Morgen (Einheit)

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Bauer mit Zweigespann und Einscharpflug

Ein Morgen (Mg), regional auch Acker, ist ein historisches, aber auch gegenwärtig noch gelegentlich verwendetes[1] deutsches Flächenmaß. Während er heute, in ungefährer Übereinstimmung mit dem preußischen Morgen, mit 25 Ar bzw. 2.500 Quadratmeter gleichgesetzt wird, reichte seine Fläche einst von 1.906 bis 11.780 Quadratmeter.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Maß wurde durch jene Fläche bestimmt, die mit einem einscharigen Pferde- oder Ochsenpflug an einem Vormittag pflügbar ist. Der Morgen wurde meist als Rechteck mit Seiten einer geraden Anzahl lokaler Ruten festgelegt, da beim Pflügen das Wenden möglichst vermieden wird.

Das Flächenausmaß des Morgen war regional sehr verschieden, lag aber meist bei einem fünftel bis halben Hektar (2.000 bis 5.000 m²). In Norddeutschland gab es auch Morgen von 6.000 bis 9.000 Quadratmeter, in den Marschen bis 11.000 Quadratmeter. Mit der Festsetzung im späten 19. Jahrhundert (1869 eingeführter metrisierter Morgen des Norddeutschen Bundes) entsprachen im Deutschen Reich vier Morgen einem Hektar, weshalb der Morgen stellenweise zur Abgrenzung von traditionellen Maßen auch Viertelhektar (vha) genannt wurde.

Im 20. Jahrhundert hatte sich dieser Morgen mit seiner Größe von 25 Ar als landwirtschaftliches Flächenmaß durchgesetzt. Mit zunehmender durchschnittlicher Betriebsgröße (von 2005 bis 2015 um 36,4 % auf 59,6 ha oder 238,4 Morgen[2]) verliert er jedoch mittlerweile gegenüber dem Hektar an Bedeutung. Insbesondere wird das dort verständlich, wo die durchschnittliche Betriebsgröße im Osten Deutschlands bei etwa 1000 Morgen liegt.

Ähnliche agrarische Flächenmaße, die einen ganzen Arbeitstag Bodenbearbeitung bezeichnen, sind:

Im angloamerikanischen Maßsystem gilt der Acre mit etwa 4.047 m².

In Kroatien wird noch heute gelegentlich der dem Morgen entsprechende Jutro gebraucht. In Serbien entsprach ihm das Dan oranja. Ein weiteres vergleichbares Maß ist das Dunam aus Vorderasien.

Vergleichsmaße zum Morgen im deutschsprachigen Raum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegend (Zeit)
Name Fläche in m²
in Quadratruten (QR)
metrisch Viertelhektar (vha) 2.500 (100 QR)
Preußen (1816–1869) Magdeburger Morgen ,002.553,22 180 QR
Sachsen (1781) Morgen, Scheffel (Aussaat) 2.767 150 QR
Bayern Tagwerk 3.407 400 QR
Württemberg (1806–1871) Schwäbischer Morgen 3.152 384 QR
Baden (ab 1810) Badischer Morgen 3.600 400 QR
Hessen, Großherzogtum (ab 1817) Hessischer Morgen 2.500
Bergisches Land Bergischer Morgen 2.132 120 QR
Köln Rheinland Rheinländischer Morgen 3.176 150 QR
Hannover (vor 1836) 2.608 120 QR
Hannover (nach 1836) 2.621 120 QR
Oldenburg 2.256
Bremen 2.572 120 QR
Hamburg 9.658 G600 QGR
Schleswig-Holstein Steuertonne 5.466 Geest260 QGeestR
Holstein Tonne (Tønde) 5.046 Geest240 QGeestR
Mecklenburg 6.500 300 QR
Franken 2.000
Frankfurt am Main Feldmorgen 2.025 Feld160 QFeldR
Homburg 1.906 160 QR
Kassel Acker 2.386 150 QR
Herzogtum Nassau Morgen 2.500
Waldeck-Pyrmont (wie Preußen) ,002.553,22 180 QR
Lippe [0],0002.574,881[4]
Landkreis Schaumburg 2.585 120 QR
Frankfurt am Main Waldmorgen 3.256 Wald160 QWaldR
Braunschweig Feldmorgen 2.502 120 QR
Braunschweig Waldmorgen 3.335 160 QR
Oldenburg Jück 4.538 160 QR
Danzig um 5.000 um 300 QR
Deutschordensstaat Kulmischer Morgen ,005.601,17 300 QR
Küstrin Kammer-Morgen ,007.030,24 484 QR
Ostfriesland Diemat (h) 5.674
Altes Land (Harburg und Stade) 8.185
Kehdingen Marschmorgen 10.4770
Altes Land 10.4840 480 QR
Hadeln 11.7800 540 QR

Im Königreich Hannover wurde für den ¾-Morgen = 90 Geviertruten = 18,49 Pariser Geviertfuß der Begriff Drohn[5] verwendet. Der ½-Morgen war ein Vorling[6] und war 60 Geviertruten groß.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Probemorgen bezeichnete man ein 1 Morgen großes Waldstück, das zur näherungsweisen Berechnung des Holzbestandes benutzt wurde.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Verdenhalven: Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet. 2. Auflage. Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-7686-1036-5.
  • Otto Brandt: Urkundliches über Maß und Gewicht in Sachsen. Sächsisches Ministerium des Innern, Dresden 1933.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Duden „veraltend“, siehe hier.
  2. Die Landwirtschaft 2015 mit Vergleichszahlen seit 1949. In: Rheinland-Pfalz, Statistisches Landesamt (Hrsg.): Statistische Bände. Band 408, 1. Januar 2016 (rlp.de [PDF; abgerufen am 23. Mai 2022]).
  3. Alte Maße und Gewichte in Bayern (1869)
  4. Wüsten, Menschen und Geschichte. Bei: woiste.de.
  5. Leopold Carl Bleibtreu: Handbuch der Münz-, Maß- und Gewichtskunde und des Wechsel-, Staatspapier-, Bank- und Aktienwesens europäischer und außereuropäischer Länder und Städte. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart 1863, S. 68.
  6. Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde. … Verlag von Gottfried Basse, Quedlinburg und Leipzig 1830, S. 370.
  7. Stephan Behlen (Hrsg.): Real- und Verbal-Lexicon der Forst- und Jagdkunde mit ihren Hülfswissenschaften. Band 5. Verlag Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1843, S. 239 (Textarchiv – Internet Archive).