Friedrich L. Bauer

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F. L. Bauer, 2004
Datei:Friedrich Ludwig Bauer über die Enigma - Interview von 1996 - Maximilian Schönherr.ogg
Friedrich L. Bauer über die Verschlüsselungsmaschine ENIGMA (Interviewausschnitt von 1996)

Friedrich Ludwig Bauer (* 10. Juni 1924 in Regensburg) ist ein deutscher Pionier der Informatik. Er konstruierte in den 1950er Jahren mehrere Verschlüsselungsmaschinen, erfand 1957 das Prinzip des Kellerspeichers,[1] hielt 1967 an der Technischen Universität München die erste offizielle Informatikvorlesung[2] in Deutschland und richtete 1988 die erste Computerausstellung im Deutschen Museum aus. Seine Publikationen zur Kryptologie sind Standardwerke der Informatik.

Ausbildung und Lehrtätigkeit

Er ist der Sohn des Bücherrevisors Ludwig Bauer. Friedrich Ludwig Bauer wuchs in Thaldorf auf und legte 1942 sein Abitur an der Ludwigs-Oberrealschule München (heute: Erasmus-Grasser-Gymnasium) ab. 1943 zog ihn die Wehrmacht in den Zweiten Weltkrieg ein; Bauer war bis Kriegsende 1945 Soldat. 1946 nahm er sein Studium der Mathematik, Physik, Logik und Astronomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) auf, das er 1950 abschloss.

Er arbeitete ein halbes Jahr lang als Studienassessor an der Gisela-Oberrealschule München, danach als Assistent bei Fritz Bopp an der LMU, wo er 1952 promovierte. Zwei Jahre später habilitierte er sich bei Robert Sauer.

1958 bis 1962 lehrte Bauer als Professor für angewandte Mathematik an der Universität Mainz. 1963 folgte er einem Ruf als Mathematik-Professor an die Technische Universität München. Dort rief er 1967 den Studiengang Informatik ins Leben und hielt die erste Informatikvorlesung in Deutschland.

Von 1984 bis 1995 war er Direktor der Ferienakademie der Universität Erlangen und der TU München. Von 1970 bis 1995 war er Direktor der International Summer School Marktoberdorf. Seit 1989 ist er emeritiert.

Person

Bauer interessierte sich frühzeitig für Musik und spielte Klavier. Er lebt in Kottgeisering bei München. Er ist verheiratet und Vater von drei Söhnen und zwei Töchtern.

Werk

Bauer forschte auf den Gebieten der Algebra, numerischen Analysis, Programmiersprachen und -methoden, Softwaretechnik und Mathematischer Logik. Weiterhin ist er der Autor eines der grundlegenden Werke zum Thema Kryptologie. Heute beschäftigt ihn im Wesentlichen noch die Geschichte der Informatik.

In der numerischen Mathematik entwickelte er unter anderem Iterationsverfahren für Eigenwertprobleme und die Faktorisierung von Polynomen.

In den Jahren 1951 bis 1975 hatte er einen Beratervertrag bei der Siemens AG, 1950–51 entwickelte er die 1956 fertiggestellte logische Maschine Stanislaus, 1953 reichte er ein Patent für fehlererkennende und -korrigierende Codes ein, sowie 1957 zusammen mit Klaus Samelson ein Patent auf das Prinzip des Stapelspeichers (Kellerprinzip), wofür ihm das IEEE 1988 den Computer Pioneer Award verlieh.

Seit 1956 beteiligte er sich an der internationalen Zusammenarbeit, die zur Schaffung der Programmiersprachen Algol 58 und Algol 60 führte.

Er engagierte sich für die Anerkennung der Informatik als vollwertiges akademisches Studienfach. 1967 gab es erstmals spezielle Vorlesungen in Informatik an der Technischen Universität München, wo 1972 der eigenständige Studiengang der Informatik an der TU München entstand.

Bauer war maßgeblich an der Schaffung mehrerer Ausstellungen des Deutschen Museums beteiligt: für Informatik und Automatik (1988), für Mikroelektronik (1990) und des Mathematischen Kabinetts (1999).

Er ist auch für seine Forschungen zum Thema Kryptologie bekannt und hielt die erste Vorlesung zu diesem Thema an einem Lehrstuhl für Informatik, was ihm – wie er in einem seiner Bücher behauptet – einmal in einer Vorlesung Besuch aus Pullach einbrachte, womit er den Bundesnachrichtendienst meinte. Zur Kryptologie hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht.

Ehrungen

Nach ihm ist der Friedrich L. Bauer-Preis für Informatik der TU München benannt, der seit 1992 vergeben wird.

Ehrendoktorwürden

Schriften

  • Andrei und das Untier. 6 Lektionen in Informatik. Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1972, ISBN 3-7627-3047-4.
  • Mit H. Woessner: Algorithmic Language and Program Development. Springer, Berlin u.a. 1982, ISBN 3-540-11148-4.
  • Als Herausgeber: Logic, Algebra, and Computation. Springer, Berlin u.a. 1991, ISBN 3-540-54315-5.
  • Mit Gerhard Goos: Informatik 1. 4. Auflage. Springer, Berlin u.a. 1991, ISBN 3-540-52790-7.
  • Mit Gerhard Goos: Informatik 2. 4. Auflage. Springer, Berlin u.a. 1992, ISBN 3-540-55567-6.
  • Kryptologie. Springer, Berlin u.a. 1994, ISBN 3-540-57771-8.
  • Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3. Auflage. Springer, Berlin u.a. 2000, ISBN 3-540-67931-6.
  • Decrypted Secrets. Methods and Maxims of Cryptology. 3. Auflage. Springer, Berlin u.a. 2002, ISBN 3-540-42674-4.
  • Historische Notizen zur Informatik. 1. Auflage. Springer, Berlin u.a. 2009, ISBN 3-540-85789-3.
Commons: Friedrich L. Bauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. zusammen mit Klaus Samelson
  2. Zuvor gab es an der TU München und an einigen anderen Universitäten nur „EDV-Kurse“.