Nikolaus Leopold zu Salm-Salm

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Nikolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm, Herzog von Hoogstraeten, Wild- und Rheingraf (* 25. Januar 1701 in Nancy; † 4. Februar 1770 auf Schloss Hoogstraeten bei Antwerpen) war ein Spross des weitverzweigten Adelshauses Salm. Er erlangte durch Erbschaften, Beziehungen und geschickte Verhandlungen die Aufnahme in den Reichsfürstenstand, die Landesherrschaft über das Fürstentum Salm-Salm in den Vogesen und den Besitz einträglicher Ländereien.

Seine Ahnen stammten von den reichsunmittelbaren Wild- und Rheingrafen ab, Nachkommen der seit dem 11. Jahrhundert nachweisbaren Grafen zu Salm. 1623 wurde Graf Philipp Otto zu Salm, Wild- und Rheingraf, in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben. Somit wurde ein Familienzweig zu Fürsten zu Salm erhoben. Sie erhielten 1654 als souveräne Fürsten Sitz und Virilstimme im Reichsfürstenkollegium. Durch Heirat gelangten sie 1645 in den Besitz der Herrschaft Anholt in Westfalen.

Erbschaft des Herzogtums Hoogstraeten bei Antwerpen

Palais du Coudenberg

Nikolaus Leopolds Großmutter, Marie Gabrielle Lalaing (ca. 1640–1709), war die letzte Nachfahrin der Grafen von Hoogstraeten in Brabant. 1657 hatte sie den Wild- und Rheingrafen Karl Florentin (1638–1676) geheiratet, den Trendsetter der Rheingrafenhose. Ihr Sohn Wilhelm Florentin (1670–1707) ehelichte Maria Anna von Mansfeld (1680–1724). Als ihr Erstgeborener trat Nikolaus Leopold das Erbe der zum Herzogtum erhobenen Grafschaft Hoogstraeten an. Den Grafen von Hoogstraeten hatte einst auch das Stadthaus von Hoogstraeten in Brüssel gehört, aus dem der spätere Palast von Coudenberg hervorging. Heute bilden die historischen Reste des 1731 abgebrannten Palastes eine archäologische Stätte. Sie liegt unter dem Place Royale, der Rue Royale und einigen sie umgebenden Gebäuden. Der Palast war eine der Hauptresidenzen Karls V. in Brüssel gewesen.

Erbschaft Grafschaft Salm mit Residenz Schloss Anholt in Westfalen

Residenz Schloss Anholt in Westfalen

Am 25. März 1719 heiratete Nikolaus Leopold als 18-Jähriger auf Schloss Anholt seine Verwandte Dorothea Franziska Agnes von Salm (1702–1751). Damit wurde er abermals erbberechtigt. Seine 17-jährige Ehefrau war die älteste Tochter des Fürsten Ludwig Otto zu Salm und der Fürstin Albertine Johanna, einer Prinzessin von Nassau-Hadamar (1679–1716). Da sie nur weibliche Nachkommen hatten, endete mit seinem Schwiegervater dessen altfürstliche Linie Salm im Mannesstamme. Durch seine Hochzeit wiedervereinte Nikolaus Leopold beide Zweige des Adelshauses zu Salm, der Rhein- und Wildgrafen. Nach dem Tod des Schwiegervaters erbte er dessen Grafschaft Salm in den Vogesen. Am 14. Januar 1739 erfolgte seine Aufnahme in den Reichsfürstenstand. Seine Residenz war die Herrschaft Anholt. Am 6. Januar 1740 wurde er erblich-niederländischer Herzog von Hoogstraeten. 1743 verlieh ihm der Kaiser den erblichen Titel eines Fürsten zu Salm-Salm. Seitdem lautet der offizielle Titel Fürst zu Salm, Fürst zu Salm-Salm, Wild- und Rheingraf.

Obrist und erster Führer des Regiments Graf Salm von 1738 bis 1739

Als der polnische König August II. im Jahre 1733 starb und dadurch der Polnische Erbfolgekrieg ausbrach, sah sich Österreich genötigt, neue Truppen aufzustellen. Mit Patent durch Kaiser Karl VI. vom 4. November 1733 stellte der Präsident des Hofkriegsrates, Prinz Eugen von Savoyen, einen Bestallungsbrief für Truppenaushebungen an Nikolaus Leopold Reichsgraf von Salm aus. Er erhielt die Order, ein Regiment von 2300 Mann aufzustellen. Dieses Regiment hieß, gemäß den damaligen Gepflogenheiten, „Regiment Graf Salm“. Von 1733 bis 1734 diente Nikolaus Leopold Rheingraf von Salm hier als erster Obrist. Im Jahr 1769 wurde die bisherige Praxis, die Regimenter nach ihrem Inhaber zu benennen, ergänzt durch eine ständige Nummerierung. Das Regiment erhielt die Nummer 14 zugewiesen.

