Rudolf Heinrich (Bühnenbildner)

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Rudolf Heinrich (* 10. Februar 1926 in Halle (Saale); † 1. Dezember 1975 in London) war ein deutscher Bühnenbildner.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Heinrich wurde 1926 in Halle an der Saale als zweites von sieben Kindern geboren. Der Vater war Schneidermeister. Rudolf ging in Halle zur Schule. Ende 1943 wurde er von der Christian-Thomasius-Schule mit dem Reifevermerk zum Arbeitsdienst eingezogen. Nach seinem Kriegsdienst kam er bei Salzburg in ein amerikanisches Gefangenenlager und arbeitete nach der Entlassung 1 Jahr als Landarbeiter auf einem Bauernhof in Dorfen (Oberbayern).

Er absolvierte von 1946 bis 1948 die Malklasse Burg Giebichenstein in Halle bei Charles Crodel. Gleichzeitig machte er 1948 in den Hallischen Theaterwerkstätten ein Praktikum bei Paul Pilowski. Im Anschluss daran war er 1948 Bühnenbildassistent in Leipzig bei Max Elten. In Halle hatte er sich der Künstlervereinigung „Die Fähre“ angeschlossen.

Von 1950 bis 1954 arbeitete er am Landestheater Halle als Ausstattungsleiter. Dort schuf er Bühnenbilder für 33 Stücke in Oper, Ballet und Schauspiel. Ab 1952 hielt er Kurse für Bühnenbild an der Staatlichen Hochschule für Theater und Musik Halle innerhalb des Regie-Seminars. Er erhielt 1957 in Halle für Ausstattungen von Händelopern (Ezio, Radamisto, Poros und andere; Regie: Heinz Rückert)[1] den Nationalpreis der DDR. 1959 errang er für Hoffmanns Erzählungen (Regie: Walter Felsenstein) den 1. Preis des „Theaters der Nationen“ in Paris.

1953 holte Walter Felsenstein Rudolf Heinrich an die Komische Oper Berlin, ab 1954 war er dort Ausstattungsleiter. Zur Eröffnung der neuen Leipziger Oper schuf er 1960 die Ausstattung für Die Meistersinger von Nürnberg (Regie: Joachim Herz). Im selben Jahr erarbeitete er mit Walter Felsenstein an der Komischen Oper Verdis Oper Othello.

Neben Gastspielen in Paris, Prag, Moskau, Wiesbaden unternahm er Studienreisen nach Italien, Frankreich, Finnland, Slowakei und Albanien.

1959 und 1960 gab Rudolf Heinrich Kurse für Bühnenbild bei den von Friedelind Wagner geleiteten Meisterkursen der Bayreuther Festspiele (mit Joachim Herz und Walter Felsenstein).

1961 wurde er an die Akademie der Künste der DDR berufen, floh jedoch nach Westdeutschland,[2][3] wo er als Sowjetzonenflüchtling den Flüchtlingsausweis der Gruppe C erhielt.

Ab 1962 arbeitete er in München mit Fritz Kortner, Günther Rennert, Joachim Herz, Otto Schenk, Götz Friedrich, Leopold Lindtberg, Arnold Wesker, Bernd Fischerauer und anderen zusammen.

Rudolf Heinrich wurde 1964 Leiter der Bühnenbildklasse der Akademie der Bildenden Künste München und 1970 Professor. Studierende waren neben anderen Rüdiger Tamschick, Herbert Wernicke und Thomas Pekny.

Rudolf Heinrich hat vor allem für die Opernhäuser in München, Hamburg, Schwetzingen, Mannheim, Frankfurt, Santa Fe (New Mexico), Paris, Moskau, Leipzig, Berlin, für die Salzburger Festspiele, Metropolitan Opera (New York), Teatro alla Scala (Mailand), Schauspielhaus Zürich und National Opera London gearbeitet, außerdem an Wiener Staatsoper und Burgtheater. Er schuf 1973 bis 1975 in Leipzig mit Joachim Herz die Ausstattung für Der Ring des Nibelungen.[4][5] An die Akademie der Künste in West-Berlin wurde er 1972 berufen.

