Gerta Overbeck

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Gerta Overbeck (* 16. Januar 1898 in Dortmund; † 2. März 1977 in Lünen) war eine deutsche Malerin und Vertreterin der Neuen Sachlichkeit.

Gerta Overbeck – eine Tochter von Julius Overbeck und seiner Ehefrau Hedwig Overbeck, geb. Schmieding – begann 1915 eine Zeichenlehrerausbildung in Düsseldorf. Von 1919 bis 1922 besuchte sie die Kunstgewerbeschule Hannover. Von 1922 bis 1931 war sie in Dortmund als Zeichenlehrerin an verschiedenen Gymnasien tätig. In dieser Zeit war Gerta Overbeck seit 1926 die Lebensgefährtin des Malers Ernst Thoms, den sie auch porträtierte.[1]

In Dortmund nahm Gerta Overbeck 1931 an der 5. Großen Westfälischen Kunstausstellung teil. 1931 zog sie nach Hannover und arbeitete als freie Malerin und veröffentlichte kunsttheoretische Beiträge in der Zeitschrift „Der Wachsbogen“. Sie hatte Kontakt zu den Künstlern Hans Mertens, Karl Rüter, Grethe Jürgens und lernte den Schriftsteller Gustav Schenk, ihren späteren Ehemann kennen. Im Mai 1932 wurden 23 ihrer Werke in der Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit in Hannover“ gezeigt. Politisch stand Gerta Overbeck der Kommunistischen Partei nahe und gehörte ihr auch kurze Zeit an.[2] In der Zeit des Nationalsozialismus war sie obligatorisch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Für diese Zeit ist ihre Teilnahme an 12 großen Ausstellungen sicher belegt.[3]

Am 18. Januar 1937 wurde ihre Tochter Frauke geboren. Am 18. Mai 1937 heiratete sie Gustav Schenk, den Vater ihres Kindes. Die Ehe wurde am 15. März 1940 geschieden. Bereits 1938 kehrte sie zusammen mit ihrer Tochter nach Cappenberg bei Lünen zurück. Sie lebte dort abgeschieden und in wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen. Von 1958 bis 1961 belegte sie noch einmal Malkurse an der Kunstgewerbeschule in Braunschweig.[4] Sie ist in Cappenberg auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Ganz in der Nähe des Friedhofes und in der angrenzenden Stadt Lünen im Ortsteil Wethmar wurde je eine Straße nach ihr benannt. In Braunschweig ist die Gerta-Overbeck-Straße und in Wolfsburg der Gerta-Overbeck-Ring nach ihr benannt.

Zu ihrem engeren Freundeskreis gehörten Gertrud Heinersdorff, die Witwe des Berliner Glasmalers Gottfried Heinersdorff, sowie Anna Endell, die zweite Ehefrau des Designers August Endell. 1976 fand ihre erste Einzelausstellung in Hamburg statt. Gerta Overbeck gilt als herausragende Vertreterin der Malerei der Neuen Sachlichkeit. Einige ihrer Bilder wurden wiederentdeckt und dem Kunstmarkt zugeführt.

Ausgewählte Werke

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  • Kinder mit Handwagen, 1924
  • Stahlwerk, 1925
  • Jazzkapelle, 1925
  • Hippodrom auf der Reeperbahn, 1926
  • Bildnis Toni Overbeck, 1926
  • Bildnis Ernst Thoms, 1926
  • Dünenlandschaft, 1927
  • Weißes Haus an der Halde, 1927
  • Straßenarbeiter, 1931
  • Teerkocher, 1932
  • Selbstbildnis mit Zigarette, 1934
  • Selbst vor Staffelei, 1936

Literatur (Auswahl)

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  • Ludwig Zerull (Red., Layout), Günter Barz, Michael Herling (Fotos): Hannoversche Maler der Neuen Sachlichkeit, Begleitschrift zur (Wander-)Ausstellung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung mit Bildern aus den Sammlungen der Stadtsparkasse Hannover, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Sprengel Museum Hannover, Hrsg.: Niedersächsische Sparkassenstiftung, Eigenverlag, Hannover: Th. Schäfer Druckerei, 1991, passim
  • Hildegard Reinhardt: Die Neue Frau gegen den Strich gebürstet, in: Die Neue Frau? Malerinnen und Grafikerinnen der Neuen Sachlichkeit. Bietigheim-Bissingen 2015 (Auss. Kat. Städt. Galerie Bietigheim-Bissingen).
  • Hildegard Reinhardt. Gerta Overbeck (1898–1977), in: Britta Jürgs (Hrsg.). Leider hab ich’s Fliegen ganz verlernt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit. Berlin 2000.
  • Marsha Meskimmon: Grethe Jürgens, Gerta Overbeck und die „Frauenkultur“ in der Weimarer Republik. In: Christian Fuhrmeister (Hrsg.): „Der stärkste Ausdruck unserer Tage“. Neue Sachlichkeit in Hannover. Olms, Hildesheim u. a. 2001, ISBN 3-487-11440-2 (Ausstellungskatalog, Hannover, Sprengel-Museum, 9. Dezember 2001 – 10. März 2002).
  • Hildegard Reinhardt: Grethe Jürgens und Gerta Overbeck. Bilder der zwanziger Jahre. Bonner Kunstverein 1982.
  • Hildegard Reinhardt: Gerta Overbeck – Späte Anerkennung. In: Artis, Heft 7, 32. Jg., Juli 1980, S. 18–19.
  • Hildegard Reinhardt: Gerta Overbeck 1898–1977. Eine westfälische Malerin der Neuen Sachlichkeit in Hannover, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte. München/Berlin 1979, Bd. 18, S. 225–248.
  • Corinna Heins, Anne Jäger: Frauen in der List / Gerta Overbeck, Malerin (1898–1977), in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 60 (2006), S. 248–251

Einzelnachweise

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  1. Heike Scholz: Am Rande des Blickfeldes. Grethe Jürgens − eine Künstlerin der zwanziger Jahre in Hannover. Dissertation an der Philipps-Universität Marburg 1999, S. 113.
  2. Biografie bei fembio.org, abgerufen am 16. September 2009
  3. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutscher Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
  4. Ursula Köhler-Lutterbeck; Monika Siedentopf: Lexikon der 1000 Frauen, Bonn 2000, S. 270. ISBN 3-8012-0276-3