PDE-5-Hemmer

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Phosphodiesterase-5-Hemmer (auch Phosphodiesterase-V-Hemmer oder PDE-5-Hemmer) sind Substanzen, die das cGMP-abbauende Enzym Phosphodiesterase V hemmen und somit die Konzentration von intrazellulärem cGMP erhöhen. Sie verursachen unter anderem eine Erweiterung von Blutgefäßen (Vasodilatation). Phosphodiesterase-5-Hemmer wurden ursprünglich zur Behandlung der Angina Pectoris sowie von Bluthochdruck entwickelt, finden aber heute in der Therapie der erektilen Dysfunktion und in der Therapie der pulmonalen Hypertonie Anwendung. PDE-5-Hemmer sind verschreibungspflichtig.

Wirkmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phosphodiesterase-5-Hemmer sind Inhibitoren der Phosphodiesterase V, einem Enzym aus der Gruppe der Phosphodiesterasen. Phosphodiesterasen sind für den Abbau der intrazellulären Botenstoffe (Second Messenger) cyclisches Adenosinmonophosphat (cAMP) und cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) verantwortlich. Die Phosphodiesterase V ist in der Lage, selektiv cGMP abzubauen. cGMP seinerseits ist der Second Messenger, der durch den endothelialen Relaxationsfaktor Stickstoffmonoxid (NO) aktiviert wird und ist somit an der Relaxation von Blutgefäßen beteiligt. Da Phosphodiesterase-5-Hemmer die Inaktivierung von cGMP hemmen, führen sie zu einer Verstärkung der gefäßerweiternden Wirkung von Stickstoffmonoxid.[1]

Die Wirkung von Phosphodiesterase-5-Hemmern kann insbesondere in Geweben beobachtet werden, in denen die Phosphodiesterase V hauptsächlich auftritt. Dazu zählen neben der glatten Muskulatur der Blutgefäße, wo Phosphodiesterase-5-Hemmer zu einer Relaxation führen, auch das Lungengewebe und Thrombozyten.

Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erektile Dysfunktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von besonderem Interesse für die pharmazeutische Industrie ist die Indikation erektile Dysfunktion, die sich auf die relaxierende Wirkung auf die die Schwellkörper des Penis versorgenden Blutgefäße und einer damit erleichterten Erektion begründet. Allerdings wirken PDE-5-Hemmer in dieser Weise nur dann, wenn ein sexueller Reiz im Gehirn ausgelöst wird, der entsprechende Nervenimpulse verursacht und diese an das männliche Geschlechtsorgan weiterreicht.[2] Demnach wirken die Phosphodiesterase-5-Inhibitoren als Bindeglied zwischen sexueller Erregung und Erektion.

Lungenhochdruck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im Jahre 2009 konnte in einer randomisierten kontrollierten Doppelblindstudie am Beispiel von Tadalafil gezeigt werden, dass PDE-5-Hemmer in hoher Dosierung erfolgreich zur Behandlungen von pulmonaler Hypertonie (Lungenhochdruck) eingesetzt werden können.[3] Ähnliche Effekte wurden auch bei den anderen PDE-5-Hemmern beobachtet, und noch im selben Jahr erteilte die US-amerikanische FDA Zulassungen für diese Indikation.[4] In Deutschland sind Tadalafil und Sildenafil für die Behandlung des Lungenhochdrucks zugelassen.[5] Insbesondere im Rahmen der Covid-19-Pandemie wurden und werden PDE-5-Hemmstoffe vielerorts weltweit in der Intensivmedizin erfolgreich eingesetzt, was durch entsprechende Studien untermauert werden konnte.[6] Eine offizielle Empfehlung für die Verwendung wurde allerdings in Deutschland nicht ausgesprochen.[7]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die PDE-5-Hemmer haben eine Reihe von gemeinsamen Nebenwirkungen, wie z. B. Kopfschmerzen, Palpitationen, Nasenverstopfung, aber auch Kurzatmigkeit und, wenngleich selten, nachhaltige Schädigungen des Sehvermögens. Insbesondere Letztere sind aktuell Gegenstand intensiver Diskussionen.[8]

Substanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinsichtlich der Selektivität für die Isoform V der Phosphodiesterase kann unterschieden werden zwischen nichtselektiven Phosphodiesterase-Hemmern, wie den Methylxanthinen Coffein, Theophyllin und Theobromin, die unspezifisch verschiedene Phosphodiesterasen hemmen, und den selektiven Hemmern der Phosphodiesterase V, wie z. B. Sildenafil (Viagra, Revatio, Generika), Tadalafil (Cialis, Adcirca, Generika), Vardenafil (Levitra) und Avanafil (Spedra, seit April 2014 erhältlich).[9][10][11]

Wechselwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da Phosphodiesterase-5-Hemmer gefäßerweiternd wirken, können sie den Effekt von Blutdrucksenkern wie zum Beispiel von Calciumkanalblockern verstärken. Zudem können Virenhemmer, Antidepressiva und Antibiotika die Enzym-Struktur von PDE-5-Hemmern und damit die Wirksamkeit beeinflussen. Außerdem beschleunigen die Antiepileptika Carbamazepin und Phenobarbital den Abbau von Potenzmitteln.

Die Einnahme mit Nitraten und Stickstoffmonoxid-Donatoren wie Molsidomin und Amylnitrit führt zu einem Blutdruckabfall, der in Kombination mit PDE-Hemmern lebensgefährlich werden kann.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. D. Corbin: Mechanisms of action of PDE5 inhibition in erectile dysfunction. In: International Journal of Impotence Research. Band 16, S1, 2004, S. S4–S7, doi:10.1038/sj.ijir.3901205.
  2. Chelsea N. McMahon, Christopher J. Smith, Ridwan Shabsigh: Treating erectile dysfunction when PDE5 inhibitors fail. In: BMJ. Band 332, Nr. 7541, März 2006, S. 589–592, doi:10.1136/bmj.332.7541.589, PMC 1397768 (freier Volltext).
  3. Nazzareno Galiè, Bruce H Brundage, Hossein A Ghofrani, Ronald J Oudiz, Gerald Simonneau, Zeenat Safdar, Shelley Shapiro, R. James White, Melanie Chan, Anthony Beardsworth, Lyn Frumkin, Robyn J. Barst: Tadalafil therapy for pulmonary arterial hypertension. In: Circulation. Band 119(22), Juni 2009, S. 2894–2903, doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.108.839274, PMID 19470885.
  4. FDA approves Tadalafil for pulmonary hypertension. In: WCG FDAnews. 4. Juni 2009 (amerikanisches Englisch, fdanews.com).
  5. Bettina Wick-Urban: Pulmonale arterielle Hypertonie: Hochdruckarbeit im Lungenkreislauf. In: Pharmazeutische Zeitung. 17. März 2019, abgerufen am 14. August 2022.
  6. Hao Su, Chengquan Ma, Hongjun Li: Anti-infection mechanism of phosphodiesterase-5 inhibitors and their roles in coronavirus disease 2019 (Review). In: Experimental and therapeutic medicine. Band 21, April 2021, S. 320, doi:10.3892/etm.2021.9751.
  7. SARS-CoV-2/ Covid-19-Informationen & Praxishilfen für niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte. (PDF) Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V., 2022, abgerufen am 15. August 2022.
  8. expert reaction to study looking at risk of vision impairment and loss, and use of phosphodiesterase type 5 inhibitors. In: roundups for journalists. science media centre, 7. April 2022, abgerufen am 14. August 2022 (britisches Englisch).
  9. European public assessment report (EPAR) for Spedra - Avanafil (englisch), Website der europäischen Gesundheitsbehörde (EMA), abgerufen am 21. Februar 2014.
  10. Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit (deutsch). Website der europäischen Gesundheitsbehörde (EMA); abgerufen am 21. Februar 2014 (PDF; 81 kB).
  11. Erektile Dysfunktion – Neuer PDE5-Hemmer Avanafil. Website der Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ); abgerufen am 21. Februar 2014.