„Liu Xiaobo“ – Versionsunterschied

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'''Liu Xiaobo''' ({{Zh|v=刘晓波|t=劉曉波}}; [[Pinyin]]: Liú Xiǎobō; <small>Mandarin-Aussprache: </small>{{IPA|[ljǒʊ̯ ɕjɑ̀ʊ̯pɔ́]}}; * [[28. Dezember]] [[1955]] in [[Changchun]], [[Volksrepublik China]]) ist ein chinesischer Schriftsteller und [[Dissident]]. Liu war Dozent an der [[Pädagogische Universität Peking|Pädagogischen Universität Peking]] und seit 2003 Präsident des chinesischen [[P.E.N.|PEN]]-Clubs unabhängiger Schriftsteller.
'''Liu Xiaobo''' ({{Zh|v=刘晓波|t=劉曉波}}; [[Pinyin]]: Liú Xiǎobō; <small>Mandarin-Aussprache: </small>{{IPA|[ljǒʊ̯ ɕjɑ̀ʊ̯pɔ́]}}; * [[28. Dezember]] [[1954]] in [[Changchun]], [[Volksrepublik China]]) ist ein chinesischer Schriftsteller und [[Dissident]]. Liu war Dozent an der [[Pädagogische Universität Peking|Pädagogischen Universität Peking]] und seit 2003 Präsident des chinesischen [[P.E.N.|PEN]]-Clubs unabhängiger Schriftsteller.
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Version vom 10. Dezember 2010, 14:15 Uhr

Datei:Liu Xiaobo-300.jpg
Liu Xiaobo

Liu Xiaobo (chinesisch 劉曉波 / 刘晓波; Pinyin: Liú Xiǎobō; Mandarin-Aussprache: [ljǒʊ̯ ɕjɑ̀ʊ̯pɔ́]; * 28. Dezember 1954 in Changchun, Volksrepublik China) ist ein chinesischer Schriftsteller und Dissident. Liu war Dozent an der Pädagogischen Universität Peking und seit 2003 Präsident des chinesischen PEN-Clubs unabhängiger Schriftsteller. Im Dezember 2008 unterstützte er mit 302 anderen Intellektuellen das im Internet veröffentlichte Bürgerrechtsmanifest Charta 08 zum Internationalen Tag der Menschenrechte und wurde wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ festgenommen.[1] Im Juni 2009 wurde offiziell gegen ihn Anklage erhoben. Am 25. Dezember 2009 wurde er zu elf Jahren Haft verurteilt.[2]

Liu Xiaobo befindet sich momentan in einem Gefängnis 500 Kilometer von seinem zu Hause Peking entfernt in der Provinz Liaoning. Am 8. Oktober 2010 wurde bekannt, dass ihm der Friedensnobelpreis verliehen werden soll. Die Verleihung ist für den 10. Dezember 2010 geplant.[3] Seit Anfang Dezember 2010 können bekannte Regimekritiker und ihre Angehörigen die Volksrepublik China nicht verlassen. Ihnen wird die Ausreise verwehrt.[4] Der Bekanntheitsgrad des Bürgerrechtlers innerhalb Chinas ist durch die vielfältigen Abwehrmaßnahmen der chinesischen Regierung erheblich gestiegen.[5]

Leben und Wirken

Liu Xiaobo wurde während der Kulturrevolution von 1969 bis 1973 mit seinen Eltern in die Volkskommune Dashizhai in der Inneren Mongolei geschickt. Ab November 1976 war er Arbeiter in einer Changchuner Baufirma. Sein 1977 begonnenes Studium im Fachbereich Literatur an der Jilin-Universität schloss er 1982 mit einem Bachelor ab. Danach wechselte Liu Xiaobo an die Pädagogische Universität Peking. Dort war er von 1986 bis 1988 Doktorand und schloss sein Studium mit dem Doktortitel in Literatur ab.

Im Jahr 1988 wurde er für drei Monate an die Universität Oslo eingeladen. Darauf folgten Aufenthalte an der University of Hawaii und der Columbia University.

Liu Xiaobo beteiligte sich 1989 an den Pekinger Studentenprotesten, die in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni gewaltsam beendet wurden (Tian’anmen-Massaker). Dabei bewahrte er etliche Studenten durch Besonnenheit vor sinnloser Selbstopferung. Im Anschluss wurde er von seiner Arbeitsstelle entlassen und saß von 1989 bis 1991 in Haft.

In der Zeit von 1991 bis 1995 lebte er in Peking, schrieb Artikel (die er nur im Ausland veröffentlichen konnte) und beteiligte sich an der Demokratiebewegung. Nach einer sechsmonatigen Haft 1995 wurde er von 1996 bis 1999 zur Umerziehung durch Arbeit eingewiesen. Seit seiner Entlassung im September 1999 lebte er als freier Schriftsteller in Peking. Im November 2003 wurde er zum Präsidenten des Independent Chinese PEN Center (ICPC) gewählt.