Er starb am 1. Dezember 1975 in London, während er an der Ausstattung für Salome arbeitete. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Perlach in München.[6] Er war verheiratet in 1. Ehe mit der US-amerikanischen Sopranistin Joan Carroll.[7] Mit seiner 2. Ehefrau Ursula Heinrich hatte er einen Sohn Antonius. Sein Bruder war der Kostüm- und Bühnenbildner Reinhard Heinrich.

Die Akademie der Künste Berlin führt eine Rudolf-Heinrich-Sammlung mit etwa 3000 Arbeiten von Rudolf Heinrich.[8] Seine Arbeiten nach Weggang aus der DDR 1962 befinden sich im Österreichischen Theatermuseum in Wien.[9]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1957: Mein Freund Harvey (Direktübertragung aus den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin – Bühnenbild: R. Heinrich)[10]
  • 1960: La Traviata (Aufzeichnung aus der Hamburgischen Staatsoper – Bühnenbild: R. Heinrich)[11]
  • 1965: Das schlaue Füchslein (Studioaufzeichnung – Bühnenbild und Kostüme: R. Heinrich)
  • 1966: Le nozze di Figaro (Aufzeichnung von den Salzburger Festspielen, ORF – Bühnenbild und Kostüme: R. Heinrich, Regie: Günter Rennert, Dirigent: Karl Böhm)
  • 1967: Liebe für Liebe (Fernsehfilm – Bühnenbild: R. Heinrich)[12]
  • 1968: Der Rosenkavalier (DVD, Wiener Staatsoper – Bühnenbild: R. Heinrich, Regie: Otto Schenk, Dirigent: Leonard Bernstein)
  • 1969: Arabella (Studioaufzeichnung)[13]
  • 1969: Othello (Studioaufzeichnung – Szenenbild und Kostüme in Anlehnung an die Bühnenausstattung von R. Heinrich)
  • 1969: Jedermann (DVD, Salzburger Festspiele – Bühnenbild und Kostüme: R. Heinrich, Inszenierung: Leopold Lindtberg)[14]
  • 1970: Hoffmanns Erzählungen (Studioaufzeichnung – Bühnenbild in Anlehnung an die Bühnenausstattung von R. Heinrich)
  • 1970: Zum großen Wurstel (Salzburger Festspiele – Bühnenbild und Kostüme: R. Heinrich, Inszenierung: Oscar Fritz Schuh)[15]
  • 1971: Zum großen Wurstel (Direktübertragung aus dem Komödienhaus in Wilhelmsbad – Szenenbild von R. Heinrich)[16]
  • 1974: Maß für Maß (Fernsehfilm – Fernsehregie: Lutz Büscher nach R. Heinrichs Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme 1973 am Residenztheater)[17]
  • 1976: Die Zauberflöte (Fernsehaufführung des Opernhauses Leipzig – Bühnenbild und Kostüme: R. Heinrich)[18]
  • 2007: Walter Felsenstein Edition (DVDs bei Arthaus Musik)

Tondokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1957: Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur (im Kollektiv der Händelfestspiele)[19]
  • 1960: Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur „Für seine phantasievolle Gestaltung des Bühnenbildes zu Othello und für sein gesamtes bühnenbildnerisches Schaffen an der Komischen Oper“[20]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Herz: Theater – Kunst des erfüllten Augenblicks. Briefe, Vorträge, Notate, Gespräche, Essays. Henschelverlag, Berlin 1989.
  • Oskar Pausch (Hrsg.): Heinrich 2. Die Bühnenkünstler Rudolf und Reinhard Heinrich. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 1995, ISBN 3-205-98498-6.
  • Nora Eckert: Das Bühnenbild im 20. Jahrhundert. Henschelverlag, Berlin 1998.
  • Wolfgang Johannes Müller: Nachruf auf Rudolf Heinrich. In: Bühnentechnische Rundschau. Nr. 1, 1976, S. 25 (btrarchivdtBase2 [PDF; 10,4 MB]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tradition. Händel-Festspiele in Halle. In: haendelhaus.de. Abgerufen am 6. August 2023.
  2. Interviews mit prominenten DDR-Flüchtlingen: Joan Carroll und Rudolf Heinrich. In: ARD Mediathek. 29. November 1961; („Aktuelles Magazin“).
  3. Abenteuer Provenienzforschung: Wiederaufgetaucht, restituiert oder nur verdächtig? In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. Juni 2023] zur Ausstellung „Spurensicherung. Die Geschichte(n) hinter den Werken“ in der Akademie der Künste, 29. Oktober 2022 – 22. Januar 2023.): „Auch was Republikflüchtige wie der erfolgreiche Bühnenbildner Rudolf Heinrich im Osten zurückließen, betrachtete der DDR-Staat als sein Eigentum. Ausgestellte Karteikarten, Fotodokumente, Archivalien machen die Methoden der Provenienzforschenden nachvollziehbar.“
  4. Wagner Rheingold Herz. Die Wotans und die Nibelheimer Dampfkessel-Werke. In: RundfunkSchätze. Abgerufen am 4. Juni 2023 (mit Foto und Figurinen von Rudolf Heinrich).
  5. Künstlerpositionen: Wagner – Herz. Akademie der Künste, Berlin, abgerufen am 6. August 2023 (Foto: Die Walküre, 1974 Oper Leipzig (Inszenierung Joachim Herz, Ausstattung Rudolf Heinrich), Wotan (András Faragó) und das Feuer).
  6. Grab von Rudolf Heinrich (1926-1975). In: Münchner Friedhofsportal. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  7. Geburtstage im Juli 2012 – 27.7. Joan Carroll wird 80 (Memento vom 1. Mai 2015 im Internet Archive), Der Neue Merker
  8. Archiv Darstellende Kunst: Rudolf Heinrich Sammlung, Akademie der Künste Berlin, abgerufen am 12. November 2010
  9. Handzeichnungen. In: theatermuseum.at. Abgerufen am 6. August 2023.
  10. Mein Freund Harvey (1957). Fernsehaufführung einer Komödie in drei Akten von Mary Chase. In: Fernsehen der DDR - Online Lexikon der DDR-Fernsehfilme, Fernsehspiele und TV-Inszenierungen. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  11. Programm vom Sonntag, den 25. Dezember 1960. In: tvprogramme.net. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  12. Liebe für Liebe. Komödie von William Congreve. In: gertrud-kueckelmann.hpage.com. Abgerufen am 11. Juni 2023 (mit Szenenfoto).
  13. Richard Strauss - Arabella (Studioproduktion der Hamburger Staatsoper). In: crew-united.com. Abgerufen am 10. Juni 2023.
  14. Jedermann 1969. In: salzburgerfestspiele.at. Abgerufen am 5. August 2023.
  15. Zum großen Wurstel 1970. In: salzburgerfestspiele.at. Abgerufen am 5. August 2023.
  16. Filmographie. In: ndl.uni-freiburg.de. Arthur Schnitzler-Archiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, abgerufen am 11. Juni 2023.
  17. Maß für Maß. In: filmportal.de. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  18. Die Zauberflöte (1976). In: Fernsehen der DDR - Online Lexikon der DDR-Fernsehfilme, Fernsehspiele und TV-Inszenierungen. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  19. Träger des Nationalpreises 1957. In: Berliner Zeitung, 7. Oktober 1957, Jg. 13, Ausgabe 234, S. 6.
  20. Liste der Träger des Nationalpreises der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur (1960–1969)