Elisabeth Moses

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Elisabeth Moses (* 14. Januar 1894 in Köln; † 21. Dezember 1957 in San Francisco) war eine deutsch-amerikanische Kunsthistorikerin und Museumskuratorin.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elisabeth Caroline Moses wurde als älteste Tochter des jüdischen Hals-Nasen-Ohren-Arztes Sally (Salli) Moses und seiner Frau Luise, geb. Rothschild in Köln geboren. Der Vater besaß eine eigene Praxis in der Kölner Innenstadt, leitete am Israelitischen Asyl für Kranke und Altersschwache die HNO-Abteilung und praktizierte am katholischen St. Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld. Ihre Mutter war Vorstandsmitglied des Kölner Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen.[1][2]

Elisabeth Moses legte 1912 ihr Abitur am ersten humanistischen Mädchengymnasium in Preußen, am Marienplatz in Köln ab. Anschließend absolvierte sie ein Studium der Kunstgeschichte mit den Nebenfächern Archäologie, Architektur und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie in Berlin und München. Zu ihren Lehrern gehörte Paul Clemen, bei dem sie auch promovierte.[3]

Nach ihrem Studium nahm sie 1920 eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kunstgewerbe-Museum der Stadt Köln an. Studienreisen führten sie und ihren Bruder durch Europa, Vorderasien und Nordafrika. Auf einer dieser Reisen lernte sie Vicky Baum kennen, mit der sie eine lebenslange Freundschaft verband.[4]

Im Museum war sie an der Neukonzeption des Museums unter dem Direktor Karl Schäfer beteiligt. Sie überarbeitete unter anderem die Textil- und Porzellansammlung des Museums. Im Wallraf-Richartz-Museum war sie in der Abteilung Alte Gemälde tätig.[5] Im Kunstgewerbeverein und im Museum hielt sie regelmäßig Vorträge u. a. über Die neuere Kunst (1919), über verschiedene Aspekte der Kölner Kunstgeschichte (1924), Martin Schongauer (1925) oder Kostüme der gotischen Zeit (1926).[6] Darüber hinaus publizierte sie unter anderem im Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte über kulturgeschichtliche Themen und über die jüdische Kunst der Rheinlande.

Anlässlich der 1925 in Köln stattfindenden Jahrtausendausstellung der Rheinlande 1925 betreute sie gemeinsam mit dem Rabbiner und Historiker Adolf Kober die neu gegründete Abteilung Juden und Judentum im Rheinland am Kunstgeschichtlichen Museum. Sie konzipierte für die Ausstellung die Sparte jüdische Kunst und jüdisches Kulturgerät und trug dazu zahlreiche wertvolle Exponate von Judaica aus dem gesamten Rheinland zusammen, von denen sich heute noch einige Ausstellungsstücke in den Beständen des Kölnischen Stadtmuseums befinden.[7]

1926 wurde Elisabeth Moses als Kuratorin des Museums berufen. In den Folgejahren bearbeitete und katalogisierte sie u. a. die Schmucksammlung des Kölner Kunstgewerbemuseums, gestiftet von Wilhelm Clemens. Darüber hinaus spezialisierte sie sich ab der Mitte der 1920er Jahre auf die wissenschaftliche Bearbeitung der jüdischen Kunstgeschichte im Rheinland. Für die internationale Pressa-Ausstellung, die 1928 in Köln stattfand, arbeitete sie an der Konzeption der Jüdischen Sonderschau mit.[8]

Im Jahr 1928 wurde sie beschuldigt, in den Kölner Museumsskandal verwickelt zu sein. Gemeinsam mit dem Museumsdirektor Karl Schäfer wurde sie entlassen, jedoch 1929 wieder eingestellt, nachdem sich herausgestellt hat, dass man sie zu Unrecht beschuldigt hatte.[9] Gemeinsam mit dem neuen Direktor des Kunstgewerbemuseums Karl With war Elisabeth Moses an der Neukonzeption des Museums beteiligt. Im Frühjahr 1931 wurde die von ihr und Edith Wurmbach zusammengestellte Sonderausstellung 150 Jahre Mode. Vom Rokoko zum Jugendstil im Kunstgewerbemuseum in Köln gezeigt, für die sie zusätzlich einen umfangreichen Katalog verfasste.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Elisabeth Moses im März 1933 noch vor der Inkrafttretung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Dienst entlassen.[10] 1934 flüchtete sie nach Italien und emigrierte im gleichen Jahr in die Vereinigten Staaten.