Kundgebung zur Freilassung Lius
Dezember 2008

Am 9. Dezember 2008 wurde er wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ unter Hausarrest gestellt. Nach Angaben von Bekannten wurde er daraufhin in einem Hotel in Peking festgehalten. Ihm wurde zur Last gelegt, Hauptverfasser der Charta 08 zu sein, mit der über 300 chinesische Intellektuelle unter anderem die Einführung freier Wahlen, der Gewaltenteilung und föderaler Strukturen forderten. Im Juni 2009, ein halbes Jahr nach seiner Inhaftierung, wurde gegen Liu Xiaobo offiziell Anklage erhoben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua habe er gestanden, Gerüchte verbreitet und die chinesische Regierung diffamiert zu haben.[6] In einer Erklärung vom 26. Juni 2009 forderte der Rat der Europäischen Union China auf, Liu Xiaobo im Rahmen der in der Verfassung der Volksrepublik China garantierten Rechte zur freien Meinungsäußerung sowie des 1998 von China unterzeichneten Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte unverzüglich freizulassen und die strafrechtliche Verfolgung einzustellen.[7]

Am 25. Dezember 2009 wurde Liu Xiaobo in dem Prozess zu elf Jahren Haft verurteilt.[2] Europäische und US-amerikanische Diplomaten waren vom Prozess ausgeschlossen. Die EU und die Vereinigten Staaten kritisierten die Verurteilung scharf und forderten die sofortige Freilassung.[8] Die chinesische Regierung wertete dies als Unverschämtheit und Einmischung in innere Angelegenheiten Chinas.[9] Am 15. Januar 2010 ließ die EACS (European Association of Chinese Studies) dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao einen offenen Brief zukommen, in dem die Freilassung von Liu Xiaobo gefordert wurde.[10][11] Im Februar 2010 veröffentlichten einige internationale Zeitungen, darunter Die Zeit, einen Text von Liu Xiaobo mit dem Titel: „Ich habe keine Feinde.“ Trotz allem: Eines Tages wird die Freiheit auch nach China kommen. Die nicht gehaltene Verteidigungsrede eines Dissidenten.[12] Kurze Zeit vorher war seine Berufung zurückgewiesen und das Urteil des ersten Prozesses bestätigt worden.[13] Besuchserlaubnis hat nur seine Frau Liu Xia, die unter ständiger Polizeibewachung lebt.[14]

Friedensnobelpreis 2010

Am 8. Oktober 2010 gab das Nobelpreis-Komitee bekannt, dass Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Als Begründung wurde sein „langer und gewaltloser Kampf für fundamentale Menschenrechte in China“ angegeben. Die Verleihung findet am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, statt.[3] Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg hatte Liu Xiaobo zum Nobelpreis gratuliert, sich dabei aber jeder direkten Kritik an Peking enthalten. Vertreter des Pekinger Außenministeriums hatten schon bei einem Treffen einige Wochen zuvor in Oslo mit einer Verschlechterung der Beziehungen gedroht, falls Liu oder ein anderer Oppositioneller aus China den Friedensnobelpreis bekommen sollte.[15]

Die Behörden erlaubten der Ehefrau Liu Xia am 10. Oktober, Liu Xiaobo in der Haft zu besuchen.[16][17] Zuvor geäußerte Befürchtungen des Anwalts von Liu Xiaobo über das Verschwinden von Liu Xia stellten sich als unbegründet heraus.[18][19] Liu Xiaobo widmete, so berichtete seine Ehefrau, den Nobelpreis den Opfern des Massakers auf dem Tiananmen. Spontane Beifallsäußerungen wurden polizeilich unterdrückt, die Wohnung des Ehepaars unter Bewachung gestellt, so dass weder ausländische Journalisten noch chinesische Bürger Zutritt haben. Frau Liu Xia steht nach ihrer Rückkehr nach Peking unter Hausarrest.[20] Die chinesische Regierung bestellte den norwegischen Botschafter ein und übergab ihm eine Protestnote gegen die Preisverleihung.[21]

Seit dem 11. Oktober läuft eine Medienkampagne gegen die Verleihung, ein Treffen mit einer norwegischen Ministerin wurde abgesagt, Internetzugänge erschwert, die Sendungen von BBC, CNN, die sich auf Liu Xiaobo bezogen, gestört.[22][23] Gleichzeitig forderten mehr als 100 chinesische Intellektuelle in einem am 15. Oktober 2010 veröffentlichten offenen Brief an die chinesische Regierung die Freilassung Lius.[24] Anfang November 2010 forderte die chinesische Botschaft in Oslo diplomatischen Vertretungen anderer Länder auf, nicht an der Verleihungszeremonie im Dezember teilzunehmen.[25][26] Außer China werden 18 Staaten nicht an der Übergabezeremonie teilnehmen:[27] Ägypten, Afghanistan, Irak, Iran, Kasachstan, Kolumbien, Kuba, Marokko, Pakistan, die Philippinen, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, Sudan, Tunesien, Ukraine, Venezuela und Vietnam. Die Volksrepublik China kündigte kurz vor der Preisverleihungszeremonie an, einen eigenen Friedenspreis auszuloben.[28]

