Lucas Rijneveld

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lucas Rijneveld, 2022

Lucas Rijneveld (* 20. April 1991 als Marieke Rijneveld in Nieuwendijk, Noord-Brabant), auch bekannt als Marieke Lucas Rijneveld[1], ist ein nichtbinärer niederländischer Schriftsteller und Dichter. Rijnevelds Debütroman The Discomfort of Evening gewann 2020 den International Booker Prize.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lucas Rijneveld wuchs in einer calvinistischen Familie auf einem Bauernhof in Nieuwendijk auf.[2] Mit dem Ziel, Lehrkraft zu werden, studierte Rijneveld in Utrecht Niederländisch, wechselte dann aber zu Schreibkursen an die Schrijversvakschool in Amsterdam.[3][4]

Rijneveld identifizierte sich sowohl mit dem männlichen als auch mit dem weiblichen Geschlecht.[5] Um die eigene nichtbinäre Geschlechtsidentität kenntlich zu machen, nahm Rijneveld 2010 Lucas als zweiten Vornamen an und nutzte im Englischen das geschlechtsneutrale Pronomen they.[6] Seit Januar 2022 verwendet Rijneveld die Pronomen he/him.[7][8]

Rijneveld lebt in Utrecht und arbeitet nebenbei auf einem Bauernhof.[9]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rijneveld veröffentlichte seit 2011 Gedichte und Prosa u. a. in De Gids und debütierte 2015 mit dem Lyrikband Kalfsvlies.

2018 erschien Rijnevelds autofiktionaler Debütroman De avond is ongemak. In der englischen Übersetzung The Discomfort of Evening wurde Rijneveld zusammen mit der Übersetzerin Michele Hutchison mit dem International Booker Prize 2020 ausgezeichnet.[10][11] Er war mit 29 Jahren der jüngste und erste niederländische Preisträger.[12][13] Das Buch, auf Deutsch unter dem Titel Was man sät in der Übersetzung von Helga van Beuningen bei Suhrkamp erschienen, erhielt positive Rezensionen: Peter Urban-Halle verglich das Buch in Deutschlandfunk Kultur mit den Bildern von Pieter Bruegel;[14] Anna Vollmer lobte das Buch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als keine aufbauende, aber lohnende Lektüre.[15]

2021 wurde Rijneveld durch den Verlag J. M. Meulenhoff mit der Übersetzung von Amanda Gormans Gedicht The Hill We Climb beauftragt. Nach Kritik in sozialen Medien zog sich Rijneveld zurück, erklärte aber diesen Rückzug vom Übersetzungsauftrag mit einem eigens dafür verfassten Gedicht, Alles bewohnbar, das als Überprüfung der eigenen Werte in führenden Zeitungen der Niederlande, Belgien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland gleichzeitig erschien.[16][17][18]

Im Herbst 2021 erschien im Suhrkamp Verlag die deutsche Übersetzung seines zweiten Romans unter dem Titel Mein kleines Prachttier, übersetzt von Helga van Beuningen. Inhaltlich geht es um die sexuelle Ausnutzung einer Minderjährigen in einem abgelegenen, strenggläubig protestantischen Dorf. Lara Sielmann merkte in Deutschlandfunk Kultur an, der Roman sei „vollgespickt mit popkulturellen Zitaten“.[19]

Im August 2022 erschien die deutsche Übersetzung der Gedichtbände Kalfsvlies und Fantoommerrie zusammen in einem Band unter dem Titel „Kalbskummer. Phantomstute: Gedichte“ in der Übersetzung von Ruth Löbner im Suhrkamp Verlag.[20]

