Kappadokien
Kappadokien (türkisch Kapadokya, griechisch Καππαδοκία, dt. auch Kappadozien) ist eine Landschaft in Zentralanatolien in der Türkei.
Das Gebiet, das als Kappadokien bezeichnet wird, umfasst heutzutage hauptsächlıch die Provinzen Nevşehir, Niğde, Aksaray, Kırşehir und Kayseri. Einer der bekanntesten Orte ist Göreme mit seinen aus dem weichen Tuff herausgehauenen Höhlenkirchen. Weiters sehr bekannt sind Ürgüp und Avanos.
Name
Der Name Kappadokien stammt vom dem altpersischen Katpatuka und bedeutet "Land der schönen Pferde".
Geologie
Die Gegend besteht aus Tuff des Vulkans Erciyes und des Hasan Dağı, welcher wegen der geringen Niederschlagsmengen nur langsam verwittert. Härteres Gestein bleibt stehen, so dass die so genannten Feenkamine entstehen.
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Blick über Göreme
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Landschaft bei Göreme
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Landschaft bei Göreme
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Ihlara-Tal bei Aksaray
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Ihlara-Tal bei Aksaray
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Ihlara-Tal bei Aksaray
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Uchisar Burg (Felsenwohnungen bei Göreme)
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"Love Valley" bei Göreme
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Kappadokien in der Nähe von Göreme
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Kappadokien in der Nähe von Göreme
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Kappadokien in der Nähe von Göreme
Geschichte
Die frühesten Spuren von Siedlern stammen aus der Zeit um 6500 v. Chr. Die indogermanischen Hethiter machten sich den fruchtbaren Boden bereits 1600 v. Chr. zu Nutze und bauten Getreide an. Später kamen die Phryger und Lyder, dann im späten 7. Jahrhundert v. Chr. die Meder, die aber bald von den Persern abgelöst wurden. Nach dem Alexanderfeldzug, der Kappadokien nur kurz gestreift hatte, was der bisherige persische Satrap Ariarathes I. nutzte, um seine eigene Herrschaft zu sichern, fiel Kappadokien an die Makedonen. Perdikkas besiegte Ariarathes I. 323 v. Chr. und ernannte Eumenes von Kardia zum neuen Satrapen. Ariarathes I. wurde hingerichtet, sein Sohn Ariarathes II. soll jedoch mit einigen Getreuen nach Armenien geflohen sein (Diod. XXXI, 19, 4f.).
Bald jedoch bekämpften sich die Diadochen und auch Kappadokien geriet in diese Machtkämpfe. Zunächst standen sich im ersten Diadochenkrieg Eumenes von Kardia und Krateros gegenüber. Die Schlacht konnte Eumenes für sich entscheiden, Krateros fiel. Da aber in Ägypten Perdikkas gefallen war, verurteilte die makedonische Heeresversammlung Eumenes zum Tode. Antigonos I. Monophthalmos erhielt den Oberbefehl über die Truppen, die Eumenes besiegen sollten, die Satrapie Kappadokien ging an Nikanor, der jedoch in den historischen Darstellungen bald als General des Antigonos erscheint und ihm damit auch die Satrapie übergeben zu haben scheint (entweder um 319 v. Chr. oder spätestens 312 v. Chr.). Eumenes konnte sich einige Zeit behaupten, musste aber schließlich im Frühjahr 319 v. Chr. nach Medien fliehen.
Im zweiten Koalitionskrieg 316/15 - 311 v. Chr. konnte Antigonos seine Herrschaft über Kleinasien und damit auch über Kappadokien behaupten.
Nach Diodor konnte Ariarathes II. noch zu Lebzeiten des Antigonos nach Kappadokien zurückkehren, wo er dessen Strategen Amyntas besiegte. Im Norden Kappadokiens hatte sich in der Zwischenzeit Mithridates I. einen eigenen Machtbereich erschaffen, das spätere Königreich Pontos.
