Schloss Proschwitz

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Schloss Proschwitz, Ansicht vom Park

Schloss Proschwitz ist ein Schloss im Stil des Barock bei Zadel im Landkreis Meißen. Ihm angeschlossen ist Sachsens ältestes noch existierendes Weingut.

Geschichte

Die Proschwitzer Berge waren von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation im Besitz der Bischöfe von Meißen. Ein großer Teil der in Sachsen benötigten Messweine kam in dieser Zeit aus dem Proschwitzer Weingut.

Die erste urkundliche Erwähnung eines Ritters Eckbert von Proschwitz erfolgte in einem Dokument von 1102. Der Ortsname Proschwitz deutet auf eine frühe sorbische Besiedlung hin. Bis zur Reformation und anschließender Säkularisierung der meisten kirchlichen Güter war Proschwitz bischöfliches Tafelgut.

Ab dem Jahr 1554 war das Anwesen in Besitz von Ernst von Miltitz. Nach der Zerstörung des Schlosses im Dreißigjährigen Krieg erwarb Peter Werdemann 1657 das Anwesen zusammen mit dem Patronatsrecht für Zscheila. Der Baubeginn des Barockschlosses ist auf die Familie von Schilling zurückzuführen, die das Anwesen 1704 erwarb. Im Jahr 1732 kaufte es die verwitwete Gräfin Magdalena von Beichlingen, geborene von Miltitz, und errichtete einen schlichten L-förmigen barocken Schlossbau. Nach dem Tod der Gräfin ging dieser zunächst in den Besitz ihrer zweiten Tochter, der Gräfin von Gersdorff, über. Im Jahr 1790 erwarb der Kursächsische Hofmarschall und Freiherr Carl Friedrich von Berlepsch das Schloss. Danach gelangte es an die Familie von Carlowitz.

Im Zeitraum von 1882 bis 1888 wurde Schloss Proschwitz durch den Anbau eines Wohnflügels nach Westen erweitert. Im Jahr 1901 fand auf dem Schloss die Hochzeit des Reichsgrafen Clemens zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld mit Friederike Freiin von Carlowitz statt. Nach deren Tod 1909 gelangten Rittergut und Schloss in Lippeschen Besitz. Ab 1914 wurde das Schloss unter der Federführung des Architekturbüros Lossow & Kühne restauriert. 1943 beschlagnahmte die NSDAP das Schloss und brachte darin Kinder aus bombengefährdeten Regionen Deutschlands unter.

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Christian Prinz zur Lippe im Zuge der Bodenreform entschädigungslos enteignet, inhaftiert und schließlich in die westlichen Besatzungszonen ausgewiesen. Anschließend wurde das Schloss ausgeplündert und als Lungenheilanstalt genutzt. 1979 erfolgte die Umwandlung in ein Kreisrehabilitationszentrum für geistig behinderte Kinder und Erwachsene. Zwischen 1990 und 1991 kaufte Georg Prinz zur Lippe das Weingut zurück. 1997 erwarb er auch das Schloss Proschwitz für 1.250.000 DM, das noch bis September 2000 für die Betreuung Behinderter genutzt wurde. Anschließend erfolgte die Sanierung des Gebäudes.

Dienerhaus

Das Dienerhaus an der Ostseite des Schlosshofes wurde 1776 erbaut, wobei der Kern des Gebäudes von älterer Bausubstanz ist. Es besteht aus zwei zweigeschossigen, barocken Walmdachpavillons, verbunden durch einen Zwischenbau mit vorgeblendeter Balustrade am Obergeschoss und einem Uhrturm mit Haube.

Schlosspark

Im west- und südwärts stark bewegten Gelände des Knorrgrundes entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein englischer Landschaftsgarten mit einer Größe von fünf Hektar. Ab 1913 wurde die geometrisch-französische Gartenanlage im Stil des frühen 18. Jahrhunderts vor der Westfassade angelegt. Eine überlebensgroße Sandsteinfigur eines gerüsteten Kriegers aus dem 17. Jahrhundert, vermutlich ein Geschenk aus Fontainebleau, schmückt den Park, in dem sich ein alter mittelalterlicher Weinkeller befindet.

Weingut

Das Weingut Schloss Proschwitz ist das älteste private Weingut Sachsens. Der Weinbau jenseits des 50. Breitengrades wird durch die südliche Disposition der Weinberge, das günstige Mikroklima des Elbtales sowie in der Bodenkombination aus Lößlehm und Graniturgestein ermöglicht.

Zwischen 1990 und 2008 erfolgt eine Sanierung des Weingutes. Betriebssitz ist ein Vierseithof aus dem 18. Jahrhundert. Das Weingut wurde 1996 in den Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP) aufgenommen. Die Lage Schloss Proschwitz gehört zur Großlage Spaargebirge innerhalb des Bereichs Meißen im Weinbaugebiet Sachsen.

Die Rebfläche beträgt 2008 79 Hektar (100 %). Davon waren im Jahr 2008 64,3 Hektar (81,4 %) im Ertrag.

Der Anteil der Rebsorten verteilt sich auf

Rebsorte Fläche in ha Flächenanteil in %
Grauer Burgunder 13,9 17,6
Elbling 7,3 9,2
Weißer Burgunder 7,3 9,2
Spätburgunder 5,9 7,5
Riesling 4,8 6,1
Dornfelder 4,2 5,3
Scheurebe 3,7 4,7
Müller-Thurgau 6,2 7,8
Traminer 2,6 3,3
Goldriesling 2,9 3,7
Regent 2,2 2,8
Frühburgunder 3,1 3,9
Dunkelfelder 0,2 0,3

Junganlagen/ Umbruch nehmen ca. 14,7 ha ein, das entspricht 18,6 % der Rebfläche.

Literatur

  • Schuften für den Aufstieg Ost. In: Handelsblatt vom 6. Oktober 2006.
  • Pit Falkenstein: Prinz und Bauer. In: weekend Journal Nr. 59, Beilage zum Handelsblatt vom 23. März 2007.
Commons: Schloss Proschwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 10′ 45,2″ N, 13° 28′ 31,1″ O