Gesellschaft zu Mittellöwen

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Gesellschaft zu Mittellöwen
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Rechtsform öffentlich-rechtliche Nutzungskorporation
Gründung um 1430/40
Sitz Gesellschaftshaus zu Mittellöwen
Amthausgasse 4–6
3011 Bern
Schweiz Schweiz
Zweck Burgerliche Korporation
Präsident François von May
Mitglieder 1010 (2020)
Website mittelloewen.ch
Das Gesellschaftshaus zu Mittellöwen an der Amthausgasse 6 in Bern (2020)
Hauszeichen der Gesellschaft zu Mittellöwen in Bern, von Johann Friedrich Funk (1733)

Die Gesellschaft zu Mittellöwen (frz. Abbaye du Lion Rouge[1]) ist eine der 13 Gesellschaften und Zünfte in der Stadt Bern und durch die Verfassung des Kantons Bern[2] garantierte öffentlich-rechtliche Körperschaft. Sie ist eine burgerliche Korporation im Sinn der bernischen Gemeindegesetzgebung[3] und untersteht der Aufsicht der kantonalen Behörden. Als Personalkörperschaft hat sie kein eigenes Territorium und ist steuerpflichtig. Sie umfasst alle Burgerinnen und Burger von Bern, die das Gesellschaftsrecht zu Mittellöwen besitzen.

Die Anfänge der Berner Stubengesellschaft zum (mittleren) roten Löwen liegen weitgehend im Dunkeln. Dem Wappen nach (gehender Löwe mit Gerbermesser) wurde die Stube zum roten Löwen, neben den damals bereits bestehenden Ober- und Niedergerberstuben, als handwerklich geprägte Gerberstube gegründet. Eine Aussage des aufrührerischen Metzgernvenners und späteren Schultheissen Peter Kistler vermag allerdings die Gründe des Entstehens einer dritten Gerberstube in Bern zu erhellen, wenn er 1467 im Grossen Rat die bernischen Adelsfamilien angreift. Die Adeligen Berns drängten in die handwerklichen Vennergesellschaften, um dadurch zu den bedeutenden Ämter der Stadt zu gelangen: ja, hend ouch ein nüwe stuben ussgeworfen, so ouch zu den meisteren zu Gerweren söllend gehören, und sind aber noch alle junkher. Dies sei ...zu minen zyten... geschehen, wie Kistler weiter bemerkt. In den ältesten Verzeichnissen finden sich denn auch keine Gerber, sondern Adelige, Notabeln, Grosskaufleute, Wirte und spezialisierte Berufe wie Schreiber, Apotheker und Künstler. Dies lässt auf eine Gründung der Stube zum roten Löwen als Patriziergesellschaft um 1430/40 schliessen. Die bisher früheste, bekannte urkundliche Erwähnung der Stube zum roten Löwen findet sich im Testament des Kannengiessers Hans von Miltenberg aus dem Jahr 1461.[4]

Im Jahr 1800 zählten folgende Geschlechter zur Gesellschaft zu Mittellöwen: von Fellenberg, Heggi, von Jenner, Lecomte (Graf), Lombach, von May, de Merveilleux, Rohr, Rosselet, von Roveréa, von Sinner, Steck, Studer, Sybold, von Tillier, von Wyttenbach, Zeender und von Zehender.

Gasthof zum goldenen Falken

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1722 erwarb Mittellöwen von Pierre Isaac Bouquet aus Rolle den Gasthof zum goldenen Falken, das heutige Gesellschaftshaus, um 32’000 Pfund.[5] Vorher besass Mittellöwen das Haus Kramgasse 81 in Bern. Der goldene Falken galt im alten Bern als bedeutendster Gasthof. Bis ins 19. Jahrhundert fanden grosse Dîners und Bälle zu Ehren bedeutender Persönlichkeiten fast ausschliesslich im Hotel Falken statt. Aus der langen Liste illustrer Hotelgäste seien Kaiser Joseph II., Johann Wolfgang Goethe, Giacomo Casanova und Kaiserin Josephine genannt. 1908 wurde das Haus in ein Geschäftshaus umgebaut.

