Klaus Biesenbach

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Klaus Biesenbach (* 1966 in Bergisch Gladbach) ist ein deutsch-amerikanischer Kurator und Museumsdirektor. Er ist der Direktor der Neuen Nationalgalerie mit Museum Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg und des noch entstehenden Museums der Moderne in Berlin.[1] Zuvor war er Direktor des Museum of Contemporary Art, Los Angeles (MOCA), Chief Curator at Large am Museum of Modern Art (MoMA) in New York City und Leiter der New Yorker Kunsthalle MoMA PS1 (Stadtteil Queens). Außerdem ist er Gründungsdirektor der Kunst-Werke, KW Institute for Contemporary Art in Berlin und der Berlin Biennale.[2]

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biesenbach studierte zunächst Medizin in München und dann Berlin bis zum ersten Staatsexamen.[3] Als er 1989 während eines Aufenthalts in New York Fernsehbilder vom Fall der Berliner Mauer sah, beschloss er, nach Berlin zu ziehen. Er mietete dort mit Kommilitonen eine ehemalige Margarine-Fabrik in Berlin-Mitte, nannte sie „Kunst-Werke“ und bot dort in kürzester Zeit ein internationales Programm mit Ausstellungen und Gast-Ateliers für Künstler und Clubs. Parallel arbeitete er als Assistent bei Katharina Sieverding an der Hochschule der Künste (HdK) (heute Universität der Künste Berlin) in Berlin.

Im Jahr 2004 wurde Biesenbach als Kurator an das Museum of Modern Art New York berufen.[1] Zwei Jahre später wurde er zum Chefkurator ernannt und gründete eine neue Abteilung für Medien,[1] die 2009 zu der Abteilung für Medien- und Performancekunst erweitert wurde, um den verstärkten Fokus des Museums auf das Sammeln, Bewahren und Ausstellen von Performance-Kunst zu reflektieren.

Als Chefkurator der Abteilung leitete Biesenbach eine Reihe von bahnbrechenden Initiativen, darunter die Einführung einer neuen Ausstellungsreihe für Performance-Kunst, eine fortlaufende Reihe von Workshops für Künstler und Kuratoren, Ankäufe von Medien- und Performance-Kunst sowie die Präsentation einer großen Retrospektive des Werks von Marina Abramović im Jahr 2010 durch das Museum.

Biesenbach war bis 2018 Chefkurator am MoMA, bevor er zum Direktor des MOCA in Los Angeles ernannt wurde.

Seit 1996 organisierte er parallel Ausstellungen am MoMA PS1, einer Institution für zeitgenössische Kunst in einer früheren Schule in Queens (Stadtteil von New York City), die 1999 dem „Museum of Modern Art“ angegliedert wurde. Im Jahr 1997 gastierte er auf der „Documenta X“ mit Hybrid WorkSpace.[4] 1998 richteten die „Kunst-Werke“ unter Biesenbachs Leitung die erste Berlin Biennale aus.[5]

Biesenbach war 1997 jüngstes Mitglied der internationalen Jury für die Venedig Biennale und fungierte 2002 als Ko-Kurator der Shanghai Biennale.[6] 2004 wurde er Chefkurator einer von ihm mitgegründeten Abteilung für Medienkunst im „Museum of Modern Art“, die von ihm zur Abteilung für Medien- und Performancekunst erweitert wurde.

Ab 2010 leitete er die MoMA-Dependance MoMA PS1 und war Chief Curator at Large am Museum of Modern Art.[7]

Seit 1. Januar 2022 ist er Direktor der Neuen Nationalgalerie mit Museum Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg und des noch entstehenden Museums der Moderne in Berlin.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klaus Biesenbach wurde 2016 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[8]

Im Jahr 2018 erhielt er die Ehrenerklärung der Stadt New York für seine Verdienste.

Biesenbach erhielt wichtige Auszeichnungen der Kunstwelt in Form von Preisen wie dem International Association of Art Critics (AICA) für das Kuratieren von Ausstellungen wie Marina Abramović: The Artist is Present (2010)[9] und Pipliotti Rist: Pour Your Body Out (7354 Cubic Meters) (2008) im MoMA[10] sowie AICA-Auszeichnungen für 100 Years (version #2 PS1, Nov 2009) im MoMA PS1 und MoMA QNS sowie für Kenneth Anger (2009) im MoMA PS1[11] und Fassbinder: Berlin Alexanderplatz (2007) im MoMA PS1[12]. Er ist auch AICA-Preisträger für das ko-kuratieren von Roth Time: A Dieter Roth Retrospective (2004). Biesenbach wurde 2021 von der New York Academy of Art mit dem Ehrendoktor der Bildenden Künste ausgezeichnet.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Direktor des Museum of Contemporary Art (MOCA) in Los Angeles führte Klaus Biesenbach den freien Eintritt in das Museum ein,[13] er gründete den ersten Umweltrat eines amerikanischen Museums[14] und rief den Performance Space Wonmi's Warehouse Programs[15] ins Leben. Er gab außerdem Bill and Coo von Larry Bell sowie Untitled von Barbara Kruger als Kunstobjekte im öffentlichen Raum in Auftrag.[16]

Während der COVID-19-Pandemie stellte Biesenbach das Programm des Museums online im virtuellen MOCA[17] zur freien Verfügung. Er führte 25 digitale Atelierbesuche mit internationalen Künstlern durch, die über die Website des Museums, die sozialen Medien und YouTube veröffentlicht wurden.[18] Darüber hinaus generierte er Einkommen für das Museum mit von den Künstlern Yoko Ono, Catherine Opie, Pipilotti Rist, Mark Grotjahn, Barbara Kruger, Hank Willis Thomas, Virgil Abloh und Alex Israel gestalteten Mund-Nase-Bedeckungen, die in Zusammenarbeit mit der Warhol Foundation, den Qatar Museen und K11 Hongkong weltweit verkauft wurden.[19]

Ausstellungen organisiert und ko-kuratiert in der Neue Nationalgalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Allora & Calzadilla, Stop, Repair, Prepare: Variations on „Ode to Joy“ for a Prepared Piano (2022)[20]
  • Simone Forti: Huddle (2022)[21]
  • Ein Tag im Grünen: Programm in den Gärten des Kulturforums (2022)[22]
  • »Sound in the Garden«, Konzertreihe initiiert von Klaus Biesenbach (2022)[23]
  • Maria Kulikovska: »254«, Performance (2022)[24]
  • Our Space to Help: Spendenaktion in der Neuen Nationalgalerie, initiiert von Klaus Biesenbach, in Zusammenarbeit mit Anne Imhof und Olafur Eliasson (2022)[25]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klaus Biesenbach hat Texte zu Ausstellungskatalogen und Sammelbände verfasst, sowie Artikel in Kunstzeitschriften veröffentlicht, darunter Art & Australia, Artforum International und Flash Art International. Er schrieb die monatliche Kolumne „Erdkunde“ für das deutsche Kunstmagazin Monopol. erschienen sind außerdem:

  • mit Bettina Funcke, Jonathan Lill, Oliver Shultz: MoMA PS1: A History. Museum of Modern Art, New York 2019, ISBN 978-1-63345-069-1
  • mit Christophe Cherix, Julia Bryan-Wilson, Jon Hendricks, Clive Phillpot: Yoko Ono: One Woman Show, 1960-1971. Museum of Modern Art, New York 2015, ISBN 0-87070-966-6
  • mit Aino Laberenz, Anna-Catharina Gebbers, Susanne Pfeffer: Christoph Schlingensief. Koenig Books, Köln 2014, ISBN 978-3-86335-495-4
  • mit Neville Wakefield und Cornelia Butler: Greater New York 2010.MoMA PS1, Long Island City 2005, ISBN 0-87070-987-9
  • mit Agustin Perez Rubio, Beatrix Ruf und Ugo Rondinone: The Night of Lead: Ugo Rondinone. Hatje Cantz, Ostfildern 2010, ISBN 3-7757-9006-3
  • Klaus Biesenbach (Hrsg.): The Artist is Present: Marina Abramović. The Museum of Modern Art, New York 2009, ISBN 978-0-87070-747-6
  • mit Brooke Davis Anderson, Michael Bonesteel, Carl Watson, Henry Darger: Henry Darger. Prestel, München/New York 2009, ISBN 978-3-7913-4210-8
  • Klaus Biesenbach (Hrsg.): Political, Minimal. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 2008, ISBN 978-3-941185-07-4
  • mit Marina Abramović, Chrissie Iles und Kristine Stiles: Marina Abramović. Phaidon, New York/London 2008, ISBN 978-0-7148-4802-0
  • mit Georges Bataille und Susan Sontag: Into Me / Out of Me. Hatje Cantz, Oastfildern 2007, ISBN 978-3-7757-2041-0
  • In Bildern denken Kunst, Medien und Ethik. Lindinger + Schmid, Regensburg 2007, ISBN 978-3-929970-66-1
  • mit Vanessa Adler, Ellen Blumenstein and Felix Ensslin (Hrsg.): Zur Vorstellung des Terror: RAF. Steidl, Göttingen 2005, ISBN 3-86521-102-X

