Nina Niss-Goldman

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nina Niss-Goldman

Nina Iljinitschna Niss-Goldman (russisch Нина Ильинична Нисс-Гольдман, wiss. Transliteration Nina Il'inična Niss-Goldman; * 19. Septemberjul. / 1. Oktober 1892greg. in Rostow am Don; † 30. Januar 1990 in Moskau) war eine russische Bildhauerin und Malerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nina Niss-Goldman, Akademie der Schönen Künste in Rom, Ausweis. 1926

Nina Niss-Goldman entstammte der Familie des Mediziners Ilja Ryndsjun, eines namhaften Spezialisten für Wasser- und Lichtheilkunde, der in Rostow am Don ein Sanatorium betrieb.[1] Sie war die jüngste von drei Töchtern. Ihr jüngerer Bruder Wladimir war der spätere Exilschriftsteller und Filmproduzent A. Wetlugin bzw. Voldemar Vetluguin. Als Sechzehnjährige ging Niss-Goldman 1909 nach Paris zum Studium der Bildhauerei, wahrscheinlich an die von Marie Vassiljeff gegründete sogenannte Académie Russe. Es ist denkbar, dass sie auch die Académie de la Grande Chaumière besuchte, wo Antoine Bourdelle unterrichtete, den sie später als ihren Lehrer bezeichnete.[2]

Nach 1920 lehrte Niss-Goldman als Professorin am Moskauer Kunstinstitut Wchutemas (ab 1927 bis zu seiner Schließung „Wchutein“). 1924 war sie eine der Mitbegründerinnen der Künstlervereinigung Vier Künste, russ. Tschetyre iskusstwa, der auch die drei Jahre ältere Vera Muchina angehörte, ebenso Anna Ostroumowa-Lebedjewa, Martiros Sarjan, Kusma Petrow-Wodkin, Wladimir Faworski, Alexei Schtschussew und der ihr besonders nahestehende Lew Bruni.

Im Jahr 1926 reiste Niss-Goldman nach Italien, wo sie zwei Jahre an der Akademie der Schönen Künste in Rom verbrachte.

Während des Großen Terrors der 1930er Jahre wurde ihr Mann, der Mathematiker Alexander Goldman, von der Geheimpolizei abgeholt und kehrte nicht zurück. Niss-Goldman heiratete nicht wieder. Ihre Tochter, die Architekturhistorikerin Niss Alexandrowna Pekarjewa, geb. 1913, starb im Jahr 1984. Niss-Goldman war in ihren letzten Lebensjahren das älteste Mitglied des sowjetischen Künstlerverbands. Von den üblichen staatlichen Ehrenbezeichnungen erhielt sie keine.

Nina Niss-Goldman starb in Moskau und wurde auf dem Preobraschenskoje-Friedhof beigesetzt.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Atelier von Nina Niss-Goldman in Moskau
Büste von Alexander Solschenizyn, Gips, 1960er Jahre
Nina Niss-Goldman – Stillleben mit Blumen. Leinwand, Öl, 40 × 60 cm

Von Niss-Goldmans Frühwerk ist nichts erhalten. Die älteste Arbeit im Besitz eines Museums ist offenbar ihr Porträt des Dichters Waleri Brjussow aus dem Jahre 1924. Büsten machen den größten Teil ihres Œuvres aus, wobei sie sich wie alle sowjetischen Künstler zu Beginn der 1930er Jahre unter offiziellem Druck von der Avantgarde abwandte und naturalistische Porträts schuf. Der Großteil dieser Arbeiten entstand in staatlichem Auftrag, und so sind Lenin- und Stalinbüsten darunter und ein Porträt des Chefs der Geheimpolizei, Menschinski, das noch in der sowjetischen Fachliteratur der 1970er Jahre als beispielhaft hervorgehoben wurde.[3] Daneben umfasst ihr Werk zahlreiche Porträtbüsten von Schriftstellern und Künstlern ihrer Epoche, darunter eine von Andrei Platonow, sowie Kleinplastiken. Zu Beginn der 1960er Jahre schuf Niss-Goldman eine Büste Alexander Solschenizyns. Nachdem dieser erneut in Ungnade gefallen war und als Staatsfeind angesehen wurde, erhielt sie keine weiteren Aufträge mehr.

Neben der Bildhauerei widmete sich die Künstlerin auch leidenschaftlich der Malerei. Die Kritiker schätzen ihre Stillleben in Öl auf Leinwand, von denen sich viele in Privatsammlungen in Russland, Italien und Deutschland befinden. Im Jahr 2020 nahm die Tretjakow-Galerie ein Selbstporträt von Nina Niss-Goldman (Leinwand, Öl, 70 × 64 cm) als Geschenk der Sovart-Galerie an.

Roman und Verfilmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niss-Goldman hatte ihr Atelier im sogenannten „Künstlerstädtchen“, einem konstruktivistischen Gebäudekomplex der 1930er Jahre an der Straße Obere Maslowka, in unmittelbarer Nähe des Stadions Dynamo in Moskau. Dort lebte sie auch die meiste Zeit bis zu ihrem Tode. Der Roman Na Werchnjej Maslowke (An der Oberen Maslowka) von Dina Rubina handelt unter Verwendung fiktiver Namen von ihren letzten Lebensmonaten, ihren nach Frankreich zurückreichenden Erinnerungen und dem Verhältnis zu ihrem Mitbewohner, einem jungen Theaterwissenschaftler.[4] 2004 wurde der Roman verfilmt, mit Alyona Babenko in der Rolle Niss-Goldmans.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nina Niss-Goldman – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Статьи, очерки, зарисовки. In: rostovbereg.ru. Abgerufen am 8. Mai 2024 (russisch, Zu Ryndsjuns Sananatorium und den Wohnhäusern der Familie in Rostow am Don siehe diesen bebilderten Aufsatz).
  2. НИСС-ГОЛЬДМАН Н. И. NISS-GOLDMAN Nina. In: maslovska.org. Abgerufen am 8. Mai 2024 (russisch, Die Niss-Goldman gewidmete Seite enthält eine Reihe von Fotos, darunter auch eines, das sie laut Bildunterschrift mit Kommilitonen an der Académie Russe zeigt).
  3. R. J. Abolina, B. V. Vejmarn e. a.: Sovetskoe izobrazitel'noe iskusstvo 1917-1941, Iskusstvo, Moskau 1977, S. 118 u. Abb. 210.
  4. Dina Rubina: Na Verchnoj Maslovke, Ėksmo, Moskau 2014, ISBN 978-5-699-49156-8.
  5. Na Verkhney Maslovke. In: imdb.com. Abgerufen am 8. Mai 2024.