Musikjahr 1504

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Musikjahr 1504
Schalmei Schalmeien – hier auf einer Abbildung aus dem Syntagma musicum von Michael Praetorius – sind in der Renaissance gebräuchliche Musikinstrumente. Erst mit Entwicklung der Oboe im Barockzeitalter wird die Schalmei aus der höfischen Musik bzw. aus dem Konzert vollständig verdrängt.

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1504.

Heiliges Römisches Reich

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  • Loyset Compère ist bis 1503 oder 1504 prévôt (Propst) an der Kollegiatkirche Saint-Pierre in Douai. Aus einem Dokument dieser Jahre geht hervor, dass er inzwischen baccalaureus utrisque juris (ein akademischer Grad beider Rechte) ist.
  • Nicolaes Craen ist Singmeister der „Illustere Broederschap“ an der Kirche Unserer Lieben Frau in ’s-Hertogenbosch. Die Domherren von St. Donatian in Brügge bemühen sich 1504 darum Craen als Nachfolger von Antonius Divitis zu gewinnen, der im März 1504 vorzeitig aus seinem Amt an St. Donatian ausgeschieden ist. Sie haben damit aber keinen Erfolg.
  • Josquin Desprez, der seit dem Vorjahr Kapellmeister der Hofkapelle von Herzog Ercole I. d’Este in Ferrara ist, erhält bereits am 22. April die letzte Gehaltszahlung. Merkwürdigerweise hat der Komponist seine glänzende Stellung schon nach weniger als einem Jahr aufgegeben. Die einzige Erklärung hierfür ist seine Flucht vor der Pest, die im Juli 1503 in Ferrara ausgebrochen war und auch zum Wegzug des Hofs im September 1504 führt. Josquin Desprez trifft nach einer Reise von über tausend Kilometern bereits am 3. Mai an seiner früheren Wirkungsstätte Condé-sur-l’Escaut ein, nachdem ihn das dortige Kapitel zum Propst gewählt hat; er wird als monsieur le prevost messire Josse des pres bezeichnet. Die dortige Stellung ist für den ehemaligen Kapellmeister nicht nur wegen seines dortigen Haus- und Grundbesitzes attraktiv, sondern noch mehr wegen der guten Personalausstattung der Kirche und der Qualität der dortigen Musikausübung, die nur noch von der Kathedrale in Cambrai und von Saint-Vincent in Soignies übertroffen wird. Der Propst hat hier (nach einer Aufstellung aus dem Jahr 1523) die weltliche Macht im Kirchensprengel inne und ist der Vorgesetzte des Dekans, des Schatzmeisters, von 25 Kanonikern, 18 Kaplänen, 16 Vikaren und sechs Chorknaben, dazu einigen Priestern ohne Pfründe; in den aufwändig gestalteten Gottesdiensten wirkt in der Regel ein Chor aus den Vikaren und Chorknaben mit, so dass bis zu 22 musikgeübte Stimmen zur Verfügung stehen und bis zu sechsstimmige Werke aufgeführt werden können. Nachfolger von Josquin Desprez in Ferrara wird Jacob Obrecht.
  • Sixt Dietrich ist spätestens seit 1504 Chorknabe an der Domkantorei in Konstanz (Kostnitz).
  • Antonius Divitis, der in Brügge an St. Donatian die Position des Magisters der Chorknaben (Zangmeester) und des Succentors (Chorleiters) innehatte, gibt diese Stelle im März aus unbekannten Gründen auf und übersiedelt nach Zeeland. Kurz darauf geht er nach Mecheln, wo er an der Kirche St. Rumbold am 4. April zum Chorleiter und Magister der Chorknaben ernannt wird.
  • Nicolas Gombert ist möglicherweise bereits ab dem Jahr 1504 Schüler von Josquin Desprez († 1521), der seit diesem Jahr im etwa 40 km entfernt gelegenen Condé-sur-l’Escaut Propst geworden ist.
  • Paul Hofhaimer, der seit 1490 als Hoforganist am Hofe von Maximilian I. tätig ist und mit seinem Herrn zu dessen Reichstagen unter anderem nach Linz, Wels, Wien, Augsburg, Ulm, Konstanz, Füssen und Freiburg gereist ist, übersiedelt noch vor 1504 nach Passau.
  • Pierre de la Rue und Alexander Agricola, die ihren Dienstherren Erzherzog Philipp den Schönen von Kastilien vom 4. November 1501 bis zum 8. November 1503 auf dessen Reise nach Spanien, Frankreich, Österreich und Deutschland begleitet hatten, sind nach Mecheln zurückgekehrt. Sie sind weiterhin Mitglieder der Grande Chapelle des Erzherzogs.
  • Crispinus van Stappen erwirbt am 23. August 1504 den Status eines Kanonikers ohne Anwesenheitspflicht in Cambrai.
  • Sebastian Virdung hat von 1500 bis 1507 die Kaplanei der Burg Stahleck bei Bacharach inne.
