Heinz Carwin

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Heinz Carwin (geboren als Heinz Karpeles 14. November 1920 in Wien; gestorben 30. März 2004 in Berlin) war ein österreichischer Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Karpeles floh nach dem Anschluss Österreichs 1938 mit seinen Eltern nach England und arbeitete als Chemiker. Er schloss sich in London der Kulturszene der österreichischen Emigranten im Austrian Center an. Im Jahr 1940 wurde er für drei Monate im Lager Sutton Coldfield bei Birmingham als feindlicher Ausländer interniert und begann unter dem Hafteindruck Gedichte und Theaterstücke zu schreiben. Martin Miller rezitierte bei Veranstaltungen der Free German League of Culture in Great Britain 1941 aus dem (verschollenen) Stück Juden, 1943 aus dem Stück Flieder. Gedichte von ihm erschienen während des Krieges in deutschsprachigen Anthologien der Exilanten, seine Dramen blieben ungedruckt.

Nach Kriegsende kam Carwin mit der US-Army als technischer Übersetzer in das besetzte Deutschland nach Hanau und nach Karlsruhe. Er heiratete die ebenfalls aus der Emigration zurückgekehrte Herta Schubart (1898–1975), die sich nun Susanne Carwin nannte, die Ehe wurde 1959 geschieden. Carwins Stück Flieder wurde 1946 im Theater in der Josefstadt mit Gertrud Ramlo aufgeführt.[1] Carwin kehrte nach Wien zurück und arbeitete als politischer Redakteur bei der Boulevardzeitung Wiener Kurier. Er ging 1952 als Chefdramaturg zum Bühnenverlag Felix Bloch Erben nach West-Berlin und wohnte fortan dort. Ab 1962 arbeitete er einige Zeit als Fernsehprogrammdirektor beim Fernsehproduktionsunternehmen RIVA in München und später in der Privatwirtschaft. Er übersetzte Theaterstücke von Paul Ableman und Leonard Webb ins Deutsche.

Sein Stück Großmutter Himmelreich wurde 1996 in Ingolstadt uraufgeführt.[2]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Flieder. Tragödie in drei Akten. 1943. Stuttgart-Zuffenhausen, Chronos-Verlag Martin Mörike [1948] als maschinenschriftliches Bühnenmanuskript vervielfältigt.
  • Großmutter Himmelreich und einige andere unwesentliche Ereignisse. 4 Akte, 1944. Wiesbaden, Ralf Steyer Verlag ohne Jahr als maschinenschriftliches Bühnenmanuskript vervielfältigt. - Der korrekte Titel lautet "Unzugängliche Aufzeichnungen über die dumme alte Großmutter Himmelreich [...]".
  • Weder gut noch böse. Ein wahres Trauerspiel, 1947. Stuttgart-Zuffenhausen, Chronos-Verlag Martin Mörike [1948] als maschinenschriftliches Bühnenmanuskript vervielfältigt.
  • Flieder. Großmutter Himmelreich. Weder gut noch böse. Drei Theaterstücke aus der Emigration. Berlin: Hentrich, 1993 ISBN 978-3-89468-069-5
  • Karlheinz Espe (Pseudonym): Geschichten um Hannelore und andere letzte Nachrichten. Berlin : Transit, 1992 ISBN 978-3-88747-077-7

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karpeles, Heinz, in: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Theaterkünstler. De Gruyter Saur 1998. ISBN 978-3-11-095969-7, S. 489.
  • Carwin, Heinz, in: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, Band 1, Eintrag 1472, S. 195.
  • Deutsches Literatur-Lexikon – das 20. Jahrhundert, Band 5, 2003, Sp. 136 f.
  • Jörg Thunecke: Der Exilschriftsteller Heinz Carwin: ein Nachruf, in: Neuer Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung e. V. Nr. 26, Dezember 2005 ISSN 0946-1957, S. 8. PDF
  • Jörg Thunecke: ”Und wo die Synagogen brennen, erzittern auch schon die Kathedralen in ihren Grundfesten”. Kulturkritische Anmerkungen zu Heinz Carwins Tragikomödie Großmutter Himmelreich (1944), in: Ian Wallace (Hrsg.): Aliens. German and Austrian Writers in Exile. Amsterdam 1995, ISBN 978-90-5183-778-0, S. 195–206.
  • Jörg Thunecke: „Schuldig ist nur, wer tat, was irgend einer hätte tun können“: Heinz Carwins doppelte Perspektive von Faschismus, Exil und Nachkriegszeit in der Tragödie „Weder gut noch böse“ (1947). Ein Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung, in: Charmian Brinson, Richard Dove, Marian Malet, Jennifer Taylor (Hrsg.): „England? Aber wo liegt es?“ Deutsche und österreichische Emigranten in Großbritannien 1933–1945. München: Iudicium, 1996, ISBN 3-89129-263-5, S. 193–206.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. zu Gertrud Ramlo siehe Julia Danielczyk: Gertrud Ramlo, in: Andreas Kotte: (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Zürich : Chronos, 2005, Band 3, S. 1459–1460.
  2. Wilfried Passow: Späte Uraufführung Ingolstadt: "Großmutter Himmelreich" von Heinz Carwin, Kurzkritik, in: Theater der Zeit, 7/1996.