Auszeichnungen und Stipendien (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lucas Rijneveld – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Coen Peppelenbos: Nieuws: Het is vanaf nu Lucas Rijneveld. In: Tzum. 30. September 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023 (niederländisch).
  2. Annebel Wouters: Wat zal mijn familie zeggen als de dichtbundel uitkomt? In: cjp.nl. 13. Mai 2015, abgerufen am 29. August 2020 (niederländisch).
  3. Sara Berkeljon: Me alleen Lucas noemen zou ik een te grote stap vinden, maar ik word nooit meer alleen Marieke. In: volkskrant.nl. 2. Februar 2018, abgerufen am 29. August 2020 (niederländisch).
  4. Porträt: Marieke Lucas Rijneveld. In: Schrijversvakschool.nl. 2020, abgerufen am 29. August 2020 (niederländisch).
  5. Sara Berkeljon: „Me alleen Lucas noemen zou ik een te grote stap vinden, maar ik word nooit meer alleen Marieke“. In: Volkskrant.nl. 2. Februar 2018, abgerufen am 26. Februar 2021 (niederländisch).
  6. Ana Kinsella: Marieke Lucas Rijneveld: the Dutch dairy farmer who wrote a bestseller. In: dazeddigital.com. 27. Februar 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch); Zitat: “In their early 20s, Rijneveld adopted the name Lucas, alongside Marieke, to represent their identity as non-binary.”
  7. matthewhudson: Writer Marieke Lucas Rijneveld changes pronouns into he and him. In: netherlandsnewslive.com. Abgerufen am 20. Januar 2022.
  8. Marieke Lucas Rijneveld. In: mariekelucasrijneveld.com. Abgerufen am 20. Januar 2022 (englisch).
  9. a b Autorendetail: Marieke Lucas Rijneveld. In: Suhrkamp.de. Abgerufen am 26. Februar 2021.
  10. Anna Vollmer: Booker Prize für Rijneveld: Ein Herz aus Hackfleisch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. August 2020, abgerufen am 29. August 2020.
  11. Stefan Hölscher: Qualen im „Puploch“, mahnende Bibelsprüche und gequälte Tiere. In: Queer.de. 20. September 2020, abgerufen am 20. September 2020.
  12. Marieke Lucas Rijneveld im Interview: Interview with longlisted author Marieke Lucas Rijneveld and translator Michele Hutchison. In: theBookerPrizes.com. 26. März 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. August 2021; abgerufen am 26. Februar 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/thebookerprizes.com
  13. Tomasz Kurianowicz: Marieke Lucas Rijneveld erhält Man Booker Price 2020. In: Berliner Zeitung. 27. August 2020, abgerufen am 10. März 2021.
  14. Peter Urban-Halle: Ein Roman wie von Brueghel gemalt. In: Deutschlandfunk Kultur. 28. November 2019, abgerufen am 1. Februar 2022 (mit Audio: 6:33 Minuten).
  15. Anna Vollmer: Booker Prize für Rijneveld: Ein Herz aus Hackfleisch. In: FAZ.net. 26. August 2020, abgerufen am 1. Februar 2022.
  16. Floor Meijs: Marieke Lucas Rijneveld trekt zich terug als vertaler van dichter Amanda Gorman. In: Parool.nl. 26. Februar 2021, abgerufen am 26. Februar 2021 (niederländisch).
  17. Katharina Borchardt: Amanda Gorman: Wie ein Liebesbrief nach der Trennung. In: Die Zeit. 6. März 2021, abgerufen am 10. März 2021.
  18. Katharina Borchardt im Gespräch: Mit einem Gedicht antwortet Marieke Lucas Rijneveld auf die Debatte um ihre Gorman-Übersetzung. In: SWR2. 15. März 2021, abgerufen am 6. Dezember 2021 (mit Audio: 7:43 Minuten; SWR2-Literaturredakteurin).
  19. Lara Sielmann: Marieke Lucas Rijneveld: „Mein kleines Prachttier“ – Unter Monstern. In: Deutschlandfunk Kultur. 11. Oktober 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (mit Audio: 9:31 Minuten; Rezension).
  20. Rezensionen in der ZEIT (Beate Tröger), im Deutschlandfunk (Alexandru Bulucz), in der FAZ (Christian Metz) und der taz (Carsten Otte)
  21. a b Sarah Timmer Harvey: Marieke-Lucas-Rijneveld. In: PoetryInternational.org. 3. Juni 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  22. Präsentation: Winners ANV Debutantenprijs. In: LetterenFonds.nl. 8. Juli 2019, abgerufen am 29. August 2020 (englisch/niederländisch).
  23. Präsentation: The Discomfort of Evening. In: theBookerPrizes.com. 2020, abgerufen am 4. April 2021 (englisch).
  24. Präsentation: Marieke Lucas Rijneveld wint de Ida Gerhardt Poëzieprijs 2020. In: idagerhardtpoezieprijs.nl. 14. März 2020, abgerufen am 5. Dezember 2021 (niederländisch).
  25. 2021 – Marieke Lucas Rijneveld, literatuurmuseum.nl, abgerufen am 10. Juli 2022.