Residenzmuseum

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Residenzmuseum (anhören/?) ist die Bezeichnung für die Schauräume der Münchner Residenz, die seit 1920 unter dem Namen Residenzmuseum zu besichtigen sind.

Königsbau der Münchner Residenz

Geschichte

Das Antiquarium, eines der größten Renaissance-Gewölbe Europas

Bereits zur Zeit Ludwig I. (reg.1825–1848) konnte der interessierte Bürger auf Voranmeldung (wenn das Königspaar nicht in der Residenz zugegen war) die Räumlichkeiten des Königsbaus besichtigen. Damit wollte der König seinen Untertanen bewusst seine Vorstellung von königlichem Wohnen vor Augen führen. Unter Prinzregent Luitpold (reg.1886–1912) war es bereits möglich, alle ungenutzten Teile der Residenz sowie die Alte Schatzkammer zu besichtigen und 1897 erschien schließlich der erste Führer durch die Residenz zu München.[1]

Nach der Revolution 1918 und dem Ende der Monarchie in Bayern gingen die Schlösser der ehemaligen Zivilliste in Besitz des Freistaates Bayern über. Unter ihnen befand sich auch die Münchner Residenz. Diese wurde dann seit 1920 Zug um Zug der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1937 umfasste die Residenz 157 zugängliche und nummerierte Schauräume, die in zwei Führungslinien zugänglich waren. Das Residenzmuseum war damit bis zur Zerstörung der Residenzanlage im Zweiten Weltkrieg das größte Raumkunstmuseum der Welt.

Nach Kriegsbeginn konnten große Teile des Mobiliars und auch Teile der Wandverkleidung ausgelagert werden. Dies machte eine Wiederherstellung der Anlage nach ihrer Zerstörung in den Jahren 1944 und 1945 möglich. Seit 1945 wurde dann unter Leitung von Tino Walz und dem Leiter der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung Rudolf Esterer versucht, die noch erhaltenen Teile zu sichern und bei der Bevölkerung für den Wiederaufbau der Residenz zu werben. Erst mit dem Einsetzen des Wirtschaftswunders zu Beginn der 50er Jahre konnte dann der Wiederaufbau in vollen Zügen durch Otto Meitinger beginnen. Im Zuge des 800-jährigen Stadtjubiläums München konnte dann 1958 das Residenzmuseum wiedereröffnet werden. Es bedurfte aber noch weiterer sieben Bauetappen, bis nach 45 Jahren der Wiederaufbau der Anlage und des Residenzmuseums vollendet werden konnte.

Das Residenzmuseum heute

Mit ca. 570.000 m³ umbauten Raum gehört die größte urbane Schlossanlage Deutschlands heute zu den bedeutendsten Kulturstätten Bayerns. Die von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreute Residenz beherbergt heute wieder eines der größten Raumkunstmuseen in Europa mit über 100.000 Kunstwerken. Das heutige Residenzmuseum zeigt mehr als 130 Schauräume. Eine Audioführung wird in sechs Sprachen angeboten.[2]

Die Hofkapelle

Der Zutritt zum Museum und der Schatzkammer erfolgt durch den Königsbau und den Königsbauhof am Trakt der Grünen Galerie. Die zweigeschossige Eingangsfassade der Grünen Galerie mit sieben Rundbogenfenstern im Königsbauhof ist ein Meisterwerk von Cuvilliés von 1730.

Heute präsentieren sich in den rund 130 Schauräumen Wohn- und Festräume aus 300 Jahren, sowie eine Reihe von Sammlungsräumen, in denen vor allem die Porzellan- u. Silbersammlungen sowie Reliquien und Paramente gezeigt werden. Festsäle, Prunkräume oder Hofkapellen bayerischer Herrscher vermitteln einen Einblick in historische Raumensembles verschiedener Epochen mit bedeutenden Exponaten weiterer Wittelsbacher Sammlungen beispielsweise von Miniaturen, Gemälden, antiken Skulpturen, Bronzeplastiken, Tapisserien, Möbeln, Uhren, Kerzenleuchtern und Lüstern.

Neben dem Antiquarium, der Alten Hofkapelle und den zahlreichen Prunksälen, den sogenannten Kaiserzimmern, den Reichen Zimmern und den repräsentativen Wohnräumen Ludwigs I., sind besonders die Porzellankammern, die neben Exponaten aus ganz Europa auch eine bedeutende Sammlung aus Ostasien umfassen, und das Miniaturenkabinett mit 129 Miniaturgemälden hervorzuheben. Die Miniaturensammlung mit weiteren Exponaten zählt zu den international anspruchsvollsten Kollektionen dieser Art und umfasst ein breites Spektrum an Miniaturen aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts. Ferner gibt es noch eine Reliquienkammer und die Silberkammer. Mit rund 4000 noch heute vorhandenen Stücken zählt die Silberkammer in der Residenz zu den umfangreichsten noch erhaltenen fürstlichen Silbersammlungen Europas. Die Ausstellung im St. Georgsrittersaal erinnert mit zentralen Bilddokumenten an die verschwundenen Wintergärten der bayerischen Könige Max II. und Ludwig II.