Offizielles, seit ca. 1940 von der Gesellschaft geführtes Wappen
Schlussstein mit dem Wappen Mittellöwen in der Gerwernkapelle des Berner Münsters (1476)
Stubenrodel der Gesellschaft zu dem mitlen Lewen (um 1496), Staatsarchiv des Kantons Bern
  • Hans Bloesch: Das Hotel zum Falken, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, Nr. 19 (1957), S. 145–156. doi:10.5169/seals-243420
  • François de Capitani: Adel, Bürger und Zünfte im Bern des 15. Jahrhunderts. Stämpfli, Bern 1982, ISBN 3-7272-0491-5.
  • François de Capitani: Die Berner Zunft zum Mittellöwen von der Reformation zur Revolution (= Geschichte der Berner Zunft zu Mittellöwen. Bd. 2). Zunft zu Mittellöwen, Bern 1985.
  • Das Gesellschaftshaus zu Mittellöwen im 20. Jahrhundert (= Geschichte der Berner Gesellschaft zu Mittellöwen. Bd. 5), Gesellschaft zu Mittellöwen, Bern 2015.
  • Manuel Kehrli: Die Zunft zu Mittellöwen. In: Der Essenwurm. Nr. 43, 2006, S. 17–18.
  • Manuel Kehrli: Aus der Geschichte der Gesellschaft zu Mittellöwen, 2015 online (PDF; 563 KB)
  • Rudolf Münger, Alfred Zesiger: Das Mittelleuen-Büchlein. Francke, Bern 1919.
  • Margrit Rageth-Fritz: Der Goldene Falken. Der berühmteste Gasthof im alten Bern. Das Zunfthaus zu Mittellöwen, Bern 1987.
  • Philipp Stämpfli: Verzeichnen und Zählen: Notwendigkeit und Stolz. Der aufwendig gestaltete Burgerrodel der Gesellschaft zu Mittellöwen in Bern. In: Librarium. Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft. Band 61, 2018, S. 24–26, doi:10.5169/seals-763024.
  • Harald Wanner: Rechtsgeschichtliche Betrachtungen über die Stubensatzungen der Gesellschaft zu Mittellöwen in Bern aus dem Jahre 1567. Polygraphische Gesellschaft, Laupen 1928.
  • Robert Ludwig Wyss: Die Gold- und Silberschmiedearbeiten der Berner Zunft zum Mittellöwen (= Geschichte der Berner Zunft zu Mittellöwen. Bd. 4). Zunft zu Mittellöwen, Bern 1985.
  • Robert Ludwig Wyss: Handwerkskunst in Gold und Silber. Das Silbergeschirr der bernischen Zünfte, Gesellschaften und burgerlichen Vereinigungen, Bern 1996.
  • Markus Wyttenbach: Die Berner Zunft zum Mittellöwen im 19. und 20. Jahrhundert (= Geschichte der Berner Zunft zu Mittellöwen. Bd. 3). Zunft zu Mittellöwen, Bern 1986.
  • Urs Martin Zahnd: Die Berner Zunft zum Mittellöwen im Spätmittelalter (= Geschichte der Berner Zunft zu Mittellöwen. Bd. 1). Zunft zu Mittellöwen, Bern 1984.
  • Alfred Zesiger: Die Gesellschaft zu Mittelleuen. In: Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1908, S. 199–299, doi:10.5169/seals-128331
  • Alfred Zesiger: Die Stube zum roten/guldinen Mittlen-Löüwen : ein Rückblick auf die Geschichte der ersten fünf Jahrhunderte. Zur Einweihung der neuen Zunftstube im Falken am 10. März 1908, Bern 1908. doi:10.3931/e-rara-73184
Commons: Gesellschaft zu Mittellöwen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Seit dem 18. Jh. gebräuchliche Übersetzung, vgl. Journal helvétique ou, Annales littéraires et politiques de l'Europe et principalement de la Suisse, la Société Typographique, Neuchâtel 1778 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, Maurice Tripet, Archives heraldiques et sigillographiques, Neuchâtel 1893, S. 18. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, Hans Bloesch: Das Hotel zum Falken. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Band 19, 1957, doi:10.5169/seals-243420., S. 152.
  2. Staatskanzlei des Kantons Bern: Verfassung des Kantons Bern. SR 131.212. In: Systematische Rechtssammlung SR. Stimmvolk des Kantons Bern, 6. Juni 1993, abgerufen am 14. Juni 2018 (Artikel 107 in Abschnitt 7 Gemeinden; Stand am 11. März 2015).
  3. Staatskanzlei des Kantons Bern: Gemeindegesetz des Kantons Bern. BSG 170.11. In: Systematische Rechtssammlung des Kantons Bern BSG. Grosser Rat des Kantons Bern, 16. März 1998, abgerufen am 14. Juni 2018 (Artikel 117 in Abschnitt 2.2 Burgergemeinden und burgerliche Korporationen; Stand am 1. Januar 2014).
  4. Staatsarchiv Bern, Testamentenbuch 1 A I 835
  5. Burgerbibliothek Bern, ZA Mittellöwen 583 (6).

Koordinaten: 46° 56′ 50,9″ N, 7° 26′ 48,7″ O; CH1903: 600626 / 199598