Mątowy Wielkie

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Mątowy Wielkie
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Mątowy Wielkie (Polen)
Mątowy Wielkie (Polen)
Mątowy Wielkie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Malborski
Gmina: Miłoradz
Geographische Lage: 54° 1′ N, 18° 51′ OKoordinaten: 54° 0′ 38″ N, 18° 51′ 12″ O
Einwohner: 314 (31. März 2011[1])
Telefonvorwahl: (+48) 55



Mątowy Wielkie (deutsch: Groß Montau) ist eine Ortschaft der Gemeinde Miłoradz (Mielenz) in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Im Jahr 2011 hatte das Dorf 314 Einwohner.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, etwa 20 Kilometer östlich von Starogard Gdański (Preußisch Stargard) und 43 Kilometer südlich von Danzig.

Nach dem Dorf ist die Montauer Spitze benannt, eine Landzunge östlich von Preußisch Stargard, bei der früher aus der bis dahin ungeteilten Weichsel die Nogat in Richtung Osten abfloss.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche (Aufnahme 2011)
Deckenmalerei in der Dorfkirche (Aufnahme 2011)

Bereits während der Zeit des Deutschordensstaats wurde das Dorf bekannt durch die persönliche Leidensgeschichte und den außergewöhnlichen religiösen Eifer der hier geborenen Bauerstochter Dorothea Swartze. Beim Zerfall des Ordensstaats kam das Dorf zum autonomen Preußen Königlichen Anteils und nach der ersten Teilung Polens 1772 zum Königreich Preußen.

Um das Jahr 1785 hatte das Bauerndorf Groß Montau eine katholische Kirche und 41 Feuerstellen (Haushaltungen).[2] Im 19. Jahrhundert war Groß Montau wegen seiner umfangreichen Pflaumen-Plantagen bekannt; jährlich wurden von dort mehrere 1000 Tonnen Pflaumen ins Ausland verschifft.[3] Im Jahr 1855 wurde das Dorf infolge von Dammbrüchen überschwemmt und zerstört.[4][5]

Bis 1920 hatte Groß Montau zum Landkreis Marienburg in Westpreußen gehört. Als nach dem Ersten Weltkrieg auf westpreußischem Territorium der Polnische Korridor und die Freie Stadt Danzig gebildet worden waren, wurde Groß Montau 1920 dem neu eingerichteten Landkreis Großes Werder in der Freien Stadt Danzig zugeordnet. Im Zweiten Weltkrieg gehörte Groß Montau ab September 1939 zum Landkreis Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen des nationalsozialistischen Deutschlands.

Im Frühjahr 1945 wurde die umliegende Region von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde Groß Montau von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Einwohner des Dorfs nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Groß Montau vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1816 243 [6]
1852 404 [7]
1864 406 am 3. Dezember[8]
1871 440 davon 70 Evangelische[5]
1910 429 am 1. Dezember[9]
1929 469 [10]

Dorfkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche Groß Montau St. Peter und Paul gilt als eines der ältesten Bauzeugnisse der Kulturlandschaft Marienburger Werder, das unter dem Deutschen Orden entstanden ist. Die Kirche ist 1383 erstmals erwähnt und wurde wohl im 14. Jahrhundert als kleiner Fachwerkbau mit Ziegelgefachen auf rechteckigem Grundriss errichtet. Der Bau trägt über dem Chor eine Holztonne und über dem Schiff und dem Holzturm eine Flachdecke. Bald nach Fertigstellung wurde der die Fachwerkwände ummauert und das Langhaus in Stein ausgeführt. Teile der Holzkonstruktion der Kirche stammen noch aus dem 14. Jahrhundert, weil die Kirche im Laufe der Jahrhunderte nur während des Dreißigjährigen Kriegs von 1626–1629 und um 1740 in leichte Beschädigungen erfuhr.

Die Kirche ist ein zweischiffiger Backsteinbau auf rechteckigem Grundriss mit fast quadratischem Westturm, einer Südvorhalle und kleiner rechteckigen Sakristei an der Nordseite. Der Bau steht auf einem Feldsteinfundament und wird durch abgestufte massive Strebepfeiler gehalten. Die Helmspitze bekrönt eine Wetterfahne mit Kugel, Hahn und Kreuz.

Kirchenschiff, Sakristei uns Vorhalle schließen jeweils mit einem Schmuckgiebel ab. Die Backsteinfassaden des Schiffs sind schlicht gestaltet. Der Innenraum dominiert das Südschiff, das doppelt so breit ist wie das Nordschiff. Die heutige Inneneinrichtung stammt durchwegs aus dem 18. Jahrhundert. Aus dem Mittelalter stammen gotische Holzskulpturen, wie eine thronende Madonna mit Kind eine Pietà und Christus in der Rast.[11]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mątowy Wielkie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 28. Juni 2017
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil II, Marienwerder 1789, S. 278, Ziffer 25.
  3. Pierer's Universal-Lexikon. Band 8, Altenburg 1835, S. 615.
  4. Bayerisches Volksblatt. Band 7, Nr. 86, Regensburg, 11. April 1855, S. 344, rechte Spalte oben.
  5. a b Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 40–42, Ziffer 3.
  6. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O, Halle 1822, Seite 217, Ziffer 2450.
  7. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 400.
  8. Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gewerbesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867. Siehe: 6. Kreis Marienburg, S. 10, Ziffer 79.
  9. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Landkreis Marienburg
  10. Michael Rademacher: Landkreis Großes Werder. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. GROß MONTAU / MĄTOWIE WIELKIE, Förderprojekt 2013 der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz. Abgerufen am 4. April 2021.