Zanazziit

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Zanazziit
Brauner Zanazziit auf Matrix aus Jenipapo, Itinga, Jequitinhonhatal, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 5,0 cm × 2,5 cm × 2,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1986-054[1]

IMA-Symbol

Zan[2]

Chemische Formel
  • Ca2Be4Mg5(PO4)6(OH)4·6H2O[1]
  • ≈ Ca(Mg,Fe)2(Mg,Al,☐)Be2[4][(OH)2|(PO4)3]·3H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.01-050

8.DA.10
42.07.07.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Gitterparameter a = 15,87 Å; b = 11,85 Å; c = 6,60 Å
β = 95,3°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,76; berechnet: 2,77[5]
Spaltbarkeit gut nach {100}, deutlich nach {010}
Farbe hell- bis dunkelolivgrün, grünlichgelb, bräunlichgelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,606(2)
nβ = 1,610
nγ = 1,620[6]
Doppelbrechung δ = 0,014[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 72°; berechnet: 66°[6]

Zanazziit (IMA-Symbol Zan[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Be4Mg5(PO4)6(OH)4·6H2O[1] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Beryllium-Magnesium-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Zanazziit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist tönnchenförmige, pseudohexagonale Kristalle bis etwa 4 mm Länge in halbkugelförmigen, strahligen Mineral-Aggregaten von hell- bis dunkelolivgrün, grünlichgelb, bräunlichgelber Farbe bei weißer Strichfarbe. Die Flächen der durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle zeigen einen glasähnlichen Glanz, Spaltflächen weisen dagegen Perlglanz auf.

Mit einer Mohshärte von 5 gehört Zanazziit zu den mittelharten Mineralen, das sich ähnlich wie das Referenzmineral Apatit noch mit einem Messer ritzen lässt.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Zanazziit im „Ilha Grubenfeld“ bei Taquaral in der Gemeinde Itinga im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Analysiert und beschrieben wurde das Mineral von Peter B. Leavens, John Sampson White und Joseph A. Nelen, die es nach dem italienischen Professor der Mineralogie an der Universität Perugia Pier F. Zanazzi (* 1939) benannten. Die Untersuchungsergebnisse und der gewählte Name wurden 1986 zur Prüfung des Mineralstatus bei der International Mineralogical Association (IMA) eingereicht (Eingangs-Nr. IMA 1986-054) und der Status noch im selben Jahr anerkannt. Die Veröffentlichung zur Entdeckung des neuen Minerals erfolgte 1990 im Mineralogical Record.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Zanazziit erst 1986 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/D.01-050. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Zanazziit zusammen mit Atencioit, Bearsit, Footemineit, Glucin, Greifensteinit, Guimarãesit, Moraesit, Okruschit, Roscherit, Ruifrancoit, Uralolith und Weinebeneit die unbenannte Gruppe VII/D.01 bildet.[7]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zanazziit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit kleinen (und gelegentlich größeren) Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Atencioit, Footemineit, Greifensteinit, Guimarãesit, Roscherit und Ruifrancoit die „Roscheritgruppe“ mit der System-Nr. 8.DA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zanazziit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls Mitglied der „Roscheritgruppe“ mit der System-Nr. 42.07.07 und den weiteren Mitgliedern Roscherit, Greifensteinit, Atencioit, Guimarãesit, Footemineit und Ruifrancoit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zanazziit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 15,87 Å; b = 11,85 Å; c = 6,60 Å und β = 95,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großaufnahme eines grünlichgelben Zanazziitkristalls mit mosaikartig eingekerbter Endfläche

Die Enden der Zanazziitkristalle weisen oft ein charakteristisches, mosaikartiges Muster auf.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eosphorit (rötlichbraun) und Zanazziit auf Rosenquarz aus Lavra Da llha, Minas Gerais, Brasilien

Zanazziit bildet sich in einfach zonierten Granit-Pegmatiten meist gemeinsam mit anderen Phosphaten wie Eosphorit, Wardit und Whiteit, aber auch mit Albit, Apatit, Muskovit, Pyrit und Quarz.

Als seltene Mineralbildung konnte Zanazziit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 20 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2023).[9] Neben seiner Typlokalität Taquaral sind dies in Brasilien noch die ebenfalls im Bundesstaat Minas Gerais liegenden Orte Sapucaia do Norte (Galiléia) und Monte Belo, die „Teixerinha Mine“ und das Piauí-Tal in der Gemeinde Itinga sowie Linópolis und Mendes Pimentel im Docetal.

Weitere Fundorte liegen am Millstätter See bei Laggerhof und am Wolfsberg bei Spittal an der Drau in Österreich sowie bei Newry im Oxford County (Maine) und Groton im Grafton County (New Hampshire).[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter B. Leavens, John Sampson White, Joseph A. Nelen: Zanazziite, a new mineral from Minas Gerais, Brazil. In: The Mineralogical Record. Band 21, 1990, S. 413–417 (englisch, rruff.info [PDF; 4,2 MB; abgerufen am 20. Februar 2023]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zanazziite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2022, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 493 (englisch).
  4. David Barthelmy: Zanazziite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
  5. Zanazziite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
  6. a b c Zanazziite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
  9. Localities for Zanazziite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Februar 2023 (englisch).
  10. Fundortliste für beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 20. Februar 2023.