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Rosenthal (Unternehmen)

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Rosenthal GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1879
Sitz Selb, Deutschland
Leitung Lotte Franch (CEO)
Mitarbeiterzahl 705[1]
Umsatz 74,96 Mio. EUR[1]
Branche Haushaltswaren
Website www.rosenthal.de
Stand: 31. Dezember 2018
Bodenmarke Rosenthal 1907
Rosenthal Ivory
E zwischen 2 Punkten ist die Jahreskennzeichnung für 1928
Rosenthal-Weihnachtsteller 1921, Entwurf von Jupp Wiertz
Verputzen von Rohgeschirren mit dem Schwamm im Werk Selb 1956.

Die Rosenthal GmbH (bis Januar 2010 Rosenthal AG) ist ein deutscher Hersteller von Porzellan, Glas und Keramik und anderen Haushaltswaren. Das Unternehmen gehört seit 2009 zum italienischen Konzern Sambonet Paderno Industrie. Am Markt für Besteck und Essgeschirr tritt Rosenthal mit seinen Marken sowie französischen und italienischen Marken des Konzerns als Arcturus Gruppe auf.[2]

Neben der Rosenthal GmbH bestehen die RAG Abwicklungs AG (vormals Rosenthal AG) und die RSH Abwicklungs GmbH (vormals Rosenthal Studio-Haus GmbH).

Die aus Werl (Nordrhein-Westfalen) stammenden Brüder Max und Philipp Rosenthal waren 1872 in die USA ausgewandert und erkannten dort einen Bedarf an bemaltem Porzellan. Sie kehrten nach Deutschland zurück und gründeten 1879 eine Werkstatt für Porzellanmalerei in Schloss Erkersreuth (Oberfranken), wozu sie Weißporzellan von der Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther im benachbarten Selb bezogen. Im sechs Kilometer entfernten Asch (Westböhmen) entstand von 1886 eine Porzellanfertigung, die von Max Rosenthal geleitet wurde.[3] 1891 wurde die Porzellanmalerei nach Selb verlegt und industrialisiert. Auch der Bruder Wilhelm Rosenthal wurde in dem Familienunternehmen tätig. 1897 gründete Rosenthal die Unternehmung Bauer, Rosenthal & Co. in Kronach, um sie anlässlich der Gründung der Philipp Rosenthal & Co. AG 1897 zurück in den heimischen Konzern zu holen. 1908 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Thomas in Marktredwitz sowie 1917 die Porzellanfabrik Zeidler & Co.,[4] die später als Marke Bahnhof Selb in Selb-Plößberg bekannt wurde und heute einer von zwei Sitzen des Porzellanikons ist.

1921 übernahm das Unternehmen die Krister Porzellan-Manufaktur in Waldenburg (Schlesien). Die Manufaktur ging 1945 verloren, die Marke wurde aber 1951 wiederbelebt. Erst 1971 erlosch sie endgültig.[5]

In der Zeit des Nationalsozialismus musste sich Philipp Rosenthal 1934 wegen seiner jüdischen Abstammung aus der Unternehmung zurückziehen. Vorstand und Aufsichtsrat wandten sich gegen Rosenthal und setzten verschiedene Maßnahmen um, durch welche verhindert werden sollte, dass Rosenthal seine Stimmanteile nutzen könnte, um die Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat zu verändern. So wurde die Gauleitung um Unterstützung gebeten und Aktien mit Stimmanteilen an Personen verkauft, die Rosenthal nicht wohlgesinnt waren.[6] Das NS-Regime ging jedoch nicht direkt gegen Rosenthal vor, um die Auslandsgeschäfte des Unternehmens nicht zu gefährden. Die leidlich verdeckte Arisierung machte sich Erbstreitigkeiten in der Familie zunutze und drängte auch den von Rosenthal zum Nachfolger ausersehenen Stiefsohn aus dem Unternehmen. Als ein Staatskommissar der Familie mit sofortiger Verhaftung drohte, unterzeichneten die Rosenthals den „Bayreuther Vertrag“ und büßten die Kontrolle über ihr Eigentum endgültig ein.[7] Philipp Rosenthals Tod 1937 ebnete seinen Enkeln und dem antisemitisch agierenden Vorstand endgültig den Weg. Seine Witwe Maria floh nach Südfrankreich, ihr Sohn Philip emigrierte nach England.[7]

Aktie über 1000 RM der Rosenthal-Porzellan AG vom 1. Oktober 1942

Im Jahr 1936 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Waldershof sowie die Porzellanfabrik Thomas in Weidenberg-Sophienthal. 1939 wurde die Rosenthal Isolatoren GmbH (RIG) mit Niederlassungen in Erkersreuth (Selb) und Hennigsdorf bei Berlin gegründet. 1939 wandelte sich die Unternehmung zur Rosenthal Porzellan AG. Als die am 27. März 1941 erlassene Verordnung über Firmen von entjudeten Gewerbebetrieben (RGBl. I 1941, S. 177) die Aufgabe des jüdischen Unternehmens- und Markennamens Rosenthal erzwang, intervenierte die „arische“ Geschäftsleitung über den Propagandaminister Joseph Goebbels und erhielt die Ausnahmegenehmigung, den jüdischen Namen behalten zu dürfen.[8]

Über verschiedene Stadien und Umstrukturierungen entstand der heutige Betrieb. 1965 wurde der einheitliche Name Rosenthal Glas & Porzellan AG gewählt und 1969 zu Rosenthal AG verkürzt.

