Siepe (Kalbe)

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Siepe
Koordinaten: 52° 44′ N, 11° 24′ OKoordinaten: 52° 43′ 47″ N, 11° 24′ 22″ O
Höhe: 51 m ü. NHN
Fläche: 3,63 km²[1]
Einwohner: 43 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 12 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Jeetze
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039030
Siepe (Sachsen-Anhalt)
Siepe (Sachsen-Anhalt)

Lage von Siepe in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Siepe

Siepe ist ein Ortsteil der Ortschaft Jeetze und der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siepe, ein kleines Straßendorf mit Kirche,[1] liegt etwa 8 Kilometer nördlich der Stadt Kalbe (Milde) am Rande des Kalbeschen Werders in der Altmark. Die Sieper Graben fließt nach Norden in den Augraben.[3]

Nachbarorte sind Störpke im Nordwesten, Jeetze im Nordosten, Vietzen im Süden und Güssefeld im Südwesten.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1324 wird das Dorf Siepe erstmals als Sype erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[4] Weitere Nennungen sind 1330 in villa Sypen, 1346 dorp tor zipe, 1687 Siepe[1] und 1804 Siepe, Dorf mit Lehnschulze und Rademacher.[5]

Im Jahre 1529 hatte der Hauptmann zu Spandau, Jakob von Jeetze, das Dorf vom Hospital St. Georg in Salzwedel gegen Einkünfte in Jeetze, Prezier und Kassuhn erworben.

Johann Friedrich Danneil schrieb im Jahre 1863, dass es nicht unwahrscheinlich sei, dass Dorf früher dort stand, wo sich die Breiten „rümpt Dörpstede“ (ausgeräumte Dorfstätte) und „Dörpsted im Busch“ befinden.[6] Zahn konnte die Lage der Dorfstätte nicht ermitteln und hält die Aussage für unwahrscheinlich. Er beschreibt eine mögliche Wüstung im Nordwesten des Dorfes.[7]

Südöstlich des Dorfes kurz vor Dolchau liegt die alte Dorfstelle Gölitz.[8]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann erkennt in den Namen 1324 sype, 1467 to der zype, 1575 die siepe das Verb „siepen“ für „quellen, sickern“. Die springige Senke nördlich am Dorfe ist die Siepe.[9] Jürgen Udolph erklärt die Siepe als ein in Nord- und Mitteldeutschland bezeugtes Wort für einen „träge rinnenden Wasserlauf“.[10]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Kalbe auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Siepe in die Gemeinde Jeetze eingemeindet.[11] Am 1. Januar 2010 wurde Jeetze in Kalbe (Milde) eingemeindet. So kam Siepe am gleichen Tag als Ortsteil zur neuen Ortschaft Jetze und zur Stadt Kalbe (Milde). Am 1. Januar 2010 wurde Jeetze nach Kalbe (Milde) eingemeindet, gleichzeitig kam damit Siepe als Ortsteil zur Stadt Kalbe (Milde) und zur neuen Ortschaft Jeetze.[12]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 077
1774 072
1789 066
1798 061
1801 073
1818 075
1840 089
1864 103
Jahr Einwohner
1871 106
1885 092
1892 [00]093[13]
1895 087
1900 [00]094[13]
1905 092
1910 [00]091[13]
1925 087
Jahr Einwohner
1939 076
1946 134
2015 049
2016 044
2017 041
2018 041
2020 [00]042[14]
2021 [00]040[14]
Jahr Einwohner
2022 [0]46[2]
2023 [0]43[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946[1] und 2015 bis 2018[15]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Siepe, die früher zur Pfarrei Jeetze gehörte,[16] wird heute betreut vom Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Jeetze stammen aus dem Jahre 1573.[18]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Siepe trug früher das Patrozinium St. Nikolaus.[1] Sie ist ein spätromanischer Feldsteinbau aus einem flach gedeckten Schiff und einem Westquerturm.[20] Die Kirche war eine Filialkirche von Jeetze.[16] Eine dendrochronologische Untersuchung eines abgesägten Balkens im ersten Obergeschoss des Turmes lieferte ein Fälldatum um etwa 1327.[10]
  • Der Nikolauskirche war 1507 von 24 Kardinälen ein Ablassbrief ausgestellt worden.[13][21]
  • Der Kirchhof, das Gelände um die Kirche, wird als Ortsfriedhof genutzt.[22]

Sage aus Siepe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beckmann berichtete 1763: Im Dreißigjährigen Krieg hat bei Siepe ein Baum gestanden, der als Warte diente, da man von ihm aus, wie vom Dolchauer Berg, alle 7 Städte der Altmark sehen konnte. Man nannte ihn den Prüssen-Baum, nach einem Mann diesen Namens der sehr alt geworden war.[21]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2087–2090, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 144 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 341–342, 154. Siepe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siepe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2087–2090, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 378 (Digitalisat).
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 348 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00370~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Johann Friedrich Danneil: Die Wüsten der Altmark. Fortsetzung und Schluß. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 13. Jahresbericht, 1863, S. 51 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  7. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 412.
  8. Messtischblatt 1681: Jeetze. Reichsamt für Landesaufnahme, 1932, abgerufen am 3. Februar 2019.
  9. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 26.
  10. a b Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 512–515.
  11. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 278 (PDF).
  12. Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Bildung einer neuen Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Kalbe (Milde), Brunau, Engersen, Jeetze, Kakerbeck, Packebusch und Vienau (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 8, 26. August 2009, S. 208–214 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 307 kB; abgerufen am 22. August 2021]).
  13. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 144 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  14. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  15. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  16. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze. In: ekmd.de. Abgerufen am 1. November 2022.
  18. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 3. November 2022.
  20. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 450.
  21. a b Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2. Berlin 1753, 5. Teil, 1. Buch, IX. Kapitel, Spalte 63–64 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10936702~SZ%3D00484~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  22. Cornelia Kaiser: Keine Bestattungen mehr. Friedhof Dolchau. In: Volksstimme Magdeburg. 27. März 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 3. Februar 2019]).