Paradieskörner

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Paradieskörner

Paradieskörner

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Unterfamilie: Alpinioideae
Gattung: Aframomum
Art: Paradieskörner
Wissenschaftlicher Name
Aframomum melegueta
(Roscoe) K.Schum.
Illustration
Geerntete Kapselfrüchte.

Aframomum melegueta ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen gehört. Sie ist in Westafrika beheimatet und wird in vielen Gebieten Afrikas kultiviert. Paradieskörner, auch Guineapfeffer oder Meleguetapfeffer genannt, sind die getrockneten Samen, die als Gewürz verwendet werden.

Beschreibung

Aframomum melegueta wächst als ausdauernde krautige Pflanze mit einem für Ingwergewächse typischen Habitus und erreicht Wuchshöhen von 1,5 Meter. Es wird ein Rhizom als Überdauerungsorgan gebildet.

An der Basis der Pflanze werden rosafarbene oder weiße Blütenstände gebildet. Die Blüten sind zwittrig und zygomorph. Es werden bis zu 10 Zentimeter lange Kapselfrüchte gebildet. Die rehroten Samen sind etwa 2 Millimeter groß.

Herkunft

Aframomum melegueta stammt aus dem Gebiet vom tropischen Westafrika bis Uganda und Angola.[1] Sie wird lokal angebaut (besonders in Ghana), spielt aber im weltweiten Handel heute keine Rolle mehr.

Geschichte

Im Mittelalter gelangten Paradieskörner über den Landweg nach Nordafrika und von dort nach Europa, wo sie als Pfefferersatz wegen ihres geringeren Preises sehr beliebt waren.

Während der portugiesischen Kolonialexpansion im 15. Jahrhundert erreichte Joao Alfonso de Averiro Benin und brachte von dort 1486 den „Guinea-Pfeffer“ nach Lissabon.[2] Das Gewürz wurde zunächst in steigendem Umfang über den Seeweg gehandelt, verlor aber langfristig an Bedeutung, nachdem die portugiesischen Expeditionen Indien erreicht hatten und damit eine neue Möglichkeit zum Import von echtem Pfeffer eröffneten.

Verwendung

Paradieskörner haben einen pikant-scharfen, aber nicht brennenden Geschmack und ein angenehm würziges Aroma. Daher können sie als Gewürz dienen. Sie eignen sich vor allem für Schmorgerichte mit langer Kochzeit, wobei sie fast immer gemahlen eingesetzt werden.

In den europäischen Küchen werden Paradieskörner heute kaum verwendet, abgesehen von einigen wenigen altertümlichen Rezepten für Lebkuchen, Würste, Biere und Magenbitter. Jedoch werden Paradieskörner im Gin der Marke Bombay Sapphire verwendet. Mit Paradieskörnern gewürzte Speisen findet man heute vor allem in den Maghrebstaaten, insbesondere Marokko. In den westafrikanischen Ursprungsländern nutzt man sie außer zum Kochen auch in der Volksmedizin.

Taxonomie

Die Erstbeschreibung dieser Art erfolgte 1828 durch William Roscoe unter dem Basionym Amomum melegueta Roscoe.[3] Karl Moritz Schumann stellte sie 1904 unter dem Namen Aframomum melegueta (Roscoe) K.Schum. in die Gattung Aframomum.[4] Ein weiteres Synonym für Aframomum melegueta (Roscoe) K.Schum. ist Aframomum meleguetella K.Schum.[5][6]

Trivialnamen

Trivialnamen in unterschiedlichen Sprachen sind:[7][8]

  • Deutsch: Guineapfeffer, Meleguetapfeffer, Malagettapfeffer, Paradieskörner
  • Latein: Grana paradisi[9]
  • Arabisch: جوزة السودان, جوزة الشرق, Jouz as-Sudan, Jouz ash-sharq, Jouz al-Sudan, Gawz al-Sudan, Gawz al-shark, Jawz as-Sirk, Tin al-Fil, Khayrbûâ, Qâqullah dhakar
  • Englisch: Grains of paradise, Guinea grains, Melegueta pepper, Meleguetta pepper, Maleguetta-pepper, Alligator pepper
  • Französisch: Graines de paradis, Malaguette, Poivre de Guinée, Maniguette, Maniquette
  • Spanisch: Malagueta, Pimienta de malagueta
  • Estnisch: Melegeti aframon
  • Italienisch: Grani de Meleguetta, Maniguetta
  • Russisch: Rajskiye zyorna, Malagvet
  • Türkisch: Afrika kakulesi

Siehe auch

Literatur

  • J. M. Lock, J. B. Hall, D. K. Abbiw: The Cultivation of Melegueta Pepper (Aframomum melegueta) in Ghana. In: Economic Botany. Band 31, Nr. 3, 1977, S. 321–330 DOI:10.1007/BF02866884 (mit PDF-Datei).
  • H. M. Burkill: The useful plants of west tropical Africa, Volume 5: Families S-Z, 1985. online bei JSTOR.

Einzelnachweise

  1. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Aframomum - World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 13. August 2018.
  2. Ulrich Menzel: Die Ordnung der Welt. Berlin 2015, S. 304.
  3. William Roscoe: Monandrian plants of the order Scitamineae: chiefly drawn from living specimens in the botanic garden at Liverpool, arranged according to the system of Linnaeus with descriptions and observations. George Smith, Liverpool 1828, t. 98 (Erstbeschreibung und historische Abbildung bei biodiversity.org).
  4. Karl Moritz Schumann: IV. 46. Zingiberaceae. In: Adolf Engler (Hrsg.): Das Pflanzenreich. Heft 20, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1904, S. 204 eingescannt bei biodiversitylibrary.org..
  5. Aframomum melegueta bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  6. Aframomum melegueta im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  7. Paradieskörner (Aframomum melegueta [Roskoe] K. Schum.) bei Gernot Katzers Gewürzseiten.
  8. Aframomum melegueta bei Multilingual Multiscript Plant Name Database.
  9. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. 7 Bände, Frankfurt am Main 1968–1975, Band 5/1, S. 51.
Commons: Paradieskörner (Aframomum melegueta) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien