Erwin Dold

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Erwin Dold (* 16. November 1919 in Wagensteig, heute Ortsteil von Buchenbach, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald; † 11. September 2012) war, obwohl kein Mitglied der NSDAP, Feldwebel der Luftwaffe und Lagerkommandant im Konzentrationslager Dautmergen (Zollernalbkreis).

Leben

Als Jagdflieger wurde Dold 1943 auf der Krim abgeschossen und war durch seine Verletzungen nicht mehr frontdienstfähig. Nach Aufenthalten in verschiedenen Lazaretten wurde er zum Fliegerhorst Freiburg im Breisgau versetzt. Von dort wurde er in das KZ Haslach im Kinzigtal abkommandiert und im Herbst 1944 ins KZ Dautmergen bei Balingen versetzt.

Die KZ in Dautmergen und Schömberg (bei Balingen) waren von August 1944 bis April 1945 im Rahmen des Unternehmens Wüste Außenkommandos des KZ Natzweiler-Struthof. Es wurde dort Ölschiefer unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut (siehe dazu KZ Bisingen).

Die katastrophalen Zustände entsetzten den damals 24-jährigen; die Baracken, die auf einer Sumpfwiese standen, hatten keinen Boden. Die Sterblichkeitsquote vor allem durch Typhus und Paratyphus lag bei bis zu 50 Toten pro Tag. Auf Dolds Veranlassung kam eine Sanitätsinspektions-Kommission zur Überprüfung der hygienischen und medizinischen Situation ins Lager. In der Folge wurde der bisherige Lagerkommandant versetzt.

Am 7. März 1945 wurde Dold Lagerkommandant. Er zeichnete sich durch menschliches Verhalten aus,[1] bemühte sich, Kleidung und Nahrung für die Insassen zu beschaffen, und sorgte für eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse. Zudem weigerte er sich, für eine zwischen 5. und 7. April geplante Gruppenexekution von 23 sowjetischen Offizieren ein Exekutionskommando zu benennen. Im selben Monat wurde das Lager evakuiert.

Dold stellte sich freiwillig der französischen Besatzungsmacht und wurde mit 24 anderen Angeklagten inhaftiert. Am 1. Februar 1947 wurde er vor dem französischen Militärtribunal in Rastatt aufgrund der Zeugenaussagen von ehemaligen Häftlingen als einziger KZ-Kommandant wegen „erwiesener Unschuld“ freigesprochen.[2]

Am 8. November 2002 wurde Erwin Dold Ehrenbürger von Buchenbach.[3]

Zu einem in Schömberg geplanten Kinofilm mit dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu gab er dem Regisseur Christian Schumacher 2011 wertvolle Tipps zur Gestaltung des Drehbuchs. Erwin Dold wird vom deutschen Nachwuchstalent Matthias Schweighöfer gespielt.[4]

Am 11. September 2012 verstarb er im Alter von 92 Jahren.[5][6]

Literatur

  • Thomas Seiterich-Kreuzkamp: Der Fall Erwin Dold. In: Michael Kißener (Hrsg.): Widerstand gegen die Judenverfolgung. Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 1996, ISBN 3-87940-511-5, S. 261–283.
  • Edwin Ernst Weber: Opfer des Unrechts: Stigmatisierung, Verfolgung und Vernichtung von Gegnern durch die NS-Gewaltherrschaft an Fallbeispielen aus Oberschwaben. Thorbecke 2009, ISBN 3-799-51070-2.

Film

  • Manfred Bannenberg: Der KZ-Kommandant. Die ungewöhnliche Geschichte des Erwin Dold, Dokumentarfilm, Deutschland 1991.
  • Christian Schumacher: Himmel und Erde, Deutschland 2012, mit Matthias Schweighöfer, Anna-Maria Mühe und Gérard Depardieu[7]

Einzelnachweise

  1. Edwin Ernst Weber: Opfer des Unrechts: Stigmatisierung, Verfolgung und Vernichtung von Gegnern durch die NS-Gewaltherrschaft an Fallbeispielen aus Oberschwaben S. 199.
  2. Dokumentation „Ein Lagerleiter zeigt Menschlichkeit“ von Rolf und Erwin Redlich auf SWR
  3. Buchenbach1 (8.11.2002). In: freiburg-schwarzwald.de. 8. November 2002, abgerufen am 15. April 2015.
  4. Sebastian Speidel: Schömberg: Gérard Depardieu kommt zum Filmdreh, Schwarzwälder Bote, 18. März 2011
  5. Einer, den „der Himmel schickte“, Schwarzwälder Bote, 19. September 2012
  6. Verena Pichler: Ein Leben für die Gemeinschaft, Badische Zeitung, 15. September 2012
  7. Himmel und Erde (2012/13), Bundesverband Regie