Hartwig Masuch

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Hartwig Masuch

Hartwig Masuch (* 20. Juli 1954 in Hagen)[1] ist ein deutscher Musikmanager.[2][3] Als Chief Executive Officer steht er noch bis zum 31. Dezember 2023[4] an der Spitze von BMG Rights Management, einem Unternehmensbereich von Bertelsmann.[5] Unter seiner Führung entwickelte sich der Musikverlag zu einem international führenden Unternehmen der Musikindustrie.[6][7] Billboard zählt ihn zu den weltweit einflussreichsten Vertretern der Branche.[8] Masuch war selbst Musiker und Produzent und gilt als ein Wegbereiter der Neuen Deutschen Welle.[9]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Masuch wuchs in Vorhalle auf. Nach dem Abitur am Fichte-Gymnasium Hagen[10] nahm Masuch im Jahr 1974 ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum auf.[11] Gleichzeitig war er am Lehrstuhl für Geldtheorie tätig und stand unter dem Pseudonym Christian Schneider als Frontmann der Punk- und New-Wave-Band The Ramblers selbst auf der Bühne.[12] Zur Finanzierung seines Lebensunterhalts arbeitete er zeitweise als Taxifahrer.[13] Im Alter von 20 Jahren unterschrieb Masuch seinen ersten Plattenvertrag.[14] 1980 beendete er das Studium ohne Abschluss, um sich auf seine Karriere als Musiker zu konzentrieren.[15]

Masuch gründete mit Ulrich Wiehagen den Wiehagen & Masuch Musikverlag,[16] nahm als erste Künstler The Stripes (mit ihrer Sängerin Nena) unter Vertrag und produzierte unter anderem das Debütalbum von Extrabreit.[17] Seither gilt er als ein Wegbereiter der Neuen Deutschen Welle.[9] Später gründete er sein eigenes Musiklabel und verantwortete Hits wie „Neue Männer braucht das Land“ von Ina Deter,[12] bevor er es 1984 verkaufte.[11]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1985 kam Masuch als General Manager Repertoire zu Warner Music Publishing.[11] Nach zwei Jahren wurde er in die Position des General Manager & Vice President Creative Affairs befördert.[18] In dieser Zeit nahm er national und international erfolgreiche Bands unter Vertrag.[1] Im Jahr 1991 wechselte Masuch als Managing Director & Senior Vice President zu BMG Music Publishing, einer Tochtergesellschaft von Bertelsmann.[19] Dort war er maßgeblich für die Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich.[6] Vor dem Hintergrund des Verkaufs von BMG Music Publishing an Universal Music verließ Masuch das Unternehmen im Jahr 2007. Fortan beriet er Bertelsmann bei der Trennung von Sony BMG und der Neuordnung der Aktivitäten in der Musikindustrie.[20]

Masuch koordinierte die Verwaltung und Vermarktung der im Konzern verbliebenen Musikrechte an Werken von rund 200 europäischen Künstlern.[21] Der Katalog bildete den Grundstein für die Gründung von BMG Rights Management im Jahr 2008.[22] Masuch führte von Beginn an die Geschäfte und positionierte das Unternehmen als nach eigenen Angaben fairen und serviceorientierten Dienstleister für Künstler.[9][23] Außerdem setzte er auf eine digitale Vermarktung, insbesondere über Streamingdienste.[24] Mit Unterstützung von Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann,[25] organisierte Masuch die temporäre Beteiligung des Finanzinvestors KKR.[26] Dieser finanzierte in den Jahren 2009 bis 2013 die internationale Expansion und die zahlreichen Akquisitionen von BMG Rights Management.[27][28]