In San Francisco erhielt Elizabeth Moses im Herbst 1934 eine Anstellung als Kuratorin für Kunsthandwerk am M. H. de Young Memorial Museum unter der Leitung von Walter Heil. Wie bereits in Köln, konzipierte sie auch in Amerika die kunstgewerbliche Abteilung des Museums neu[11] und kuratierte zahlreiche Sonderausstellungen, unter anderem Design in '49 (1949), die Contemporary Handweavers Exhibition (1950, 1955) oder Designer Craftsmen of the West (1957). Seit 1947 veranstaltete sie im Museum regelmäßig Sonderschauen mit zeitgenössischer Keramik.[12] Am M. H. de Young Memorial Museum beschäftigte sie sich ab Ende der 1930er Jahre verstärkt mit der Kunstgeschichte von Tapisserien.[3]

Elizabeth Moses starb am 21. Dezember 1957 in San Francisco nach langer Krankheit.[3]

Ehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolperstein für Elisabeth Moses, Elisenstraße 3

In Andenken an die Leistungen von Elizabeth Moses wird regelmäßig zur Förderung junger Keramikerinnen und Keramiker der Elizabeth Moses Award verliehen.

Am 21. März 2013 wurde vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Moses in der Elisenstraße 3 auf Initiative des Kölnischen Stadtmuseums für Elisabeth Moses und ihre Eltern Sally (Salli) und Lucie (Luise) sowie für ihren Bruder, den Arzt Paul Moses durch den Künstler Gunter Demnig vier Stolpersteine verlegt.[13]

Kontroverse um die Benennung der Elisabeth-Moses-Straße in Köln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 13. März 2017 entschied der Rat der Stadt Köln eine Neubaustraße im Kölner Stadtteil Dellbrück zu Ehren von Elisabeth Moses nach ihr zu benennen. Nach mehreren Bürgeranträgen, vorgebracht durch den Bürgerverein Köln-Dellbrück und den Heimatverein Köln-Dellbrück wurde die Entscheidung durch die Stadt Köln im Januar 2018 revidiert und die Elisabeth-Moses-Straße in Seels Klosterhöfchen umbenannt.[14][15]

2021 wurde schließlich im Kölner Stadtteil Elsdorf eine Planstraße in Elisabeth-Moses-Weg benannt.[16][17]

Literatur von Elisabeth Moses (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Schirm. Kulturhistorische Studie. Im Auftrage der Firma Hieronymus Eck. DuMont Schauberg, Köln 1924
  • Der Schmuck der Sammlung W. Clemens, DuMont-Schauberg, Köln 1927
  • 150 Jahre Mode. Vom Rokoko zum Jugendstil, Katalog der Ausstellung April/Mai 1931 im Kunstgewerbe-Museum der Stadt Köln, Köln 1931, 208 S.

Aufsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pflanzendarstellungen in der deutschen Kunst des 14./15. Jahrhunderts. Ihre Form und ihre Bedeutung. In: Zeitschrift für christliche Kunst, Heft 34, 1921 S. 157–165; Auszug uas ihrer Dissertation
  • Die Abteilung 'Juden und Judentum im Rheinland' auf der Jahrtausendausstellung in Köln Juni-August 1925. In: Soncino-Blätter, Heft 1 (1925/6), S. 86–88
  • Caspar Benedikt Beckenkamp (1747–1828). In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch / Jahrbuch für Kunstgeschichte, Heft 2, 1925, S. 44–77
  • Kölner Frauentrachten. In: KÖLNISCHE ZEITUNG: 1. bis 4. Sondernummer zur Rheinischen Jahrtausendfeier. Köln, Mai bis August 1925
  • Gotische Goldschmiedearbeiten der Sammlung Clemens im Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, In: Die Uhrmacherkunst , Heft 51,1926, S. 602
  • Über eine Kölner Handschrift der Mischnah Thora des Maimonides. In: Zeitschrift für bildende Kunst, Leipzig 1926/7, S. 71–76
  • Brauchen wir Museen? In: Festschrift Gymnasiale Studien-Anstalt, 1928, S. 69–77
  • Jüdische Kult- und Kunstdenkmäler in den Rheinlanden. In: Zeitschrift des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 24 (1931), S. 99–201 (mit Adolf Kober)
  • Agraffe. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 1, Stuttgart 1933, S. 216–220
  • Anhänger (Kleinod). In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 1, 1935, S. 699–705
  • California museum metamorphosis. In: Art News, Heft 36, 1937, S. 12–13
  • Three centuries of European and American domestic silver M. H. De Young Memorial Museum, San Francisco 1938 (mit Walter Heil)
  • International silver survey. In: Art News, Heft 37, 1938, S. 10–12
  • Gothic riches for San Francisco. In: Art News, Heft 38, 1940, S. 7–8
  • A gothic tapestry in the M.H. de Young Museum. Hunting rabbits with ferrets woven at Toumai. In: The Pacific Art Review, Heft 1, 1941/2, S. 24–30
  • A Gothic sculpture of the Madonna and Child. In: The Pacific Art Review, Heft 1, 1941/2, S. 26–29
  • A Dutch armoire of the 17th century. In: The Pacific Art Review, Heft 1, 1941/2, S. 33–36
  • Brosche, In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 2, 1944, S. 1217–1219
  • Jewish ceremonial objects and items of historical interest, December 14-29, 1945. Celebrating the ninety-fifth anniversary of the founding of the congregation Emanu-El, Arguello Boulevard and Lake Street, San Francisco, 1945
  • A case for the decorative arts. In: The Pacific Art Review, Heft 4, 1945/46, S. 36–45
  • Appreciation of ceramics in the United States. In: Faenza, Heft 34, 1948, S. 54–58

