Nordfriesland
Die Region Nordfriesland (plattdeutsch: Noordfreesland, dänisch: Nordfrisland, friesisch: Nordfraschlönj/Nordfriislon/Nuurdfriisklun) liegt im Nordwesten Schleswig-Holsteins und bezeichnet das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Nordfriesen. Das Siedlungsgebiet ist etwa ein Drittel kleiner als der 1970 gebildete Kreis Nordfriesland,[1] der auch Teile der jütisch besiedelten schleswigschen Geest umfasst.
Geschichte
In zwei Schüben wanderten Friesen aus dem Süden nach Nordfriesland ein. Im achten Jahrhundert besiedelten sie vor allem die Inseln Helgoland, Sylt, Föhr, Amrum und vermutlich Teile Eiderstedts. Die Marsch wurde in einer zweiten Auswanderungswelle um die Jahrtausendwende in Besitz genommen. Nach mehreren Sturmfluten siedelten Friesen auch auf der Geest an.[2]
Die Region Nordfriesland umfasst – grob gesehen – den Küstenstreifen zwischen den Flüssen Eider und Vidå an der deutsch-dänischen Grenze,[3] die Nordfriesischen Inseln und Halligen sowie das angrenzende Wattenmeer. Nordfriesland wurde erstmals 1424 urkundlich erwähnt.[4] Die friesisch besiedelten Harden waren im Mittelalter in den Uthlanden zusammengeschlossen und hatten ein eigenes Friesisches Recht (die Siebenhardenbeliebung). Genauer könnte man an Orts- und Flurnamen sehen, dass auch im Süden des heute dänischen Nordschleswig, insbesondere in der „Schluxharde“[5] (dänisch: Slogs Herred) Nordfriesen gesiedelt haben könnten.
Kultur
Die Anwendung und Pflege der Nordfriesischen Sprache besitzt in der Region einen hohen Stellenwert und wird von mehreren friesischen Vereinen und dem Nordfriisk Instituut unterstützt. Dazu gehört auch das Singen nordfriesischer Lieder. Heute sprechen noch etwa 10.000 Menschen einen der nordfriesischen Dialekte.[6] In diesem Zusammenhang brachten die Bahnunternehmen vor einigen Jahren auf ihren Bahnhöfen in Nordfriesland zusätzliche Bahnhofsschilder mit dem friesischen Ortsnamen an.
Einen Überblick über das Leben, den Alltag, die Sprache, Trachten und Bräuche der Inselfriesen gewährt das Carl-Haeberlin-Friesenmuseum in Wyk auf Föhr. Auf den Inseln, zum Beispiel Föhr und Amrum, ist insbesondere das Tragen von Trachten nach wie vor von hohem identitätsstiftendem Charakter. Besonders für den Tourismus kommt es aber auch zu einer Folklorisierung des Friesentums, die auf Kritik stößt.[7]
Bekannte Nordfriesen
- Der Maler Oluf Braren, 1787 in Oldsum auf der Insel Föhr geboren, war ein Vertreter der naiven Malerei.
- Der Maler Carl Ludwig Jessen, der im heutigen Niebüller Stadtteil Deezbüll geboren ist, gilt als der Friesenmaler.
- Nis Albrecht Johannsen der Jüngere, aus Deezbüll stammender Dichter und Lehrer, setzte sich für die nordfriesische Sprache ein.
- Theodor Mommsen, in Garding geboren, ist der bedeutendste deutsche Altertumsforscher des 19. Jahrhunderts.
- Jens Emil Mungard, ein das Sylter Friesisch pflegender Dichter, wurde in Keitum auf Sylt geboren
- Der Maler Emil Nolde (eigentlich Emil Hansen), dessen Biographie im heute zur Gemeinde Buhrkall gehörenden Nolde begann, nennt seinen Vater einen Nordfriesen. Er hat den längsten Lebensabschnitt in seiner friesischen Heimat in Seebüll nahe der Wiedau gelebt.
- Frederik Paulsen, Gründer von FERRING Pharmaceuticals und der Ferring-Stiftung.
- Friedrich Paulsen war ein deutscher Pädagoge und Philosoph.
- Friede Springer, geb. Elfriede Riewerts, 1942 in Oldsum auf der Insel Föhr geboren, ist eine deutsche Verlegerin und Witwe Axel Springers.
- Theodor Storm ist der bekannteste Schriftsteller aus Nordfriesland, er ist in Husum geboren.
- Ferdinand Tönnies, geboren in Oldenswort, war Mitbegründer der wissenschaftlichen Soziologie.
- Oskar Vogt, geboren in Husum, war einer der Pioniere der modernen Neurowissenschaften.
Literatur
- Albert Bantelmann, Rolf Kuschert, Albert Panten, Thomas Steensen: Geschichte Nordfrieslands. 2., durchges. u. aktualisierte Aufl., Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens, Heide in Holstein 1996 (= Nordfriisk Instituut, Nr. 136), ISBN 3-8042-0759-6.
- Andreas Ludwig Jakob Michelsen: Nordfriesland im Mittelalter: eine historische Skizze. Im königlichen Taubstummen-Institut, Schleswig 1828.
- Gregor Gumpert, Ewald Tucai (Hrsg.): Nordfriesland und seine Inseln. Ein literarisches Porträt. Wachholtz, Neumünster 2011, ISBN 3-529-06116-6.
- L. C. Peters: Nordfriesland Heimatbuch für die Kreise Husum und Südtondern. 1929 (Neudruck 1975)
- Nicolas Peters, Mathias Peters: Kaart van Noord-Friesland in Sleeswijk (Duitsland) in 1651 (links) en 1240 (rechts). Historische Landkarte aus dem Bestand des Nederlands Scheepvaartmuseum, Amsterdam. Husum 1664 (Kaart van Noord-Friesland in Sleeswijk [abgerufen am 24. Mai 2010] Originaltitel: FRISIA BOREALIS IN DVCATV SLESWICENSI sive FRISIA CIMBRICA Anno 1651; FRISIA BOREALIS IN DVCATV SLESWICENSI Anno 1240. Frisia Cimbrica Antiqu.). .
- J. A. Petersen: Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 3. Gedruckt durch C. Wäser, 1839.
- K. Sönnichsen: Der Kreis Husum Kleine Heimatkunde für Schule und Haus. Husum 1909.
- Thomas Steensen: Geschichte Nordfrieslands von 1918 bis in die Gegenwart. Neuausgabe, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2006 (= Geschichte Nordfrieslands, Teil 5; Nordfriisk Instituut, Nr. 190), ISBN 3-88007-336-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nordfriesischer Verein
- ↑ NDR Nordfriesisches Programm
- ↑ Nordfriesischer Verein
- ↑ Microsoft Corporation: Microsoft Encarta Professional 2003, Artikel: Nordfriesland (Region)
- ↑ Eventuelle friesische Siedlungen in der Schluxharde sind gegenwärtig Forschungsgegenstand des Historikers Albert Panten am Nordfriisk Instituut, hierzu gibt es aber noch keine Veröffentlichungen.
- ↑ Friisk Foriining
- ↑ Fiirsiien, radio, blees – Minderheitenmedien in Deutschland. Film, Medienbüro Riecken. http://www.youtube.com/watch?v=hLcZciFkG38