Erbschaft Fürstentum Salm-Salm mit Residenz Senones in den Vogesen

Fürstentum Salm-Salm mit Residenz Senones in den Vogesen

Nikolaus Leopold führte weiter Verhandlungen um seine Erbansprüche am Hause Lothringen mit Ludwig XV. Der hatte seinerseits seinen polnischen Schwiegersohn Stanislaus I. Leszczyński zum Herzog von Lothringen gemacht, indem er mit Maria Theresias Ehemann Franz Stephan von Lothringen (1708–1765) das Herzogtum Toskana mit dem Herzogtum Lothringen tauschte. Seine Erbansprüche an Teilen des Herzogtums Lothringen ließ Nikolaus Leopold fallen, als Ludwig XV. 1751 die Erhebung der Grafschaft Salm (Obersalm) zum Fürstentum Salm-Salm als eine vom französischen Staatsgebiet umschlossene Exklave des Heiligen Römischen Reichs anerkannte.

Sonstige Ehrungen

Neben anderen wurde Nikolaus Leopold 1754 vom Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannt, im gleichen Jahr auch zum Gouverneur zu Antwerpen.

Familienaufbau

Zeitgleich widmete Nikolaus Leopold sich der Sicherung seiner eigenen Dynastie und wurde Vater von 18 ehelichen Kindern. Das jüngste Kind, Wilhelm Florentin von Salm-Salm, wurde 1793/1794 Erzbischof von Prag. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Dorothea Franziska Agnes von Salm (1702–1751) heiratete Nikolaus Leopold in zweiter Ehe ihre fünf Jahre jüngere Schwester Christina Anna Louise Oswaldina Prinzessin von Salm (1707–1777), Witwe des Erbprinzen Joseph von Hessen-Rheinfels-Rotenburg (1705–1744).

Sein Testament

Da sich Nikolaus Leopold um den Fortbestand seiner Dynastie sorgte, setzte er ein umfangreiches Testament auf und bestimmte unter anderem seine zweite Ehefrau, die Stiefmutter der erbberechtigten Söhne, zur Testamentsvollstreckerin. Dass sein erstgeborener Sohn Ludwig Karl Otto, der spätere 2. Fürst zu Salm-Salm (1721–1778), in den geistlichen Stand eingetreten war, ließ ihn befürchten, dass seine Besitztümer nach dessen Tod zu Kirchenbesitz würden. Daher verfügte er in seinem Testament ein Hausgesetz, einen Fideikommiss, wonach er dem zweitgeborenen Sohn Maximilian Friedrich Ernst Prinz zu Salm-Salm (1732–1773) den ersten Platz in der Erbfolge zuwies. Der erstgeborene Ludwig Karl Otto trat aber vor dem Erbfall aus dem geistlichen Stand wieder aus und heiratete als 54-Jähriger, drei Jahre vor seinem Tod, am 30. Mai 1775 die 28-jährige Marie Anne Felicite Gräfin von Horion (* 12. Mai 1743, † 9. Mai 1800 in Senones). Die beiden Brüder führten vor dem Kaiser in Wien einen langen Rechtsstreit um das Erbe und das Testament ihres Vaters. Einige der anderen zahlreichen Geschwister bezogen wechselnde Positionen in dieser Auseinandersetzung, die darin gipfelte, dass Bewaffnete in die Residenzstadt Senones einmarschierten. Durch den sogenannten Pariser Bruderfrieden vom 3. Juli 1771 wurde der Rechtsstreit schließlich außergerichtlich beigelegt. Maximilian Friedrich Ernst erbte Titel, Rechte und Einkünfte des Herzogs von Hoogstraeten. Er starb fünf Jahre vor seinem älteren Bruder Ludwig Karl Otto. Letzterer starb am 29. Juli 1778 ohne direkten männlichen Erben. Konstantin zu Salm-Salm, der Sohn Maximilians, wurde als Herzog von Hoogstraeten nunmehr Erbe seines kinderlos verstorbenen Onkels Ludwig Karl Otto und damit 3. Fürst zu Salm-Salm. Im Verlauf der Französischen Revolution wurde das Fürstentum Salm-Salm von Frankreich besetzt (1789) und annektiert (1793). Ebenso erging es 1810/11 dem Fürstentum Salm, in dem Nikolaus Leopolds Enkel Konstantin ab 1802/03 regiert und 1806 sogar die Souveränität erlangt hatte.

Siehe auch

Literatur