Julius Mayr

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Julius Mayr (* 7. Januar 1855 in Rotthalmünster; † 8. Mai 1935 in Brannenburg am Inn) war ein Bayerischer Bezirksarzt, Biograf Wilhelm Leibls, Alpenvereinsfunktionär und Schriftsteller.

Leben

Julius Mayr wurde als viertes Kind des Landgerichtsarztes Karl Mayr geboren. Er besuchte die Volksschule in Rotthalmünster von 1861 bis 1865, das Gymnasium der Benediktiner in Kloster Metten von 1865 bis 1869 und von 1869 bis 1873 das Ludwigs-Gymnasium in München, wo er das Abitur ablegte. Von 1873 bis 1874 leistete er einen einjährigen freiwilligen Militärdienst.

1874 begann er sein Medizinstudium an der Universität München, dort wurde er 1879 mit der Dissertation "Historische Skizzen über das Erysipel" promoviert. Es folgten Fortbildungsaufenthalte in Wien, Berlin, Prag und Budapest.

Von 1880 bis 1897 war er Praktischer Arzt und Augenarzt in Rosenheim, Gemeindeversicherungsarzt, Königlich Bayerischer Stabsarzt der Landwehr, Bahnarzt, Fabrikarzt der Zündholzfabrik Hamberger Industriewerke und Hausarzt des „Marienbads“. Im Oktober 1880 heiratete er Auguste Hiedl, Tochter eines Landrichters in Passau. Das Paar bekam zwei Töchter. In den Jahren von 1887 bis 1897 und 1907 bis 1912 war er Vorsitzender der Sektion Rosenheim des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. In diesen Zeitraum fiel auch der Beginn der Freundschaft mit Wilhelm Leibl, Johann Sperl, Max Liebermann und der Familie Steinbeis (Wendelsteinbahn).

  • 1890-1891: Wilhelm Leibl porträtiert Julius und Auguste Mayr; Porträt von Julius Mayr heute im Schweinfurter Museum Georg Schäfer; Porträt von Auguste Mayr verschollen
  • 1894: Eröffnung des von Julius Mayr verantworteten Brünnsteinhauses
  • 1898: Eröffnung des gesicherten „Dr.-Julius-Mayr-Wegs“ vom Brünnsteinhaus zum Gipfel
  • 1897-1903: Königlich Bayerischer Bezirksarzt I. Klasse in Bogen/Niederbayern; nach schriftlicher Bewerbung für die offene Stelle Ernennung durch Prinzregent Luitpold von Bayern
  • 1901-1903: wegen schwerer Erkrankung an Speiseröhre und Magen Beurlaubung
  • 1. Januar 1904: endgültige Pensionierung
  • 1901-1935: Wohnsitz in Brannenburg am Inn; Haus in den 1960er Jahren abgerissen
  • 1920er-/Anfang 1930er-Jahre: Freundschaft mit Josef Hofmiller, Eduard Stemplinger, Apotheker Rieder, Ludwig Steub u.a.
  • um 1930: „Sigbot von Falkenstein. Heimatliches Trauerspiel in 5 Akten“ (unveröffentlicht)
  • 1932: Auguste Mayr stirbt an Leukämie und wird auf dem Rosenheimer Friedhof beigesetzt. Es entsteht die biografische Skizze/der Essay „Sie. Eine bürgerliche Frau von Adel“.

Nach seinem Tode am 8. Mai 1935 wurde Julius Mayr auf dem Rosenheimer Friedhof beigesetzt.

Mediziner

Aufgrund seiner gerichtsärztlich-chirurgischen und augenärztlichen Fortbildungen war der Praktische Arzt Julius Mayr auch befähigt, Bauchschnitte, Amputationen und sogar Schiel- und Staroperationen auszuführen. Er galt als kompetenter und beliebter Arzt, seine Patienten kamen aus weitem Umkreis, Hausbesuche (mit Kutschfahrten) nahmen wesentlich mehr Zeit in Anspruch als Praxistermine. Die üblichen Evaluationen durch die Kammern des Innern der Königlichen Regierungen von Ober- und von Niederbayern bestätigten ihm besondere Bildungs- und medizinische Standards und damit die Eignung für die Position eines Königlichen Bezirksarzt I. Klasse, wofür sich Julius Mayr erfolgreich bewarb. Divertikel in der Speiseröhre und die Notwendigkeit, sich täglich selbst eine Sonde einzuführen und den Magen zu spülen, zwangen ihn zur Aufgabe seiner beruflichen Tätigkeit. Er publizierte medizinische Aufsätze und hielt medizinische Fachvorträge. Das Umsetzen jeweils neuester medizinisch-technischer Erkenntnisse war ihm wichtig, ebenso aber auch das Bewahren ärztlichen Einfühlungsvermögens und „ärztlicher Kunst“.

