Papageitaucher

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Papageitaucher
Papageitaucher (Fratercula arctica)
Papageitaucher (Fratercula arctica)


Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Subclassis: Neukiefervögel (Neognathae)
Vorlage:Ordo: Regenpfeiferartige
(Charadriiformes)
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Wissenschaftlicher Name
Fratercula arctica
(Linnaeus, 1758)

Der vor allem auf Island und auf den Färöern, aber auch in anderen Gegenden der Arktis, Kanadas und Nordeuropas heimische Papageitaucher (lat. Fratercula arctica, isl./fär. lundi) gehört zur Familie der Alkenvögel (Alcidae).

Merkmale

Der Papageitaucher fällt durch sein schwarzweißes Federkleid und den bunten papageienartigen Schnabel auf. Die um die Augen liegende schwarze Zeichnung verleiht ihm ein clownartiges Aussehen.

Mit einer Körpergröße von ca. 30 cm und einer Flügelspannweite von ca. 60 cm ist er etwa so groß wie eine Taube. Er hat einen relativ dicken Kopf und einen kurzen Hals, wodurch er recht plump wirkt. Erwachsene Papageitaucher haben ein Gewicht von ca. 500 g. Die kräftigen Farben des bunten Schnabels verblassen im Winter ebenso wie die korallenroten Schwimmfüße, die dann gelblich blass werden. Die große, hornige Schnabelscheide wird zur Mauser abgeworfen und danach erneuert. Jungvögel haben einen kleineren dunkelgrauen Schnabel mit rötlicher Streifung.

Der Flug der Vögel wirkt etwas plump, trotzdem sind sie Zugvögel und fliegen im Winter bis nach Südafrika oder Neuseeland. An ihren Brutplätzen angekommen, versammeln sie sich in großen Schwärmen und drehen ihre charakteristischen Kreise, bis sie ins Meer hinabstoßen und sich dann den Beutefisch (zum Beispiel Hering) holen. Der Flügelschlag eines Papageitaucherschwarms ist sehr leise. Dabei erreichen die Vögel Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h, was die Vögel aber viel Kraft kostet, da ihre kurzen Flügel besser zum Tauchen geeignet sind.

Vorkommen

Papageitaucher sind zur Brutzeit hauptsächlich im Nordatlantik verbreitet. Das Brutgebiet erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung von der Bretagne über Island und die Färöer-Inseln bis nach Spitzbergen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts existierten sogar noch einige Brutplätze auf Helgoland. Der Bestand wird weltweit auf ca. 15 Millionen Vögel geschätzt. Außerhalb der Brutzeit leben die Tiere auf dem offenen Meer, bleiben vermutlich aber dem gewählten Partner ein Leben lang treu.

Papageitaucher gehören ebenso, wie ihre engen pazifischen Verwandten, dem Horn- und Gelbschopflund zu den Lunden, welche Bestandteil der Alkenfamilie sind.

Vorkommen in Island

In Island wird er besonders häufig auf Dyrhólaey, am Reynisfjall bei Vík í Mýrdal, auf dem Felsen Látrabjarg in den Westfjorden und auf der Insel Heimaey gesehen. Die Einheimischen fangen die recht wohlschmeckenden und leicht nach Fisch schmeckenden Vögel auch in Netzen. Jungen, aus dem Nest gefallenen Küken wird andererseits aber auf Heimaey auch ein warmes Zuhause über Nacht geboten. Die Jungtiere sind geschützt. Früher wurden die Vögel mit speziellen Hunden gejagt, die die Vögel fingen, jedoch nicht töteten. Diese Lundehunde haben viele anatomische Merkmale, die sie für die Jagd auf Lunde geeignet machen. Der Pagageitaucher gilt in Island als inoffizielles Wappentier.

Vorkommen auf den Färöern

Auf den Färöern wird der Lundi, wie ihn die Einheimischen nennen, auf dieselbe Art gefangen wie auf Island. Auch hier gelten sie als nationale Delikatesse und sind in Dosen erhältlich. Überall an den Steilfelsen hat der Lundi seine Kolonien. Besonders gut beobachten kann man ihn aus nächster Nähe (er ist nicht besonders scheu und lässt einen Menschen auf ca. 2 Meter herankommen) in dem färöischen Vogelparadies, der Insel Mykines. Beeindruckend ist der absolut lautlose Flug. Auf Mykines kann man auf den Klippen Schwärme der beim Landen etwas unbeholfenen Vögel an sich vorbeifliegen sehen ohne einen Ton zu hören. Siehe auch: färöische Vogelwelt

Sonstiges Vorkommen

Auf den Shetlandinseln werden die Papageientaucher Tammy Norie genannt.

