Eiswoog

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Eiswoog
Von vorn: Eiswoog, Staumauer mit Hotel, Eistalviadukt
Geographische Lage Rheinland-Pfalz
Abfluss Eisbach
Ufernaher Ort Ramsen (Pfalz)
Daten
Koordinaten 49° 30′ 46″ N, 7° 58′ 55″ OKoordinaten: 49° 30′ 46″ N, 7° 58′ 55″ O
Eiswoog (Rheinland-Pfalz)
Eiswoog (Rheinland-Pfalz)
Höhe über Meeresspiegel 340 m ü. NN
Fläche 6 ha
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Der Eiswoog ist ein etwa sechs Hektar großer Stausee des Eisbachs, der regional auch die Eis genannt wird, in Rheinland-Pfalz. Er erstreckt sich in der quellnahen Talaue des Baches von Süd nach Nord in einem Teilgebiet des nördlichen Pfälzerwaldes, dem Stumpfwald.

Geographie

Südwestlich der Ortsgemeinde Ramsen ist der Eisbach, ein linker Nebenfluss des Rheins, nahe seinen sieben Quellen zu einem Woog aufgestaut. So werden in dieser Gegend natürliche oder künstliche Seen genannt, die früher als Wasserspeicher für Mühlen und Hammerwerke oder als Sammelplatz für die Trift von Scheit- oder Schnittholz dienten.

Nördlich oberhalb des Eiswoogs führt die Landesstraße 395, die Eisenberg im Osten mit Enkenbach-Alsenborn im Westen verbindet, mit dem Barbarossa-Radweg vorbei.[1] Über die L 395 werden die Städte Kaiserslautern im Südwesten und Grünstadt im Nordosten jeweils nach rund 15 Kilometern erreicht.

Name

Der Name „Eiswoog“ könnte zwei Ursprünge haben: Wahrscheinlich bedeutet er einfach „Stausee der Eis“; denn das Gewässer selbst hat seine Bezeichnung nach den Eisenerzvorkommen der Gegend. Einige Sprachforscher halten indessen auch einen anderen Namensursprung für möglich: Vor der Einführung von Lindes Kältemaschine (1870er Jahre) diente der Stausee auch zur Eisgewinnung. Dann wurde im Spätwinter Eis gebrochen und mit Pferdefuhrwerken in die Eiskeller und Eishäuser der Brauereien und Metzgereien der Umgebung gebracht.

Geschichte

Ursprünglich war der Eiswoog wohl ein natürlich entstandener See. Vermutlich begann man schon im Mittelalter diesen See weiter aufzustauen. Stumpfwald und Eiswoog gehörten dem 1146 gegründeten Nonnenkloster Ramsen. Es ist bekannt, dass die Klosterfrauen in mehreren Tälern der Umgebung Stauweiher als Fischgewässer anlegen ließen.[2] Auch der Eiswoog diente als Fischweiher.[3] Nach Auflösung des Klosters kamen die Besitzungen an das Hochstift Worms und die Grafen von Nassau. Der Eiswoog gehörte im 18. Jahrhundert zur Herrschaft Nassau-Weilburg.[4] 1812 erwarb der Eisenhütten-Besitzer Ludwig Gienanth den als Nationalgut enteigneten „Eisenwoog“[5], um durch Ausbau dieses Wasser-Reservoirs die Wasserkraft-Versorgung seiner Betriebe am Eisbach bei und in Eisenberg auch in Trockenzeiten zu sichern. Der Damm des Eiswoogs wurde in den folgenden Jahren erhöht und verstärkt und damit die Wasserfläche auf die heutige Größe von etwa 6 ha erweitert. Zweimal kam es nach heftigen Unwettern zu einem Bruch des Dammes: in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1819 setzten die Fluten Ramsen unter Wasser und am 4. August 1875 überschwemmten die Wassermassen Ramsen und die am Eisbach liegenden Ortsteile von Eisenberg und beschädigten Werksanlagen und Mühlen. 1832 wurde auf der Nordseite des Dammes ein Weiherwärterhaus und 1876 auf dem Damm ein Jagdhaus errichtet. Die am Eiswoog vorbeiführende Stumpfwaldstraße, heute L 395, wurde 1839–1843 angelegt. Der Eistalviadukt wurde 1932 fertiggestellt. Bei der Bombardierung der Eisenbahnbrücke 1944 wurde der Viadukt nur leicht beschädigt, aber das Weiherwärterhaus und das Jagdhaus wurden zerstört. Das heute auf der Dammkrone stehende Hotel-Restaurant „Seehaus Forelle“ wurde 1950/51 von Ulrich von Gienanth erbaut. Um 1900 wurde unterhalb des Damms eine Fischzucht-Anlage eingerichtet, die jetzt aus 14 Fischbecken besteht. Der Eiswoog ist bis heute Eigentum der Familie von Gienanth.[6]

Anlage

Kommerzielle Nutzung

Auf der Staumauer steht ein Hotel-Restaurant, das auch Ruderboote zur Verfügung stellt. Unterhalb des Stausees liegen bewirtschaftete Fischteiche. Der Eiswoog selbst dient ebenfalls der Fischzucht. Im Winter wird sein Wasser in der Regel abgelassen, damit Pflegearbeiten durchgeführt werden können.