Weitere Auszeichnungen

Commons: Liu Xiaobo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. China: Bürgerrechtler Liu Xiaobo festgenommen. In: Spiegel Online. 10. Dezember 2008, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  2. a b Amnesty Report 2010: China. Amnesty International Deutschland, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  3. a b Announcement of the 2010 Nobel Peace Prize. 8. Oktober 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010 (englisch, Video, 4 Minuten).
  4. Nobelpreisverleihung - China verweigert Regimekritikern die Ausreise, auf: faz.net, 3.12.2010. Nach Schätzungen von Amnesty International sind von den Ausreiseverboten vor der Preisverleihung bis zum 8. Dezember 2010 ungefähr 200 Personen betroffen. Quelle: Nachrichten WDR 5, 8. Dezember 11.00
  5. Ein Preis für Chinas Demokratiebewegung, auf: Deutsche Welle online, 9. Dezember 2010
  6. Till Fähnders: China: Dissident Liu Xiaobo verhaftet. In: FAZ.net. 24. Juni 2009, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  7. Erklärung des Vorsitzes im Namen der Europäischen Union zur strafrechtlichen Verfolgung von Herrn Liu Xiaobo. Rat der Europäischen Union, 26. Juni 2009, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  8. Verurteilung wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“: Chinesischer Dissident muss elf Jahre in Haft. In: tagesschau.de. 25. Dezember 2009, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  9. Andrew Jacobs: Leading China Dissident Gets 11-Year Term for Subversion. New York Times, 24. Dezember 2009, abgerufen am 9. Oktober 2010 (englisch).
  10. Brunhild Staiger (President, EACS): OPEN LETTER TO THE PRESIDENT OF THE PEOPLE’S REPUBLIC OF CHINA. European Association of Chinese Studies, 15. Januar 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. Oktober 2010 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.soas.ac.uk (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Brunhild Staiger (Präsidentin der EACS): Open Letter to the President of the People’s Republic of China. (PDF) European Association of Chinese Studies, 15. Januar 2010, abgerufen am 17. Oktober 2010 (englisch).
  12. Die ZEIT 11. Februar 2010 und Menschenrechte in China: »Ich habe keine Feinde«. In: ZEIT online. 12. Februar 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  13. Bürgerrechte in China: Gericht bestätigt Haftstrafe für Liu Xiaobo. In: Zeit Online. 11. Februar 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  14. Wife of Nobel Peace Prize winner talks about daily struggle. Deutschen Welle, 8. Oktober 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010 (englisch).
  15. Norwegischer Botschafter in Peking einbestellt. Südkurier, 8. Oktober 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  16. Till Fähnders: Nobelpreisträger trifft seine Ehefrau. faz.net, 10. Oktober 2010, abgerufen am 10. Oktober 2010.
  17. Liu Xiaobo weint über Ehrung. sueddeutsche.de, 11. Oktober 2010, abgerufen am 11. Oktober 2010.
  18. Inhaftierter Friedensnobelpreisträger: Menschenrechtler bangen um Lius Ehefrau. In: Spiegel Online. 9. Oktober 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  19. Liu Xia nicht zu erreichen: Frau von Nobelpreisträger ist verschwunden. In: RP Online. 9. Oktober 2010, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  20. Frau von Nobelpreisträger Liu Xiaobo wieder unter Hausarrest. In: zeit.de. 11. Oktober 2010, abgerufen am 13. Oktober 2010.
  21. Friedensnobelpreis den Opfern von Tiananmen gewidmet: Liu Xiaobo trifft Ehefrau im Gefängnis – Neue Schikanen gegen Dissidenten. In: NZZ online. 10. Oktober 2010, abgerufen am 13. Oktober 2010.
  22. Kirstin Kupfer:: Nach Nobelpreis für chinesischen Dissidenten: Ehefrau unter Hausarrest. In: taz.de. 11. Oktober 2010, abgerufen am 13. Oktober 2010.
  23. Lui Xia: Peking antwortet mit Härte auf Friedensnobelpreis-Vergabe. Rheinische Post, 11. Oktober 2010, abgerufen am 13. Oktober 2010.
  24. Chinesische Intellektuelle fordern Freilassung Liu Xiaobos. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Oktober 2010, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  25. China ruft zum Boykott von Liu Xiaobos Ehrung auf welt.de, abgerufen am 5. November 2010.
  26. China warns states not to support Nobel dissident bbc.co.uk, 5. November 2010.
  27. 19 Staaten boykottieren Nobelpreisverleihung auf: spiegel online 7. Dezember 2010
  28. Nachrichten WDR 5, 8. Dezember 11.00; China verleiht einen eigenen Friedenspreis. Welt Online, 8. Dezember 2010, abgerufen am 8. Dezember 2010.