Greifensteinit

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Greifensteinit
Greifensteinit aus der Typlokalität Greifensteine (Bildbreite: 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2001-044[1]

IMA-Symbol

Gfs[2]

Chemische Formel
  • Ca2Be4Fe2+5(PO4)6(OH)4·6H2O[1]
  • Ca2(Fe2+,Mn)4–5Be4[(OH)4|(PO4)6]·6H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.01-055

8.DA.10
42.07.07.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[5]
Gitterparameter a = 15,903 Å; b = 11,885 Å; c = 6,677 Å
β = 94,68°[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Häufige Kristallflächen {100}, {110}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,93(2); berechnet: 2,95(2)
Spaltbarkeit keine; Absonderungen nach {100}
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe dunkelolivgrün
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,624(2)
nβ = 1,634(2)
nγ = 1,638(2)
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Pleochroismus sichtbar: X = hellbläulichgrün; Y = hellgrün; Z = bräunlichgrün

Greifensteinit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten, chemischen Zusammensetzung Ca2Be4Fe2+5(PO4)6(OH)4·6H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Beryllium-Eisen-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Greifensteinit ist das Eisen-Analogon zu Roscherit (Ca2Mn2+5Be4(PO4)6(OH)4·6H2O[1]) und Zanazziit (Ca2Be4Mg5(PO4)6(OH)4·6H2O).

Das Mineral ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt nur kleine, prismatische Kristalle von dunkel-olivgrüner Farbe, die meist in radialstrahligen Aggregaten angeordnet sind.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Greifensteinit an der als Greifensteine bekannten Felsformation im sächsischen Erzgebirge und beschrieben 2002 durch N. V. Chukanov, S. Möckel, R. K. Rastsvetaeva und A. E. Zadov, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.

Das Typmaterial des Minerals wurde im Museum für Mineralogie und Geologie Dresden hinterlegt.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Greifensteinit erst 2001 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/D.01-55. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Greifensteinit zusammen mit Atencioit, Bearsit, Footemineit, Glucin, Guimarãesit, Moraesit, Okruschit, Roscherit, Ruifrancoit, Uralolith, Weinebeneit und Zanazziit die eigenständige, aber unbenannte Gruppe VII/D.01 bildet.[3]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Greifensteinit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit kleinen (und gelegentlich größeren) Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Atencioit, Footemineit, Guimarãesit, Roscherit, Ruifrancoit und Zanazziit die „Roscheritgruppe“ mit der System-Nr. 8.DA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Greifensteinit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Atencioit, Footemineit, Guimarãesit, Roscherit, Ruifrancoit und Zanazziit in der „Roscheritgruppe“ mit der System-Nr. 42.07.07 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greifensteinit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 15,903 Å; b = 11,885 Å; c = 6,677 Å und β = 94,68° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greifensteinit aus dem Schürfgebiet Gentil, Mendes, Minas Gerais, Brasilien (Sichtfeld 4 mm)

Greifensteinit bildet sich in miarolithischen Hohlräumen von lithiumreichen Granit-Pegmatiten. Als Begleitminerale treten unter anderem Albit, Apatit, Childrenit, Elbait, Herderit, Kalifeldspat, Montmorillonit, Quarz, Roscherit und Viitaniemiit auf.

Als seltene Mineralbildung konnte Greifenstein nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[8] Seine Typlokalität Greifenstein ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland.

In Österreich ist ebenfalls bisher nur ein Fundort bekannt. Dort wurde das Mineral in einem Explorationsstollen zum Abbau des Lithiumminerals Spodumen am Brandrücken im Alpenpass Weinebene (Kärnten) entdeckt (siehe auch Bergbau in Kärnten).

Des Weiteren trat Greifensteinit noch an mehreren Orten in Flusstälern des Rio Doce und des Rio Jequitinhonha im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, in der Lagerstätte „Ungursai Ta“ am Irtysch in Ostkasachstan sowie an mehreren Orten in den US-Bundesstaaten Maine und New Hampshire und in der „Tip Top Mine“ nahe Custer in South Dakota auf.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • N. V. Chukanov, S. Möckel, R. K. Rastsvetaeva, A. E. Zadov: Greifensteinite Ca2Be4(Fe2+,Mn)5(PO4)6(OH)4·6H2O — a new mineral from Greifenstein, Saxony. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 131, Nr. 4, 2002, S. 47–52 (rruff.info [PDF; 297 kB; abgerufen am 11. November 2017] russisch mit englischer Zusammenfassung).
  • R. K. Rastsvetaeva, O. A. Gurbanova, N. V. Chukanov: Crystal structure of greifensteinite Ca2Be4(Fe2+,Mn)5(PO4)6(OH)4·6H2O. In: Doklady Chemistry. Band 383, Nr. 1–3, 2002, S. 78–81, doi:10.1023/A:1014787408843.
  • Edward S. Grew, Nikolai N. Pertsev, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 88, 2003, S. 1175–1180 (rruff.info [PDF; 313 kB; abgerufen am 11. November 2017]).
  • Greifensteinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 120 kB; abgerufen am 21. September 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Greifensteinite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. David Barthelmy: Greifensteinite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 10. November 2022 (englisch).
  5. a b c Ramiza K. Rastsvetaeva, O. A. Gurbanova, N. V. Chukanov: Crystal structure of greifensteinite Ca2Be4(Fe2+,Mn)5(PO4)6(OH)4·6H2O. In: Doklady Chemistry. Band 383, 2002, S. 78–81, doi:10.1023/A:1014787408843 (englisch).
  6. Joseph A. Mandarino: New minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 42, 2004, S. 215–234 (rruff.info [PDF; 513 kB; abgerufen am 10. November 2022]).
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  8. Localities for Greifensteinite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. November 2022 (englisch).
  9. Fundortliste für Greifensteinit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. November 2022.