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„Gänseblümchen“ – Versionsunterschied

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Was für einen Laien wie eine einzige [[Blüte]] aussieht, ist tatsächlich eine Scheinblüte ([[Pseudanthium]]). Es handelt sich hierbei um einen körbchenförmigen [[Blütenstand]], bestehend aus mehr als hundert Einzelblüten. Sie sind – wie f(WAS GEHT AB)ür [[Korbblütler]] typisch – auf der verbreiterten Sprossachse, dem so genannten [[Korb (Blütenstand)|Körbchen]] (hochgewölbte Sprossachse) oder Köpfchen (flache Sprossachse) angeordnet. Im Zentrum des Blütenköpfchens stehen die gelben, zwittrigen und trichterförmigen [[Radiärsymmetrie|radiärsymmetrischen]] [[Röhrenblüte]]n. Die verwachsene winzige Krone jeder dieser zwischen 75 und 125 zählenden Röhrenblüten endet mit fünf [[Kronblatt]]<nowiki>zipfeln</nowiki>. Randständig sind die weißen, zygomorphen weiblichen [[Zungenblüte]]n lokalisiert. Sie sind in zwei Reihen angeordnet.


Der [[Fruchtknoten]] ist unterständig, einfächrig und aus zwei [[Fruchtblatt|Fruchtblättern]] zusammengesetzt.
Der [[Fruchtknoten]] ist unterständig, einfächrig und aus zwei [[Fruchtblatt|Fruchtblättern]] zusammengesetzt.

Version vom 8. Juni 2010, 15:25 Uhr

Gänseblümchen

Gänseblümchen (Bellis perennis)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Astereae
Gattung: Gänseblümchen (Bellis)
Art: Gänseblümchen
Wissenschaftlicher Name
Bellis perennis
L.

Das Gänseblümchen (Bellis perennis), auch Mehrjähriges Gänseblümchen, Maßliebchen, Tausendschön oder schweizerisch „Margritli“ (Kleine Margerite) genannt [1], ist eine Blütenpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Da es auf fast jeder Rasenfläche wächst, zählt es zu den bekanntesten Pflanzen Mitteleuropas.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Das Gänseblümchen ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit einem kurzen, zylindrischen Wurzelstock, die Wuchshöhen von (selten 2) 4 bis 15 (selten 20)[1] Zentimetern erreicht. Die Blätter wachsen in einer dichten Blattrosette. Sie sind spatelförmig bis verkehrteiförmig geformt, am Grund in einen geflügelten Stiel zusammengezogen, zwischen 3 und 6 Zentimeter lang und haben nur einen Mittelnerv. [1]

Jede Blattrosette bringt von März bis November ununterbrochen aufsteigende bis aufrechte, blattlose Schäfte mit einzeln stehenden Blütenkörbchen hervor. [1]

Der Blütenstand

Was für einen Laien wie eine einzige Blüte aussieht, ist tatsächlich eine Scheinblüte (Pseudanthium). Es handelt sich hierbei um einen körbchenförmigen Blütenstand, bestehend aus mehr als hundert Einzelblüten. Sie sind – wie f(WAS GEHT AB)ür Korbblütler typisch – auf der verbreiterten Sprossachse, dem so genannten Körbchen (hochgewölbte Sprossachse) oder Köpfchen (flache Sprossachse) angeordnet. Im Zentrum des Blütenköpfchens stehen die gelben, zwittrigen und trichterförmigen radiärsymmetrischen Röhrenblüten. Die verwachsene winzige Krone jeder dieser zwischen 75 und 125 zählenden Röhrenblüten endet mit fünf Kronblattzipfeln. Randständig sind die weißen, zygomorphen weiblichen Zungenblüten lokalisiert. Sie sind in zwei Reihen angeordnet.

Der Fruchtknoten ist unterständig, einfächrig und aus zwei Fruchtblättern zusammengesetzt.

Das Köpfchen richtet sich aufgrund des Heliotropismus immer nach der Sonne und schließt sich abends sowie bei schlechtem Wetter.

