Roger Caillois

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Roger Caillois, 1962

Roger Caillois (* 3. März 1913 in Reims; † 21. Dezember 1978 in Paris) war ein französischer Soziologe, Literaturkritiker und Philosoph.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er stand zunächst dem Surrealismus nahe. Caillois war unter anderem mit Georges Bataille 1935 Mitbegründer der antifaschistischen Gruppe Contre-Attaque, 1937 Mitbegründer des Collège de Sociologie, dessen Aufgabe es sein sollte, eine „Soziologie des Heiligen“ zu entwickeln. Die Begegnung mit der Argentinierin Victoria Ocampo bewog ihn, 1939 Frankreich zu verlassen. Während des gesamten Zweiten Weltkrieges hielt er sich in Argentinien auf, wo er den Widerstand gegen das Nazi-Regime unter anderem mit der Gründung der Zeitschrift Lettres françaises (1941) fortsetzte und daneben auch das Institut français de Buenos Aires gründete. Ab 1971 war Caillois Mitglied der Académie française.

Er beschäftigte sich unter anderem mit der Parallelität zwischen mineralogischen Formen und den Ausdrucksformen der menschlichen Vorstellungen. In Le Mythe et l'homme befasste er sich auch mit dem Phänomen des „mimétisme“, den für die Dialektik der Aufklärung von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno grundlegenden Begriff der Mimesis. Für Caillois steht er für die dem Lebendigen innewohnende Tendenz zur Regression ins Anorganische.[1]

Zudem hat er sechs fundamentale Eigenschaften eines Spiels definiert:

  1. Freiwillige Zusammenkunft der Spieler
  2. Spielen ist unproduktiv
  3. Räumlich und zeitlich begrenztes „Ereignis“
  4. Durch Regelwerk festgelegter Ablauf
  5. Man lebt während des Spiels in einer fiktiven Wirklichkeit
  6. Offener Ablauf und ungewisses Ende.

Caillois unterteilte 1958 in Les jeux et les hommes Spiele in vier Grundkomponenten, von denen bei vielen Spielen mehrere davon vorkommen:

Diese wiederum bestehen in unterschiedlichem Anteil aus den Komponenten paidia, der ursprünglichen Tendenz zu Freude und Improvisation, sowie ludus, der künstlich aufgebauten Erschwernisse und Reglementierungen des Spiels.[2]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stephan Moebius: Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie 1937–1939. UVK, Konstanz 2006, ISBN 3-89669-532-0.
  • Arnd Krüger: Die vier Gesichter des Homo ludens, in: Gerd Steins (Hrsg.): Spielbewegung – Bewegungsspiel. 100 Jahre Goßler'scher Spielerlaß. Forum für Sportgeschichte, Berlin 1982, S. 9–12.
  • Anne von der Heiden, Sarah Kolb (Hg.): Logik des Imaginären. Diagonale Wissenschaft nach Roger Caillois, Band 1: Versuchungen durch Natur, Kultur und Imagination. Berlin: August Verlag 2018, ISBN 978-3-941360-58-7.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Notizen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Breuer: Kritische Theorie. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 42 f.
  2. Roger Caillois: Die Spiele und die Menschen – Maske und Rausch. Matthes & Seitz, Berlin.
  3. Das Gespräch fand am 28. November 1978 statt, wenige Wochen vor Caillois' Tod, und erschien am 30. Dezember 1978 im Nouvel Observateur