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bettina Mosler: Elisabeth Moses, Kunsthistorikerin der Adenauerzeit in Köln : auf der Suche nach einer verlorenen Biographie. In: Kölner Museums-Bulletin, Heft 4, Köln 1999; S. 33f.
  • Tobias Arand: Die jüdische Abteilung der Kölner 'Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande' 1925, In: Monika Grübel und Georg Möhlich (Hrsg.): Jüdisches Leben im Rheinland. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Böhlau, Köln / Weimar 2005
  • Moses, Elisabeth, in: Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. München : Saur, 1999, S. 446f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Barbara Becker-Jákli: Das jüdische Köln Geschichte und Gegenwart. Emons, Köln 2012, ISBN 978-3-89705-873-6, S. 123 ff.
  2. Barbara Becker-Jákli: Das jüdische Krankenhaus in Köln : die Geschichte des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945. Emons, Köln 2004, ISBN 3-89705-350-0, S. 202 f.
  3. a b c Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil : Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Saur, München 1999, ISBN 978-3-11-096573-5, S. 446.
  4. Nicole Nottelmann: Die Karrieren der Vicki Baum : eine Biographie. 1. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03766-1, S. 154 f.
  5. Barbara Becker-Jákli: Das jüdische Köln Geschichte und Gegenwart. Emons, Köln 2012, ISBN 978-3-89705-873-6, S. 284.
  6. Gerhard Dietrich: Museum für Angewandte Kunst Köln - Chronik 1888-1988. Hrsg.: Stadt Köln. Köln 1988.
  7. Jürgen Wilhelm: Zwei Jahrtausende Jüdische Kunst und Kultur in Köln. Greven, Köln 2007, ISBN 978-3-7743-0397-3, S. 94 ff.
  8. Barbara Becker-Jákli: Das jüdische Köln Geschichte und Gegenwart. Emons, Köln 2012, ISBN 978-3-89705-873-6, S. 284.
  9. Tobias Arand: Die jüdische Abteilung der Kölner 'Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande' 1925. In: Monika Grübel, Georg Mölich (Hrsg.): Jüdisches Leben im Rheinland : vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln 2005, ISBN 3-412-11205-4, S. 194 ff.
  10. Horst Matzerath: " ... vergessen kann man die Zeit nicht, das ist nicht möglich" : Kölner erinnern sich an die Jahre 1929-1945 ; zum 40. Jahrestag des Kriegsendes. Hrsg.: Stadt Köln. Köln 1985, S. 74 f.
  11. Ursula Wiedenmann, Beate Schmeichel-Falkenberg: Grenzen überschreiten : Frauen, Kunst und Exil. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-3147-4, S. 129.
  12. Martha Drexler Lynn: American studio ceramics : innovation and identity, 1940 to 1979. New Haven 2015, ISBN 978-0-300-21273-0, S. 146.
  13. Stadt Köln: Weitere "Stolpersteine" in Köln. Abgerufen am 6. Januar 2020.
  14. Bürgerantrag auf Umbenennung einer neuen Straße im Ortsteil Dellbrück durch den Bürgerverein Köln-Dellbrück und den Heimatverein Köln-Dellbrück. 19. Juli 2017, abgerufen am 6. Januar 2010.
  15. Zentrales Namensarchiv : Neubenennungen, Umbenennungen, Einbeziehung und Aufhebung von Straßen in Köln. In: Stadt Köln (Hrsg.): Amtsblatt der Stadt Köln. Band 29. Köln 25. Juli 2018, S. 306.
  16. Amtsblatt der Stadt Köln. (PDF) In: Stadt-Koeln.de. 11. August 2021, S. 247, abgerufen am 11. August 2021.
  17. Zentrales Namensarchiv. (PDF) In: stadt-koeln.de. 6. August 2021, abgerufen am 11. August 2021.