Mit der Rückkehr des Juniors Philip Rosenthal aus dem Exil und seinem Eintritt in die Unternehmung 1950 gewann sie eine Pionierrolle im modernen Produktdesign. 1959 entwarf der Designer Hans Theo Baumann die bis in die 1970er Jahre millionenfach verkaufte Form Berlin. 1960 wurde in Nürnberg das Rosenthal Studio Haus eröffnet, woraus die erste Designladenkette der Welt hervorging.[9] 1972 gründete Philip Rosenthal überdies die Möbelmanufaktur Rosenthal Einrichtung in Espelkamp (seit 2009 philip Möbelmanufaktur GmbH; seit 2013 Marke der fröscher GmbH & Co. KG). In Zusammenarbeit mit Industriedesignern wie seinem Chefdesigner Björn Wiinblad, Raymond Loewy, Tapio Wirkkala, Elsa Fischer-Treyden, Timo Sarpaneva, Verner Panton und Luigi Colani entstand eine imposante Reihe von Produkten, von denen heute einige als Klassiker gelten.[10] Walter Gropius entwarf für Rosenthal das Teeservice TAC, 1963/64 das Rosenthal-Werk in Selb (Bauzeit 1964–1967)[11] und 1967 das Fabrikgebäude für das Thomas-Glaswerk in Amberg, die sogenannte „Glasmacherkathedrale“ (Bauzeit 1967–1970, heute Kristallglasfabrik Amberg).

Ab 1997 gehörte die börsennotierte Rosenthal AG zu 90 % dem britisch-irischen Waterford-Wedgwood-Konzern. Rosenthal stellte in Deutschland den Marktführer für hochwertiges Geschirr und Kunsthandwerk aus Porzellan und Glas dar und war im Verbund mit Waterford Wedgwood Weltmarktführer. Im Jahr 2000 übernahm das Unternehmen das Hutschenreuther-Werk B in Selb[12] und die Marke Hutschenreuther, unter der weiterhin Arbeiten von Gunther Granget produziert wurden.

Im Juni 2008 wurde öffentlich, dass Waterford Wedgwood aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten sein Rosenthal-Aktienpaket abstoßen wollte. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt ca. 1100 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen stand durch den anschließenden Zusammenbruch von Waterford Wedgwood vor der Zahlungsunfähigkeit und musste am 9. Januar 2009 Insolvenz anmelden. Das anschließende Insolvenzverfahren der Rosenthal AG wurde am 1. April 2009 durch das Amtsgericht Hof eröffnet.[13] Am 20. Juli 2009 wurde der Verkauf aller Produktionsstätten samt Markenrechten und Patenten an den italienischen Haushaltswarenhersteller Sambonet Paderno bekanntgegeben.[14] Die am 1. August 2009 gegründete Rosenthal GmbH bildet ein eigenständiges Unternehmen des Sambonet-Paderno-Familienkonzerns, dessen Eigentümer die Brüder Pierluigi und Franco Coppo sind.[15] Der Sitz blieb in Selb, Geschäftsführer wurde Pierluigi Coppo; er übergab die Geschäftsleitung 2021 an den Dänen Mads Ryder, der zuvor bei den Porzellanherstellern Royal Copenhagen und Lenox (USA) tätig war.

Das Rosenthal-Archiv, eine Sammlung mit rund 15.000 Exponaten und nicht verwirklichten Entwürfen aus 130 Jahren Firmengeschichte, wurde am 12. August 2009 von der von Wilhelm Wenning vertretenen Oberfranken-Stiftung für 1,3 Millionen Euro gekauft und als Dauerleihgabe dem von Karl Döhler vertretenen Porzellanikon zur Verfügung gestellt.[16] Darunter befinden sich nahezu sämtliche Produktentwürfe, von der Gründung des Unternehmens bis heute, sowie Originale, die von Künstlern wie Salvador Dalí, Andy Warhol, Wilhelm Wagenfeld und Walter Gropius gestaltet wurden.[17] Der Ausstellungsbereich wurde 2016 in dem 1969 stillgelegten Rosenthal-Brennhaus in Selb-Plößberg in einem 600 m² großen Raum mit einem imposanten Brennofen und 44 farbenprächtig dekorierten Glasfenstern neu inszeniert.[18]