Vorkommen

Die Gattung der Gänseblümchen besteht aus etwa 15 Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum haben. Lediglich Bellis perennis ist aus dieser Gattung heute auch in Mitteleuropa und Nordeuropa zu finden. Bellis perennis wird als ein Archäophyt betrachtet, der durch Schaffung von weiträumigen Wiesen und Weiden in vorgeschichtlicher Zeit zu einer weiten Ausbreitung nach Norden kam. Zum so häufigen Auftreten dieser Pflanze kam es jedoch erst mit der Einführung von Rasenflächen in Gärten und Parks. Durch den Menschen wurde diese Art später auch in Nord- und Südamerika, längs der pazifischen Küste, auf Madeira und Neuseeland angesiedelt. Häufig ist die Ausbreitung nicht gezielt erfolgt, sondern durch eine Verunreinigung von Grassamen durch die Samen des Gänseblümchens – botanisch wird diese Ausbreitungsform auch als Speirochorie bezeichnet.

Bevorzugte Standorte sind Weiden, Parkrasen und Gärten auf nährstoffreichem Untergrund, bewachsene Bahndämme; ein regelmäßiger Schnitt ist erforderlich, da die Gräser und Wildblumen sonst die niedrig wachsenden Gänseblümchen überwuchern. Da Bellis perennis eine Speicherpflanze ist, überlebt sie den Winter im Schnee. Auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen ist sie auch Zeiger für verdichtete Böden und übernutzte Wiesen und Weiden.

Fortpflanzung

Die Blütenköpfchen von Bellis perennis, welche von Februar bis in den November hinein aufblühen, werden von Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und vor allem Fliegen besucht. Zum Teil findet bei diesen Blütenbesuchen Fremdbestäubung statt. Auch verhilft dies zu einer Form der Selbstbestäubung, der sogenannte Geitonogamie, d.h. die einzelnen Blüten innerhalb eines Blütenköpfchens bestäuben sich gegenseitig. Die Selbstbestäubung innerhalb einer Einzelblüte (Autogamie) ist fraglich, jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Blüten sind, wie für Korbblütler typisch, vormännlich, das heißt, die Staubblätter sondern reife Pollen ab, wenn die in der Blüte befindlichen Fruchtblätter noch nicht bereit für eine Bestäubung sind. Bei bestäubten Blüten entwickelt sich aus dem Fruchtknoten ein Nüsschen, die sogenannte Achäne. Das Gänseblümchen nutzt eine Reihe sehr unterschiedlicher Strategien zur Ausbreitung dieser Achänen.

Typisch für Gänseblümchen ist die Verbreitung der Achänen durch den Regen. Hierbei fallen die Regentropfen in den "Becher" aus Kronblättern, in welchen sich die reifen, von dem sich wölbenden Blütenboden herabfallenden Früchte angesammelt haben. Dadurch werden die Achänen im Umkreis der Mutterpflanze geschleudert. Eine andere Ausbreitungsform findet durch den Wind statt (Anemochorie). Die elastischen und etwas verlängerten Stängel werden durch Windböen bewegt und die winzigen, nur etwa 1 bis 1,5 Millimeter langen Achänen ausgestreut. Die Achänen werden aber auch durch Tiere verbreitet (Zoochorie), vor allem durch Regenwürmer, Schafe und Rinder. Schließlich hilft sogar der Mensch bei der Ausbreitung (Anthropochorie). Das Gänseblümchen vermehrt sich generativ durch Samen (Achänen) und vegetativ durch Adventivwurzeln. Die Früchte sind nicht wie jene einiger Arten der Korbblütengewächse mit einem Pappus ausgestattet. Es handelt sich um gekrönte Schließfrüchte, bei der Frucht- und Samenschale miteinander verwachsen sind. Die Samen sind endospermlos.

Gänseblümchen und Mensch

Gänseblümchen auf einer Briefmarke der Färöer

Namen

Die weit verbreitete Pflanzenart trägt eine Reihe von volkstümlichen Namen, die regional sehr unterschiedlich sein können. Typisch sind Angerbleamerl, Augenblümchen, Himmelsblume, Maiblume, Marienblümchen, Maßliebchen, Mondscheinblume, Morgenblume, Osterblume, Regenblume, Sonnenblümchen und Tausendschön.

