Ina Hartwig

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Ina Hartwig auf der 200-Jahr-Feier der Städelschule in Frankfurt am Main (2017)

Ina Hartwig (* 11. Juli 1963 in Hamburg) ist eine deutsche Autorin und Literaturkritikerin. Seit Juli 2016 ist sie Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main.[1]

Leben

Nach ihren ersten sechs Lebensjahren in und bei Hamburg verbrachte Hartwig ihre Schulzeit in Lüneburg. Nach dem Abitur 1983 am Gymnasium Oedeme studierte sie Romanistik und Germanistik in Avignon und Berlin und wurde an der Universität-Gesamthochschule Essen mit einer vergleichenden Arbeit über Proust, Musil, Genet und Jelinek 1998 zur Dr. phil. promoviert. Nach einer Lehrtätigkeit an der FU Berlin zog sie 1997 nach Frankfurt am Main und wurde Redakteurin der Frankfurter Rundschau, seit 1999 verantwortlich für Literatur. Von 2002 bis 2005 war sie zusammen mit Tilman Spengler Herausgeberin der Zeitschrift Kursbuch. Sie hatte Gastprofessuren für Literaturkritik in St. Louis, USA (2002), Göttingen (2007/08) und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig (2014/15) inne. 2015/16 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.

Zwischen 2010 und 2016 war sie freie Autorin, Kritikerin und Moderatorin und schrieb unter anderem für die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Regelmäßiger Gast war sie in der 3sat-Sendung Kulturzeit. Von 2013 bis 2016 gehörte sie als Kritikerin dem Team der Literatursendung Buchzeit auf 3sat an. Sie war Jurymitglied u. a. des Preises der Leipziger Buchmesse (2008–2010) und des Deutschen Buchpreises (2011). Seit 2014 gehört sie der Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille des Goethe-Instituts an. Außerdem ist sie Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Bei der Filmproduktion „Die Geträumten“ (2016, Regie: Ruth Beckermann) über Ingeborg Bachmann und Paul Celan wirkte sie als Ko-Autorin. [2] Ihre Bachmann-Biografie Wer war Ingeborg Bachmann? erschien im November 2017.

In ihren Arbeiten zur Literatur fällt ein analytischer, komparatistischer Ansatz auf. Aber Hartwig äußert sich auch zu gesellschaftspolitischen Fragen wie der Zeitungskrise, sozialer Ungleichheit oder dem ästhetischen Rollback. Der neuen Tugend- und Verbotskultur, sei es die Bildungspolitik betreffend, sei es die Normierung von Lebensformen, steht sie äußerst skeptisch gegenüber. Auf der Basis einer sozialdemokratischen Grundüberzeugung beharrt Hartwig auf der radikalen Freiheit künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten.

Hartwig lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Seit 2012 ist sie Mitglied der SPD.

Als im Mai 2016 bekannt wurde, dass Ina Hartwig dem Frankfurter Kulturdezernenten Felix Semmelroth (CDU) im Amt nachfolgen werde, erklärte dieser seinen Rücktritt zum 1. Juli 2016. Hartwig wurde am 14. Juli 2016 von den Frankfurter Stadtverordneten der Koalition aus CDU, SPD und Grünen ins Amt gewählt. Zu ihrem Amtsantritt erklärte sie, Frankfurt brauche mehr Räume für Experimente und alternative Kunstformen, sie wolle daher die freie Kunstszene stärker unterstützen. Diese Absicht schlug sich etwa in einer Erhöhung der Förderung von vier Millionen Euro (insgesamt 36 Millionen Euro) im Jahr 2017 nieder. Darüber hinaus will Ina Hartwig die Zusammenarbeit mit den Frankfurter Partnerstädten und die kritische öffentliche Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Themen intensivieren. Ihrem Wunsch, allen Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Kultur zu erleichtern, wurde mit der Wiedereinführung des kostenfreien Eintritts für unter 18-jährige in die städtischen Museen entsprochen. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung will Ina Hartwig den Digitalen Wandel in den städtischen Kultureinrichtungen fördern.

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Sexuelle Poetik. Proust, Musil, Genet, Jelinek. S. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13959-7 (Zugl.: Essen, Univ., Diss.)
  • Das Geheimfach ist offen. Über Literatur. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 3-10-029103-4.[4][5]
  • Wer war Ingeborg Bachmann? Eine Biographie in Bruchstücken. S. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-10-002303-2.

Weblinks

Commons: Ina Hartwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jürgen Kaube: Frankfurter Kulturdezernat: Die SPD überrascht sich selbst. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. Mai 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. Juni 2016]).
  2. Hannah Pilarczyk: Ingeborg Bachmann und Paul Celan: Für die Ewigkeit und für die Gegenwart. In: Spiegel Online. 27. Oktober 2016 (spiegel.de [abgerufen am 26. Januar 2018]).
  3. Vgl. Literaturkritik: Ina Hartwig erhält Alfred-Kerr-Preis bei boersenblatt.net, 10. Februar 2011.
  4. Rezension von Friedmar Apel: Ina Hartwig: Das Geheimfach ist offen. Literatur als Passion, in: faz.net, 12. Februar 2012
  5. Rezensionsnotizen bei perlentaucher.de