O. W. Fischer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. November 2016 um 19:44 Uhr durch Wolfgang J. Kraus (Diskussion | Beiträge) (→‎Filmografie (Auswahl)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

O. W. Fischer (* 1. April 1915 als Otto Wilhelm Fischer in Klosterneuburg, Niederösterreich; † 29. Januar 2004 in Lugano, Schweiz) war ein österreichischer Schauspieler.

O. W. Fischer (links) mit einem Teil des Teams von Verträumte Tage und L'aiguille rouge am Flughafen München Riem, 1950

Leben

Der Sohn des Juristen und späteren Hofrats Franz Karl Fischer und seiner Ehefrau Maria, geb. Schoerg, besuchte die Langstögergassen-Volksschule und das Gymnasium Klosterneuburg. Nach der Matura 1933 studierte er mehrere Semester Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien, bevor er 1936 an das Max Reinhardt Seminar wechselte, um dort Schauspielunterricht zu nehmen. Über das Theater in der Josefstadt, die Münchner Kammerspiele und das Deutsche Volkstheater unter Walter Bruno Iltz spielte er sich ans Burgtheater in Wien, dessen Mitglied er von 1945 bis 1952 war.

Filmrollen, in denen er ab 1936 auftrat, darunter ein stark antisemitischer Part in Wien 1910, brachten ihm 1944 einen Eintrag in Goebbels’ „Gottbegnadeten-Liste“ ein.

1950 gelang ihm mit der Titelrolle in Erzherzog Johanns große Liebe der Durchbruch im Nachkriegskino. Zur Zeit des deutschen Wirtschaftswunders avancierte O. W. Fischer neben Curd Jürgens zum bestbezahlten deutschsprachigen Kinostar.[1] In zahlreichen Filmen spielte er ein Liebespaar mit Maria Schell oder mit Ruth Leuwerik.

Seine distanzierte Spielweise und die monologhafte Sprache machten ihn in der zeitgenössischen deutschsprachigen Filmwelt unverwechselbar. Seine Vorliebe für grüblerische oder dämonische Gestalten wie den mythisch-tragischen Bayernkönig Ludwig II. oder den Hellseher „Hanussen“ faszinierten Kinobesucher wie Kritiker.[2] Zweimal führte er auch selbst Regie. 1957 sollte er mit dem Film My man Godfrey (Mein Mann Gottfried) eine Hollywood-Karriere beginnen, doch Fischer geriet in Konflikt mit dem dortigen Studiosystem. Und so wurde ihm nach wenigen Drehtagen bereits gekündigt; ersetzt wurde er durch David Niven. Fischer kehrte nach Deutschland zurück, wo er rasch an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte.

1942 heiratete er die aus Prag stammende Schauspielerin Anna (Nanni) Usell (1903–1985). Von 1949 bis 1952 hatte er ein Verhältnis mit der Schauspielerin Gustl Gerhards (Dreizehn unter einem Hut). Ab den 1960er Jahren lebte er in Vernate im Schweizer Kanton Tessin.

Fischer erkannte bereits in den 1960er Jahren, dass seine Glanzzeit wie auch die des deutschen Nachkriegsfilms vorbei waren.[2] Er spielte dennoch bis 1969 mehr oder minder erfolgreich in europäischen Filmen. Bis 1988 war er auch immer wieder in Fernsehspielen zu sehen, etwa 1970 in Arthur Schnitzlers Das weite Land. In seinen späten Jahren widmete er sich als Privatgelehrter und Etymologe der Philosophie und Theologie. Seine „Allhypnose“-Theorie legte er in Vorträgen und Büchern dar. O. W. Fischer starb 2004 in einem Krankenhaus im schweizerischen Lugano an Herzversagen.[2] Seine Urne und die seiner Ehefrau befinden sich in seinem Haus in Vernate.

Seinen Nachlass beherbergt seit 2009 das Österreichische Theatermuseum.[3]

Theaterrollen

Filmografie (Auswahl)

Porträts und Interviews
  • Das Künstlerporträt (1959; NWDR)
  • Die Rückkehr des O.W. Fischer (1968; ZDF)
  • Auferstehung in Lugano (1986; ZDF)
  • Ich möchte noch erwachsen werden (1990; BR)
  • Liebe, Tod und Teufel (1997; ORF)
  • Wortwechsel (1998; SWF)
  • O. W. Fischer im Gespräch mit Jürgen Fliege (2002; BR)
  • Spiegel der Gedanken (2004; ORF)

Auszeichnungen

Literatur

  • Herbert Holba: O. W. Fischer, Phänomen einer schauspielerischen Persönlichkeit. Wien 1964.
  • F.F.G.:…was mich ankommt, als Gesicht, Traum und Empfindung. Das denkwürdigste Interview von O. W. Fischer. Strom, Zürich 1977, ISBN 3-85921-038-6.
  • O. W. Fischer: Engelsknabe war ich keiner. Erinnerung an eine Jugend. Langen Müller, München 1986, ISBN 3-7844-2109-1.
  • Dorin Popa: O. W. Fischer. Seine Filme – sein Leben. Heyne, München 1989, ISBN 3-453-00124-9.
  • O. W. Fischer: Auferstehung in Hollywood. Texte. Österreichische Staatsdruckerei, ISBN 3-7046-0037-7.
  • O. W. Fischer: Ferner Klang. Texte. Hess, Ulm 1999, ISBN 3-87336-000-4.
  • O. W. Fischer: Meine Geheimnisse. Erinnerungen und Gedanken. Langen Müller, München 2000, ISBN 3-7844-2770-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. O.W. Fischers größte Kino-Erfolge. In: Spiegel Online. 3. Februar 2004, abgerufen am 28. November 2014.
  2. a b c Bilder einer Wirtschaftswunder-Karriere. In: Spiegel Online. 3. Februar 2004, abgerufen am 28. November 2014.
  3. Presseaussendung des Österreichischen Theatermuseums vom 24. Juli 2009
  4. Helmut Dietl: A bissel was geht immer. Unvollendete Erinnerungen, Hrsg. Tamara Dietl, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016, ISBN 978-3-462-04980-0
  5. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)