Auswahl digitales Programm MOCA - 25 virtuelle Atelierbesuche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staffel 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staffel 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marina Abramović (Juni 2020)
  • Hank Willis Thomas (Juni 2020)
  • Elizabeth Peyton (Mai 2020)
  • Olafur Eliasson (Mai 2020)
  • Camille Henrot (März 2020)
  • Arthur Jafa (Mai 2020)
  • Katharina Grosse (Mai 2020)
  • Marilyn Minter (Mai 2020)
  • Nancy Rubens (Mai 2020)
  • Anicka Yi (April 2020)
  • Mark Grotjahn (April 2020)
  • Catherine Opie (April 2020)
  • Mary Weatherford (April 2020)
  • Shirin Neshat (April 2020)
  • Korakrit Arunanondchai (April 2020)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Entscheidung im Stiftungsrat: Klaus Biesenbach wird Direktor der Neuen Nationalgalerie und des Museums des 20. Jahrhunderts - Preußischer Kulturbesitz. Abgerufen am 12. Januar 2022.
  2. Die Geschichte der Berlin Biennale. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2017; abgerufen am 17. August 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blog.berlinbiennale.de
  3. Dorit Marschall: Beschleunigtes Leben - Handelsblatt, 9. April 2008
  4. Hybrid Workspace - Monoskop. Abgerufen am 14. April 2017 (englisch).
  5. The 1st Berlin Biennale for Contemporary Art. Abgerufen am 17. August 2021 (amerikanisches Englisch).
  6. Shanghai is racing to become China’s cultural capital. Abgerufen am 14. April 2017.
  7. Kunst-Zentrum P.S.1: Klaus Biesenbach wird Museumschef in New York. In: Spiegeln Online, 22. Oktober 2009.
  8. Museumschef Biesenbach erhält Bundesverdienstorden auf monopol-magazin.de
  9. Marina Abramović: The Artist Is Present | MoMA. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  10. Pipilotti Rist: Pour Your Body Out (7354 Cubic Meters) | MoMA. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  11. Kenneth Anger | MoMA. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  12. Fassbinder: Berlin Alexanderplatz | MoMA. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  13. LA MoCA to Offer Free Admission Starting January 11, 2020, auf artforum.com, abgerufen am 18. August 2021
  14. MOCA Forms Environmental Council, auf moca.org, abgerufen am 18. August 2021
  15. MOCA gets a $5-million gift to transform the Geffen Contemporary for more performance, auf latimes.com, abgerufen am 18. August 2021
  16. A Star Curator Falls in Love With Los Angeles, auf wsj.com, abgerufen am 18. August 2021
  17. Virtual MOCA, auf moca.org, abgerufen am 18. August 2021
  18. Virtual Studio Visits, auf moca.org, abgerufen am 18. August 2021
  19. MOCA Masks, auf mocastore.org, abgerufen am 18. August 2021
  20. Allora & Calzadilla: Stop, Repair, Prepare: Variations on “Ode to Joy” for a Prepared Piano - Announcements - e-flux. Abgerufen am 8. Januar 2023 (englisch).
  21. Staatliche Museen zu Berlin: Simone Forti. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  22. Ein Tag im Grünen: Kulturforum mal anders. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  23. CQS - Redaktion: Sound in the Garden - Neue Nationalgalerie | DEEDS NEWS. 26. Juli 2022, abgerufen am 8. Januar 2023.
  24. Staatliche Museen zu Berlin: Performance „254. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  25. Staatliche Museen zu Berlin: Our Space to Help: Fundraiser at the Neue Nationalgalerie. Abgerufen am 8. Januar 2023 (englisch).