Simpsonit
Simpsonit | |
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Simpsonitkristall aus dem Alto do Giz Pegmatit, Ecuador, Brasilien | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Spn[1] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/D.27 IV/D.27-020 4.DC.10 08.07.05.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol | trigonal-pyramidal; 3[4] |
Raumgruppe | P3 (Nr. 143)[5] |
Gitterparameter | a = 7,381 Å; c = 4,516 Å[5] |
Formeleinheiten | Z = 1[5] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 7,5[6] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 6,68 bis 6,82; berechnet: [6,82–6,86][6] |
Spaltbarkeit | keine |
Bruch; Tenazität | muschelig[6] |
Farbe | cremeweiß, gelb, bräunlichgelb; im Durchlicht farblos[6] |
Strichfarbe | weiß[6] |
Transparenz | durchscheinend[6] |
Glanz | Diamantglanz[6] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 2,045[7] nε = 2,025[7] |
Doppelbrechung | δ = 0,020[7] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | blauweiße Kathodolumineszenz; selten bei kurzwelligem UV-Licht gelbe Fluoreszenz[6] |
Simpsonit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung Al4Ta3O13(OH)[2] und damit chemisch gesehen ein Aluminium-Tantal-Oxid mit Hydroxidionen.
Simpsonit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt meist idiomorphe bis hypidiomorphe, tafelige oder kurzprismatische Kristalle in Zentimetergröße, die entweder farblos oder durch Fremdbeimengungen von gelber bis bräunlichgelber Farbe sind.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstbeschreibung von Simpsonit, als Bestandteil eines tantalreichen Granit-Gangs („Tabba Tabba Pegmatit“) innerhalb des Pilbara-Kratons, stammt von dem australischen Mineralogen H. Bowley.[8] Die Typlokalität befindet sich ungefähr 50 km südlich von Port Hedland im australischen Bundesstaat Western Australia. Bowley benannte das Mineral zu Ehren seines Kollegen Edward Sydney Simpson (1875–1939), einem ebenfalls staatlich angestellten Mineralogen, der zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zur Mineralogie Westaustraliens beisteuerte. Das Typmaterial befindet sich heute im Western Australian Museum in Perth.
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Simpsonit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung „MO2- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit Nolanit und Thoreaulith die „Nolanit-Simpsonit-Thoreaulith-Gruppe“ mit der System-Nr. IV/D.15 bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/D.27-020. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo Simpsonit zusammen mit Alumotantit, Bahianit, Billwiseit, Rankamait, Sosedkoit und Szklaryit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[3]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Simpsonit in die Abteilung der „Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis von Metall zu Sauerstoff, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen; Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.DC.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Simpsonit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 08.07.05 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Simpsonit kristallisiert in der trigonalen Raumgruppe P3 (Raumgruppen-Nr. 143) mit den Gitterparametern a = 7,381 Å und c = 4,516 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle[5].
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Simpsonit tritt nur selten als akzessorischer Bestandteil in tantalreichen granitischen Pegmatiten auf. Begleitminerale sind unter anderem Beryll, Mikrolith, Muskovit, Quarz, Spodumen, Tantalit und verschiedene Turmaline.
Bisher konnte das Mineral an 13 Fundorten (Stand: 2009) nachgewiesen werden. Neben der Typlokalität in Australien sind dies unter anderem die Alto do Giz Pegmatite in Ecuador/Borborema in Brasilien; in der Tanco-Mine bei Bernice Lake in Kanada; in den Masisi Mountains von Kivu (Demokratische Republik Kongo); Ostkasachstan (Shyghys Qazaqstan); Halbinsel Kola in Russland; sowie Mutoko und Bikita in Simbabwe.[10]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A. M. Macommoa: Simpsonite and other tantalates from Bikita, Southern Rhodesia. In: Mineralogical Magazine. Band 27, Nr. 192, 1946, S. 157–165, doi:10.1180/minmag.1946.027.192.03 (englisch, rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
- T. Scott Ercit, Petr Černý, Frank C. Hawthorne: The crystal chemistry of simpsonite. In: The Canadian Mineralogist. Band 30, 1992, S. 663–671 (englisch, rruff.info [PDF; 726 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 544 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Simpsonit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Simpsonite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Simpsonite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ David Barthelmy: Simpsonite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 7. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ a b c T. Scott Ercit, Petr Černý, Frank C. Hawthorne: The crystal chemistry of simpsonite. In: The Canadian Mineralogist. Band 30, 1992, S. 663–671 (englisch, rruff.info [PDF; 726 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
- ↑ a b c d e f g h Simpsonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 55 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
- ↑ a b c Simpsonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ H. Bowley: Simpsonite (sp. nov.) from Tabba Tabba, Western Australia. Report of the Department of Mines Western Australia, for 1937. In: Journal of the Royal Society of Western Australia. Band 25, 1939, S. 89–92 (englisch).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Simpsonit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 7. Dezember 2022.