Shlomo Finkelstein (Online-Aktivist)

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Shlomo Finkelstein (* 4. Mai 1996[1]) ist das Pseudonym des deutschen rechtsextremen[2] Online-Aktivisten Aron P., der rassistische, islamfeindliche und antifeministische Inhalte verbreitet. Zu den verbreitetsten Formaten der Person gehört die Video-Reihe Die Vulgäre Analyse, die heute als „feste Instanz in der rechtsradikalen Online-Welt“ gilt.[3]

Person[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Person hinter dem Pseudonym handelt es sich um Aron P., der aus Nordrhein-Westfalen stammt.[4]

Er wurde 2020 wegen Volksverhetzung, Verbreitens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und der Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgemeinschaften zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Der Staatsanwaltschaft ist die Identität des Mannes somit spätestens seitdem bekannt.[4]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung, Anfänge und der Podcast Honigwabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vulgäre Analyse startete 2015 auf YouTube. In seinen Videos verbreitet Finkelstein Hass auf Muslime, Feministen, Schwarze, Migranten, Politiker und Medien. In der Anfangszeit war dabei insbesondere der Islam Ziel seiner Hassbotschaften. Im Hintergrund seiner Videos zeigte er etwa Bilder eines geschändeten Korans.[4][5] Mitunter verbreitet er antisemitische Mythen wie den „Kulturmarxismus“. Ein wiederkehrendes Element sind Porträts von Samuel Johnson, die er in seinen Videos anstelle seiner eigenen Person zeigt. Die Porträts sind teils graphisch verändert und wurden zu seinem Symbol.[4] Bis 2018 hatte der Kanal knapp 60.000 Abonnenten und seine Videos wurden millionenfach geschaut.[6] Er war außerdem prominent auf der (inzwischen eingestellten) rechts-alternativen Crowdfunding-Plattform Hatreon vertreten, die der US-amerikanischen Alt-Right zugerechnet wird.[7] Auf YouTube ist der Kanal mittlerweile gesperrt worden, woraufhin Finkelstein seine eigene Video-Plattform gründete, die auf Personen im Ausland registriert ist. Darüber hinaus betreibt er einen Podcast namens Honigwabe. In diesem waren Björn Höcke (AfD), Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Jason Miller (CEO von Gettr) zu Gast. Gettr gehörte seit November 2021 auch zu den Finanziers seiner Videos.[4]

Der Hackerskandal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In die öffentliche Wahrnehmung rückte Finkelstein, als im Zuge der Ermittlungen um den Hack privater Daten deutscher Politiker und Prominenter 2018/2019 bekannt wurde, dass der Täter sich insbesondere auf Finkelsteins Kanälen radikalisiert hatte.[7][8][9] Unter den Opfern waren zahlreiche Personen, die sich kritisch mit Finkelstein beschäftigten oder gegen die er sich kritisch geäußert hatte.[10][7] Die Extremismusforscherin Julia Ebner erklärte, dass Die Vulgäre Analyse „viele junge Leute politisiert und teilweise wohl auch radikalisiert“ habe.[7] Finkelsteins Zuhörerschaft gilt zudem als wirkmächtige „Troll-Armee“, die von ihm ausgesuchte Ziele mit Hassnachrichten überschütten kann und so eine wichtige Funktion beim Kampf um die politische Meinungshoheit der extremen Rechten spielt.[4]

Stolzmonat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finkelstein ist Mitinitiator der Social Media Kampagne „#Stolzmonat“ im Jahre 2023, bei der er dazu aufrief, soziale Medien während des Pride Month mit nationalistischen und queerfeindlichen Postings zu fluten. Anstatt der Regenbogenfahne zeigten die Postings eine in sieben Farben gestaffelte Deutschlandflagge. Gleichzeitig sollte die Aktion ein Gegennarrativ verbreiten, wonach Deutsche durch LGBT-Akteure unterdrückt würden. Neben Finkelsteins Anhängern beteiligte sich auch die AfD an der Verbreitung der Kampagne.[11][12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://x.com/shlomo96/status/1786702368739922111
  2. Felix Huesmann: Twitter-Klon Gettr: Was steckt hinter dem sozialen Netzwerk von rechts? 18. Januar 2022, abgerufen am 3. August 2023.
  3. Karolin Schwarz: Hasskrieger: Der neue globale Rechtsextremismus. Verlag Herder GmbH, 2020, ISBN 978-3-451-82001-4, S. 51 (google.com [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  4. a b c d e f Samira Alshater: Troll-Armee: „Shlomo Finkelstein“ – Menschenverachtung als Witz verpackt. In: Belltower.News. 28. Januar 2022, abgerufen am 14. Juli 2023.
  5. Julia Ebner: Going Dark: The Secret Social Lives of Extremists. Bloomsbury Publishing, 2021, ISBN 978-1-5266-4209-7, S. 115 (google.com [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  6. Samira Alshater: Die Vulgäre Analyse: Plumpe Provokation und Hass auf YouTube. In: Belltower.News. 18. Januar 2018, abgerufen am 14. Juli 2023 (deutsch).
  7. a b c d (S+) YouTube-Hetzkanal „Die Vulgäre Analyse“: Die Hetzer hinter dem Hacker. In: Der Spiegel. 22. Januar 2019, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  8. Bettina Biron, Bettina Pospisil, Gerhard Backfried, Edith Huber: Kriminalität auf Social Media auf der Spur – mit Methode. In: Christian Grafl, Monika Stempkowski, Katharina Beclin (Hrsg.): Sag, wie hast du's mit der Kriminologie?: Die Kriminologie im Gespräch mit ihren Nachbardisziplinen. Kriminologische Gesellschaft, 2021, ISBN 978-3-96410-018-4 (krimg.de [PDF; abgerufen am 14. Juli 2023]).
  9. Julia Ebner: Radikalisierungsmaschinen: Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren. Suhrkamp Verlag, 2019, ISBN 978-3-518-76322-3, S. 190 (google.com [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  10. H. Denker, A. Vahid Roodsari, L. Wienand, B. Kartheuser: Nach Festnahme: Wie konnte ein 20-Jähriger den Hackerangriff schaffen? In: t-online. 8. Januar 2019, abgerufen am 14. Juli 2023.
  11. Samira Alshater: Björn Höcke zu Gast im rechtsextremen Troll-Podcast. In: Belltwoer.News. Abgerufen am 27. Juli 2023.
  12. Kompetenznetzwerk Rechtsextremismusprävention: #Stolzmonat – Rechtsradikale Social Media Kampagne gegen den Pride Month. In: Amadeu Antonio Stiftung. 6. Juni 2023, abgerufen am 2. August 2023.