Joseph James Cheeseman

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Joseph James Cheeseman

Joseph James Cheeseman (* 1843 in Edina, Liberia; † 12. November 1896 in Monrovia) war von 1892 bis 1896 der zwölfte Staatspräsident von Liberia.

Er war der Amtsnachfolger von Hilary R. W. Johnson und regierte Liberia von 1892 bis zu seinem Tod. Während seiner Präsidentschaft wuchs die Bevölkerung Liberias auf über 500.000 Einwohner an, doch nur ein Prozent der Liberianer hatte das politische Wahlrecht.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph J. Cheeseman wurde in Edina, Grand Bassa County, Liberia geboren. Cheesemann hatte, bevor er zum liberianischen Präsidenten gewählt wurde, eine bedeutende Karriere als Missionar, Kirchenfunktionär der Southern Baptist Church und Gelehrter in Liberia absolviert. Er war auch Initiator der Schule Ricks Institut in Clay-Ashland, die begabte Liberianer – wie etwa Samuel Kaboo Morris – auf ein Studium an US-Universitäten vorbereitete. Cheeseman musste auch erleben, wie die in Liberia sehr stark engagierte Southern Baptist Church in der Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges sich ideologisch in einen rassistisch dominierten Weißen Flügel und einen Farbigen Flügel aufteilte. Die Mehrzahl der von der Southern Baptist Church zu dieser Zeit nach Liberia entsandten Missionare waren Weiße und begannen eine sehr überhebliche und eher feindliche Gesinnung zu verbreiten. Cheeseman selbst fand in William Joshua David, einem weißen Missionar aus Mississippi, der im Mai 1875 nach Liberia kam, seinen schärfsten Kritiker und Widersacher. Als Cheeseman sich in den späten 1870er Jahren in der Politik engagierte, wetterte W.J. David gegen ihn und verlangte, auch in Liberia müsse nun auf eine strenge Trennung von Kirche und Staat (Christ and Cesar) geachtet werden. Der mit Leidenschaft ausgetragene Kampf schwächte die Position der Baptisten.[2]

Innenpolitisch hatte Präsident Cheeseman mit einer Verschärfung der Finanzkrise Liberias zu kämpfen. Die Erlöse aus dem Außenhandel mit Agrarprodukten – vor allem Palmölprodukte und Kaffee – deckten bei weitem nicht mehr die Kosten für die wachsende Bürokratie, den Aufbau einer Grenztruppe und die Entwicklung der Infrastruktur. Das Hinterland Liberias war noch immer ein Krisenherd. Die als Kru-Wars bezeichneten Aufstände erfassten seit Jahrzehnten die östlichen Provinzen. Innerhalb der Gesellschaft stiegen Einfluss und Bedeutung der Freimaurer, die Amerikoliberianer hatten zuvor die True Whig Party gegründet und blockierten jede politische Aktivität der indigenen Bevölkerungsmehrheit.

Außenpolitisch erlebte Präsident Cheeseman den aufkeimenden Kolonialismus - Frankreich und Großbritannien hatten sich Teile der liberianischen Grenzprovinzen abgepresst, die USA verhielten sich in dieser Zeit sehr distanziert zu Liberia. Joseph Cheeseman war der erste liberianische Präsident, der im Amt verstarb. Sein Nachfolger im Amt war der damalige Vizepräsident William D. Coleman.[3]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Stadt Edina, im Osten Liberias erinnert mit einem Denkmal an ihren bedeutenden Sohn.[4]
  • In der Hauptstadt Monrovia wurde eine Straße nach Präsident Cheeseman benannt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gruppenbild Präsident James Cheeseman und sein Regierungskabinett (1906) New York Public Library Archive

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liberia. Measures of Democracy 1810-2008. (PDF; 10 kB) Finnish Social Science Data Archive, 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Mai 2006; abgerufen am 3. Februar 2011 (englisch, Bevölkerungsdaten, Wahlbeteiligungen, Politische Parteien und Politiker).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fsd.uta.fi
  2. William A. Poe: Not Christopolis but Christ and Cesar: Baptist Leadership in Liberia. (PDF) Journal of Church and State, 1982, S. 535–551, abgerufen am 3. Februar 2011 (englisch): „In May 1875 David called upon Cheesman to resignas a missionary because of his entrance into the political arena. David was now determined to reverse the long established tradition by which ministers of the gospel served in dual roles between church and state. Upheld by the board, he insisted that postwar activities of missionaries should be strictly those of Christ, activities unencumbered with the role of Caesar. He pointed out to Cheesman that henceforth board policy considered it improper for missionaries to engage in any secular pursuits or trade for themselves, or act as agents for others.“
  3. TRC Final Report: Volume II. (PDF; 3,1 MB) TRC, Juli 2009, S. 384, archiviert vom Original am 31. Oktober 2010; abgerufen am 31. Januar 2011 (englisch).
  4. History. Edina Community, 2010, abgerufen am 3. Februar 2011 (englisch, Bilder).