Seit 2013 gehört Masuch dem Group Management Committee von Bertelsmann an. Es handelt sich um das oberste Führungsgremium unterhalb des Vorstands.[29]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Echoverleihung 2018 wurde von einer Kontroverse um vermeintlich antisemitische Texte von Kollegah und Farid Bang überschattet.[30] Auch Masuch musste sich für die Veröffentlichung des betreffenden Albums bei BMG Rights Management rechtfertigen.[31] Er betonte den Grundsatz der künstlerischen Freiheit, den das Unternehmen ernst nehme. BMG Rights Management beendete die Zusammenarbeit mit beiden Rappern und initiierte eine Kampagne gegen Antisemitismus.[32][33]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hartwig Masuch – Weltstars unter Vertrag. Stadt Hagen, abgerufen am 6. Juni 2019.
  2. Hartwig Masuch. In: Mediabiz. Abgerufen am 6. Juni 2019.
  3. Christian Meier: „Popmusik ist weniger reibungsfreudig geworden“. In: Die Welt. 6. Juni 2017, abgerufen am 25. Juni 2019.
  4. Bertelsmann SE & Co KGaA: Thomas Coesfeld wird Nachfolger von Hartwig Masuch als CEO von BMG - Bertelsmann SE & Co. KGaA. Abgerufen am 8. März 2023.
  5. Caspar Busse: Vom Taxifahrer zu Musikmanager. In: Süddeutsche Zeitung. 14. März 2016, abgerufen am 6. Juni 2019.
  6. a b Catrin Bialek: Die Gitarre immer griffbereit. In: Handelsblatt. 4. April 2017, abgerufen am 6. Juni 2019.
  7. Tim Ingham: How to Revolutionise the Music Business: Rip It up and Start Again. In: Music Business Worldwide. 28. Mai 2015, abgerufen am 25. Juni 2019 (englisch).
  8. 2019 Power 100 List. In: Billboard. 7. Februar 2019, abgerufen am 25. Juni 2019 (englisch).
  9. a b c Henrik Mortsiefer: „Wir wollen die Guten sein“. In: Der Tagesspiegel. 15. Oktober 2018, S. 14.
  10. Dieter Hesse: Hartwig Masuch – gebürtiger Hagener erfolgreich im Musikgeschäft junges altes Hagen, Zeitschrift für Senioren, Heft 45, März 2019 (PDF)
  11. a b c Hartwig Masuch im Gespräch. Ruhr-Universität Bochum, abgerufen am 6. Juni 2019.
  12. a b Michael Koch: „Ich sehe keine Stadt in den Fußstapfen von Hagen“. In: Westfalenpost. 27. September 2018, abgerufen am 20. Oktober 2019.
  13. Henrik Mortsiefer: Taxifahren mit Nena. In: Der Tagesspiegel. 9. August 2010, S. 15.
  14. „Alleskönner waren mir schon immer verdächtig“. In: Berliner Zeitung. 11. Februar 2016.
  15. Henrik Mortsiefer: „Das Spiel hat sich geändert“. In: Der Tagesspiegel. 26. Juli 2010, S. 14.
  16. Masuch hört auch heute noch gerne Extrabreit und Nena, Westfalenpost, 27. September 2018, abgerufen am 3. Februar 2020
  17. https://muzikquest.de/?p=130 Es war einmal in Hagen, musziquest.de, abgerufen am 3. Februar 2020
  18. Hartwig Masuch. Bloomberg, abgerufen am 6. Juni 2019 (englisch).
  19. Margit Mair: Bertelsmann erweitert Group Management Committee. In: New-Business. 3. Juni 2013, abgerufen am 6. Juni 2019.
  20. Arndt Ohler: Bertelsmann prescht mit Plan für Musikverlag vor. In: Financial Times Deutschland. 28. September 2007, S. 3.
  21. Bertelsmann verwertet die Prinzen. In: Der Tagesspiegel. 15. Oktober 2008, abgerufen am 6. Juni 2019.
  22. Arndt Ohler: Bertelsmann bietet Musikern neuen Service. In: Financial Times Deutschland. 9. Oktober 2008, S. 5.
  23. Martin Krause: Der Künstler ist König: Bertelsmann steigt mit neuer Firma wieder ins Musikgeschäft ein. In: Neue Westfälische. 15. Oktober 2008.
  24. Stefan Betschon: Online-Musik im Aufwind. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. Oktober 2008, S. 59.
  25. Der Visionär mit der Bassgitarre. In: Handelsblatt. 10. Oktober 2011, abgerufen am 6. Juni 2019.
  26. Bertelsmann: Duett mit Heuschrecke. In: Der Tagesspiegel. 9. Juli 2009, S. 20.
  27. Wolfgang Spahr: BMG Is Back: Buying Songs With KKR Cash. In: Billboard. 15. August 2009, S. 17 (englisch).
  28. Gerrit Wiesmann: Bertelsmann Takes Control of BMG. In: Financial Times. 1. März 2013, abgerufen am 6. Juni 2019 (englisch).
  29. Masuch steigt bei Bertelsmann auf. In: Mediabiz. 3. Juni 2013, abgerufen am 6. Juni 2019.
  30. Antisemitismus-Debatte um Kollegah und Farid Bang überschattet Echo-Verleihung. In: Handelsblatt. 10. April 2018, abgerufen am 6. Juni 2019.
  31. Strafanzeige gegen BMG-Chef. In: Die Glocke. 25. April 2018, S. 17.
  32. Carsten Germis: Warum BMG die Kooperation mit Kollegah und Farid Bang stoppt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. April 2018, abgerufen am 6. Juni 2019.
  33. BMG plant Kampagne gegen Antisemitismus. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 23. April 2018, abgerufen am 25. Juni 2019.