Die Bezeichnung Maßliebchen ist ab dem 14. Jahrhundert als Maßleben, Maßlieben, Maßlieblin belegt und wahrscheinlich vom mittelniederländischen matelieve ins Deutsche entlehnt.

Carl von Linné wusste das Gänseblümchen ebenfalls zu schätzen: Bellis (lateinisch) = schön, hübsch, perennis (lat.) = ausdauernd, mehrjährig, nannte er diese Pflanzenart.

Verwendung als Nahrungspflanze

Das Gänseblümchen wird gelegentlich als Futterpflanze genutzt. Die Blüten können auch im Salat verwendet werden. Am besten schmecken die jungen Blättchen aus dem Inneren der Rosette. Auch die Blüten sind essbar. Die Knospen sowie die nur halb geöffneten Blüten schmecken angenehm nussartig, die geöffneten Blüten dagegen leicht bitter, wodurch sie sich vorrangig als Salatbeigabe eignen. Sauer eingelegt werden Knospen manchmal als Kapernersatz verwendet.

Verwendung als Heilpflanze

Die Röhrenblüten enthalten Saponine, Ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Schleim [2][3]. Außerdem wurde in den Blüten, wie bei vielen Asteraceae, das Apigenin-7 Glucosid Cosmosiin nachgewiesen.

Bekannt ist die blutreinigende Wirkung des Gänseblümchens, welches traditionell als Heilmittel bei Hauterkrankungen und Leberleiden eingesetzt wird. Wegen der oben genannten Inhaltsstoffe ist es auch entwässernd, als Frühjahrskur und als Rheumamittel geeignet.[2] In der Phytotherapie wird eine Tinktur aus der ganzen Pflanze, einschließlich Wurzel verwendet.

Wappen

Das Gänseblümchen kam zu ungeahntem Ruhm, als es vom französischen König Ludwig IX. (1214–1270) zusammen mit der Lilie in sein Wappen aufgenommen wurde. Dazu ließ er sich einen Ring mit einem geflochtenen Blütenkranz anfertigen.

Eine sehr alte 16-blättrige Form findet sich als häufigstes Element am Ištar Tor als Zeichen Ištars.

Aberglaube

Wahrscheinlich keltischen Ursprungs ist der Glaube, dass der Genuss der kleinen Pflanze das Wachstum dämpfen kann. Eine irische Sage erzählt von der Fee Milka, die dem Kind des Königs heimlich „Gänseblümchenspeise“ zu essen gibt, damit es nie erwachsen wird. Noch heute gibt es auf den britischen Inseln und bei spanischen Zigeunern den Brauch, jungen Welpen Gänseblümchen zu fressen zu geben, damit sie nicht groß werden.

Das Gänseblümchen ist einer der ersten Frühlingsboten und es heißt, wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr isst, wird das restliche Jahr von Zahnschmerzen, Augenbeschwerden und Fieber verschont. Und wer getrocknete Gänseblümchen bei sich trägt, die am Johannistag mittags zwischen 12 und 13 Uhr gepflückt wurden, dem geht keine wichtige Arbeit schief.

Verwendung findet das Gänseblümchen auch als Orakel, indem die einzelnen Blütenblätter einer Blüte verbunden mit alternierenden Abzählreimen (etwa: ...liebt mich, liebt mich nicht, liebt mich...) abgezupft werden.

Fotos

Literatur

  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co – Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
  • Gertrud Scherf: Wiesenblumen – der etwas andere Naturführer, BLV-Verlag 2004, ISBN 3-405-16909-7.
  • Jenny-Dewajana Wild (2005): Phänologie, Bestäubung und Reproduktionsbiologie von Asteroideae (Asteraceae) in unterschiedlichen Höhenstufen Süddeutschlands. - Dissertation, Universität Ulm. Download

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Gustav Hegi (Begr.), Gerhard Wagenitz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band VI 3: Compositae I: Allgemeiner Teil, Eupatorium-Achillea. 2. Aufl. Carl Hanser- bzw. Paul Parey-Verlag 1964-1979. ISBN 3-489-84020-8
  2. a b Charakteristika auf heilkraeuter.de
  3. SWR-Ratgeber Gesundheit über Gänseblümchen