Auch auf Skellig Michael, einer kleinen Felseninsel vor der westirischen Küste, brütet im Juni/Juli eine Kolonie Papageitaucher, in Irland werden sie Puffins genannt. Auch an anderen Stellen der irischen Küsten und Inseln finden sich Kolonien. Genau genommen ist puffin aber die Gattungsbezeichnung der Lunde, und der Papageitaucher heißt im Englischen eigentlich atlantic puffin oder common puffin.

In Schottland nisten Papageitaucher auf vielen vorgelagerten unbewohnten Inselns (z. B. Isle of May bei Edinburgh oder Lunga und Staffa in der hebridischen See) teilweise in großen Mengen (auf der Isle of May um die 40.000 Paare). Die größte Kolonie Großbritanniens befindet sich jedoch auf der entlegenen Inselgruppe St Kilda, westlich der Hebriden. Auch auf dem Festland sind sie an schwer zugänglichen Küstenabschnitten (Duncansby Head, bei John O'Groats oder Faraid Head bei Durness) zu finden.

Im Nordosten Englands findet sich auch eine große Papageitaucherkolonie auf den Farne-Inseln, nahe der Ortschaft Seahouses.

Auch die Isle of Man und die Kanalinseln beheimaten Kolonien.

Auf den Inseln vor der Küste Pembrokeshires, vor allem auf Skomer nisten sie regelmäßig.

In der Bretagne konzentriert sich der eher kleine Bestand in erster Linie auf die der Stadt Perros Guirec vorgelagerten Sept Iles.

Auf der anderen Seite des Atlantik in Neufundland und Labrador ist der „Puffin“ ein offizielles Symbol.

Auf der westnorwegischen Insel Runde befindet sich mit rund 100.000 Brutpaaren die südlichste Papageientaucher-Kolonie Skandinaviens. Weitere Brutkolonien liegen vor allem auf der Insel Røst auf den Lofoten, und vor der Varangerhalbinsel.

Auf Spitzbergen, Björnöya, Jan Mayen und auch in kleineren Kolonien in Grönland, sowie in Neufundland, Neuschottland, bis zum US-Bundesstaat Main ( Neuengland) nisten ebenfalls Papageitaucher.

Ernährung

Da Papageitaucher gute Taucher sind, leben diese von Fischen, wie Heringen, Sprotten, Sandaalen oder Lodden, die hauptsächlich von Jungtieren gefangen werden. Ältere Tiere bevorzugen Krebse und andere Krustentiere, deren Panzer sie mit dem kräftigen Schnabel problemlos aufbrechen können. Jungtiere werden mit dem Verlassen des Nestes nicht mehr gefüttert und müssen den Fischfang ohne Hilfe der Altvögel selbst erlernen. Den gefangenen Fisch tragen die Papageitaucher quer im Schnabel und können damit ihre Jagd ohne aufzutauchen fortsetzen. Dabei werden die Fische mit der Zunge gegen den Oberschnabel gedrückt bis die ganze Schnabellänge mit bis zu zehn Fischen gefüllt ist.

Fortpflanzung

Papageitaucher leben in Brutgemeinschaften und brüten dabei vereinzelt in natürlichen Höhlen, hauptsächlich aber in selbstgebauten Gängen unter der Grasnarbe, die mit dem Schnabel und den Krallen der Schwimmfüße gegraben werden. Die Höhlensysteme, bei denen sich auch mehrere Familien einen Eingang teilen können, haben einen Durchmesser von ca. 15 cm und können bis zu mehreren Metern tief sein. Das Nest befindet sich am Ende eines Ganges und erweitert sich zu einer kesselförmigen Höhle, in der auf trockenem Gras, Pflanzen und Federn ein ca. 65 bis 70 mm langes Ei bebrütet wird. Die Brutzeit beträgt ca. 35 Tage, beginnt aber teilweise erst einige Tage, nachdem das Ei gelegt wurde, und läuft dann sehr ruhig ab. Die Vögel verlassen während dieser Zeit ihre Höhle kaum. Die Funktion einer Brutgemeinschaft wird durch die Ammentätigkeit deutlich, die in der Regel von Jungvögeln vorgenommen wird, die selbst noch kein Ei gelegt haben. Wird eine Mutter z. B. bei der Jagd getötet, springt eine „Ersatzmutter“ ein, die das Brüten fortsetzt.

In den letzten Jahren ist jedoch bei vielen Kolonien (vor allem auf den britischen Inseln, und in der Bretagne) ein dramatischer Rückgang der Kükenzahlen festzustellen. Dies wird im allgemeinen mit den Auswirkungen des Klimawandels in Verbindung gebracht, da sich die Sandaale, die Hauptbeute der Papageitaucher durch die Meereserwärmung in kühlere Gewässer zurückziehen.

Commons: Papageitaucher – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder von Papageitauchern

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