Kernit

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Kernit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ker[1]

Chemische Formel Na2[B4O6(OH)2]·3H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Borate (früher: „Carbonate, Nitrate und Borate“)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/J.04
V/J.04-010

6.DB.05
26.04.05.01
Ähnliche Minerale Borax, Probertit, Tincalconit, Ulexit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3[2]
Gitterparameter a = 15,68 Å; b = 9,16 Å; c = 7,02 Å
β = 108,9°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung nach {011}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,906(3); berechnet: 1,905[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100} und {001}, gut nach {201}[4]
Bruch; Tenazität splittrig,[4] gelegentlich faserig[5]
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, Seidenglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,454[6]
nβ = 1,472[6]
nγ = 1,488[6]
Doppelbrechung δ = 0,034[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 80°; berechnet: 84°[6]
Pleochroismus nicht vorhanden
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale in Wasser löslich

Kernit (auch Rasorit) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“ (früher: „Carbonate, Nitrate und Borate“, siehe Klassifikation) mit der chemischen Zusammensetzung Na2[B4O6(OH)2]·3H2O[2] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natriumtetraborat.

Kernit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist farblose bis weiße, isometrisch geformte Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Oft werden aber auch seidenglänzende, faserige, körnige oder massige Aggregate von bis zu 3,5 m Größe[4] gefunden.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals gefunden wurde Kernit in der Kramer Borat-Lagerstätte „Rich Station“ bei Boron im Kern County in Kalifornien und beschrieben 1927 durch Waldemar Theodore Schaller, der das Mineral nach seiner Typlokalität (Kern County) benannte.[6]

Typmaterial des Minerals wird in der Harvard University bei Cambridge, Massachusetts (Register-Nr. 88508) und im National Museum of Natural History von Washington, D.C., USA (Register-Nr. 95643) aufbewahrt.[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kernit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Kettenborate“, wo er ohne weitere Verwandte eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kernit in die nun eigenständige Klasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Tetraborate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Band-Tetraborate (Ino-Tetraborate)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 6.DB.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kernit dagegen wie die veraltete 8. Auflage der Strunz’schen Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserhaltigen Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 26.04.05 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kernit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 15,68 Å; b = 9,16 Å; c = 7,02 Å und β = 108,9° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Die Kristallstruktur von Kernit besteht aus eckenverknüpften BO4-Tetraedern, die parallel zur b-Achse Ketten bilden und wechselseitig mit B(OH)-Gruppen verbunden sind.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kernit ist wasserlöslich, muss also als Mineralprobe vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrere große Kristalle aus der U.S. Borax Mine bei Boron, Kalifornien

Kernit bildet sich durch schwache Kontaktmetamorphose aus Borax[7] sowie durch Sedimentation in borhaltigen Lagerstätten.[4] Begleitminerale sind unter anderem Borax, Inyoit, Ulexit und Colemanit.

Weltweit konnte Kernit bisher (Stand: 2011) an 10 Fundorten nachgewiesen werden. Eine der wichtigsten Lagerstätten des Minerals ist die im Osten des Kern Countys gelegene Mojave-Wüste in Kalifornien.

Daneben wurde Kernit noch bei Otis im ebenfalls in Kalifornien gelegenen San Bernardino County, in der Provinz Salta in Argentinien, Katalonien in Spanien und in der Boratlagerstätte bei Kırka in der türkischen Provinz Eskişehir gefunden.[6]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kernit ist trotz seiner Seltenheit mit einem Gehalt von bis zu 14,9 % Bor[3] ein wichtiges Erz zur Gewinnung dieses Elements für die Chemische Industrie.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Waldemar T. Schaller: Kernite, a new sodium borate. In: American Mineralogist. Band 12, 1927, S. 24–25 (rruff.info [PDF; 141 kB; abgerufen am 24. Oktober 2017]).
  • Kernite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 24. Oktober 2017]).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Dörfler Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 134.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kernite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 348.
  3. a b Webmineral – Kernite (englisch)
  4. a b c d e f Kernite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 24. Oktober 2017]).
  5. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 590–591 (Erstausgabe: 1891).
  6. a b c d e f g Mindat – Kernite (englisch)
  7. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 562.