Nach der Schlacht von Ipsos 301 v. Chr., in der Antigonos fiel, wurde die Macht über Kleinasien von den Diadochen neu geregelt. Lysimachos erhielt demnach offiziell Kleinasien bis zum Tauros, jedoch widersprechen sich die antiken Autoren in diesem Punkt. So behauptet Appian im Gegensatz zu Diodor, dass Kappadokien nach dieser Schlacht direkt an Seleukos I. Nikator ging (App. Syr. 55 (281)).
Spätestens jedoch nach der Schlacht von Kurupedion im Februar 281 v. Chr. konnte Seleukos Kleinasien und damit Kappadokien für sich beanspruchen.
Der seleukidische Herrschaftsanspruch über Kappadokien wurde jedoch von den Ariarathiden bekämpft und ab ca. 260 (oder schon früher?) konnte sich diese Dynastie von den Seleukiden lösen, Kappadokien wurde ein unabhängiges Königreich. Zunächst noch eng mit dem Seleukidenhaus verbunden, änderte sich die Ausrichtung der Ariarathiden ab 188 v. Chr. Die vernichtende Niederlage, die Antiochos III. gegen die Römer erlitten hatte, verlagerte die Machtverhältnisse in Kleinasien abermals. Von nun an dominierte Pergamon, der römische Bundesgenosse die Politik und die Ariarathiden verbanden sich mit den pergamenischen Attaliden. Zudem gerieten die Ariarathiden mit den pontischen Mithadatiden in Konflikt, der nach dem Aussterben der Dynastie in den mithradatischen Kriegen seinen Höhepunkt finden sollte.
Auch die Ariobarzaniden die von 95 v. Chr. bis 36 v. Chr. Kappadokien regierten, hatten mit dem pontischen König Mithridates VI. Eupator einen großen Gegner und langwierige Kämpfe um die Herrschaft auszutragen. Vor allem die römischen Feldherren Sulla, Lucullus und Pompeius waren für die Ariobarzaniden wichtige "Verbündete".
Antonius setzte 36 v. Chr. Archelaos als neuen König über Kappadokien ein, der nach den Kriegen mit Mithridates und den folgenden schweren Jahren Stabilität und Wohlstand zurück brachte. Kaiser Tiberius bereiteten dem eigenständigen Königreich 18 n. Chr. ein Ende und integrierte es als kaiserliche Provinz. Nach der römischen Reichsteilung 395 n. Chr. wurde Kappadokien eine oströmische Provinz. Die Isaurier fielen im 5. Jahrhundert nach Christus in Kappadokien ein, die Hunnen im 6. Jahrhundert. Das byzantinische Heer wurde von den Seldschuken im 11. Jahrhundert besiegt. Es folgten die Turkmenen und schließlich die Osmanen. Seit dem Altertum lebten Griechen in der Gegend, wurden jedoch in den 20er Jahren nach Griechenland zwangsumgesiedelt. Der griechische Dialekt dieser Region, das Kappadokisch, gilt heute als ausgestorben.
Bevölkerung
Kappadokien galt in der Antike als eine wilde Gegend mit wilden Bewohnern. („Eine giftige Schlange biß einst einen Kappadokier, aber sie starb selbst, nachdem sie das giftige Blut gekostet hat.“ Anthologia Graecia 11. 237)
Religion / Kultur
Im frühen Christentum war Caesarea ein wichtiger Bischofssitz. In der Kirchengeschichte sind die drei kappadokischen Väter bekannt, die aus dieser Gegend stammten und überwiegend dort lebten. Kappadokien war eines der wichtigsten frühchristlichen Zentren. Bis zum Jahre 1071 war es unter byzantinischer Herrschaft. Mehr als 3000 Kirchen, die dort bis heute entdeckt wurden, zeugen von der christlichen Vergangenheit, die bis in die Anfängen des 20. Jahrhunderts reichte. Die letzten griechisch-orthodoxen Christen verließen die Region im Rahmen des großen Bevölkerungsaustausches zwischen der Türkei und Griechenland im Zeitraum 1922 bis 1924.
Kappadokien lag an der berühmten Seidenstraße. Die dort lebenden Menschen wurden oft von vielen unterschiedlichen Aggressoren überfallen. Deshalb haben die Bewohner das weiche Tuffgestein ausgehöhlt, um sich darin zu verstecken. Es entstanden ganze unterirdische Städte, die heute noch zu sehen sind.
Wegen dieser regen Kulturgeschichte und den atemberaubenden Landschaftsformationen wurde die Region 1985 von der UNESCO als Weltkulturerbe und Weltnaturerbe unter Schutz gestellt.
Literatur
- Neslihan Asutay-Fleissig: Templonanlagen in den Höhlenkirchen Kappadokiens. Frankfurt am Main 1996. ISBN 3-631-49656-7
- Roberto Bixio (Hrsg.): Cappadocia - le città sotterranee. Rom 2002. ISBN 88-240-3523-X
- Andus Emge: Wohnen in den Höhlen von Göreme. Traditionelle Bauweise und Symbolik in Zentralanatolien. Berlin 1990. ISBN 3-496-00487-8
- Michael Henke: Kappadokien in hellenistischer Zeit. Münster 2005
- Friedrich Hild, Marcell Restle: Kappadokien (Kappadokia, Charsianon, Sebasteia und Lykandos). Tabula Imperii Byzantini. Wien 1981. ISBN 3-7001-0401-4
- Catherine Jolivet-Lévy: Les églises byzantines de Cappadoce. Le programme iconographique de l'abside et de ses abords. Paris 1991. ISBN 2-222-04451-0
- Catherine Jolivet-Lévy: La Cappadoce. Mémoire de Byzance. Paris 1997. ISBN 2-84272-021-0, ISBN 2-271-05500-8
- Catherine Jolivet-Lévy: La Cappadoce médiévale. 14. St.-Léger-Vauban 2001. ISBN 2-7369-0276-9
- Catherine Jolivet-Lévy: Etudes cappadociennes. Pindar Press, London 2002. ISBN 1-899828-48-6
- Brigitte LeGuen-Pollet (Hrsg.): La Cappadoce méridionale jusqu'à la fin de l'époque romaine, Ètat des recherches; actes du colloque d'Istanbul. Institut Français d'Etudes Anatoliennes, 13. - 14. avril 1987. Paris 1991. ISBN 2-86538-225-7
- Lyn Rodley: Cave monasteries of Byzantine Cappadocia. Cambridge 1985. ISBN 0-521-26798-6
- Jürgen Süß, Andus Emge, u.a.: Kappadokien - Land der Höhlenkirchen und Vulkane. Brühl 2004 (CD-ROM). ISBN 3-00-013413-1
- Nicole Thierry: Haut moyen-âge en Cappadoce. Les églises de la région de Çavusin. Bibliothèque archéologique et historique. Bd 102 (2 Bde.). Paris 1983, 1994.
- Nicole Thierry: La Cappadoce de l'antiquité au Moyen Age. Bibliothèque de l'antiquité tardive. Bd 4. Turnhout 2002. ISBN 2-503-50947-9
- Nicole Thierry (Hrsg.): Mystérieuse Cappadoce. Les dossiers d'archéologie. Bd 283. Dijon 2003.
- Hanna Wiemer-Enis: Die Wandmalerei einer kappadokischen Höhlenkirche. Die neue Tokalı in Göreme. Frankfurt am Main 1993. ISBN 3-631-46260-3
- Hanna Wiemer-Enis: Spätbyzantinische Wandmalerei in den Höhlenkirchen Kappadokiens in der Türkei. Petersberg 2000. ISBN 3-932526-70-8
Weblinks
- Geschichte der Griechen aus Kappadokien (englisch)
- Kappadokien-Website
- Kappadokien-Wanderkarte
- Karten von Kappadokien
- Cappadocia