  • Marco Dall’Aquila bittet im Herbst in Briefen an die Führung und die Ratsversammlung des Stadtstaats Venedig (Serenissimi Principi und Sapientissimi Consiglio) um ein zehnjähriges Privileg, seine noch nicht im Druck erschienenen Lautenstücke selbst zu veröffentlichen, die er „mit der größten Mühe und nicht nur mittelgroßen Kosten“ geschaffen habe. Das Privileg erhält er am 11. März 1505, scheint aber keinen Gebrauch davon gemacht zu haben.
  • Antoine Brumel wird ungefähr ab Ende 1504 von der Familie d’Este in Ferrara umworben. Er soll für ihre berühmte und hochrangig besetzte Hofkapelle gewonnen werden.
  • Marco Cara steht seit 1495 und bis 1525 als Lautenvirtuose im Dienst der Familie Gonzaga in Mantua, die zu seiner Zeit Künstler aller Richtungen fördert.
  • Lodovico Fogliano taucht, nachdem Josquin Desprez in Ferrara die Position des Hofkapellmeisters eingenommen hat, 1503 und 1504 wieder in den Besoldungslisten der Hofkapelle des Herzogs Ercole I. d’Este auf.
  • Johannes Ghiselin ist Mitglied der Hofkapelle von Herzog Ercole I. d’Este in Ferrara. Als Josquin Desprez im Frühjahr Ferrara verlässt und Jacob Obrecht für den Posten des maestro di cappella gewonnen werden kann, ist es – auf Grund von Briefen – wohl Ghiselin, der Obrecht im Herbst 1504 nach Ferrara begleitet.
  • Heinrich Isaac lebt von 1502 bis 1506 wieder überwiegend in Florenz, wo er 1502 und 1504 an das Spital Santa Maria Nuova Einzahlungen für eine eigene Rente und für seine Ehefrau macht.
  • Jacob Obrecht, der sich bei seiner Italienreise 1503/04 möglicherweise erst in Rom aufgehalten hat, vielleicht an der Hofkapelle von Papst Julius II. (Amtszeit 1503–1513), reist im September 1504 nach Ferrara, obwohl dort im Juli 1503 die Pest ausgebrochen ist, was sogar zum Wegzug des Hofs aus der Stadt geführt hat. Dort wird er, nachdem Josquin Desprez die Stelle aufgegeben und ebenfalls die Stadt verlassen hat, dessen Nachfolger als Hofkapellmeister.
  • Ein komponiertes Credo von Giordano Passetto wird 1504 vom Botschafter Ferraras in Venedig an Herzog Ercole d’Este nach Ferrara gesandt, mit der Bemerkung, „er sei sehr begabt in diesen Dingen“. Kurz darauf folgten die restlichen Teile der Messe Mirabile zovene.
  • Bartolomeo Tromboncino ist nach Aufenthalten in Vicenza und in Casale von 1501 bis 1512 in Mantua tätig.
  • Francisco de la Torres Rang in der Kathedrale von Sevilla wird am 30. September 1504 mit dem eines „compañero“ beschrieben, der auf der Stufe eines Präbenden, eines Präbendenempfängers stand. Er hält diese Stellung und seinen Rang bis zu seinem Tode im Februar 1507, der wahrscheinlich auf Grund der Pest erfolgt.
  • Der San-Lorenzo-Palimpsest entsteht. Er ist ein auf 111 Pergament-Blättern handgeschriebenes Palimpsest, der einerseits Listen von Immobilienkäufen und -vermietungen enthält, die heute noch lesbar sind. Andererseits ist tiefer darunter – zwar teils sichtbar, aber mit bloßem Auge nicht entzifferbar – eine Beschriftung früherer Zeit zu sehen. Damit ist eine Sammlung von über 200 weltlichen Kompositionen erhalten geblieben, die zur Hälfte Unica darstellen und nur in diesem Schriftstück zu finden sind. Er gibt so einen Einblick in das florentinische Musikleben des Trecento. Die Notenniederschrift aus der Epoche der Ars nova stammt aus einer Hand und führt zwei- bis drei-stimmige, polyphone Balladen, Madrigale und Caccias aus einem halben Jahrhundert in italienischer und französischer Sprache zusammen. Es handelt sich um eine Sammlung von Musikstücken bekannter Komponisten wie Jacopo da Bologna, Francesco Landini, Paolo da Firenze (ca. 1355–1436) und Antonio Zacara da Teramo (1350/1360–1416). Neben einigen anonymen Kompositionen enthält die Notensammlung darüber hinaus auch Werke des Musiktheoretikers Ugolino da Orvieto (ca. 1380–1457) sowie der beiden geachteten Florentiner Musiker Giovanni (ca. 1360–1426) und dessen Sohn Piero Mazzuoli, von denen sonst nirgends Noten erhalten geblieben sind. Der Palimpsest wird heute im Archiv des Capitolo di San Lorenzo unter der Archiv-Nummer Ms. 2211 in Florenz aufbewahrt.

Musiktheoretische Schriften

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Geburtsdatum gesichert

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  • 04. Februar: Philipp Gallicius, reformierter Theologe, Kirchenlieddichter und Reformator des Engadins († 1566)


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