Peterskapelle (Spay)

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Ansicht von Südosten

Die katholische Peterskapelle in Spay (im Ortsteil Peterspay), einer Ortsgemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz, ist sehr wahrscheinlich ein romanischer Bau, der um 1300 eine gotische Umgestaltung erfuhr. In der Kapelle sind Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dem Apostel Petrus geweihte Kapelle wurde 1237 erstmals in einer Urkunde erwähnt. In dieser wird die Schenkung der einstigen adligen Eigenkirche an das Kloster Eberbach bestätigt.

1656 war die Kirche mit dem erweiterten Patrozinium Peter und Paul im Besitz des Martinsstifts in Worms. Damals wurde der Altar, wohl nach Beschädigungen während des Dreißigjährigen Krieges, neu geweiht, wie die Weihekreuze aus dieser Zeit belegen. Im Jahr 1804, unter der Franzosenzeit wurde die Kapelle der Pfarrkirche St. Lambertus unterstellt und bis 1810 für den Gottesdienst genutzt. In der Folgezeit verfiel die Kapelle.

1886 wurden erstmals Spuren gotischer Wandmalereien entdeckt. Nach der baulichen Instandsetzung der Kapelle ab 1919 wurden die Malereien 1931/32 freigelegt und von dem Kirchenmaler Hermann Velte sen. aus Darmstadt erstmals restauriert. 1950 wurden weitere Malereien freigelegt und es erfolgte eine erneute Restaurierung durch Hermann Velte jun.

1980 wurde die Kapelle unter Denkmalschutz gestellt und 1985 wurden umfassende Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes eingeleitet. 1996 begann man mit der Reinigung und Konservierung der Wandmalereien.

Westfassade

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude ist aus Bruchstein errichtet. Die Nordseite der Kapelle weist zwei spitzbogige Fenster auf, an der Südseite befindet sich eine rundbogige Nebenpforte. Die Westfassade gliedern ein Spitzbogenportal, das wie das darüber liegende spitzbogige Zwillingsfenster in eine von einem Spitzbogen überfangene Nische eingebettet ist. Ein kleines Fenster durchbricht den Dreiecksgiebel. Über dem westlichen Langhausjoch sitzt auf dem schiefergedeckten Satteldach ein sechsseitiger, vollständig verschieferter Dachreiter, den ein Pyramidendach krönt.

Die Außenmauern des Chors gliedern sechs Strebepfeiler mit schiefergedeckten Pultverdachungen. Die Wandflächen der Chorsegmente sind von Spitzbogenfenstern durchbrochen.

Innenraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Peterskapelle ist als Saalkirche angelegt, 15 Meter lang und sechs Meter breit. Das Langhaus ist mit einer flachen, mehrfach erneuerten Holzdecke gedeckt. Die heutige Decke wurde 1998 eingezogen. Der Chor schließt mit einem Fünfachtelschluss und wird – wie das rechteckige Chorjoch – mit einem Kreuzrippengewölbe gedeckt. Dort sind die Reste einer Piscina (rechts hinter dem Altar) und einer Sakramentsnische (in der Nordwand) erhalten.

Wandmalereien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiliger Christophorus

Die Wandmalereien in der Kirche werden in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.

Zwischen den beiden Fenstern der Nordwand ist der heilige Christophorus als drei Meter großer Riese dargestellt, der Christus in Gestalt eines Kindes auf seinen Schultern trägt. Er wird als einer der Vierzehn Nothelfer verehrt. An seinen Seiten stehen zwei wesentlich kleinere Figuren, einer mit einem Schwert (links) und der andere mit einer Hellebarde (rechts), die vor allem die übermenschliche Größe des Heiligen unterstreichen sollen. Neben dem rechten Fenster ist oben die heilige Katharina von Alexandrien mit den Attributen ihres Martyriums, dem Schwert und dem Rad, dargestellt. Darunter stehen zwei Figuren, die linke trägt eine Hellebarde.