Die Schatzkammer im Königsbau sowie die Münzsammlung können getrennt besichtigt werden. Die Bronzesäle rund um den Vierschäftesaal sind dort gesondert zugänglich: Mit den im Erdgeschoss des Westflügels des Festsaalbaus seit dem Auszug der Ägyptischen Staatssammlung ausgestellten Bronzeplastiken aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert präsentiert das Residenzmuseum einen der reichsten Bestände europäischer Bronzekunst aus der Zeit des Manierismus und Frühbarock.

Der Herkulessaal, an dessen Stelle sich vor der Kriegszerstörung der imposante Große Thronsaal befand, sowie die benachbarten Säle im Festsaalbau sind seit Kriegsende nicht mehr Bestandteil des Residenzmuseums.

Wichtige Räume und Raumfolgen

Die Kaisertreppe
Die Ahnengalerie
Paradeschlafzimmer der Reichen Zimmer
  • Das Antiquarium: Der älteste erhaltene Raum der Münchner Residenz (1568–1571) und gleichzeitig einer der größten und prächtigsten Renaissancesäle nördlich der Alpen.
  • Der Grottenhof: Einer der zahlreichen Höfe, der aber nur durch einen Besuch des Residenzmuseums zugänglich ist. Er entstand 1581 bis 1589 im Anschluss an das Antiquarium als Gartenhof mit Brunnen. Der Grottenhof mit der Grottenhalle ist ein Hauptwerk des Manierismus in Deutschland.
  • Der Schwarze Saal: Er entstand 1590, im Südosten an das Antiquarium anschließend.
  • Die Reiche Kapelle: Die 1607 geweihte Kapelle war der private Andachts- und Gebetsraum des Kurfürsten.
  • Die Steinzimmer (ehem. Kaiserzimmer): Ab 1611 errichtete Raumfolge, im 17. Jahrhundert waren sie die größte und bedeutendste Raumfolge der Residenz. Die mit Goldfäden durchwirkten Behängen entstanden nach Entwürfen des Hofmalers Peter Candid.
  • Die Trierzimmer: Eine ab 1612–1616 errichtete Raumflucht und nach Clemens Wenzeslaus von Sachsen, Kurfürst und Erzbischof von Trier benannt, der hier häufig wohnte.
  • Der Kaisersaal, die Kaisertreppe, und der Vierschimmelsaal entstanden ursprünglich im Frühbarock, gleichzeitig mit den Steinzimmern.
  • Hofkapelle: Die doppelstöckige Hofkapelle entstand bis 1630.
  • Die Päpstlichen Zimmer: 1666/67 ließ Kurfürstin Henriette Adelaide das Appartement im Stil des Turiner Hochbarock neu gestalten, im 18. Jahrhundert nach einem Papstbesuch umbenannt.
  • Die Ahnengalerie und das Porzellankabinett: Ab 1726 durch den Hofarchitekten Joseph Effner errichtet.
  • Die Reichen Zimmer: Eine überaus prunkvolle Raumflucht von 1730 bis 1733/37 nach Plänen des Hofarchitekten François de Cuvilliés d. Ä. mit dem Paradeschlafzimmer und dem Miniaturenkabinett.
  • Die Grüne Galerie: Mit einer reich stuckierten und geschnitzten Raumausstattung, sie ist ebenfalls Bestandteil der Reichen Zimmer.
  • Die Kurfürstenzimmer: Eine ab 1746 durch Johann Baptist Gunetzrhainer im Rokoko ausgebaute Raumfolge.
  • Die Charlottenzimmer: Ab 1814 richtete sich Prinzessin Charlotte Auguste in diesen Räumen eine Wohnung im Stil des Empire ein.
  • Die Nibelungensäle: Sie entstanden ab 1828 im Königsbau mit bedeutender nazarenischer Monumentalmalerei.
  • Die Appartements des Königspaares: Die klassizistischen Appartements des Königs und der Königin entstanden ebenfalls mit dem Königsbau.

Allerheiligen-Hofkirche

Die neobyzantinische Allerheiligen-Hofkirche, errichtet 1826–1837 durch Leo von Klenze, ist zeitweise innerhalb des Museumsrundgangs an der Empore der Kirche vom Allerheiligengang aus einsehbar oder durch das Portal an der Ostseite am Marstallplatz zu betreten.

Cuvilliés-Theater

Das Cuvilliés-Theater (ehemals Residenztheater) ist eines der bedeutendsten Rokokotheater, das 1751–1753 an der Stelle des heutigen Neuen Residenztheaters erbaut wurde. Es befindet sich heute im sogenannten Apothekenstock des Festsaalbaus und ist nur gesondert am Brunnenhof zugänglich.

Literatur

  • Brunner, Herbert u. a.: Residenz München. Amtlicher Führer. München 1996.
  • Thoma, Hans und Kreisel, Heinrich: Amtlicher Führer des Residenzmuseums. München 1937.
  • Beil, Toni u. Meitinger, Otto u. Walz, Tino: Die Residenz zu München. Entstehung – Zerstörung – Wiederaufbau. München 1987.
  • Falthauser, Kurt (Hg.): Die Münchner Residenz. Geschichte – Zerstörung – Wiederaufbau. München 2006.

Weblinks

Commons: Schatzkammer Munich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Faltlhauser, S. 148
  2. residenz-muenchen.de: Informationen für Besucher

Koordinaten: 48° 8′ 25″ N, 11° 34′ 42″ O