sicher, dass es in den 60er/70er noch der Spaten war, der umfiel... mmmh. -- Ian Dury Hit me  09:53, 20. Apr. 2012 (CEST)Beantworten
Tatsächlich! Google => "spaten umfällt" <= aber eher nicht in China - vermutlich sind Spaten da zu selten. Aber bis jetzt nur "in Volkes Maul" belegt und noch nicht in GoogleBooks. Ich sehe da am Horizont für 2013 die Redewendung "ob die FDP umfällt, das ..." GEEZERnil nisi bene 10:36, 20. Apr. 2012 (CEST)Beantworten
Passieren Trivialitäten nicht überall? Der Satz müsste umformuliert werden.--Explosivo (Diskussion) 18:50, 29. Dez. 2013 (CET)Beantworten

Den Abschnitt habe ich entfernt, weil er steng nach original research riecht. --Albertus correctus magnus (Diskussion) 16:18, 15. Sep. 2014 (CEST)Beantworten

Zitate[Quelltext bearbeiten]

Wegen den Zitaten. Kann man da nicht einen Mittelweg gehen? Das Zitat aus der Osnabrücker Zeitung, indem die jetzigen beiden Zitate von Beckenbauer, welches ja eigentlich nur eines ist, wiedergeben, sowie eben das von Platzeck. Und bitte mit Zitat-Auszeichnung. Ist einfach besser zu lesen und sieht "hübscher" aus. Wegen den Kapitälchen sollte man dann vielleicht mal direkt bei der Zitat-Auszeichnung allgemein schauen und diskutieren (was ist daran so schlimm?). Deshalb mein Vorschlag:

„Fußballnationaltrainer Franz Beckenbauer fand eine Variante für den „Sack Reis, der in China geplatzt ist“, indem er sagte: „Was ihr Journalisten schreibt, interessiert mich soviel, als wenn in Peking ein Radel umfällt.““

Neue Osnabrücker Zeitung vom 5. Dezember 1986

„Ob wir in Brandenburg unsere beiden Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe schließen, hat auf das Weltklima ungefähr soviel Auswirkungen, als ob in China ein Sack Reis umfällt.“

Matthias Platzeck im Interview

--Pilettes (Diskussion) 18:25, 20. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

"Hübscher" oder gar "einfach besser zu lesen" kann ich nicht finden. Kapitälchen sind nicht "schlimm", aber wie Schriftzüge in Versalien schlechter zu lesen: Sie kennen auch kein ß und sind im übrigen so pompös (wie gemeißelt), dass sie sich allenfalls für Inschriften, Überschriften u.ä. eignen. Ärgerlich ist auch, dass die Gänsefüßchen automatisch beigefügt werden und der Ungeübte diesbezüglich keine Kontrolle hat. --Vsop (Diskussion) 19:00, 20. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

"Erste" Funde in GBS 2012 & Schmetterling[Quelltext bearbeiten]

Erste Funde in verschiedenen Kombinationen. +Linde rauschen, die ähnlich verwendet werden kann; +Spaten umfallen; geplatzte Bratwurst habe ich keine gefunden. Tip: bei Suche nach einer genauen Zeichenfolge unter Anführungszeichen, zwischen die Wörter "*" als Platzhalter für Worte setzen. zB "Spaten * * * umfällt". Jetzt in chronologischer Reihenfolge:

„[S. 15:] Ob die nun Kleinholz machen oder die Linde rauscht ... [S. 40:] Ob du nun schwörst oder die Linde rausch ... [S. 51:] Zwei Kripo-Schränke versperren die Tür, ob ik nun abhaue oder die Linde rausch .... [S. 56:] Ob der mich nun abknallt oder die Linde rauscht.“

Peter Greiner: Fast ein Prolet in: Spectaculum, Band 25,Teil 3, Suhrkamp, 1976

„Bieskes stark erkältetes Radar; »daß Übel und Gewalttätigkeit, an einem Ort unseres Globs, an allen gefühlt wird ...« // I // »Spannend wie ein Spaten, der bei Hannover umfällt.« Der Ausdruck soll sagen: bei Hannover ist nicht viel Spannendes. Noch dazu stand Bieske unter Wasser, war von den Bronchien bis zum Stirnansatz stark erkältet.“