Wanderer, Alpinist und Alpenvereinsfunktionär

Tafel am „Dr.-Julius-Mayr-Weg“

Der Vater weckte im Knaben noch in der Rotthalmünsterer Zeit die Liebe zu den Bergen, zum Wandern, zur Natur. Als 17-Jähriger stand er bereits auf dem Gipfel des Großvenedigers (3657 m). Rosenheim und das Inntal wurden dann Ausgangspunkt für „Bergfahrten“ im gesamten Ostalpenraum, in den Vorbergen, aber auch in den Abruzzen (Gran Sasso d’Italia). Die Berge waren ihm nicht Herausforderung für körperliche oder sportliche Höchstleistungen, sondern Stätten des Erlebens und Verinnerlichens der Schöpfung in ihrer Vielfalt, Größe und Schönheit: von belebter wie (scheinbar) unbelebter Natur. Als Vorsitzender der Sektion Rosenheim des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins wurde er „Vater des Brünnsteinhauses“, dessen Standort er persönlich aussuchte, dessen Bau er vorantrieb und dessen Eröffnung 1894 er vorbereitete. Der gesicherte Steig vom Brünnsteinhaus (1360 m) zum Brünnsteingipfel (1634 m), 1898 fertiggestellt, führt noch heute seinen Namen: „Dr.-Julius-Mayr-Weg“.

Schriftsteller

Julius Mayrs Biografie über Wilhelm Leibl galt jahrzehntelang als das Standardwerk zu dem Maler. Es erschien 1906, knapp sechs Jahre nach Leibls Tod. Es beschreibt Leben und Werk Leibls und erzählt auch von seiner Freundschaft mit Johann Sperl und Julius Mayr.

Seine vielen Bergwanderungen veranlassten Julius Mayr nicht nur, darüber in Vorträgen und Aufsätzen zu berichten, sondern auch Erzählungen zu schreiben. Nur ein Teil davon ist in der Auswahl-Ausgabe „Auf stillen Pfaden“ (1924) erschienen. Die meisten publizierte er verstreut in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen, auch in den Mitteilungsblättern des Alpenvereins. Er entwarf anschauliche, oft lyrisch anmutende Stimmungsbilder in z.T. romantischen Tönungen, er charakterisierte liebevoll, auch humorvoll, meist einfache Menschen, mischte Hochsprachliches mit Umgangssprachlichem und leicht stilisiert Mundartlichem, brachte aber auch historisch-kulturhistorische Kenntnisse, nüchterne Fakten und humanistisch Reflektiertes ein. Oft zitierte er Goethe, etwa aus dem „Faust“ oder dem „West-östlichen Divan“.

Julius Mayrs lyrisches Talent bewies sich in einer Reihe von Gedichten. Nur Wenigen ist bekannt, dass er auch ein (unveröffentlichtes) Schauspiel geschrieben hat: „Sigbot von Falkenstein“. Es behandelt, in kreativem Umgang mit historischen Quellen, das tragische Ende des letzten Vertreters der einst mächtigen Grafen von Falkenstein (Bayerisches Adelsgeschlecht) in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sprache, Rhythmus und Motive zeigen dabei deutliche Anklänge an klassische Vorbilder, v.a. an Schiller (Wilhelm Tell, Die Piccolomini) und Goethe (Gretchentragödie).

Zeitkritiker

Julius Mayr kritisiert in seinen Tagebuchaufzeichnungen pointiert und heftig Kaiser Wilhelm II. und Adelscliquen der Wilhelminischen Ära. Bereits 1905 sieht er den 1. Weltkrieg voraus. Anfang der 1930er Jahre wendet er sich leidenschaftlich gegen das heuchlerische, demagogische und terroristische Treiben der Nationalsozialisten. Bereits 1934 glaubt er einen kommenden Holocaust voraussagen zu können. Auch in der letzten Szene des „Sigbot von Falkenstein“ spielt er auf Brandstiftung, Mord und Terror seiner Gegenwart an.

Vom 27. Februar bis zum 9. Mai 2014 war im Stadtarchiv Rosenheim die Ausstellung „Dr. Julius Mayr. Arzt – Bergfreund – Schriftsteller“ zu sehen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Wilhelm Leibl. Sein Leben und sein Schaffen. Cassirer, Berlin 1906; 2. Auflage 1914; 3. Auflage 1919; 4. Auflage Verlag F. Bruckmann, München 1935.
  • Auf stillen Pfaden. Wanderbilder aus Heimat und Fremde. Bergverlag Rudolf Rother, München 1924.

Literatur

  • Hans Heyn: Rosenheim. Stadt und Land am Inn. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1985, S. 36-37. 141.
  • Ludwig Hieber: Das Brünnsteinhaus 1894-1994. Die Geschichte einer Alpenvereinshütte im bayerischen Inntal. Jubiläumsschrift der Alpenvereinssektion Rosenheim, Rosenheim, August 1994.
  • Gerold Zue: Dr. Julius Mayr - der vergessene Schriftsteller. In: Passauer Neue Presse vom 17. März 2012, S. 25 (Volltext).

Quellen

  • Nachlass Julius Mayr im Stadtarchiv Rosenheim
  • Helmut Papst: Brannenburger Notizen (Nachlass von Helmut Papst in Händen von Frau Schannagl, Brannenburg)
  • Chronik der Familie Steinbeis (Archiv der Familie Steinbeis, Brannenburg)
  • Adressbücher der Stadt Rosenheim für die Jahre 1890, 1893 und 1896 (im Stadtarchiv einsehbar)
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Akten des Kgl. Staatsministeriums des Innern (M Inn 60879) Dr. Julius Mayr
  • Staatsarchiv München, insbes. Akten des Amtsgerichts Rosenheim, Akten betreffend den Nachlass des Dr. Julius Mayr, Bezirksarzt i.R. in Degerndorf; Staatsarchiv Landshut, Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern, Aktenzeichen A 2011, Akten der Kgl. Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern, Mayr Dr. Julius.

Weblinks