  • Rosenthal studio-line, designorientiertes Geschirr und Kunstobjekte aus Porzellan und Glas
  • Rosenthal Tradition, klassisch gestaltetes Porzellan (früher Rosenthal Classic)
  • Rosenthal meets Versace, Luxusporzellan in Zusammenarbeit mit Versace, seit 1992
  • Thomas, designorientiertes Gebrauchsporzellan
  • Hutschenreuther, Haushalts- und Hotelgeschirr
  • Arthur Krupp, günstige Zweitlinie für die Gastronomie[19]
  • Arzberg, seit 2013
  • diVino by Rosenthal, Gläser
  • Kestner-Museum Hannover (Hrsg.): Rosenthal, hundert Jahre Porzellan. Ausstellung, Kestner-Museum, Hannover. Begleitschrift und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 29. April bis 13. Juni 1982. Unter Mitarbeit von Helga Hilschenz und Bernd Fritz. Union-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-8139-5604-0
  • Dieter Struß: Rosenthal. Service, Figuren, Zier- und Kunstobjekte. Battenberg, Augsburg 1995, ISBN 3-89441-211-9 (Englische Übersetzung 1997)
Commons: Rosenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Jahresabschluss zum 31. Dezember 2018 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Arcturus Group, Webseite der SAMBONET PADERNO INDUSTRIE S.P.A. (englisch/italienisch)
  3. Wolfgang Schilling: Rosenthal, Philipp. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 79 f. (Digitalisat).
  4. Michael Fuchs: Jacob Zeidler & Co Geschichte. In: porzellankompass.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. März 2015; abgerufen am 4. August 2022.
  5. Gerhard Schmidt-Stein: Schlesisches Porzellan vor 1945. Bergstadtverlag Korn, Würzburg 2007, S. 293.
  6. Jürgen Lillteicher: Rechtsstaatlichkeit und Verfolgungserfahrung. In: C. Goschler, J. Lillteicher (Hrsg.): „Arisierung“ und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums in Deutschland und Österreich nach 1945 und 1989. Göttingen 2002, S. 135.
  7. a b Tim Schanetzky: Arisierung – die Gelddruckmaschine der Nazis in: Nordbayerischer Kurier vom 21. Oktober 2021, S. 12.
  8. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band 1. Fischer, 1993, ISBN 3-596-24417-X, S. 137 ff.
  9. Bernd Polster: Designlexikon Deutschland. Köln 1999, S. 282.
  10. Bernd Polster: Wohndesign Deutschland. Köln 2008, S. 132, 197, 236 und 527.
  11. Martin Brandl: Gropius baut für Rosenthal: Porzellan-Fabrik auf dem Rothbühl in Selb als Baudenkmal eingetragen. In: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Denkmalpflege-Informationen. Nr. 148, März 2011, S. 44–46 (bayern.de [PDF; 5,7 MB; abgerufen am 10. November 2019]). Gropius baut für Rosenthal: Porzellan-Fabrik auf dem Rothbühl in Selb als Baudenkmal eingetragen (Memento des Originals vom 2. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blfd.bayern.de
  12. Die Geschichte Rosenthals: 1997–2000. In: rosenthal.de, abgerufen am 7. Oktober 2014.
  13. Porzellanhersteller: Rosenthal meldet Insolvenz an. In: Spiegel Online, 9. Januar 2009, abgerufen am 7. März 2015.
  14. Thomas Magenheim: Neuer Eigentümer: Rosenthal wird italienisch. In: tagesspiegel.de. 21. Juli 2009, abgerufen am 17. August 2021.
  15. Thomas Grether: Sambonet Paderno Industrie S.p.A. In: Unternehmeredition - Know-how für den Mittelstand. 29. Oktober 2009, abgerufen am 9. Oktober 2021.
  16. Wertvolles Rosenthal-Archiv jetzt in Selb - Das Rosenthal-Archiv bleibt auch nach der Übernahme des renommierten Porzellanherstellers durch die italienische Sambonet-Gruppe der Öffentlichkeit erhalten. In: Augsburger Allgemeine. 12. August 2009, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  17. Rosenthal-Archiv verkauft. Pressemitteilung der Insolvenzverwaltung Schultze & Braun. 12. August 2009, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 9. Oktober 2021.
  18. Porzellanikon, Ausstellungen, Rosenthal - ein Mythos. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
  19. Andre Tauber: Rosenthal im Kampf gegen billiges Ikea-Porzellan Die Welt online, 29. Dezember 2011, abgerufen am 15. Februar 2014
  20. rosenthal.de, Bellini, Mario, abgerufen am 17. Januar 2021.