Alexander Kluge: Neue Geschichten: Hefte 1-18 : "Unheimlichkeit der Zeit" (Band 819 von Edition Suhrkamp), 2. Ausgabe, Suhrkamp, 1978, S. 407

„Egbert Schönfries, 20 Jahre, Vorsitzender des HSV-Fanclubs Altona, behauptet: 'Wir probieren seit zweieinhalb Jahren, Kontakt zu kriegen. Wie oft habe ich den Netzer schon angeschrieben. Es gab nicht mal eine Antwort. Wir hätten gern Spieler zu unseren Fanclubabenden eingeladen. Dann hat uns der HSV geschrieben, das ginge nicht, Herr Zebec, der Trainer, verlange von den Spielern Disziplin. Ob man mit dem HSV zusammenarbeiten will, oder in China fällt ein Sack Reis um ...'“

Ulrich Pramann: Das bisschen Freiheit, Gruner + Jahr, 1980, ISBN 9783570085097, S. 148

„Und wenn ich meine Meinung sage, ist es zuerst meist so, als ob die Linde rauscht - man hört kurz hin und geht darüber hinweg.“

Ruth Geiger, Hartmut Klenke: Der Ernst des Lebens: Verständingungstexte (Band 771 von Suhrkamp Taschenbuch), Suhrkamp, 1982, S. ??

„Ob in China ein Sack Reis platzt, ob wir heute den Saltomortale nachvollziehen oder auch nicht, das wird überhaupt nichts daran ändern, was die anderen vorhaben.“

Protokoll der Verhandlungen, Anlagen, Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Parteitag, Neuer Vorwärts-Verlag, 1984, S. 378

„Franz Beckenbauer fand (oder zitierte?) eine Variante von dem Sack Reis in China, der geplatzt ist: „Was Ihr [ Journalisten] schreibt, interessiert mich soviel, als wenn in Peking ein Radel umfällt". // Die Neuschöpfung Matthäus-Paß konnte sich nicht recht durchsetzen.“

Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht, Band 17, Schöningh, 1986, S. 107 (Im OCR als "Rädel")

„Ob Kohl nun Kanzler bleibt oder ob die Linde rauscht — Amerika hat andere Sorgen.“

HZ: Holzarbeiter-Zeitung, Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Hauptvorstand, 1987, S. ??

„Ich bin achtzehn. Und wo steht das denn, daß man ne eigene Bude haben muß. Ich wohn bei ner Freundin. Was weiß ich, wie die Straße heißt, glotz doch nicht auf jedes Schild. Voll doof. Meine Mutter, o Gott, das ist der doch so egal, als wenn in China ein Fahrrad umfällt. Als ich vor drei Jahren weg bin von zu Haus, hat meine Mutter auf dem Sofa gelegen und einen Arzt-Roman gelesen.“

Roderich Feldes: Der Wal, oder, Mama, hörst du mich noch?, Edition Literarischer Salon, 1991, ISBN 9783925740053, S. 61

1992: Der Duden in 12 Bänden: Band 11, Redewendungen Und Sprichwortliche Redensarten, Seite 139 (C), Seite 189 (F), Seite 540 (P), Seite 600 (S)

„Schlagt ihr zwei euch selber die Schädel ein, oder muß ich eine Schaufel holen und euch zwei das Hirn heraushauen? // Stabsunteroffizier und Unteroffizier knurren in sich hinein. // Unteroffizier: Zeigt auf den Stabsunteroffizier: Was ein schwuler Arsch so spricht, das hören meine Ohren nicht. // Stabsunteroffizier muß lächeln: Das, was du daherstotterst, das ist doch mir so wurst, wie wenn in Peking ein Fahrrad umfällt! // Gefreite: NULL NNNN— -UUUU— -LLLL! // Der Gast I kommt wieder mit Krücke, jedoch noch gebrechlicher und verkommener, ins Lokal.“

Werner Fritsch: Fleischwolf (Band 650 von Edition Suhrkamp), Suhrkamp, 1992, S. 55

„Daß man Denkmodelle entwickelte, in denen das berühmte eine Fahrrad, das in Peking umgefallen war, durchaus Krieg auslösen konnte, und der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Hurrikan.“

Horst Bosetzky: Der Satansbraten, Weitbrecht, 1994, ISBN 9783522714808, S. 280

„Allen ist anzusehen, daß ihnen der Euro so Wurscht ist wie ein kippendes Fahrrad in China.“

Der Spiegel, Ausgaben 23-27, 1997, S. 38

„Aber, wie sagt das chinesische Sprichwort doch so treffend: Wenn in Shanghai ein Sack Reis umfällt, schlägt in Peking ein Schmetterling mit den Flügeln. Oder so ähnlich.“

Klaus Modick: Bestseller: Roman, 3. Ausgabe, Eichborn, 2006, ISBN 9783821857459, S. 13

Noch speziell zum sprichwörtlichen Antonym, dem Schmetterlingseffekt:

ENTTERMINOLOGISIERUNG —> Wenn wieder einmal davon die Rede sei, dass der Entwicklungsabteilung einer Firma ein „Quantensprung" gelungen sei, ächzten viele Kollegen auf, heißt es im „Streiflicht" der Süddeutschen Zeitung (18.4.). „Die Ächzenden, das sind die, die noch von der Schule her wissen, dass der Quantensprung keine Abart des Weitsprungs ist, sondern etwas eher Winziges, nämlich der plötzliche Übergang eines mikrophysikalischen Systems aus einem Quantenbestand in einen anderen. Sie ächzen aber auch darum, weil sie wissen, dass sie bei all ihrer Klugheit verloren haben: Der gemeine Mann denkt überhaupt nicht daran, den Quantensprung als Synonym für einen gewaltigen Fortschritt wieder abzugeben". Man könne den überall anzutreffenden „Quantensprung" durchaus einen „falschen Freund" nennen, hätte nicht die Wissenschaft für ihn respektive seine Metamorphose den Begriff „Entterminologisierung" erfunden. Wenig besser als dem „Quantensprung" gehe es dem „Schwarzen Loch", das oft bereits als Pendant zum „Bermudadreieck" verwendet werde, oder dem „Schmetterlingseffekt", dem zufolge hier ein Orkan losbreche, wenn dort ein Schmetterling die Flügel bewegt habe - der Begriff werde gerne eingesetzt, um sprachlich versiert zu veranschaulichen, dass alles mit allem zusammenhänge. „Der Schmetterling selbst ist das Gegenstück zu dem Sack Reis, der immer wieder in Peking umfällt: Da passiert gar nichts"“

Fachdienst Germanistik, Band 26, Iudicium Verlag, 2008, S. S 29

Nicht in jedem Fall war eine umfallende Schaufel egal:

„Wenn dem Totengräber in seinem Hause die Schaufel von selbst umfällt, muß er bald ein neues Grab machen.“

Verein für Erdkunde zu Kassel, Carl Hessler (Hg.): Hessische Landes- und Volkskunde: Hessische Volkskunde. 1904 (Band 2 von Hessische Landes- und Volkskunde: Das ehemalige Kurhessen und das Hinterland am Ausgange des 19. Jahrhunderts, Elwert, 1904, S. 583

--Franz (Fg68at) 00:16, 21. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

Reis, Schmetterling und Quanten[Quelltext bearbeiten]

Mir scheint, da hat der Volksmund, wie beim Quantensprung, seine eigene Deutung entwickelt und durchgesetzt. Ich habe, nach einem Fund in der ZEIT, bei dem der umfallende Sack in Peking auch für "nebensächlich, interessiert keine Sau" verwendet wurde, mal rumgeschaut, auch hierher. Ich kannte den Reissack parallel zum Schmetterlingsflügel: winzig kleine Ereignisse können Auslöser großer Ereignisse sein. Chaostheorie. - Die Parallele: Der "Quantensprung". Heute: die große Veränderung. Die Physiker raufen sich die Haare. "Falsch!" Nein, das Volk entwickelt seine eigene Sicht auf die Dinge. Umgekehrt haben die Physiker ja auch das Wort "Arbeit" geklaut und einen ihrer Terminüsse (sic) daraus gemacht. --Delabarquera (Diskussion) 17:53, 5. Feb. 2020 (CET)Beantworten