Fauna

Eisvogel
Steinschmätzer

Im Eiswoog kommen Forellen, Barsche, Hechte und Saiblinge vor. Das Gewässer befindet sich in Privateigentum, deshalb ist das Angeln verboten.

Graureiher, Rohr- und Zwergdommeln sowie Enten, Gänse und Schwäne sind am Eiswoog häufig anzutreffen, Fischadler dagegen nur gelegentlich. Am See nistet auch der Eisvogel, eine streng geschützte Art. Der in Deutschland seltene Steinschmätzer wurde als Durchzieher registriert.[7]

Naturerlebnispfad

Eiswoog-Uferbereich

Die Umgebung des Eiswoogs ist ein Wandergebiet, das einfache bis anspruchsvolle Routen bietet. Rund um den See führt ein drei Kilometer langer Wanderweg. In einem Modellprojekt der Universität Kaiserslautern wurden ein Teil des Weges und der Anlagen um den See zu einem barrierefreien Naturerlebnispfad umgestaltet. Ziel des Projektes war, die Aussichtsplattform, Uferzugänge und einen Panoramaweg auch für Menschen mit Seh- und Bewegungsbehinderungen erlebbar zu machen und die Nutzung mit Kinderwagen zu ermöglichen. Der zweite Bauabschnitt wurde im Jahr 2009 abgeschlossen und der Naturerlebnispfad am 25. August durch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad eingeweiht. Das gesamte Projekt kostete 325.000 Euro, davon trug das Bundesland 295.000 Euro.[8]

Eistal- und Stumpfwaldbahn

Stumpfwaldbahn-Diesellok mit Flachwaggon
Der Aussichtspunkt liegt am rechten Ende des Viadukts.

Die derzeitige Endhaltestelle der aus Gründen des Tourismus reaktivierten Eistalbahn, der Haltepunkt Eiswoog, wird nur an Wochenenden angefahren. Nördlich der Staumauer überquert die im weiteren Verlauf nach Westen stillgelegte Bahnstrecke das Eistal auf dem Eistalviadukt. Die Brücke wurde 1932 fertiggestellt und war bis 1988 in Betrieb. Sie besitzt eine Höhe von 35 Metern und ist mit 250 Metern die längste Eisenbahnbrücke der Pfalz. An ihrem östlichen Ende liegt ein lohnender Aussichtspunkt.

Auf einer Schmalspurstrecke mit 600 mm Spurweite, die etwa parallel zur Eistalbahn verläuft, verkehrt zwischen Ramsen und dem Eiswoog zu bestimmten Zeiten auch eine Museumsbahn, die Stumpfwaldbahn. Sie stellt eine Touristenattraktion dar und besitzt offene Wagen.

Literatur

  • Georg Spieß: Der Eiswoog im Wandel der Zeiten. In: Nordpfälzer Geschichtsverein (Hrsg.): Nordpfälzer Geschichtsblätter. Jahrgang 82. Rockenhausen 2002, S. 49–53.
  • Marion Hoensbroech-Gienanth: Lebensqualität erfahrbar und bewußt machen: Gesamtkonzept Eiswoog – Ökologie vereint mit Kultur. In: Donnersbergkreis (Hrsg.): Donnersberg-Jahrbuch. Jahrgang 23. Kirchheimbolanden 2000, S. 180–185.
Commons: Eiswoog – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Seehaus Forelle Häckenhaus: Freizeit. Abgerufen am 4. Januar 2012.
  2. Die Benediktinerinnen von Ramsen wechselten 1267 zum strengeren Zisterzienser-Orden, dessen Regel den Verzehr von Fleisch verbot, aber Fischspeisen erlaubte.
  3. Georg Spieß, Der Eiswoog im Wandel der Zeiten, in: Nordpfälzer Geschichtsblätter, Jg.82 (2002), S. 49f.
  4. Carl Albert Buchheit, Säkularisation und Enteignung der Güter weltlicher Fürsten in der französischen Revolution im linksrheinischen Bayern (Pfalz), Speyer 1933, S. 170.
  5. Wolfgang Schieder (Hg.), Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803 – 1813, Teil 4 Donnersberg-Departement, Boppard 1991, S. 156 Lfd.Nr. 10466.
  6. Georg Spieß, Der Eiswoog im Wandel der Zeiten, in: Nordpfälzer Geschichtsblätter, Jg.82 (2002), S. 50–53.
  7. Vgl. Diskussion Eisbach: Beobachtungen im Herbst 2004
  8. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen: Barrierefreier Naturerlebnispfad, 26. August 2009