Christus als Weltenrichter

Auf der gegenüberliegenden Südwand ist das Jüngste Gericht dargestellt. In der Mitte thront Christus als Weltenrichter auf einem Regenbogen, zwei Schwerter kommen aus seinem Mund hervor. Auf seinen ausgebreiteten Händen und auf seinen Füßen sind die Wundmale der Passion zu erkennen. Zu seiner Rechten kniet Maria. Neben ihr wenden sich die Seligen einer Burg zu, dem Himmlischen Jerusalem. Zur Linken Jesu kniet Johannes der Täufer. Dahinter treibt ein Teufel mit einer Gabel die Verdammten zur Hölle, wo sie ein anderer Teufel erwartet. In der Szene darunter wird die Auferstehung der Toten dargestellt, die als kleine, nackte Figuren aus ihren Gräbern steigen und ihre Sargdeckel auf die Seite legen. Vier Posaune blasende Engel, zwei in der Mitte und zwei an den Rändern der Szene, verkünden das Weltgericht.

Gefangennahme Jesu

Auf der untersten Szene wird die Passionsgeschichte dargestellt, die nur noch teilweise erhalten ist und westlich der Nebenpforte mit dem Verrat des Judas und der Gefangennahme Jesu beginnt. Inmitten von Soldaten, die Rüstungen des frühen 14. Jahrhunderts tragen, ist Judas zu erkennen, der Jesus auf die rechte Wange küsst. Unter der Empore sind nur noch Fragmente der Kreuztragung, der Geißelung und der Kreuzigung erhalten.

Erzengel Michael wiegt die Seelen

An der Westwand sind noch Konturreste einer Kreuzabnahme zu erkennen. An der Nordwand der Empore ist eine Szene der Seelenwägung dargestellt. Die linke Waagschale ist mit Steinen gefüllt und fünf Teufel versuchen, sie nach unten zu ziehen. In der rechten Waagschale sitzt eine kleine nackte Figur, die jedoch schwerer wiegt. Ob die Figur neben der Waage als der Erzengel Michael zu deuten ist oder ob darin Christus selbst zu sehen ist, bleibt offen. Neben dieser Szene ist der heilige Martin dargestellt, der auf seinem Pferd sitzt und seinen Mantel mit einem Bettler teilt.

Auf der Südseite der Empore setzt sich die Schilderung des Jüngsten Gerichts fort. Hier ist der Höllenschlund zu erkennen, in dem Verdammte im Feuer schmoren und den eine Säule aufsperrt. Daran klammert sich ein doppelköpfiger Teufel mit Gesichtern an den Armen und am Gesäß. Außer dem Rachen ist von dem Kopf des Ungeheuers nur noch ein Auge erhalten.

Im Chor sind die Zwölf Apostel dargestellt. Die Namen darüber wurden bei der Restaurierung 1950 teilweise falsch ergänzt. Über dem Triumphbogen ist links die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt. Maria und das Jesuskind sind nur noch teilweise erhalten. Die rechte Darstellung eines Reiters, dessen Schild und Wappendecke mit einem weißen Kreuz versehen sind, wird als heiliger Georg interpretiert. Er gehört wie die heilige Katharina und der heilige Christophorus zu den Vierzehn Nothelfern.

Chorfußboden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tonfliesen aus dem 13. Jahrhundert

Im Chorraum sind Fliesen erhalten, die in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden und aufgrund ihrer Größe und Motive vermutlich aus der Werkstatt des Klosters Eberbach im Rheingau stammen. Da die noch in situ befindlichen Fliesen zumeist keiner geometrischen Ordnung folgen, geht man davon aus, dass es sich um eine Zweitverwendung handelt. Die Fliesen sind aus rotem, grauem und grauschwarzem Ton hergestellt und mit Mustern wie ein Adler in einem Kreis, ein Löwe, ein siebenzackiger Stern in einem Kreis, Lilien in einem Dreieck oder in den Ecken eines Quadrats versehen.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Peterskapelle ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Sie liegt in Peterspay[1], im Bereich der Ortsgemeinde Spay, Ortsausgang Richtung Boppard. Seit 2002 ist die Peterskapelle Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peterskapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Mayen-Koblenz. Mainz 2021[Version 2023 liegt vor.], S. 91 (PDF; 5,8 MB).

Koordinaten: 50° 14′ 57,8″ N, 7° 38′ 16,8″ O